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Perspektiven

von Trini

Kapitel 1

Der Steuerjunge

Die heutige Nacht werde ich als die Schlimmste meines Lebens einstufen. Ich bin ja einiges gewöhnt was holprige Testflüge und makabere Bruchlandungen angeht, aber diese Nacht war definitiv die Krönung der negativen Erfahrungen meiner Offizierslaufbahn im Delta Quadranten...

Tom Paris saß am Steuerpult der USS Voyager und versuchte sein bestes, das Schwanken des Schiffes unter Kontrolle zu halten. Leider war sein Erfolg äußerst gering und das Schiff wackelte nur so durch den Weltraum. „Diese dummen Stabilisatoren!“, fluchte Tom. Die ganze Nacht hatte ihr Ausfall ein mehr oder weniger leichtes Schlingern des Schiffes bewirkt. Das reichte aber schon aus, um seekrank zu werden. Dem größten Teil der Crew war wegen dem unaufhörlichen Hin- und Herschwanken des Schiffes schon übel. Er gehörte leider auch zu den Unglücklichen. Selbst das Magenberuhigungsmittel vom Doktor schien nicht zu helfen. Um den Fehler an den Stabilisatoren ausfindig zu machen, mussten viele der Crew Doppelschichten schieben. Der Stressfaktor erhöhte sich damit um ein weiteres. Kein Wunder, dass alle so schlecht gelaunt waren.

Tom war schon seit über vierundzwanzig Stunden auf den Beinen. Die Voyager benötigte in dieser Situation ihren besten Piloten, um nicht versehentlich vom Kurs abzukommen. Nach dieser so langen und anstrengenden Nacht fühlte er sich ausgelaugt und müde. Er tröstete sich mit dem Gedanken, dass er bei einem solchen Gewackel sowieso nicht hätte schlafen können. Um gegen die Müdigkeit anzukämpfen, reckte Tom sich kurz und überschaute den Zustand der Brücke: Die diensthabenden Offiziere wirkten alle sehr blass und erschöpft. Besonders der arme Harry schien von der Übelkeit betroffen zu sein. Toms Blick glitt nun zu den Sesseln von Captain Janeway und Commander Chakotay. Obwohl die Frühschicht seit einer viertel Stunde begonnen hatten, waren beide noch nicht anwesend.

Äußerst verdächtig. Gewöhnlich sind beide immer überpünktlich. Nur in den seltensten Fällen erscheint einer von ihnen zu spät zum Dienst. Aber doch nicht beide gleichzeitig! Ob da etwas im Busch ist?!

Toms Gedanken wurden durch das Öffnen der Turbolifttür unterbrochen. Der Captain sowie der Commander betraten die Brücke. Tom beobachtete seine vorgesetzten Offiziere mit einem Grinsen auf dem Gesicht. Nicht nur allein der Fakt amüsierte ihn, dass beide am selben Tag zu spät zum Dienst erschienen, weil sie offensichtlich verschlafen hatten. Beide waren auch noch gleichzeitig auf der Brücke aufgetaucht. Als ob sie die Nacht zusammen verbracht hätten.

Vielleicht sollte ich wieder diese Wette aufnehmen, die die Beziehung von Janeway und Chakotay betrifft. Genau wie damals, als beide für mehrere Monate gemeinsam auf diesem Planeten festsaßen...

Toms Blicke glitten weiter zu Harry. Auch seine Lippen wurden umspielt vom einem leichten Lächeln.

Ob er dasselbe denkt, wie ich? Na schauen wir mal!

Tom fühlte sich wie ein kleiner Schuljunge, der während einer wichtigen Klausur einen Spickzettel vor dem Lehrer versteckt, als er über das Kommunikationssystem Harry folgende Botschaft zusandte:

Na Harry, findest du es nicht auch seltsam, dass der Captain und der Commander im Doppelpack verschlafen haben?

