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I. Die grüne Flucht

von Racussa

Lähmende Behandlung

Weyoun wacht auf einem Schiff auf, das den Gestrandeten vorerst gerettet zu haben scheint.

Das gedämpfte grüne Licht verwirrte Weyoun, als er die Augen aufschlug.

War das das Vorta-Jenseits, der große Wald? Jener Ort, an dem Q’lavas, Kavanüsse und Rippelbeeren in unendlicher Fülle von den Bäumen hingen?

 

„Er ist wach.“

 

Weyoun wollte den Kopf in Richtung der Stimme wenden, konnte sich aber nicht bewegen.

 

Was ist mit mir? Ich bin doch wach? Aber ich kann meinen Körper nicht spüren.

 

Plötzlich schob sich ein von einem grünen Mundschutz zur Hälfte verhülltes Gesicht in Weyouns Gesichtskreis.

 

Eine Romulanerin! Dank den Gründern!

 

„Er ist so voller Schmerzmittel, dass er wahrscheinlich gleich wieder ohnmächtig wird. Die Physiologie dieser Wesen ist äußerst interessant. Er hat so viele endokrine Drüsen im Gehirn, dass ich gar nicht sagen kann, was dieser Körper alles für Gifte und Gegengifte produziert.“

 

Sie hat etwas von Gift gesagt…Warum habe ich nur im Romulanisch-Unterricht nicht besser aufgepasst. Gibt es hier keinen Universaltranslator?

 

„Wir sollten sofort Senatorin Dohila Bescheid geben.“, flötete die helle Stimme.

 

„Sind sie wahnsinnig? Erwähnen Sie niemals unseren hohen Gast!“ zischte eine dunkle Stimme mit starkem Akzent.

 

Ich muss irgendwie die Kontrolle über meinen Körper zurückgewinnen. Was ist mit Sethi’klan? Wenn ich nur etwas sagen könnte. Ich muss den Mund öffnen.

 

Doch noch bevor Weyoun etwas sagen konnte, wurde ihm ein Hypospray angesetzt. Er fiel sofort in tiefen Schlaf.

 

„Ich bin Subcommander E’Mek, Leiter der Abteilung Innere Sicherheit des Kriegsvogels Andreiata des Romulanischen Reiches. Können sie mich verstehen?“

 

Weyoun kniff die Augen zusammen.

 

Wie lange habe ich geschlafen?

 

Dieses gedämpfte grüne Licht beeinträchtigte seine geringe Sehfähigkeit noch weiter. Ein großer Kopf mit den markanten Stirn- und Schläfenrillen nähert sich seinem Gesicht so weit, dass er den Atem des Fremden durch dessen grünen Mundschutz spüren konnte.

 

Ich muss mich täuschen. Es gibt keine Remaner an Bord romulanischer Schiffe, schon gar nicht als Sicherheitsoffizier. Aber seine Stimme…habe ich die nicht schon einmal gehört? War es ein Traum, oder hat er einer anderen Person hier an meinem Krankenbett verboten, von einem Gast zu sprechen?

 

Eine weitere, klobige Gestalt näherte sich seinem Bett. Der unbeholfene Mann beugte sich mit einem Tricorder über ihn und betätigte dann eine Konsole am rechten Kopfende des Bettes, das sich daraufhin ein bisschen aufrichtete. Nun war der Blick frei auf zwei weitere Personen, eine Romulanerin und einen Romulaner.

 

„Ich bin Doktor Nhlox.“ Die klobige Gestalt betätigte weitere Felder auf der Konsole. „Es grenzt an ein Wunder, dass Sie noch am Leben sind. Das Universalübersetzerimplantat war noch der geringste Schaden. Der Wahnsinnsritt in einem Torpedo hat nicht nur schwere Unterkühlungen, sondern auch weitere Quetschungen zu ihren Verletzungen hinzugefügt. Wurden Sie auf dem von uns zerstörten orionischen Frachter gefoltert?“

 

„Sprechen Sie nicht über unsere Mission! Ich werde den Gefangenen jetzt verhören.“, mischte sich der Remaner ein, dessen kahler Schädel an einen Toten erinnerte.

 

Weyoun tastete mit seiner Zunge nach seinen Lippen. Mühsam formte er das erste Wort: „Schuhe?“

 

Die Romulanerin trat an das Kopfende des Bettes, ergriff Weyouns Hand freundlich und sprach mit glockenheller Stimme: „Ich bin Botschafterin Tematra, gemeinsam mit Subcommander E’Mek und Doktor Nhlox warte ich schon seit drei Tagen darauf, dass Sie wieder zu Bewusstsein kommen. Der gute Subcommander ist immer etwas nervös, vor allem, weil dies ein experimentelles Raumschiff ist und unsere Crew daher sehr klein.“

 

Das war die Stimme, die ich beim letzten Mal zuerst gehört hatte. Sie klingt so ehrlich…Aber Vorsicht, Romulaner sind Meister der Täuschung.

 

Der Remaner räusperte sich umständlich.

 

„Er hält es auch jetzt gefährlich, wenn ich nett mit ihnen rede, aber es war noch nie Stärke der Remaner, den Wert der Diplomatie zu erkennen. Bitte unterschätzen Sie mich aber nicht aufgrund meiner Freundlichkeit. Ich bin mir sehr wohl der großen Verluste bewusst, die das Dominion dem romulanischen Reich zugefügt hat. Der Versuch, sich in einem Torpedo aus dem orionischen Sklavenschiff zu befreien und darauf zu hoffen, dass wir die Lebenszeichen wahrnehmen, bevor unsere automatischen Verteidigungssysteme den Torpedo zerstört haben, war sehr gewagt.

