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Don't go!

von Weyouna

Don't go!

Spielt zeitlich nach "What you leave behind", allerdings mit dem Unterschied, dass Odo auf DS9 geblieben ist.
Wer Schnulzerei nicht haben kann oder es nicht mag, wenn der Tod vorbeischaut, sei hiermit gewarnt!
Kira war froh, dass sie nach einer Acht-Tages-Mission endlich wieder zurück in den Alpha-Quadranten konnte. Als Commander Sisko ihr mitgeteilt hatte, dass er sie für eine diplomatische Mission zugeteilt hatte, hatte sie geglaubt, sie würde nicht richtig hören. Doch auf ihre Nachfrage hin hatte Sisko nur gelacht und geantwortet, dass das betreffende Volk auf einer weiblichen Kontaktperson bestanden habe und das seiner Meinung nach sie, Kira Nerys, diejenige sei, die dafür am besten in Frage käme. Erst als sie den Planeten erreicht hatte, hatte sie verstanden, warum.

Der Planet war nur von Frauen bewohnt. Männer waren auf diesem Planeten aufgrund einer Mutation des männlichen Geschlechtschromosomen nicht überlebensfähig und bereits vor drei Jahrhunderten ausgestorben. Seitdem erhielten die Frauen ihre Spezies am Leben, indem sie sich selbst klonten und die Klone an Kindes statt aufzogen. Die Frage, was sie denn noch auf diesem Planeten hielte, wurde Kira damit beantwortet, dass das Ausleben ihrer Kultur nur auf diesem Planeten möglich sei.

Was diese doch sehr rätselhafte Antwort zu bedeuten hatte, konnte sie jedoch nicht mehr herausfinden, da sie vor einigen Stunden eine dringende Subraumnachricht von Deep Space Nine erhalten hatte. Die Nachricht hatte ihr nicht gesagt, was genau los war, nur dass "Major Kira Nerys besser schnell nach DS9 zurückkehren sollte!" Von der Ausdrucksweise der Nachricht erschrocken hatte sie sofort alles nötige veranlasst und war vor zwei Stunden von dem Planeten aufgebrochen.

„Ein seltsames Volk, diese Femina.“, dachte sie, „Es hat nicht gereicht, dass ich meiner Verbindungsoffizierin sage, das ich zurück nach DS9 muss, nein, ich musste mich persönlich von der Regierungschefin verabschieden. Und nicht nur von ihr, sondern auch von ihrer Militäroberbefehlshaberin und ihrer religiösen Anführerin. Und da diese Abschiede alle feste Rituale haben, hat das ganze nicht weniger als sieben Stunden in Anspruch genommen. Sieben Stunden! Ich weiß schon, warum ich Abschiede hasse.“

Der Shuttle-Computer riss sie aus ihren Gedanken: Noch zehn Minuten bis zum Wurmloch.
Ihre Augen begannen zu leuchten, als sie die Raumstation sah:
Dort war ihr Arbeitsplatz.
Dort waren ihre Freunde.
Dort war ihr Zuhause.

Dort war Odo.

Dass sie Odo hatte zurücklassen müssen, hatte sie an der Mission am meisten gestört. Seit sie und Odo ein Paar waren, war es für sie beide schwer, sich aus den Augen zu lassen, sogar wenn sie wussten, dass sie bloß mit dem Turbolift ein paar Decks auf- oder abwärts fahren mussten, um den jeweils anderen zu erreichen. Die Entfernung zwischen Odos Büro und der OBS war auf einmal unendlich groß geworden. Es war für sie jeden Tag eine Erleichterung, wenn sie beide ihre Schicht beendet hatten und für sich sein konnten.

„Odo. Wo wäre ich heute nur ohne ihn?“, fragte sie sich. Doch zum Glück spielte das keine Rolle. Odo gehörte zu ihr und sie beide würden für immer zusammenbleiben. Und heute Abend würden sie erst einmal feiern, dass sie wieder vereint waren.
„Kira an OBS. Erlaubnis anzudocken?“
„Erlaubnis erteilt.“, hörte sie Dax' Stimme, „Gut, dass Sie wieder da sind. Es wird höchste Zeit. In ein paar Stunden wäre es zu spät gewesen.“
„Zu spät wofür?“, fragte Kira alarmiert.
„Ich glaube, das sollte Ihnen lieber jemand anders erklären.“, sagte Dax ausweichend.
„Nein, halt, warten Sie! Dax! Dax?“
Keine Antwort. Die Trill hatte die Verbindung abgebrochen. Einfach so.

Als Kira Andockrampe 4 verlassen hatte, machte sie sich sofort auf den Weg zur OBS.

Dort wurde sie bereits erwartet. Commander Sisko, Doktor Bashir und Lt. Dax sahen ihr besorgt entgegen.
„Was ist hier los?“, fragte Kira fordernd.
Keiner antwortete ihr. Die anderen blickten sich nur gegenseitig an, um dann schnell in unterschiedliche Richtungen zu schauen.
„Ich werde diese Frage nur noch einmal stellen: Was ist hier los?“; ihre Stimme klang gepresst.
Sisko warf Dr. Bashir einen schnellen Blick zu. Dieser seufzte, wandte sich dann jedoch an Kira: „Ich glaube, es ist besser, wenn ich es Ihnen zeige. Andernfalls werden Sie mir wahrscheinlich nicht glauben. Kommen Sie!“

Er führte Kira zur Krankenstation. Doch vor der Tür hielt er inne und wandte sich noch einmal Kira zu. „Ich muss Sie warnen. Es ist kein sehr schöner Anblick. Ich habe mein Bestes getan, aber mehr als eine oder zwei Stunden kann ich ihm nicht mehr geben. Ich für meinen Teil hätte Ihnen das gerne erspart, doch er wollte Sie unbedingt noch einmal sehen.“
Sie hatte so eine ungefähre Ahnung, wer mit „er“ gemeint war, doch da sie es nicht wahrhaben wollte, fragte sie nach: „Verzeihen Sie bitte, Julian, ich kann Ihnen nicht ganz folgen. Wer ist 'er'?“
Anstatt ihr zu antworten, führte Dr. Bashir sie zu einem Krankenbett, das in der hintersten Ecke der Station stand. Sie musste sich zwingen, an das Bett heranzutreten und nachzusehen, wer darin lag.
Ihre schlimmsten Befürchtungen bewahrheiteten sich mit einem Blick:
In dem Bett lag Odo.

