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Falsche Entscheidung

von Straw28

Kapitel 1

Betaversion am 5. Okt '15 von Emony hochgeladen
Falsche Entscheidung
A/N: Und noch etwas Altes... dieses Mal was zu Spock. Viel Spaß beim Lesen.


A/N: Hallo, das hier hat mir Spaß gemacht und irgendwie habe ich das gebraucht, um mir meinen Kummer etwas fortzuschreiben. Eigentlich hatte ich vor, in nächster Zeit kein Star Trek zu schreiben... doch scheinbar war meine Muse da andere Meinung. Von daher erblickt dies jetzt das Licht der Welt. Trotzdem ist hier auch eine winzige Spur Humor drin. Wer es findet, darf es behalten. ;-) Wünsche viel Spaß und hoffe, dass hier gefällt euch.



‚Jim, du machst einen Fehler.‘

Dr. „Pille“ Leonard McCoy war Arzt aus tiefst erfundener Leidenschaft, die ihn sein gesamtes Leben begleitet hatte. Schon als Kind hatte ihn interessiert, wie die Dinge funktionierten oder Menschen innen drin tickten.

Wohl deswegen wäre er beinahe Psychiater geworden. Aber das Schicksal hatte andere Pläne für ihn und als ihm damals die hübsche Trill über den Weg gelaufen war und seine Welt völlig auf den Kopf gestellt hatte, meldete er sich schließlich für ein Medizinstudium an. Die hübsche Sportlerin blieb zwar nur eine kurze Episode, dagegen seine Leidenschaft für die Medizin nicht.

McCoy zog deswegen nach vielen Jahren den Schluss, dass aus dieser alten Leidenschaft wie Menschen tickten, auch sein Interesse an Spock herrührte. Jedoch auch in all den zusammen verbrachten Tagen, Stunden und Jahren wusste Leonard noch immer nicht, wie der Vulkanier tatsächlich tickte.

Immer wieder war es Spock möglich, den Doktor zu überraschen.

Deswegen konnte Pille auch nicht sagen, was Spock über die baldige Beförderung ihres Freundes Jim Kirk wirklich dachte. Der Halbvulkanier war undurchsichtig wie eh und je.

Mit keiner Gefühlsregung hatte Spock gezeigt, was er von Jims Plänen hielt, den Posten eines Admirals einzunehmen.

Weder an dem Abend, wo sie als alte Freunde zusammen gesessen hatten und Kirk ihnen seinen Plan mitteilte, noch irgendwann später. Der Doktor war damals in die Luft gegangen und hatte ihm ins Gesicht gesagt, dass er einen Fehler beging.

Spock dagegen war ruhig sitzengeblieben und hob nur einem Augenblick seine rechte Braue an. Doch ob dies über das unlogische Verhalten des Arztes oder den Plan von Jim war, konnte man nicht sagen.

Verdammtes Spitzohr, ärgerte sich McCoy noch immer darüber. Als ob wir nicht wüssten, dass neben deinem Eisklotzherzen auch ein Menschliches schlägt.

Davon war Pille überzeugt, auch wenn der Vulkanier ständig versuchte, ihn vom Gegenteil überzeugen zu wollen.

Er war sich sicher, dass Spock es nur besser verstand, diese besondere Seite zu verbergen.

Zerbrechlich waren er und sein Herz.

Etwas, das Pille schon gespürt hatte, als er ihm das erste Mal begegnete. Man vermutete es nicht auf den ersten Blick, doch hinter der Schale des kalten Vulkaniers, verbarg sich eine empfindliche Seele, die von einem rauen abweisenden Kern geschützt wurde.

Jahrelanges Training eben, stellte Pille für sich bestimmt zum hundertsten Male fest. Er denkt vielleicht das gleiche wie ich, sagt es nur nicht aus vulkanischer Höflichkeit heraus. Es war ein gottverdammter Irrtum was Jim da vorhatte. Und Mister Vulkanier musste selbst mit seiner vermaledeiten Logik zum selben Schluss gekommen sein.

Etwas, was Pille seinem Freund Kirk gebetsmühlenartig immer wieder gesagt hatte.

Aber Jim war nicht umzustimmen gewesen.