Früher hatten Harry und er schon öfters so etwas gemacht, sich während der Dienstzeit Texte geschrieben... In letzter Zeit war es aber immer schwieriger geworden, da der wachsamste Sicherheitsoffizier der Sternenflotte, Lt. Com. Tuvok, seine Finger praktisch überall im Spiel hatte. Private Botschaften während der Schicht zu senden war schon immer ein Risiko gewesen, das Tom aber gerne einging. Mehr als eine Ermahnung von Tuvok würde sowieso nicht folgen.

Nun schenkte Tom seine Aufmerksamkeit wieder der Steuerkonsole. Er achtete aber darauf, dass er immer leicht seitlich saß. Dadurch konnte er Janeway und Chakotay unauffällig aus den Augenwinkeln beobachten. Beide schienen über ein persönliches Thema zu flüstern. Leider konnte er ihre Worte nicht verstehen.

Plötzlich hörte Tom ein leises Piepen. Sofort schaute er wieder auf seine Konsole.

Incoming Message - Harry Kim:
Ein Zufall ist das sicher nicht. Ich bezweifele, ob die beiden überhaupt bei dem Hin- und Herschwanken des Schiffes geschlafen haben.

So, so. Harry ist also derselben Meinung wie ich, was die Beziehung zwischen dem Captain und dem Commander angeht. Es ist immer nur eine Frage der Zeit, bis die Wahrheit ans Licht kommt. Auf einem kleinen Schiff wie der Voyager ist es sowieso schwierig, irgendwelche Geheimnisse zu haben. Genau wie bei B’Elanna und mir damals. Wir dachten erst, Tuvok hatte uns verpfiffen, aber in Wirklichkeit hatten schon andere Crewmitglieder von unserer Beziehung Gerüchte in Umlauf gebracht.


Tom wurde durch eine Ermahnung Tuvoks aus seinen Gedanken gerissen...

„Lt. Paris und Fähnrich Kim. Ich möchte Sie bitten, das Schreiben von persönlichen Nachrichten auf Ihre Freizeit zu verlegen. Die Arbeit müsste im Moment einen Großteil Ihrer Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen.“

„Natürlich, Commander Tuvok“, entschuldigten sich Tom und Harry beinahe im Duett.

Die folgenden Minuten auf der Brücke waren von Ruhe begleitet. Nur das Piepen der Konsolen schallte durch den Raum.

Wie es wohl B’Elanna im Maschinenraum ergeht? Dort läuft es sicherlich etwas chaotischer ab als hier auf der Brücke. Hoffentlich gelingt es den Technikern bald, den Fehler an den Stabilisatoren ausfindig zu machen. Ich will nicht unbedingt in die Situation kommen, mich am Steuerpult zu übergeben...


Die Ingenieurin

Der Maschinenraum befand sich in einem chaotischen Zustand: auf den Boden verstreute Werkzeuge und Isolationsverkleidungen, offene Gerätekonsolen mit herausragenden Plasmaleitungen... Innerhalb dieser Unordnung torkelte die Maschinenraumcrew und versuchte dem Hin- und Herschwanken des Schiffes standzuhalten, vergeblich.

"Bei Kahless! Wenn die verdammten Stabilisatoren nicht bald funktionsfähig sind, dann drehe ich durch. Wie viele Plasmaleitungen und Schaltrelais sollen wir denn noch untersuchen, bis wir den Fehler endlich entdecken? Ach... Diese Woche geht doch alles schief!", fluchte B'Elanna.

