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Eine äußerst komplizierte Angelegenheit (1)

von leni1983

Kapitel 1

„Es ist ganz leicht, John!“, rief Charles Tucker gut gelaunt und griff nach einer leicht gebogenen, silberfarbenen Stange.

„Bist du sicher?“, fragte Jonathan Archer, ehe er zum Himmel aufblickte, an dem sich erste graue Wolken zeigten. Dann warf er wieder einen Blick auf den olivgrünen Stoffhaufen im gelbgrünen Gras und die mikadoähnlich verteilten Zeltstangen am Boden. Er wurde einfach nicht schlau daraus und auch wenn Trip das Gegenteil behauptete, so wirkten die Bemühungen des Ingenieurs eher, als ob er nach dem Prinzip „Versuch-und-Irrtum“ arbeiten würde.

Eine halbe Stunde später waren sie mit dem Aufbau ihres Zeltes noch immer kein bisschen vorangekommen.
„Hattest du nicht gesagt, es sei ganz leicht“, brummte der Captain der Enterprise und pfiff laut und durchdringend nach seinem Beagle Porthos, denn die Wolken am Himmel wurden immer dunkler und verdichteten sich. Der Wind begann ebenfalls aufzufrischen.

„Keine Sorge, ich hab es gleich, John“, versicherte Trip, sein bisheriger Misserfolg hatte seiner guten Laune keinen Abbruch getan.
Porthos kam vor Freude kläffend zwischen einigen Bäumen hervor geschossen und sprang übermütig an den Beinen seines Herrchens hoch.
Archer tätschelte ihm den Kopf, ehe er sich wieder Tucker zuwandte. „Das hoffe ich. Denn so wie es gerade aussieht, wird es hier gleich ziemlich ungemütlich werden. Und ich hab eigentlich keine Lust, an Bord zurückzukehren, weil es uns nicht gelungen ist, ein Zelt aufzubauen. Dafür habe ich zu lange auf diesen Urlaub gewartet.“

Trip hatte eine Stange unter den Stoff gesteckt und schaute nun hinter dem olivgrünen Vorhang hervor. „Ist dir wohl peinlich, was? Vor allem T’Pol gegenüber“, feixte er und grinste seinen besten Freund an.

„Das hat doch nichts mit T’Pol zu tun“, behauptete Archer und wandte den Blick ab, ehe ihm eine passende Erwiderung einfiel. „Außerdem sollte dir das peinlicher sein als mir. Schließlich bist du der Ingenieur und du schaffst es nicht mal eine Behausung aus Stoff und Stangen zu errichten.“

„Ach, was! Lenk nicht ab“, brummte Trip. „Gib lieber zu, dass dir T’Pols Meinung wichtig ist. Du magst sie mehr als dir lieb ist und als du zugeben magst.“

John schaute wieder zum Himmel und antwortete nicht. Inzwischen braute sich tatsächlich ein Unwetter zusammen. Die Wolken wirkten nicht mehr nur unheilschwanger, sondern geradezu bedrohlich.

Stimmte es, was Trip sagte? Dass ihm T’Pols Meinung wichtig war? Wenn Jonathan ehrlich sich selbst gegenüber war und das fiel ihm in diesem Fall ziemlich schwer, dann musste er diese Frage mit „Ja“ beantworten. Und er musste eigentlich zugeben, dass es ihn ziemlich interessierte, was T’Pol dachte. Seit dem Aufbruch der Enterprise hatten sich seine Gefühle ihr gegenüber völlig verändert. Anfangs hatte er der jungen Frau mit den spitzen Ohren sehr misstrauisch gegenüber gestanden, er hatte sich von ihr beobachtet gefühlt und war sich irgendwie auch minderwertig vorgekommen. T’Pol war Vulkanierin und von Botschafter Soval mitgeschickt worden, um die Versuche der Menschheit, ins All vorzudringen, zu unterstützen und natürlich auch, um regelmäßig Bericht beim vulkanischen Oberkommando zu erstatten.
Archer mochte die Vulkanier nicht, seiner Meinung nach hatten sie die Arbeit seines Vaters jahrelang behindert. Sie wollten der Menschheit nicht erlauben, ihre eigenen Fehler zu machen.
Doch so sehr er sich auch angestrengt hatte, T’Pol nicht zu mögen, inzwischen hatte der Captain seinen vulkanischen Ersten Offizier zu schätzen gelernt. Die junge Frau war absolut zuverlässig, sie war ihm gegenüber loyal und hielt sich an seine Befehle. Er hatte sogar den Eindruck, dass sie damit begonnen hatte, seiner Intuition zu vertrauen. Natürlich äußerte sie nach wie vor ihre Bedenken, wenn sie welche hatte. Sie vertraute ihm ihre Meinung und ihre Sichtweise an und er hatte damit begonnen, auf ihre Einwände und Bedenken zu hören, anstatt sie haltlos in den Wind zu schlagen.
Je mehr er darüber nachdachte, desto bewusster wurde ihm, wie gern er sie mittlerweile tatsächlich hatte, ja, er fühlte sich sogar zu ihr hingezogen. Wie um Himmels Willen hatte das passieren können?

