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Star Trek Legacy I: Of Duty and Honor

von Telai

Kapitel 1

Kapitel 1


Langsam wanderte Salik durch die Gänge der USS Bones. Gedankenverloren strich sie über die Wände, hörte auf das leise Summen des Antriebs und machte sich ihre ganz eigenen Gedanken über die Beförderung. Warum tue ich mir das eigentlich an? Die Verantwortung auf irgendeinen Captain aufzupassen… Ach ja, stimmt. Ich mache das, weil die Sternenflotte es verlangt, dachte sie mit einem resignierenden Seufzen. Salik wurde schon wieder auf ein anderes Schiff versetzt und es schmerzte sie dieses Mal schon ein wenig. Irgendwie mochte sie die USS Bones, obwohl es schon recht verwunderlich war, dass das alte Schiff nicht auseinander fiel. Natürlich war ihr bewusst, dass Versetzungen dazu gehörten. Allerdings schien es ihr, als hege man eine gewisse Abneigung gegen sie. Salik erinnerte sich nicht, wann sie das letzte Mal länger als drei Monate auf dem gleichen Schiff gedient hatte. Sie setzte ihren Weg durch den Gang fort, nach wenigen Schritten erreichte die Romulanerin den Transporterraum. Zischend öffnete sich die Tür und sie trat zögernd ein. Es war niemand da, außer dem Chief, der gelangweilt hinter seiner Konsole stand. Gepäck hatte sie keines, ihre Habseligkeiten waren schon vor einer halben Stunde auf die Enterprise gebeamt worden, während sie sich von der Crew verabschiedet hatte. Oder eher gesagt von dem Teil der Leute, die sie zu schätzen wussten, was nicht viele waren. Zögernd trat sie nun auf die Plattform.
Tja ein weiteres Kapitel deines Lebens ist abgeschlossen, flüsterte es in ihr sogleich. Wieder ein neues Schiff und eine neue Crew. Hast du dir nicht vorgenommen, irgendwann doch mal ein Zuhause zu finden? Ja, eigentlich hatte sie sich das geschworen. Ein Schiff, auf dem sie es länger aushalten könnte, endlich einmal eine Unterbrechung in diesem rastlosen Leben. Es war nun einmal eben nicht leicht für sie in der Sternenflotte. Natürlich war eine Romulanerin, noch dazu im vollwertigen Rang eines Commanders, eine ziemliche Attraktion, allzu viel Sympathie hatte ihr ihre Abstammung jedoch noch nicht eingebracht. Zu tief mussten die Narben sitzen, die das Imperium dem Denken der Leute beigebracht hatte, zu frisch die Wunden der letzten Auseinandersetzungen. Aber Selbstgespräche zu führen würde ihre Probleme auch nicht lösen. Es war ihr doch irgendwo verständlich, dass man nicht viel Vertrauen in sie setzte. Ihre Vorgeschichte war zu undurchsichtig, zu viele Lücken darin, die sie nicht zu füllen gedachte, denn es gab Dinge, die man lieber für sich behielt. Trotz allem missfiel ihr diese Behandlung, sehr sogar. Oft hatte sie sich dagegen ausgesprochen, so von einem Schiff auf das nächste geschoben zu werden, doch bis jetzt hatte das leider noch keinen Erfolg gezeigt.
Der Chief räusperte sich. Die Romulanerin blickte auf und musterte ihn einen kurzen Moment. Der Mann hatte markante Gesichtszüge, seine Haut war von einem dunklen blau. Sie fragte sich, ob sie seinen Namen gewusst hätte, wenn sie länger hier gewesen wäre. Noch einmal sah sie sich um und zog die Uniformjacke unnötigerweise glatt. Ihr rechtes Ohr zuckte ein wenig, ein Zeichen dafür, dass sie aufgeregt war, obwohl ihr der Ablauf einer Versetzung eigentlich schon bestens vertraut sein müsste. „Energie“, murmelte sie und spürte sogleich das wohlbekannte Kribbeln des Transporterstrahls. Die Welt löste sich in tanzende Lichtpartikel auf und es kam ihr wieder einmal vor wie ein weiteres Ende.
Als Salik im Transporterraum der Enterprise materialisierte, erwartete sie eine junge Frau. Als sie von der Plattform stieg sah sie die Bajoranerin genauer an. Die dunklen Haare trug sie recht lang und ihre Augen funkelten warm. Sie war nicht sonderlich groß, Salik überragte sie um mindestens einen Kopf. Lya Quebyl war ihr Name, sofern sich Salik korrekt erinnerte, und sie trug die gelbe Uniform des Operations-Offiziers, die Bajoranerin war die Zweite Offizierin der Enterprise. „Sie sind Commander Salik, nicht wahr?“, fragte sie erwartungsvoll.
„Allerdings, und Sie sind Lya, wenn mich nicht alles täuscht?“