Der Rückblick auf die letzten Tage ließ in der Chefingenieurin unangenehme Gefühle aufkommen. Am Montag war wieder der Tag der Ehre gewesen. Der klingonische Feiertag, welcher sie jedes Mal in zwiespältige Gefühle versetzt hatte. Immer würde sie zwischen zwei Völkern stehen, dessen Traditionen sich gegenseitig ablehnten. Die menschliche Hälfte ihres Ichs machte sie schwach, vielleicht zu schwach, um das Ritual zu bestehen. Ihre klingonische Seite jedoch sehnte sich nach dem erfolgreichen Bestehen der Prüfung, vor allem wegen ihrer wesenstypischen Einstellung zur Ehre. Diese Einstellung hatte B’Elanna hauptsächlich den Erwartungen ihrer Mutter zu verdanken.
Erwartungen, genau das war es, wovor sie sich immer gefürchtet hatte. Den Erwartungen nicht zu entsprechen. Erwartungen, Erwartungen, Erwartungen. Erwartungen an ihr klingonisches Erbe, an ihr menschliches Erbe, Erwartungen an sie als Chefingenieurin. Am Tag der Ehre wurden alle diese Befürchtungen klarer, überschaubarer und beängstigender.
Zum Glück war dieser Tag nun hinter sich gebracht. Und doch, die Erinnerung lastete wie ein Schatten auf B’Elannas Seele. Im weiteren Verlauf der Woche war sie folglich schlecht gelaunt und extrem reizbar gewesen. Deshalb war es auch zu Reibereien mit Tom, Seven und dem Doktor gekommen.

Oh Gott! Das Hologramm hatte sie vollkommen vergessen! B’Elanna hatte dem Doktor bei der Veränderung seiner Holomatrix unterstützt. Seiner Meinung nach hatte er zu wenig Haare auf dem Kopf und seine Stimme wäre teilweise zu hoch. Während sie die Veränderungen vorgenommen hatte, waren die Stabilisatoren ausgefallen und sie hatte zurück in den Maschinenraum gemusst. In der Krankenstation war ein unvollendeter Doktor mit schulterlangen, lockigen Haaren sowie einer verführerisch weiblichen Stimme zurück geblieben...

B’Elanna war sehr erschöpft. Genau wie Tom und ein großer Teil der restlichen Crew hatte sie Doppelschichten geschoben, um den Fehler an den Stabilisatoren ausfindig zu machen, bisher vergeblich.

"Wo ist den nur diese verdammte Fehlfunktion! Wir suchen schon die ganze Nacht und sind unserem Ziel trotzdem kein Stückchen näher gekommen. Hat sich denn alles gegen mich verschworen?"

B’Elannas Fluchen wurde von ihrem Kommunikator unterbrochen.

“Lt. Delaney an Lt. Torres. Wie lange wird es noch dauern, bis die Stabilisatoren wieder funktionstüchtig sind? Meine Leute in der interstellaren Kartographie können so nicht arbeiten.“

„Verdammt.. Das kann ich Ihnen leider nicht sagen. Aber hier meine Prognose: Sehr lange, wenn Sie weiter solche dummen Fragen stellen. Torres Ende.“

Voller Wut schloss B’Elanna den Kom-Kanal und hinterließ eine verdutzte Jenny am anderen Ende.

Diese dummen Narren! Alle fünf Minuten meldet sich jemand und fragt nach Fortschritten. Kein Wunder, dass sich meine Leute nicht auf ihre Arbeit konzentrieren können. Am besten, ich melde dem Captain, dass niemand mehr stören soll!

„Torres an Janeway.“ Keine Antwort.

„Wie seltsam. Computer, lokalisiere Captain Janeway.“

„Captain Janeway ist in ihrem Bereitschaftsraum.“

„Na gut, wenn sie mir nicht antworten will, dann komme ich eben zu ihr.“

B’Elanna ging strammen Schrittes Richtung Turbolift.

„Brücke“, lautete ihre Anweisung. Während sich der Turbolift in Bewegung setzte, versuchte die Halbklingonin, ihr Temperament unter Kontrolle zu halten. Eine gar nicht so einfache Angelegenheit.

Als sie endlich ihr Ziel, Captain Janeways Bereitschaftsraum, erreichte, hatte sie sich beruhigt. Nun war sie wieder in der Lage, rational zu denken und zu handeln. So hätte Tuvok es zumindest formuliert. Und Seven. Sie betätigte den Türmelder. Wieder keine Reaktion! Das konnte B’Elanna zur Weißglut treiben.

"Also gut! Eine Chance haben Sie noch, Kathy", knirrschte sie.

Diesmal öffnete sich die Tür und B’Elanna erblickte hinter dem Schreibtisch Captain Janeway... und... Chakotay? Dieser saß auf dem Sofa mit einem Kissen auf dem Schoß. Beide waren leicht gerötet und schienen außer Atem.

