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Wichteln

von Gabi

Kapitel 1

Als das zweite Päckchen unter großem Hallo geöffnet wurde, schwante Kira, dass der Abend noch recht peinlich werden könnte. Jadzia Dax wickelte eine kleine Schachtel aus dem sternchenübersäten Geschenkpapier.

„Oh, eine wunderschöne Aufbewahrung für meine Haarspangen“, bemerkte die Trill anerkennend. „Das ist ja tatsächlich geschmackvoll.“ Sie blickte sich in der Runde bestehend aus den Führungsoffizieren und Quark um. „Das kann also nur ...“, sie schenkte Bashir ein breites Lächeln und wandte sich dann an Miles O’Brien. „… vom Chief sein.“

Der Erstbedachte schenkte ihr eine Grimasse, während O’Brien leicht errötete.

„Soll das heißen, ich sei nicht imstande, geschmackvolle Geschenke auszusuchen?“, wollte Bashir sicherheitshalber wissen. Worf brummte seine Meinung zu dem Thema.

Dax warf ihm einen Handkuss zu. „Nicht, wenn du meinen Namen gezogen hast, du würdest einfach nicht wiederstehen können.“

„Soll das heißen, jemand anderes bekommt die sexy Unterwäsche?“, fragte Sisko mit breitem Grinsen.

„Äh ... ja ... ich.“ Kira starrte das spitzenbesetzte Etwas aus Nichts an, das sie mit Zeigefinger und Daumen für alle zur Inspektion hoch hielt.

Bashir hob beide Hände in einer entschuldigenden Geste. „Ich war’s nicht.“

Dax ließ einen gänzlich undamenhaften Piff ertönen, Worf brummte erneut. Die Köpfe aller Anwesenden wandten sich in Richtung des Ferengis, welcher mit zufriedenem Grinsen das überaus intime Teil betrachtete, dann schwenkte die Aufmerksamkeitsfront gesammelt zu Major Kira hinüber, von der sich die anderen nun einen Wutausbruch mit hohem Unterhaltungsfaktor versprachen.

Die Bajoranerin betrachtete erst das transparente Teil, dann die erwartungsvollen Blicke um sie herum, und schließlich zog sie eine Grimasse in Richtung Quark, doch ihr Herz war nicht dabei. Viel zu sehr weilten ihre Gedanken bei den noch ungeöffneten Päckchen in der Mitte des Tischs, um welchen sie sich versammelt hatten. Sie hätte es wie Odo machen sollen, der sich rundweg geweigert hatte, an dieser terranischen Tradition teilzunehmen. Sie hätte es wirklich wie Odo machen sollen …

Nachdem der mit Freuden erwartete Tobsuchtsanfall des Ersten Offiziers ausgeblieben war, wandten sich die anderen leicht enttäuscht wieder den Wichtelgeschenken zu. Captain Sisko nahm dasjenige mit seinem Namen an sich und brachte unter allgemeinem Gelächter eine weiche Bürste zum Vorschein. Den Griff zierten recht kunstvolle Einlegearbeiten, doch das gesamte Teil an sich war reichlich nutzlos. Mit schrägem Grinsen fuhr Sisko sich mit der freien Hand über den kahlen Schädel. „Das kann nur von dir sein, Alter Mann!“, bemerkte er dann.

Dax hob in engelsgleicher Unschuld die Hände. „Was hat mich verraten?“ Was abermals einen Heiterkeitsausbruch bei ihren Kollegen auslöste.

Einzig Kira gelang es nicht, mit ganzer Aufmerksamkeit bei der Sache zu sein. Sie beäugte immer noch das kleine Päckchen mit Miles O’Briens Namen darauf. Sie hatte die ganze Angelegenheit offensichtlich nicht verstanden. Dabei hatte sie extra in den terranischen Datenbanken nach dem Wort recherchiert …

Jetzt war es soweit, der Chief griff nach seinem Päckchen. Kira spürte, wie ihre Ohren in Erwartung der Blamage heiß wurden.

O’Brien wickelte es aus, dann zogen sich seine Augenbrauen fragend zusammen. Er stellte die kleine Figur für alle zur Begutachtung auf seine Handfläche. Es handelte sich um ein kleines Tonmännchen mit Pausbacken, einem langen Bart und einer Zipfelmütze. „Was ist das?“, fragte er.

Kira räusperte sich, sie konnte spüren, wie die anderen sie ansahen, während sie stur das recht hässliche Teil auf O’Briens Hand fixierte. Sie konnte das Grinsen spüren, das sich allmählich auf deren Gesichtern ausbreitete.

„Das ist ein …“, Kira verzog den Mund, „… Wichtel.“


ENDE
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