Sie nickte. „Es tut mir leid, aber wir haben wenig Zeit, der Captain erwartet Sie auf der Brücke. Folgen Sie mir bitte.“ Ohne ein weiteres Wort, jedoch mit einem professionellen Lächeln auf den Lippen, wandte sich die Zweite Offizierin um und verließ den Raum, mit hastigen Schritten, sodass Salik fast schon Mühe hatte ihr zu folgen. Zwar war Lya kleiner als sie, doch der Romulanerin kam es vor, als würde sie doppelt so große Schritte machen. Die Bajoranerin bewegte sich gezielt durch die verschlungen Gänge des riesigen Schiffs, sie blieb erst stehen, als sie den Turbolift erreichten. Kaum schlossen sich die Türen hinter ihnen, gab sie dem Computer den Befehl zur Brücke zu fahren. Während sie schweigend nebeneinander standen, warf Salik einen Blick auf ihre Spiegelungen an der Wandverkleidung. Sie trug selbstverständlich die reguläre Sternenflottenuniform. Ihre Haut wirkte zu blass, dass wusste sie genau, und die dunklen Ringe unter den Augen ließen sie wie ein Gespenst wirken. Die Türen öffneten sich zischend, als der Lift auf der Brücke ankam. Rasch traten beide aus dem Turbolift. Die Brücke war groß, wie sie es nicht anders auf dem Flaggschiff der Föderation erwartet hätte. Vorne die Konsole des Navigators und die OPS, vom zweiten Offizier des Flaggschiffes bedient, im hinteren Teil die Taktik und die Wissenschaft. Nach vorne hin senkte sich die Brücke leicht ab, in der Mitte war der Sessel des Captains und der des Ersten Offiziers zu finden.
Links, am Rand, war der Platz des Counselors. Lya deutete auf die Tür des Bereitschaftsraumes im hinteren Teil der Brücke. Salik nickte lediglich. Sie spürte die Blicke der Brückenbesatzung im Rücken, als sie nun den oberen Teil durchquerte. Es war recht spät, weshalb nicht alle Konsolen besetzte waren, lediglich eine hochgewachsene, schlanke Andorianerin an der Taktik und eine junger Mann auf dem Sessel des Counselors, sowie ein menschlicher Fähnrich an der Navigation.
So ruhig war es auf der Bones nicht zu gegangen, nicht einmal während der Nachtschicht. Vor der Tür des Bereitschaftsraumes blieb die Romulanerin stehen und sah noch einmal über die Schulter. Lya hatte sich zu ihrem Platz an der OPS begeben und lächelte ihr aufmunternd zu, während die Brückenoffiziere ihrer Arbeit nachgingen. Salik betätigte den Melder und trat, nach einem kleinen Moment des Zögerns, ein, als sich die Türen öffneten.
Da stand sie also und sah sich kurz um. Der Raum war eigentlich so eingerichtet wie auf einem Schiff der Galaxy-Klasse, nur ein wenig größer und die Farben waren kühler gehalten. Saliks neuer Vorgesetzter saß in seinem Sessel und blickte von einem Holodisplay auf, als die Romulanerin eintrat.
„Sie sind Commander Salik?“, fragte er, mehr aus Routine denn aus Neugierde, denn den Stirnkeil und die spitzen Ohren konnte man schlecht übersehen. „Allerdings, Sir“, antwortete sie knapp. Sie bemühte sich, den Mann nicht allzu überrascht anzustarren. Sie hatte ja gewusst, dass er ein Android war, aber diese goldene Farbe, die selbst seine Augen hatten, brachte sie doch ein wenig aus dem Konzept. Nicht, dass Salik das auch nur mit einem Zucken der Wimpern gezeigt hätte. Schweigen trat zwischen die beiden und die Romulanerin wartete darauf, dass er weiter sprach. Es war ihr, als läge etwas kühles in seinem Blick. Der Android legte den Kopf ein wenig schief und schien auf irgendetwas zu warten. Seine Mimik verriet nichts. Hab ich was vergessen?, überlegte Salik, unter dem stechendem Blick des Captain fühlte sie sich ein wenig unwohl. Früher hätte sie das in Wut versetzte, doch mittlerweile nahm sie es hin, wie vieles andere auch, und ignorierte das Kribbeln im Bauch, das uneingeschränkt in das warme Gefühl von brennendem Hass übergehen konnte, wenn sie es wollte. Man hielt ihr Volk für leidenschaftlich und das traf auch zu, grade wenn es um kriegerische Emotionen, vor allem aber um Stolz und Ehre ging. Vielleicht sollte ich mich ausnahmsweise an die Regeln halten, schoss es ihr durch den Kopf. Also bemühte sich die Romulanerin, Haltung anzunehmen und salutierte ganz nach Sternenflottenrichtlinien. „Commander Salik meldet sich zum Dienst, Sir“, sagte sie und starrte Data aus grünen Augen an. Sie wollte zwar eigentlich nicht vorschnell urteilen, aber im Moment kam es ihr vor, als ob sie und er nicht wirklich Freunde werden würden. Der Captain nickte langsam. „Bestätigt. Ich bin Captain Data, wie Sie sicher wissen.“ Er deute auf einen Stuhl vor seinem Schreibtisch. „Setzen Sie sich.“