 

Weyoun nickte und sprach mit leiser Stimme: „Ich bin so dankbar, dass wir von ihnen gerettet wurden.“

 

Die anderen sahen sich an und blickten dann auf den vierten, auf den Romulaner, der bis jetzt noch nichts gesagt hatte. Dieser stand aber so weit vom Bett weg, im Halbdunkel des Raumes, dass Weyoun nicht einmal sein Gesicht ganz erkennen konnte.

 

Warum schauen die so? Wo ist Sethi’klan? Ohne ihn werde ich es nicht schaffen. Aber ich darf mir auch nichts anmerken lassen.

 

E’Mek sprach als erster: „Der Mann, mir dem Sie im Torpedo waren, ist nicht von Bedeutung. Warum waren Sie auf dem orionischen Schiff?“

 

Sethi’Klan. Jetzt nur nicht ungeduldig werden. Remaner sind Telepathen, also muss ich sehr vorsichtig sein, was ich sage; und noch vorsichtiger, was ich denke.

 

„Wir wurden gefangen genommen. Die Orioner wollten uns gegen ein Lösegeld an das Dominion zurückverkaufen.“

 

Tematra strich über Weyouns Stirn: „Diese Grünhäute! Ich bin schon lange der Meinung, dass das Reich ein für alle Mal Schluss mit Sklavenhandel und Schmuggel durch das Syndikat machen müsste.“

 

Grünblüter sprechen über Grünhäute; ich verstehe diese Bewohner des Alpha Quadranten einfach nicht.

 

„Wenn die Orioner Sie an das Dominion übergeben wollten, warum sind Sie dann nicht zum Wurmloch bei Terok Nor geflogen, sondern in die entgegengesetzte Richtung, direkt in die Neutrale Zone?“, fragte der Remaner ungerührt.

 

„Ich bin kein Spezialist für orionische Navigation. Möglicherweise wollten sie einer Föderationspatrouille entgehen?“

 

„Doktor, welche Verletzungen fanden Sie an diesem Mann?“, wandte sich E’Mek an den klobigen Arzt.

 

„Nun ja, er hatte fünf gebrochene Rippen, beide Schienbeine waren mehrmals gebrochen und notdürftig wieder verheilt, seine Hand war verstaucht, es gab mehrere Quetschungen und Prellungen unterschiedlichen Alters. Ich vermute, er wurde in den letzten vier Monaten öfters gefoltert oder zumindest schwer misshandelt. Auf Unfälle können diese Verletzungen nicht zurückgeführt werden. Besonders grausam erscheinen mir mehrere Abschürfungen, die aussehen, als hätte man absichtlich Haut entfernt, hier zum Beispiel oder dort.“. Bei diesen Worten zeigte er auf Weyouns Bauchdecke und die Innenseite seines Unterschenkels.

 

Ich habe gar nicht bemerkt, dass ich nackt vor ihnen liege. Wo sind meine Schuhe? Bei den Gründern!

 

„Wo sind meine Schuhe?“

 

E’Mek ignorierte die Frage: „Sie geben Antworten, Fragen stellen nur wir. Warum sollten die Orioner Sie foltern? Würde das nicht das Lösegeld reduzieren, wenn nicht gar eine Racheaktion des Dominion nach sich ziehen? Was haben Sie getan, bevor sie von den Orionern gefangen genommen wurden? Was taten Sie im Alpha Quadranten?“

 

„Das ist die entscheidende Frage.“ , mischte sich nun der Mann im Halbdunkel ein. „Denn seit dem Friedensvertrag zwischen dem Dominion und den drei Verbündeten des Alpha Quadranten sind Besuche dieser Art aus dem Gamma Quadranten selten.“

 

Tematra hatte aus einem Wandfach eine Decke geholt: „Subcommander Rivil, sehen Sie nicht, dass dieser Mann noch unter Schock steht? Er schämt sich seiner Nacktheit und verlangt nach Kleidung. Ich beende jetzt diese Befragung.“ Dabei deckte sie Weyoun zu und schlug das untere Ende der Decke um seine Füße, die noch Spuren der Erfrierungen aus dem Torpedo trugen. „Sie werden jetzt erst einmal ausruhen. Wenn der Doktor Sie für ausreichend genesen hält, werden wir uns weiter unterhalten.“ Sie deutete dem Remaner und dem Romulaner im Hintergrund zu gehen. „Doktor Nhlox, Sie garantieren mir und unseren beiden besorgten Sicherheitswächtern, dass keine Gefahr von unsrem Gast ausgeht. Ich erwarte Ihren Bericht, sobald wir das Gespräch in zivilisierter Form fortsetzen können.“

 

Der klobige Doktor nickte: “Solange der Neuralinhibitor aktiv ist, kann er zwar sprechen, aber sonst sind seine Bewegungsfunktionen gelähmt. Das dient unserem Schutz, aber auch seiner schnelleren Heilung. Mit den eingeschränkten Mitteln dieser Krankenstation werde ich wohl noch drei oder vier Tage brauchen, bis er vollständig geheilt ist.“

 

„Ich werde inzwischen seine Kleidung untersuchen.“, knurrte E’Mek beim Hinausgehen. Der andere Mann fügte leise hinzu: „Und wenn unser guter Doktor nicht weiterkommt, wird Freund Nelen sicher gern seine Kenntnisse der Vorta-Physiologie erweitern.“ Nachdem sie ein letztes Mal mit ihrer warmen Hand über Weyouns linkes Ohr gestrichen hatte, wandte sich auch die Botschafterin zum Gehen. „Doktor, ich werde sowohl mit der Senatorin als auch mit dem Admiral sprechen. Ich denke, wir haben hier eine weitere große Chance für das Reich gefunden. Dieser Ausflug beginnt langsam doch noch, sinnvoll zu werden.“  

 


Was passiert, wenn Weyoun geheilt sein wird?
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