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Where do unicorns go...?

von Eve

Kapitel 1

„Gibt es etwas Neues, Tuvok?“ Chakotay trat aus dem Turbolift und registrierte betroffen die gedrückte Stimmung auf der Brücke... und, dass Kathryn wieder nicht auf ihrem Platz saß.
Anstatt des Vulkaniers antwortete Tom Paris, der extrem gelangweilt auf ein paar Knöpfen herumdrückte.
„Nichts! Absolut rein gar nichts! Was würde ich jetzt für einen Angriff der Borg geben!“ Seufzend stützte er den Kopf auf einen Arm und dachte daran, dass er jetzt genauso gut den Autopiloten einschalten und ein paar schöne Stunden mit B´Elanna verbringen könnte. Oder zumindest ein bisschen Captain Proton spielen, auf dem Holodeck...
Tuvok ließ sich durch die niederschmetternde Aussage des Lieutenants nicht beirren.
„Alle Stationen arbeiten innerhalb der normalen Parameter!“
Chakotay ließ sich auf seinem Sessel nieder. Das waren ja wunderbare Aussichten... keine Sterne, nichts zu erforschen, und es war nicht einmal etwas kaputt, das man reparieren könnte, um sich von der Langeweile abzulenken... und das würde, wenn nicht ein Wunder geschah, noch weitere zwei Jahre so gehen... Die Moral der Crew war bereits jetzt an einem Tiefpunkt angelangt und sie hatten erst einen Bruchteil der Strecke zurückgelegt.
Mehr Sorgen machte er sich jedoch um Kathryn. Dass sie nur noch selten auf der Brücke erschien und sich in ihr Quartier zurückzog, hob die Moral sicherlich nicht, sondern trug dazu bei, dass sie noch weiter absackte. Außerdem entsprach es sonst so gar nicht ihrer Mentalität, nicht für ihre Crew da zu sein und sich in ihrem Quartier zu verstecken. Vielleicht sollte er mal ein ernstes Wörtchen mit ihr reden... auch wenn sie der Captain war und ihr Schiff von dort führen konnte, wo sie wollte...
Kathryn Janeway stand vor dem Fenster in ihrem Quartier und blickte in das sternenlose Schwarz des Universums. Sie war alle Berichte durchgegangen - zweimal... aber seit sie in diesen Sektor gelangt waren, hatte sich am Status ihres Schiffes nicht viel geändert... zum ersten Mal, seit sie im Deltaquadranten gestrandet waren, hatte sie nichts zu tun. Das gab ihr Zeit zum Nachdenken... viel Zeit, wenn sie Pech hatte, ganze zwei Jahre. Sie wusste, dass durch ihren Rückzug viele Ungereimtheiten bei ihren Leuten aufkommen würden, aber damit würde ihre Crew leben müssen. Sie wollte nicht, dass irgend jemand sie so sah, geplagt von Selbstzweifeln und Schuldgefühlen.
Sie war schließlich schuld daran, dass sich die Voyager immer noch im Deltaquadranten befand... hätte sie damals die Phalanx nicht zerstört... sie könnten alle zu Hause im Alphaquadranten sein.
Und jetzt... nicht nur, dass sie alle wegen ihr und ihrem Fehlentschluss hier festsaßen, nein, nun durchflogen sie auch noch eine absolute Leere. Wie konnte sie ihren Freunden das nur antun?
Damals waren sie aber noch nicht meine Freunde! - Das ist keine Entschuldigung, Kathryn, und das weißt du auch! - Ja. Ich habe einen Fehler gemacht und nicht nur ich, sondern meine ganze Crew wird ein Leben lang dafür büßen müssen... - Das kannst du auch nicht ändern, indem du dich von ihnen abgrenzt. Früher oder später wirst du dich damit auseinandersetzen müssen, du musst dich damit abfinden, dass du hier bist und dass die Crew zu deiner Familie geworden ist. Denk doch nur mal an... - Nein! Das ist etwas ganz anderes. Auch er wird erkennen, dass ich an allem die Schuld trage und sich dann von mir abwenden. Und das ist nur gerecht so. - Also tust du das nur, um dich zu bestrafen?
Der Türmelder unterbrach ihr geistiges Zwiegespräch. Sie antwortete nicht, denn sie wollte niemanden sehen. Chakotay würde sicher gerne alles in ihrem Namen regeln, wozu war er denn ihr erster Offizier?