Salik nahm Platz und blickte ihm weiterhin stumm in die Augen. Sie verrieten so viel über eine Person, doch es fiel ihr schwer, auch nur den Hauch einer Emotion in den seinen zu erkennen. „Also, Commander, wir werden wohl die nächsten zwei Monate zusammenarbeiten, bis unser neuer Erster Offizier eingetroffen ist.“
Sie nickte. Im Prinzip war sie also nur Aushilfsoffizierin, bis die Sternenflotte einen Nachfolger gefunden hatte. Nun, gefunden hatte man da im Prinzip bereits einen Kandidaten. Der war allerdings auf einer Langstreckenforschungsmission unterwegs und hatte um etwas Aufschub gebeten, denn die letzte Mission an Bord seines Schiffes wollte er noch zu Ende führen. Wenn dieser Offizier, soweit sie wusste war sein Name Sutherland, ein Mensch, dann in knapp zwei Monaten seinen Dienst antrat, würde man Salik wieder auf ein anderes Schiff beordern. Auch der Captain blickte sie nun prüfend an und faltete die Hände in einer langsamen Geste.
„Ich habe Ihre Akte gelesen“, sagte er dann und seine Worte klangen bedacht, so als würden sie bereits alles aussagen, was es zu wissen galt. Sie war ein wenig neugierig, das musste sie zugeben. Was er weiter sagen würde, konnte sie nicht abschätzen. Es war schon oft vorgekommen, dass man ihr aufgrund ihrer romulanischen Abstammung Abneigung entgegen brachte. Umso mehr verblüfften sie die folgenden Worte, welche ihr neuer Captain nun an sie richtete: „Ich muss ehrlich sagen, ich weiß nicht, ob ich so neutral über Sie urteilen kann, wie ich es sollte. Einige meiner persönlichen Erfahrungen mit Ihrem Volk waren Teils gut, Teils schlecht. Ich weiß nicht, ob wir gut miteinander auskommen werden.“ Ein Ausdruck von Resignation huschte über sein Gesicht. Salik war sich nicht einmal sicher, ob sie das richtig erkannt hatte, es wäre jedenfalls das erste Mal in diesem Gespräch, dass er überhaupt so etwas wie Gefühle zeigte. „Einige Anmerkungen in ihrem Lebenslauf gefallen mir nicht. Ein alter Freund, unter dem Sie auch einmal eine Zeit gedient hatten, erzählte mir ebenfalls einiges über Sie und ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, dass er nur positives berichtet hat. Er sagte mir, Sie seien.... schwierig.“
Salik lehnte sich ein wenig zurück, ein lauernder Blick lag in ihren Augen. Data schwieg für einen kurzen Moment, um sie abermals zu mustern. Dann schlich sich ein kleines Lächeln auf seine Lippen. Ein professionelles, nicht grade ernstzunehmendes, doch so eingeübt es auch wirkte, immerhin war es ein Lächeln.
„In jedem Fall sagte er mir, dass die Zusammenarbeit mit Ihnen durchaus eine Herausforderung ist.“ Das Lächeln auf seinen Lippen war distanziert und Salik hatte absolut keinen Zweifel daran, dass ihm ihre Anwesenheit hier nicht gefiel. „Nun, ich denke, wir werden uns beide bemühen, nicht?“ Er erhob sich mit diesen Worten, sie tat es ihm gleich.
„Aye, Sir“, war alles, was Salik dazu sagte. Was hätte sie auch sonst erwidern können. Die Hand, die Data ihr bot, ergriff sie mit einem kurzen, argwöhnischen Blick, den sie zu verstecken suchte.
„Nun denn, auf eine gute Zusammenarbeit.“
Sie nickte. „Aye, Sir. Ich werde Sie nicht enttäuschen.“ Wieder trafen sich ihre Blicke, und wäre Salik nicht so gut vom Tal Shiar geschult worden, sie hätte sich ein kaltes Grinsen nicht verkneifen können. Der Android deutete ein Nicken an. „Wegtreten.“
Ohne ein weiteres Wort wandte sich Salik um und verließ den Raum.


Einen kurzen Moment blickte ihr Data hinterher. Es war etwas in ihrem Blick, er konnte es nicht benennen. Etwas herausforderndes vielleicht, in jedem Fall musste er vorsichtig sein mit ihr, das wusste er. Es gab immer diese Leute, denen man ansah, dass sie etwas verbargen. Er schüttelte kurz den Kopf. Vielleicht hatte er ja Gelegenheit, hinter die Geheimnisse zu kommen, die sich alleine in ihrer Dienstakte verbargen. Als er versucht hatte, etwas über ihre Vergangenheit zu erfahren, war er gescheitert. Eines wusste Data nach dieser Unterhaltung und dem Blick, den er in ihren Augen gesehen hatte, genau: Diese beiden Monate würden nicht einfach werden.


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