Pille ahnte nicht, dass sein Freund kaum eine andere Wahl gehabt hatte. Admiral Nakamura hatte Kirk in diesen Posten gedrängt, weil er glaubte, jemand wie James. T. Kirk könnte die angefresse Moral der Sternenflotte wieder anheben.

Das war der wirkliche Grund, weswegen er Kirk beförderte hatte, gegen dessen Willen.

Der sofortige Austritt aus der Flotte, wäre die einzige Alternative für den Kommandanten gewesen. Dies jedoch war etwas, was für einem Menschen, wie Kirk es war, niemals in Frage gekommen wäre. Denn sein gesamtes Leben war die Enterpreise und die Sternenflotte. Einen anderen Daseinszweck kannte er nicht, deswegen hatte er Nakamura zugestimmt.

Selbst wenn Jim gewusst hatte, dass es falsch war.

Er hatte es lange nicht fertig gebracht, die Entscheidung seinen beiden Freunden mitzuteilen.

Jim wusste im Grunde, wie ihre Reaktionen ausfallen würden. Der sonst so selbstsichere Captain hatte Angst gehabt, dass sie seine eigenen Zweifel in Worte kleiden würden.

Also hatte er sich dafür entschieden, sie vor vollendete Tatsachen zu stellen und damit jede Diskussion zu unterbinden. Deswegen war ihr gestriger Abend auch ziemlich kurz ausgefallen.

Kirk hatte Pille und Spock offiziell mitgeteilt, dass der Vulkanier in einigen Tagen das Kommando über die Enterpreise erhalten würde, damit er Admiral werden konnte.

McCoy war nach seinem Gefühlsausbruch wütend aus dem Quartier seines Freundes geflüchtet und auch Spock war kurz darauf schweigend gegangen.

Seitdem hatten alle Drei vermieden, sich außerhalb ihres Dienstes zu begegnen.

Der Vulkanier etwa hatte nicht seine übliche Tagschicht übernommen, sondern eine Nachtschicht für Sulu, der sich mit der rigelianschen Grippe angesteckt hatte.

Was auf den ersten Blick logisch erschien, aber auffällig war, wenn man ihn gut genug kannte. Pille selbst hatte sich in der Krankenstation eingeigelt und piesackte Sulu .

Schließlich fasste der Doktor am nächsten Morgen einen Entschluss und suchte das Quartier von Spock auf.

‚Wenn einer Jim umstimmen kann, ist er es ‘, dachte er für sich.

Etwas rabiater als sonst bestätigte Pille den Türsummer, aber es tat sich vorerst nichts.

‚Verdammt, hoffentlich ist er überhaupt da. Ich hätte mich vorher vergewissern müssen‘, war Pilles verärgerter Gedanke.

Er versuchte es ein weiteres Mal und endlich glitt die Tür vor ihm auf. Aus dem Raum drang ein eigenartiger Duft hervor. Eine Mischung aus Thymian und vulkanischer Wüstenrose.

Der Geruch vernebelte Pille einen Moment lang die Sinne, ehe er sich wieder sammeln konnte und bemerkte, dass er angesprochen worden war.

„Doktor McCoy, geht es Ihnen gut?“, fragte ihn die ruhige Stimme Spocks.

„Nein, verdammt, geht es mir nicht“, stieß Pille hervor und betrat den Raum.

Hinterm schloss sich die Tür mit einem leisen Zischen.

Eine Welle heißer Luft schlug ihm entgegen.

Das Quartier war auf die typischen Umweltverhältnisse des Vulkans eingestellt worden.
Etwas was Pille daran erinnerte, dass Spock bei jeder seiner Schichten erbärmlich frieren musste.

Vielleicht sollte ich ihm eine Heizdecke zum Geburtstag schenken, überlegte der Doktor sich und ihm fiel wieder ein, dass er gar nicht wusste, wann der Vulkanier geboren worden war.

Feierte seine Spezies diese Jahrestage überhaupt ?

Für einen Augenblick erschien vor seinem inneren Auge das Bild von Vulkaniern mit bunten Papierhüten auf den Köpfen, die Limbo tanzten.

„Doktor?“, holte die Stimme des Vulkaniers McCoy aus seinem Tagtraum.

Spock sah den Arzt genau an und sein Blick schien nach etwas zu forschen.

Er selbst trug einen schwarzen Umhang, mit der verschnörkelten Schrift seiner Heimatwelt. Hinter seinem Rücken erkannte McCoy einen Gebetsschrein. Scheinbar hatte der Vulkanier gerade meditiert oder hatte es vorgehabt.

