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14th of February

von Susan

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Langsam öffne ich die Augen und sehe mich um. Das Zimmer ist Licht durchflutet. Ich blinzele. Die Balkontür ist einen Spalt geöffnet und ich kann den kalten Windhauch spüren. Ich sehe zur anderen Hälfte des Bettes. Howard liegt nicht mehr neben mir.

Ich schließe die Augen und ziehe mir die Decke bis zum Hals. Als mir einfällt, welcher Tag heute ist, habe ich noch weniger Lust aufzustehen.

Der Tag den Howard immer so aufwendig zelebriert. Aufwendig und immer auf die gleiche Art und Weise, seit 4 Jahren.

Er steht früh auf und backt Eierkuchen - zum Frühstück. Seit 40 Jahren kriege ich nichts was über Kaffee hinausgeht zum Frühstück runter. Er deckt den Tisch und wenn er meint, es ist an der Zeit, dass ich aufwache, lässt er diesen Song spielen. "My love is your love" (wobei ich mir nicht sicher bin, dass das passt). Er ist uralt. Ich habe ihm nie gesagt, wie schlecht ich dieses Lied finde.

Er hält es wohl für besonders romantisch und irgendwann wurde es zu "unserem Lied", nachdem er mir erklärt hatte, dass doch wohl jedes Paar ein spezielles Lied bräuchte.

Ich werfe wieder einen Blick auf die leere Betthälfte und erinnere mich daran, dass du früher dort lagst.

Wir hatten kein gemeinsames Lied und weder du noch ich haben uns daran gestört.

Wir haben auch nie Valentinstag gefeiert. Du meintest, wenn man jemanden wirklich liebt, dann braucht man keinen durch die Gesellschaft verordneten Tag, an dem man sich daran erinnern muss.

Das macht Sinn.

Aber vielleicht bin ich diesem Tag auch nur abgeneigt, weil mir diese romantische Ader fehlt, die jeder Frau - und im Zuge der Gleichberechtigung auch jedem Mann - mit in die Wiege gelegt wird.

Ich weiß es nicht.

Allerdings tendiere ich dazu, Dinge, die andere - und vor allem Howard - als romantisch empfinden, als kitschig abzulehnen.

Dieser Song.

Dieses Valentinstagsritual.

Vielleicht bin ich im Laufe der Jahre einfach nur eine alte verbitterte Frau geworden.

Immer noch besser als eine alte verkitschte Frau.

Ich schätze das einzig wirklich romantische Erlebnis, bei dem ich mich nicht sofort an Klischee überladene, überspannte Holodeckinszenierungen erinnert fühlte, hatte ich vor fast sechs Jahren mit dir.

Wir waren ausgeritten - etwas, wofür du mich zu begeistern versuchtest.

Wir hielten uns in einem Waldstück auf, schließlich wurde es dunkel und kalt. Und dann plötzlich - ich weiß nicht mehr warum - stiegen wir ab, du nahmst meine Hand, zogst mich zu dir und fingst wortlos an mit mir zu tanzen. Ganz langsam. Mitten im Wald.

Gut, wäre helles Mondlicht dabei gewesen, würde dieses Erlebnis auch ein schönes Klischee werden.

Ich höre den Song anfangen.

Widerwillig schlage ich die Decke zurück und steige aus dem Bett. Ich werde diesen Tag schon überstehen, so wie ich jeden Tag dieser Art überstehe - mit möglichst geringer emotionaler Beteiligung. Howard wird wieder eifrig und entzückt genug sein, von der romantischen Note des Morgens, um es mir nicht anzumerken.

Du hattest es gemerkt.

Ich ziehe mir den Bademantel über, der eigentlich dir gehört, den du aber seit unserem Eklat nicht abgeholt hast.

Ich gehe die Treppe hinunter. Howard empfängt mich mit einem breiten Grinsen. "Alles Liebe zum Valentinstag, mein Schatz!"

Er ist ganz anders als du.

Aber ich bin glücklich mit ihm.

Ich frage mich, warum ich ihn immer noch mit dir vergleiche.

Ich vermisse dich nicht.

Ich lächle müde, bevor er mich umarmt.

ENDE
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