Die Zwei haben doch nicht etwa... So’n Quatsch! Sie sind gute Freunde und Arbeitskollegen, mehr nicht. Jetzt fange ich schon an, wie Tom zu denken.

„Gibt es ein Problem B’Elanna, außer natürlich das mit den Stabilisatoren?“, fragte Janeway mit einer leichten Prise Genervtheit.

„Ja.... ja. Ich wollte eine Bitte anbringen. Es sollen nicht alle fünf Minuten Fragen der anderen Abteilungen im Maschinenraum eintreffen. Die sollen gefälligst anderwärtig Informationen über den Fortschritt unserer Arbeit einholen. Meine Leute können so nicht arbeiten.“

„In Ordnung. Ich werde die einzelnen Abteilungen benachrichtigen“, antwortete der Captain mit einem fixierenden Blick. „Haben Sie denn eigentlich schon Fortschritte gemacht?“

„Leider sind wir bisher noch keinen Schritt weiter gekommen.“

„Der Regerationszyklus von Seven of Nine endet in einer halben Stunde. Sie soll Ihnen im Maschinenraum helfen. Wegtreten.“

Als Janeway B’Elannas Zögern registrierte, fügte sie hinzu: „Oder gibt es sonst noch etwas zu besprechen?“

„Nein, eigentlich nicht. Sie sehen nur sehr ... erschöpft und außer Atem aus. Fühlen Sie sich nicht gut?“ Dabei richtete sie den Blick nicht nur auf den Captain, sondern auch auf den Commander. Doch Janeway ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.

„Es ist alles in Ordnung, B’Elanna. Mir ist nur ein wenig übel wegen dem Hin- und Herschwanken des Schiffes.“

B’Elanna nickte kurz bevor sie den Bereitschaftsraum verließ. Auf der Brücke erhaschte sie ein breites Grinsen von Tom.

Was hatte denn das zu bedeuten?

B’Elanna beschloss, nicht weiter darüber nachzudenken. Sie wollte sich lieber auf ihre Arbeit im Maschinenraum zu konzentrieren.



Die Ex-Borg und das Hologramm

Mit einem leichten Klicken schaltete sich der Borgalkoven aus. "Regenerationszyklus abgeschlossen", ließ die monotone Stimme des Bordcomputers verlauten und veranlasste Seven of Nine ruckartig die Augen zu öffnen. Mit knappen Bewegungen begab sie sich zu ihrem Terminal, um die morgendlichen Einstellungen ihres Alkovens durchzuführen. Dabei wurde sie durch ihre "beste" Freundin, die Chefingenieurin der Voyager, unterbrochen.

"Torres an Seven of Nine."

"Seven of Nine hier."

"Melden Sie sich im Maschinenraum."

"Nennen Sie den Grund."

Seven vernahm eine Anspannung von B'Elannas Seite her. Nun würde sicher einer dieser irrelevanten und zeitverschwendenten emotionalen Ausbrüche folgen. Zum Glück waren ihr Emotionen solcher Art relativ fremd, denn sonst würde sie noch mehr von der angestrebten Perfektion abweichen als ohnehin schon.

Zynisch fuhr B'Elanna fort: "Sicher haben Sie schon bemerkt, dass die Stabilisatoren ausgefallen sind. Oder sind Ihre Borgimplantate etwa auch in der Lage, solche Nebensächlichkeiten zu kompensieren?!"

"Ich versichere Ihnen, das tun sie nicht."

"Hören Sie, der Captain hat mir aufgetragen, Sie zu der Lösung des Problems hinzuzuziehen. Entweder Sie machen sich nun auf den Weg, oder Sie lassen es ganz bleiben."

"Verstanden. Seven Ende."

B'Elanna war wohl das komplizierteste Individuum, welches ihr je begegnet war. Sie verstand einfach ihre oft zu temperamentvollen Verhaltensweisen nicht. Wie konnte sie nur als Chefingenieurin erfolgreich Probleme lösen, wenn doch diese irrelevanten emotionalen Ausbrüche von der Arbeit ablenkten. Individuen... Hoffentlich würde sie nie so in die Extreme verfallen... Nachdem Segen ihren Alkoven kalibriert hatte, nahm sie einen Eintrag in ihr Computerlogbuch vor.