Dr. Bashir hatte Recht. Es war wirklich ein schlimmer Anblick. Man sah Odo an, dass er große Mühe hatte, wenigstens ansatzweise seine Gestalt beizubehalten. Kira war sich sicher, wenn er humanoid gewesen wäre, hätte er vor Anstrengung Blut und Wasser geschwitzt.
Als er sprach, war seine Stimme brüchig und leise und doch sprach aus ihr seine ihm so eigene Willenskraft: „Nerys, du bist wieder da. Du kannst dir nicht vorstellen wie froh ich bin.“
Er hustete. Kira hatte schon vorher kranke Leute Husten sehen, das war an und für sich nichts Ungewöhnliches, doch was immer Odo auch haben mochte, es sorgte dafür, das er dabei tröpfchenweise seine Substanz aushustete. Und das war so ziemlich das Schrecklichste, was sie je gesehen hatte.
„Odo, Geliebter, was ist mit dir geschehen?“, fragte sie, während sie mühsam ihre Tränen zurückhielt.
Odo blickte hilfesuchend zu Dr. Bashir, welcher verstand und an seiner statt antwortete: „Ich habe etwas derartiges noch nie gesehen. Bei den Elosianern gibt es eine ähnliche Krankheit, bei der sich das Lungengewebe löst, aber über Formwandler weiß ich so wenig, dass ich keine Ahnung habe wie ich ihn behandeln soll. Ich kann nichts tun, außer ihm etwas gegen die Schmerzen zu geben und zu hoffen, dass es bald vorbei ist.“; während er redete sprach aus seinen Augen der pure Schmerz.

„Ich hatte gehofft, dass du zurückkommst.“, sagte Odo leise.

Und hustete erneut.
Kira zwang sich, nicht wegzusehen, auch wenn es ihr beinahe körperlich wehtat, zu sehen, wie sehr Odo litt.
„Doktor, könnten Sie uns bitte allein lassen?“, bat sie.
Der Angesprochene nickte verständnisvoll: „Ich bin im Nebenraum, wenn Sie mich brauchen.“
Kira nickte ebenfalls: „Danke, Doktor.“
Er warf ihr einen zum teil skeptischen, aber vor allem traurigen Blick zu.
„Nein, ich meine es ernst: Danke!“, bekräftigte sie.
Er seufzte und ging.

„Odo, bist du sicher, dass wir nichts dagegen tun können?“, wandte sie sich wieder an ihren Geliebten.
Dieser nickte schwach: „Der Doktor hat wirklich alles versucht und auch ich habe ihm geholfen, als ich es noch konnte, aber solange er nicht mehr über meine Art und insbesondere diese Krankheit weiß -“ erneutes Husten - „kann er nichts machen. Ihm sind die Hände gebunden. Darum hat er dich ja zurückrufen lassen. Damit...“; er sprach den Satz nicht zu Ende.

„...damit wir Abschied nehmen können.“; sie konnte es nicht laut aussprechen, allein es zu denken kostete sie enorme Kraft.

„Und was machen wir jetzt?“, fragte sie stattdessen.

„Vielleicht fange ich erst mal damit an“ - Hust, hust - „dir zu sagen, wie sehr es mir leid tut, dass wir zwei so wenig Zeit hatten. Ich hätte dir eher die Wahrheit sagen sollen. Wir hät-“ - Hust, hust - “-ten Jahre mehr Zeit gehabt.“
Kira stockte der Atem. „Jahre mehr? Wovon sprichst du?“
Er lächelte schwach; „Es ist mir erst im Nachhinein klargeworden, aber ich liebte dich schon, bevor die Förderation nach Deep Space Nine kam.“
„Aber das ist jetzt fünf Jahre her, Odo“, rief sie ihm ins Gedächtnis.
Er lächelte: „Für mich waren es sehr lange fünf Jahre, Nerys.“

Nun konnte sie die Tränen nicht mehr länger zurückhalten.
Als Odo ihre Tränen sah, wurde sein Blick weich: „Nicht weinen, Nerys, bitte.“
„Aber was soll ich denn sonst machen?“, schluchzte sie hilflos und schloss die Augen.
„Sieh mich an!“; da war auf einmal etwas in Odos Stimme, was sie veranlasste, ihm zu gehorchen.
Als sie ihn ansah, war es, als spräche sein Blick für ihn. Er sagte vieles.

Ich lasse dich nicht im Stich.
Es tut mir leid.
Bleib bei mir.
Und:
Ich liebe dich so sehr.
„Ich liebe dich auch.“, flüsterte sie und küsste ihn.



Eine Stunde später war Odo tot.
Gestorben in Kiras Armen mit einem Lächeln auf den Lippen.
Doch auf Kiras Lippen kehrte von diesem Moment an das Lächeln niemals mehr zurück.
Sorry für die Schnulzerei, aber das musste raus. :>
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