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Schicksalspfad - das kleine "Was wäre wenn?"

von Colina

Finally at home

Ich hoffe, es wird alles gepostet -.- manchmal passiert es hier, dass die Hälfte gar nicht online kommt. Tut mir leid!
Finally at home.



Wie oft schon hatte Kathryn Janeway das schon gedacht? Aber irgendwie stellte sich nicht die erhoffte Erleichterung und Befriedigung ein, wenn sie diese abschließenden Worte dachte. Oder murmelte. Oder in der Abgeschiedenheit ihres Appartements laut sagte.

Ja, sie waren zuhause. Die Odyssee der Voyager hatte mit einem Feuerwerk und einem Flug unter der Golden Gate Bridge in San Francisco geendet. Sie waren zuhause.

Wieso aber nur stellte sich die Ruhe nach dem platonischen Sturm nicht ein? Kathryn wusste es nicht. Sie fühlte sich fremd in der Welt, der sie einmal angehört hatte. Sie vermisste ihr Schiff, ihre Mannschaft, ihren Stellvertreter. Sie vermisste Chakotay.

Es war nicht fair von ihr gewesen, sich zu freuen, als Seven mit ihm Schluss machte. Das war es nicht gewesen. Doch Kathryn konnte sich ihrer Erleichterung nicht erwehren. Chakotay und Seven passten nicht zusammen. Sie waren viel zu verschieden. Seven war aufs Menschliche gesehen ein Kind; viel zu unreif für die richtige Welt; für Männer.

Und doch war Chakotay in ihre Arme geflüchtet, als er die ständigen Zurückweisungen nicht mehr ertragen konnte. Kathryn selbst hatte ihn von sich getrieben, weil ihr die Protokolle der Sternenflotte so wichtig waren.

Im Nachhinein bereute sie diesen Entschluss, hatte sie dadurch doch Chakotay verloren. Doch ein gutes hatte diese Situation auch – sie hatte sich selbst gegenüber endlich eingestanden, dass sie ihn liebte. Nicht so wie Justin vor vielen Jahren, oder Mark. Nein, bei keinem der beiden hatte ihr Herz wie wild in ihrer Brust geschlagen und besagte Schmetterlinge, über welche sie immer nur amüsiert gelacht hatte, in ihrem Bauch umherflatterte. Die Beziehungen zu Justin und Mark waren mit dem Kopf getroffen worden, ihre Liebe aber zu Chakotay mit dem Herzen. Und ihr Kopf hatte ihr mal wieder alles vermasselt!



„Captain Janeway?“ Eine junge, zögerliche Stimme erhob sich. Kathryn sah von den neusten föderalen Bestimmungen, die auf dem Padd in ihren Händen gespeichert waren, auf. Sie saß in der großen Cafeteria des Hauptquartieres und hoffte inständig, dass nicht erneut um ein Autogramm gebeten wurde – oder ein Foto. Sie hatte diese Berühmtheit nicht gewollt, wollte nicht zu offiziellen Anlässen eingeladen werden und auf Schritt und Tritt überwacht werden. Sie wollte nicht im Rampenlicht stehen. Sie wollte keine Fragen mehr beantworten. Sie wollte keine Heldin sein.



„Ja?“, fragte sie dennoch, der Höflichkeit zu liebe. Die junge Frau, die das Wort an sie gerichtet hatte, war Orionerin. Ihre grüne Haut schimmerte leicht und ihr rotes Haar hatte sie zu einem langen Zopf geflochten. An ihrer Kadettenuniform konnte Kathryn erkennen, dass sie im zweiten Jahr war.



„Ich habe hier eine Nachricht für Sie, Ma’am. Man bat mich sie Ihnen zu bringen.“ Kathryn wurde das Padd gereicht, dann zog der junge Offizier sich zurück.






Hallo Goldvögelchen!

Ich habe Karten für das Musical „König der Löwen“ in Hamburg,

Ich erwarte dich und deine Schwester dort pünktlich!!!

Sie will uns jemanden vorstellen.

Prof. G. Janeway





Kathryn ließ das Padd sinken und holte tief Luft. Sie war jetzt seit zwei Wochen zurück und stellte beschämt fest, dass sie ihre Mutter und ihre Schwester nur ein einziges Mal gesehen hatte, ehe der Fluss von Verpflichtungen, Befragungen, Dokumenten und der Öffentlichkeit sie mich sich gerissen hatten. Und nun hatte ihre Mutter scheinbar die Reißleine gezogen.