Die Person vor der Tür erwies sich jedoch als äußerst hartnäckig und klingelte immer und immer wieder.
Schließlich sagte Kathryn doch „Herein“, immer noch im Halbdunkel ihres Quartiers verborgen, mit dem Gesicht zum Fenster.
Chakotay trat in das Quartier ein und sah sich ein wenig verwirrt um. Es war wirklich stockfinster hier drinnen. Vielleicht lag das aber nur daran, dass draußen keine Sterne waren. „Captain?“
Kann er mich nicht einfach in Ruhe lassen?
„Was gibt es, Commander?“ Bewusst sprach sie ihn mit seinem Rang an, ein Mittel, auf das sie immer zurückgriff, wenn sie Distanz halten wollte.
Er schien nicht so recht zu wissen, wie er anfangen sollte. „Nun ja... Die Crew beginnt langsam, Fragen zu stellen...“ Langsam war gut... Tom hatte ihn regelrecht durchbohrt und wollte wissen, was mit dem Captain los war, dann war Neelix gekommen, B´Elanna... wenn er nicht jedem Besatzungsmitglied einzeln mitteilen wollte, dass er keine Ahnung hatte, musste er wohl oder übel mit ihr reden.
„... und möchte wissen, warum Sie sich zurückziehen.“ Gespannt wartete er auf eine Antwort, doch Kathryn ließ sich Zeit.
„Kathryn?“- „Das ist meine Sache, Commander!“ Sie hatte sich noch immer nicht umgedreht und sprach die Worte missmutig in Richtung Fenster. Er sollte endlich verschwinden. Sie fühlte sich schwach und es war noch nie eine ihrer Stärken gewesen, Schwäche zuzugeben. „War das alles, Comm...?“
Er schnitt ihr einfach das Wort ab. „Nein, das war noch nicht alles! Ich weiß zwar nicht, warum Sie sich so verhalten, aber ich muss sagen, es ist ausgesprochen kindisch, sich in so einer Situation von der Crew abzuwenden!“ Er wurde lauter, als er es eigentlich gewollt hatte. „So kenne ich Sie gar nicht! Was ist denn mit Ihnen los?“
Abrupt wirbelte sie herum und sah ihn giftig an. „Das geht Sie gar nichts an, Chakotay!“
„Oh doch, es geht mich etwas an, wenn die Crew unter Ihrem Verhalten leiden muss!“ Er versuchte, ihren wütenden Blicken standzuhalten... ihrem berühmten Fall-tot-um-Blick.
Sie war jedoch nicht bereit, sich weiter mit ihm zu unterhalten und zischte ihn erbost an. „Verlassen Sie mein Quartier, Commander!“
„Kathryn...“ Er versuchte nochmals, sie zum Reden zu bewegen, er sah doch, dass sie etwas bedrückte.
„Ich habe gesagt, du sollst abhauen!“ Aggressiv schrie sie ihn an und deutete auf die Tür.
„Okay...“ So war nicht mit ihr zu reden. Bevor er aber aus der Tür trat, meinte er noch: „Die Crew braucht ihren Captain...“ Sie ergriff die Vase, die auf dem Tischchen neben ihr stand. „Dann spiel du ihn doch!“
Mit aller Kraft warf sie die Vase in Richtung der sich schließenden Tür, an der sie splitternd zerschellte, ehe sie selbst schluchzend auf einem Stuhl niedersank.
Chakotay hatte beschlossen, mit Tuvok über Kathryns Verhalten zu sprechen, schließlich kannte sie der Vulkanier schon ziemlich lange und wusste vielleicht, was sie zu so einem ungewöhnlichen Benehmen veranlasste. Von der Vasenattacke und ihrem letzten Satz hatte er nichts mitbekommen, aber trotzdem war er extrem besorgt. Tuvok hörte ihm aufmerksam zu, als ihm Chakotay seine Bedenken schilderte.