"Persönliches Computerlogbuch - Seven of Nine - Sternzeit XXXXXX. Ich wurde im Maschinenraum für die Reparatur der Stabilisatoren eingeplant. Ich werde ca. acht Minuten für die Erkennung des Problems und vierundzwanzig Minuten für die tatsächlichen Reparaturen benötigen zuzüglich zwölf Minuten für Lt. Torres' emotionale Ausbrüche über ... Teamwork. Danach werde ich mit der Kalibrierung der astrometrischen Sensoren beginnen. Um zwölf Uhr begebe ich mich ins Kasino und nehme die Ernährungsergänzung Beta-IV zu mir. Im Anschluss korrigiere ich die Holomatrix des Doktors. Ich werde auf der Krankenstation verweilen, da der Doktor behauptet, er hätte pädagogisch wertvolle Studien im Bezug auf Liebe und Paarungsverhalten für mich..." Dabei hob Seven ihre rechte Augenbraue. "Ich werde versuchen, die Zeit für diese Tätigkeit so knapp wie möglich halten. Eintrag Ende"

Anschließend begab sich die Ex-Borg in den Maschinenraum. Sie konnte ihren Zeitplan nicht einhalten. Sie hatte tatsächlich siebenundzwanzig, ja siebenundzwanzig anstatt vierundzwanzig Minuten für die Reparatur der Stabilisatoren benötigt. Das führte sie auf ihre allmälige Vermenschlichung zurück. Nachdenklich betrat sie die Krankenstation.

"Hallo Seven! Wird aber auch Zeit, dass Sie kommen!" Der Holodoc begab sich mit schnellen Schritten auf seine Schülerin zu. "Hören und schauen Sie mal, was mir angetan wurde." Dabei deutete er auf seine nun über die Schultern reichenden Haare. Mit zierlicher Stimme fuhr er fort. "Ich bin jetzt kein Tenor mehr, sondern Sopran... Und dann noch diese Haare!"

"Doktor, kommen Sie zur Sache." Seven hatte keine Zeit für solche irrelevanten Monologe...

"Seven, Sie müssen mir mit meiner Holomatrix helfen. Es kann so nicht weitergehen. Ich werde in diesem Zustand von keinen mehr ernst genommen. Und wenn ich Captain Janeway darauf anfrage, ob sie mir jemand für die Korrektur meiner Holomatrix schickt, erhalte ich immer nur die Antwort, dass es im Moment andere Prioritäten gäbe. Doch die Wahrheit ist: Ich bin ein Hologramm und mit mir kann man's ja machen!"

"Ich werde den Fehler sofort beheben."

Es dauerte weniger als fünf Minuten, da hatte die Exborg den Doktor in den ursprünglich angestrebten Zustand umgewandelt: Ein kurzer modischer Haarschnitt ohne Glatze und eine konstante Stimme in höheren Tonlagen.

Kurz nachdem Seven die Einstellungen beendet hatte, betrat Commander Chakotay die Krankenstation. Sie beobachtete aufmerksam, dass der Erste Offizier an diesem Tag besonders gut gelaunt zu sein schien. Sein Schritt war viel leichter als sonst und die ganze Zeit hatte er so ein merkwürdiges Grinsen auf den Lippen.

"Oh, neue Aufmachung Ihrer Holomatrix? Sieht toll aus mit den neuen Haaren", bemerkte Chakotay spielerisch. "Sie wollten mich sprechen?"

"Tatsächlich, das wollte ich. Es geht um den Captain..."

"Den Captain?!" Der Blick von Chakotay würde immer fragwürdiger. Seven war natürlich nicht entgangen, dass das Adrenalinniveau des Ersten Offiziers bei der Erwähnung von Janeway in die Höhe geschossen war. Seine Wangen röteten sich und seine Atemfrequenz wurde auch immer schneller. Zwar war er in der Lage, seine körperlichen Reaktionen adäquat zu verstecken, vor einen normalen Individuum zumindest. Doch sie war neben dem Doktor alles andere als nur ein durchschnittlich befähigter Beobachter.