Hamburg war auch im vierundzwanzigsten Jahrhundert die Geburtsstätte vom Musical „König der Löwen“. Ihre Mutter zog normalerweise Sydney, Australien vor, doch wenn es um diesen Klassiker ging, beorderte Gretchen Janeway alle nach Hamburg.

Kathryn blickte auf den Chronometer und raffte eilends ihre Sachen zusammen. Sie hatte noch einige Meetings und musste noch etliche Arbeiten verrichten, damit sie sich am Abend für ihre Familie freinehmen konnte.





Kathryn hatte es geahnt und sich darauf vorbereitet. Tapfer lächelte sie in die Kameras der Reporter und ignorierte die laut eingeworfenen Fragen. Wo blieb nur das blöde Schiff, dass sie vom Hafen über das Wasser auf die kleine Insel tragen würde, auf der das Musicalgebäude stand?



„Captain Janeway, stimmen die Gerüchte um eine Beförderung?“



„Ma’am, haben Sie noch Kontakt zu ihren Crewmitgliedern?“



„Wie fühlt es sich an, wieder zuhause zu sein?“



„Was sagen Sie zum Aus der Beziehung zwischen Seven of Nine und Commander Chakotay?“



„Ist ihr Projekt „Seven of Nine“ geglückt? Wird sich die Borg uns anpassen, Captain?“



„Vermissen Sie das Weltall?“



„Captain, werden Sie Ihre Karriere als Tänzerin wieder aufnehmen?“



Kathryn entschied, da das Schiff auf sich warten ließ, dass dies eine der weniger tragfähigen Fragen war, diese zu beantworten und darauf zu hoffen, dass das Schiff endlich auftauchte.



„Ich denke nicht. Das Tanzen war für mich immer ein Hobby, keine Karriere. Karriere habe ich bei Starfleet gemacht.“, erwiderte sie zum ersten Mal am Abend eine Frage.



Zu ihrem Glück legte das Schiff endlich am Hafen an. Sicherheitspersonal, das für den Hafen zuständig war, drängten die Reporter zurück, sodass Kathryn unbehelligt das Schiff betreten konnte.





Allerdings verlief die Schifffahrt nicht halb so angenehm wie Kathryn es sich erhofft hatte. Natürlich hatte man ihre Ankunft bemerkt – es lag nicht an den hübschen, leicht schimmernden schwarzen Kleid, den hochhackigen Schuhen und den hochgesteckten rotbraunen Haaren – und die Neuigkeit, die >Heldin des Deltaquadranten< an Bord zu haben, verbreitete sich in rasender Geschwindigkeit.



Beinahe so schnell wie Neuigkeiten an Bord der Voyager weitergetragen wurden.



Der Captain des Schiffes, welches die Gäste innerhalb weniger Minuten zur Insel brachte, verließ seinen Posten, um sie persönlich an Bord Willkommen zu heißen. Kathryn schüttelte lächelnd die dargebotene Hand und fühlte sich durch die Blicke der anderen Gäste und die mobilen Bildaufnahmegeräte, die man auf sie richtete, genötigt, das Angebot des Captains, die Brücke des Schiffes zu besichtigen, anzunehmen.



Mit einem Lächeln auf den Lippen ließ sie sich die altertümliche Schiffssteuerung erklären, lachte über Captainswitze – die ehrlich gesagt alles andere als komisch waren – und spielte die Ideale Passagierin. Trotzdem war Kathryn mehr als froh, das Passagierschiff verlassen zu können und das schmerzhafte, aufgesetzte Lächeln aus ihrem Gesicht zu tilgen.



„Kathryn!“ Die Stimme ihrer Mutter riss Kathryn aus ihren düsteren Gedanken und zauberte ihr ein ehrliches Lächeln auf die Lippen.



„Mom!“ Kathryn umarmte ihre Mutter. Gretchen Janeway war eine resolute Frau Anfang sechzig. Sie hatte blond-braunes Haar und braune Augen. Die obligatorischen blauen Augen waren Janeway-Gene. Gretchen war eine geborene Creek.



„Wie schön, dass du es einrichten konntest, Kind.“, meinte Kathryns Mutter trocken und erneut fasste Reue nach Kathryn. Sie hatte ihre Familie zurückgestellt, seit sie auf der Erde angekommen waren, so, wie sie es seit Jahren mit ihrem Privatleben machte. Doch Gretchen und Phoebe verdienten das nicht. Es war eine Sache, was Kathryn mit ihrem Privatleben machte, eine andere, ob sie ihre Familie ignorierte.