„Jetzt sei nicht eingeschnappt und hilf mir mal!“, rief Trip und riss Archer urplötzlich aus seinen Gedanken. Jonathan zuckte erschrocken zusammen. Er versuchte zu verdrängen, was er eben gedacht hatte und wandte sich seinem besten Freund zu.

Gemeinsam zerrten sie an dem Stoffballen, den Tucker ziemlich wahllos mit Stangen versehen hatte. Für einen Moment richtete sich die Konstruktion auf, es sah annähernd wie ein Zelt aus.
„Na bitte“, sagte Trip zufrieden. Jonathan beäugte die im Wind flatternden Stoffbahnen misstrauisch. Bevor er eine Bemerkung machen konnte, die seine Zweifel in Worte fassen konnte, blitzte es und ein riesiger Donnerschlag zerriss die Luft. Der Boden erbebte kurz und das Gebilde fiel in sich zusammen. Strömender Regen prasselte auf die beiden Freunde nieder.

„Was hast du gerade gesagt?", knurrte der Captain nach ein paar Sekunden. Regenwasser strömte ihm über das Gesicht und tropfte ihm von der Nasenspitze. Wieder zuckten Blitze über den Himmel und kurz darauf war ein weiterer Donnerschlag zu hören.

„Vergiss es", gab Trip zurück und wischte sich mit einer lässigen Handbewegung das Wasser aus den Augen. Dann betrachtete er den durchtränkten Haufen, der ihnen bei dieser Art von Wetter eigentlich Unterschlupf bieten sollte.

„Benötigen Sie beide vielleicht meine Hilfe?"

Archer und Tucker fuhren gleichzeitig herum und starrten völlig überrumpelt auf T'Pol, die ebenfalls bereits von Kopf bis Fuß durchnässt auf der Wiese stand.

„Ich stehe Ihnen gerne zur Verfügung, wenn Sie meine Hilfe denn möchten“, wiederholte die Vulkanierin, da sie noch keine Antwort erhalten hatte. Einen Augenblick später ergänzte sie: „Sollten Sie mich nicht brauchen, werde ich wieder zur Enterprise zurückkehren.“

Endlich erholten sich die beiden Offiziere von ihrer Überraschung, traten zur Seite und gaben den Blick auf den hoffnungslosen verdrehten Stoffhaufen und die durcheinander geratenen Stangen frei.

„Wir würden Ihre Mithilfe sehr begrüßen“, sagte Trip schließlich und konnte sich ein amüsiertes Grinsen nicht verkneifen. Er beschloss den Anblick, den die sonst so würdevolle junge Frau gerade bot, für immer im Gedächtnis zu behalten.

Es dauerte trotz T’Pols Hilfe eine ganze Weile bis das Zelt stand und als sie es endlich aufgebaut hatten, hörte der Regen auf.
„Sehr witzig!“, knurrte der Ingenieur und wedelte mit der Faust drohend zum Himmel. Archer, der mit viel Mühe bereits ein qualmendes Lagerfeuer entfacht hatte, kicherte.

Trotz des schlechten Starts wurde es ein unerwartet gemütlicher Abend und Archer beschloss die wenigen freien Tage zu genießen. So schnell würde er diesen Zeltaufbau jedenfalls nicht vergessen.
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