„Kann ich Ihnen weiter helfen?“, fragte Spock in seiner kühlen Art.

„Ja, verdammt, das können Sie“, stimmte Pille zu.

Als er nicht weiter fortfuhr, hob sich die schräge vulkanische Braue etwas an. Scheinbar erwartete Spock mehr Informationen.

„Sie müssen mit Jim sprechen“, platze es aus dem Doktor raus. Aber auch das genügte Spock nicht.

„Nun, ich kann Ihnen versichern, dass der Captain und ich sehr häufig miteinander sprechen, schließlich bin ich sein …“

Pille wusste nie so recht, ob sich der Vulkanier einen Scherz mit ihm erlaubte oder nicht. Für ihn war ganz klar was er wollte, deswegen unterbrach er ihn einfach. „Nein, das meine ich nicht. Sie müssen mit Ihm über die Sache sprechen.“

„Die Sache?“, fragte Spock mit Irritation in seiner Stimme. „Ich versichere Ihnen, Captain Kirk ist ausreichend über die Sache informiert und kennt zahlreiche Rituale der Paarung .“

„Verdammt, Spock, ich meine nicht das. Ich will, dass Sie mit Jim über seine Beförderung reden.“

„Warum sollte ich das tun?“

„Weil es falsch ist“, rechtfertigte Pille seine Meinung. „Sagen Sie mir jetzt bloß nicht, Sie denken nicht genauso.“

Der Vulkanier faltete aufreizend langsam seine langen Finger zusammen, ehe er eine Antwort gab. „Selbst wenn ich so denken würde, ist es Jims Recht, seine eigenen Entscheidungen zu treffen. Mögen sie uns auch als falsch erscheinen.“

„Na tolle Ausrede“, murmelte Pille, aber er war nicht bereit aufzugeben. „Er ist Ihr Freund, Spock, das sagten Sie selbest und deswegen sind wir verpflichtet es ihm zu sagen, wenn er falsch liegt. Jim verlässt sich in solchen Dingen auf uns. Selbst Sie Eisklotz, müssten das mittlerweile wissen.“

Spock wendete sich vom Arzt ab und Pille befürchtete schon, dass er gleich aus dem Raum gebeten wurde.

„Das alles ist mir gewiss“, sagte der Vulkanier schließlich. So leise das McCoy Probleme hatte etwas zu verstehen. „Ich habe versucht es logisch zu sehen, aber…“ Hier brach er ab und endlich verstand ihn sein Besucher.

‚Da brat mir doch einer ein Huhn, er hat es schon längst getan‘, dachte sich Pille und wusste nicht recht, was er dazu sagen sollte.

„Was… ich meine… hat er es verstanden?“, wollte der Arzt wissen.

„Ich denke schon, aber es hat nichts an seiner Entscheidung verändert“, erklärte Spock und kämpfte mit sich selbst. Auch das konnte man nur erkennen, wenn man ihn gut genug kannte. Seine schmalen Schultern hoben und senkten sich nur kaum merkbar, bei diesen Worten.

Doch Pille ahnte, dass es hinter seiner Stirn brodelte und kochte.

Schließlich drehte sich Spock zu seinem Besucher um. „Er ist sich gewiss, dass wir uns… sorgen und glauben, dass es verkehrt ist. Dennoch wird er das Schiff verlassen.“

In der Stimme des Vulkaniers erklang Endgültigkeit und vielleicht sogar eine Spur von Wehmut. „Im Sinne der Logik, rate ich davon ab, ihn in dieser Sache noch ein weiteres Mal aufzusuchen.“

Pille nickte, er begriff es endlich und es tat weh.

Er begann sich aus dem privatem Raum des Vulkaniers zurückzuziehen. Nicht jedoch, ohne Spock noch etwas zu sagen.

„Ich danke Ihnen. Es war sicher schwer für Sie, mir das zu sagen und mit ihm zu sprechen.“

Der Vulkanier blieb störrisch wie immer und schwieg dazu.

Erst als McCoy zur Tür heraus war, ballte er seine Hände zu Fäusten.

‚Jim, du machst einen eklatanten Fehler‘, dachte Spock.

An diesem Tag fand er keine Ruhe für eine Meditation.
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