„Ich weiß und es tut mir schrecklich leid. Kannst du mir verzeihen?“, fragte sie ihre Mutter bittend. Gretchen Janeways strenge Züge verschwanden aus ihrem Gesicht.



„Aber natürlich, mein Goldvogel. Ich finde es nur bedauerlich, dass ich dir einen Befehl schicken muss, damit du dich an deine arme einsame alte Mutter erinnerst.“ Kathryn grinste leicht.



„Genau genommen kannst du mir keine Befehle geben, Mom. Du bist Professorin, kein Offizier.“ Innerlich seufzte Kathryn. Ihre Mutter hatte es schon immer verstanden, ihr ein schlechtes Gewissen einzureden, wenn Kathryn zu sehr Offizier war. Dann spielte sie immer die „arme-einsame“-Karte aus. Dass zu dieser Aufzählung inzwischen „alt“ gehörte, signalisierte Kathryn, wie sehr sich doch die Erde in den letzten Jahren gewandelt hatte. Gretchen Janeway war älter geworden.



„Wirst du wohl aufhören, solch eine Haarspalterei zu betreiben!“, wurde Kathryn sogleich getadelt. Gretchen Janeway war unendlich stolz auf ihre Tochter, doch in ihren Augen war Kathryn Janeway nichts weiter als Kathryn Janeway. Sie zollte ihrer Tochter Respekt für das, was sie durchgemacht und erreicht hatte. Doch sie hob ihre Tochter auf kein Podest und betete sie an.

Kathryn war ihr dafür dankbar.



„Bin schon still. Phoe will uns also jemanden vorstellen?“, fragte Kathryn neugierig und entspannt. Gretchen lachte.



„Ich bin selbst neugierig. Sie kennen sich erst seit ein paar Wochen, aber ich sag es dir: deine Schwester hat es erwischt. Sie redet ununterbrochen über den jungen Mann und geht häufig aus.“, tratschte Gretchen und hob den Arm, um besagter Schwester zu winken, die – alleine – auf die beiden Frauen zukam.



„Kath!“ Schon fand Kathryn sich in einer Umarmung mit ihrer kleinen Schwester wieder. Phoebe Janeway war schlank. Sie hatte dieselben braun-blonden Haare wie ihre Mutter und die braunen Augen. Wenn man die beiden Schwestern sah, so vermutete man nur selten, dass sie Geschwister waren. Während Kathryn ernst war und sich streng an Regeln hielt, ignorierte Phoebe diese und lebte ihr Leben in den Tag hinein. Sie arbeitete als Künstlerin, tanzte viel und war gesellig. Kathryn zog die Einsamkeit und Ernsthaftigkeit vor.



„Phoe! Ich habe dich vermisst.“ Trotz aller Gegensätze liebten die beiden Schwestern sich innig und hielten zusammen, komme was da wolle.



„Und, wo ist der geheimnisvolle „Mister Right“?“, stichelte Kathryn sogleich. Phoebe lächelte geheimnisvoll-verträumt.



„Er holt Getränke und etwas zu Essen. Er ist der reinste Goldschatz.“ Gretchen lächelte.



„Das freut uns. Wir sind schon sehr gespannt, wer der geheimnisvolle Mann ist, von dem du seit Tagen schwärmst.“ Phoebe grinste breit und renkte sich dann den Hals aus, um nach ihrem Traummann zu suchen.



„Ah, da kommt er ja schon. Hier sind wir!“ Fröhlich wedelte sie winkend mit ihrer Hand und Kathryn holte tief Luft. Der Mann musste ein dickes Fell haben, ihre Schwester war nicht unbedingt unauffällig und diskret. Mehrere Köpfe drehten sich in ihre Richtung, mancher verweilte länger auf der hübschen jungen Frau, ehe sie beflissentlich den Blick abwandten, nur um wenige Sekunden später erneut zu schauen.

Kathryn verdrehte die Augen. Ihre Schwester fiel schon immer auf wie ein bunter Hund, während sie, Kathryn, eher durch ihre Leistungen auffiel.



„Da bist du ja.“ Phoebe strahlte den Mann an und schmiegte sich sogleich an seine Seite. Kathryn wurde aus ihren Jugenderinnerungen gerissen und blickte auf – direkt in die ihr wohlbekannten braunen Augen, in die sie seit sieben Jahren täglich Blicke. Wie erstarrt stand sie da und fand erst nach einigen Sekunden ihre Stimme wieder.



„Chakotay?“ Kathryn hoffte inständig, es handelte sich um ein Missverständnis.
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