Dann meinte er: „Ich kann mir schon vorstellen, woran das liegt...“- „Ach ja? Lassen Sie hören!“
„Sie gibt sich die Schuld an unserer Situation und sucht nach einem Weg, sich dafür zu bestrafen. Schließlich hat sie damals befohlen, die Phalanx zu zerstören und uns dadurch gezwungenermaßen zu einem Leben im Deltaquadranten verurteilt. Und jetzt hat sie Zeit darüber nachzudenken...“
„... und das macht sie depressiv... ich wusste gar nicht, dass Sie ein so fähiger Psychologe sind, Tuvok.“
Der Sicherheitschef winkte ab. „Ich kenne sie nur schon sehr lange...“
Das war es also. Chakotay tadelte sich in Gedanken, dass er nicht selbst darauf gekommen war. Er musste dringend noch einmal mit ihr reden.
Zuvor lenkte er seine Schritte jedoch in Richtung Casino. Auch ein Tag, den man mit Nichtstun und Den- Captain-anschreien verbrachte, machte schließlich hungrig.

Ich hätte nicht so grob zu ihm sein dürfen. Kathryn tat es leid, dass sie Chakotay so angefahren hatte, aber sie konnte seine Nähe nicht ertragen, weil es in ihr ein Gefühl der Schwäche hervorrief. Sie hasste dieses Gefühl mehr als alles andere, als Frau dazustehen, die von einem Mann beschützt und umsorgt werden wollte.
Sie ging ins Bad und stellte sich unter die Dusche, um dem Tag einen einigermaßen angenehmen Ausgang zu verschaffen. Dann schlüpfte sie in ihr Lieblingsnachthemd und warf noch einen Blick auf das Chronometer, bevor sie unter die Decke kroch. 22.34Uhr... So früh war sie seit Beginn ihrer Reise nicht mehr ins Bett gekommen. Seufzend ließ sie ihren Kopf auf das Kissen sinken. Ich hätte nicht so grob zu ihm sein dürfen.
Aber er hatte sie doch auch angeschrien... Und das mit gutem Recht... schließlich verhielt sie sich wirklich nicht gerade vorbildlich.
Er hätte mich lieber in den Arm nehmen sollen, anstatt mich anzuschreien... Dieser Gedanke schlüpfte ihr einfach so durch den Kopf... das könnte ich jetzt viel eher gebrauchen, ein bisschen Trost...
Seufzend zog sie die Decke bis zum Kinn hoch... sie konnte schon froh sein, wenn er von der Vase nichts mitgekriegt hatte.
Chakotay war gerade auf dem Weg zum Quartier des Captains. Nachdem er gegessen hatte war ihm noch einmal B´Elanna begegnet und hatte ihn wieder ausgefragt. Gemeinsam waren sie dann zu dem Schluss gekommen, dass es wirklich am besten wäre, wenn er noch mal mit Kathryn redete.
Nur diesmal muss ich es ein bisschen ruhiger angehen... sonst springt sie mir noch an die Gurgel.
Irgendwie konnte er sie ja verstehen. Die Verantwortung lastete nun mal zum größten Teil auf ihr allein, die Aufgabe, die Crew heil und möglichst schnell in den Alphaquadranten zurückzubringen, war alles andere als einfach. Sie musste sich oft genug durchsetzten und stand zum Teil mit ihrer Meinung alleine da, wie damals, als sie die Phalanx zerstörte, um ein Volk zu retten. Es gibt immer zwei Seiten einer Medaille...
Sie hatte diese Volk gerettet... und musste damit leben, ihre und Chakotays ehemalige Crew zu 70 Jahren Heimreise verurteilt zu haben. Allerdings... er fand das gar nicht so schlimm... im Gegensatz dazu, was ich als Maquisarde im Alphaquadranten erwartet hätte... und schließlich hätte er sie nie kennengelernt, und mit ihr würde er liebend gern den Rest seines Lebens verbringen... jedoch auf eine andere Art und Weise, als sie es jetzt taten.
Nachdenklich gelangte er an die Tür ihres Quartiers und drückte auf den Summer. Er musste sie ein bisschen aufmuntern, sonst würde sie noch irgend eine Kamikaze- Aktion starten, falls sich auch nur die kleinste Möglichkeit bot, aus diesem Nichts zu verschwinden.
Das Geräusch des Türsummers ließ sie aufschrecken. Sie drehte sich auf den Bauch und vergrub ihren Kopf im Kissen. „Nein... ich will jetzt nicht...“ Sie konnte sich schon vorstellen, wer das war. Und wieder mal ließ er nicht locker. Kathryn warf sich wieder auf den Rücken und stülpte sich das Kissen über den Kopf, doch auch durch dieses Manöver hatte sie es nicht geschafft, den Klingeltönen zu entgehen.