"Ja, den Captain!", antwortete das Hologramm, um die Spannung noch ein wenig zu erhöhen.

"Was ist mit dem Captain?" Chakotay wurde immer nervöser und begann auf einer Stelle hin und her zu treten. Ein eindeutiges Zeichen von Unruhe. Oder war es Verlegenheit?

"Jedes Crewmitglied hat sich von mir ein Mittel wegen Übelkeit verschreiben lassen. Dabei habe ich gleich die Gelegenheit genutzt, um den vierteljährlichen Check up der Crew durchzuführen. Doch die Einzige, die nicht erschienen ist, war wie immer Captain Janeway. Daraufhin habe ich sie heute Mittag in die Krankenstation beordert. Natürlich hat sie bis jetzt den Weg hierher noch nicht gefunden." Nun stellte sich der Doktor mit seinen Händen auf die Hüfte gestemmt vor den Commander. "Ich möchte die Akten endlich weglegen können."

"Ja, aber was hat das Ganze mit mir zu tun?", fragte Chakotay verlegen und kratzte sich dabei am Hinterkopf.

"Nun ja, wenn es jemand schafft, den Captain von etwas zu überzeugen, dann sind Sie es. Ich schlage vor, wir gehen jetzt gemeinsam zu ihr und bringen sie auf die Krankenstation."

"Ja, aber warum muss das gerade jetzt sein? Ich denke nicht, dass wir den Captain stören sollten. Schließlich hat sie im Moment frei."

"Papalapp! Ich kann nicht meine ganze Arbeit nur wegen einer Person liegen lassen. Sie hätte ja heute Mittag kommen können, aber nein? Sie wollte ja nicht." In seinem übereifrigen Redeschwall fuhr der Doktor fort: "Computer, lokalisiere Captain Janeway."

"Captain Janeway ist in Commander Chakotays Quartier."

Warum war der Captain in dem Quartier ihres Ersten Offiziers präsent? Es gab nur eine plausible Möglichkeit, die auch Chakotays Verhalten erklären würde: Kopulation. Als Seven zu dieser Erkenntnis gelangte, hob sie wie immer ihre Augenbraue.

Der Doktor gab ein ein kleinlautes "Äkämm" von sich. Verlegenheit gehörte jedoch nicht zu seinen Persönlichkeitssubroutinen und so führte er das Gespräch frisch, fromm, fröhlich, frei weiter. "Ich verstehe. Da ist mir klar, warum Captain Janeway heute Mittag nicht erschienen ist. Hatten Sie wenigstens Spaß????"

Chakotay war mittlerweile knallrot angelaufen und konterte nur noch "Finden Sie nicht, dass Sie etwas zu persönlich werden?"

"Sie haben Recht, Commander. Entschuldigung." Jedoch fügte er ein wenig beleidigt hinzu: "Es geht mich nichts an, warum meine Patienten nicht zu ihren Terminen erscheinen."

Seven hatte die ganze Zeit über das Geschehene sinniert. Sie verstand zwar die Prozedur der sexuellen Interaktion in körperlicher Hinsicht und mit dem Ziel der Fortpflanzung, jedoch kam für Janeway in ihrer Funktion als Captain kein Nachfahre in Frage, und dann wäre die Kopulation doch irrelevant.

"Commander? Warum kopulieren Sie und der Captain?"

Der Doktor bewahrte den Commander vor einer Antwort. "Seven, das erörtern wir nachher in unserer Unterrichtsstunde über menschliches Verhalten." Dann wendete er sich wieder dem Ersten Offizier der Voyager zu. "Commander, schicken Sie mir den Captain vorbei, sobald sie soweit ist."

Commander Chakotay nickte kurz und verließ knallrot und erleichtert die Krankenstation. Seven blickte ihm verwundert hinterher. Die Menschen würde sie wohl nie verstehen...


Ende
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