Schließlich feuerte sie das Kissen entnervt aus dem Bett. „Ich schlafe schon! Kommen Sie gefälligst morgen wieder!“
Dann eben auf die harte Tour! Chakotay vor der Türe war sich ziemlich sicher, dass sie keineswegs in ihrem Bett lag, sondern in Uniform mit einer Tasse Kaffee in den Hand auf der Couch saß.
Also gab er den Überbrückungscode ein. Dass man diese Frau immer zu ihrem Glück zwingen muss...?
Zum zweiten Mal an diesem Tag fand er sich im stockfinsteren Quartier des Captains wieder und sah sich erstaunt um. Wo war sie denn?
Im Bett nahm er eine ruckartige Bewegung wahr und sah etwas genauer hin.
„CHAKOTAY!!!! Was fällt Ihnen ein?! Verschwinden Sie, aber sofort!“ Empört hatte sie sich aufgesetzt und drückte die Bettdecke an ihre Brust. Allerdings achtete sie dabei nicht darauf, wieviel von ihren schlanken Beinen zu sehen war... ihr erster Offizier dafür um so mehr. Trotz der spärlichen Beleuchtung konnte er wirklich eine Menge erkennen... und musste sich zwingen, sich auf den eigentlichen Grund seines Kommens zu konzentrieren.
„Nein, Kathryn, ich werde hier und jetzt mit Ihnen reden! So kann das nicht weitergehen!“
„Das können Sie mir auch noch morgen erzählen! Was fällt Ihnen ein, hier hereinzuspazieren, als wären Sie hier zu Hause? Wenn Sie nicht sofort verschwinden, und ich meine SOFORT, dann können Sie die nächsten paar Tage mit der Wand der Arrestzelle reden!“ Unbeirrt fuhr sie mit ihrer Schimpftirade fort und deutete entrüstet auf die Tür. Sie war sich sehr wohl bewusst, dass es unumgänglich war, mit ihm zu sprechen. Aber sie hatte keinen Nerv dafür, es jetzt zu tun. Es gab genug andere Sachen, die ihr den Schlaf raubten.
Ohne sich auch nur einen Millimeter in Richtung Ausgang zu bewegen, versuchte Chakotay weiterhin, ihre Augen in der Dunkelheit auszumachen, es war schließlich einfacher, mit jemandem zu sprechen, wenn man genau wusste, wo er sich befand, und am Gesicht ließ sich nun mal am besten die Stimmung der betroffenen Person...
Aber eigentlich konnte er sich auch sehr gut so ihren Gesichtsausdruck vorstellen... und war augenblicklich froh, dem Fall-tot-um-Blick nicht standhalten zu müssen, den sie totsicher aufgesetzt hatte.
Er wollte sich aber auch nicht abwimmeln lassen. Augen zu und durch!
„Es ist mir egal, ob Sie mich nach diesem Gespräch einsperren, Hauptsache, es findet statt! So kann es einfach nicht weitergehen. Sie schotten sich von der Crew ab, lassen sich kaum noch blicken, wenn Sie ausnahmsweise mal auf der Brücke sind, verschwinden Sie immer gleich in ihrem Bereitschaftsraum. Dieser Zustand wirft Fragen auf, die Crew braucht ihren Captain.“
„Wollen Sie damit sagen, dass ich meine Arbeit nicht zu Ihrer Zufriedenheit ausführe? Ich habe da eine kleine Info für Sie: Ich bin der Captain, und ich kann tun und lassen, was ich will! Und wenn mir danach ist, MEIN Schiff von MEINEM Quartier aus zu führen, kann IHNEN das vollkommen gleichgültig sein!“
„Nicht, wenn die Crew darunter leiden muss. Die Moral ist auf einem Tiefpunkt angelangt. Und obwohl ich Ihre Situation verstehe...“
„Sie wollen MEINE Situation verstehen? Mein Lieber, Sie haben keine Ahnung von meiner Situation!“
Kathryn sprang aus dem Bett und ging in einer drohenden Haltung auf Chakotay zu, die Hände in die Hüften gestützt. Die Decke hatte sie, um ihrer Wut Ausdruck zu verleihen, quer durchs Zimmer geworfen.
„Dann erklären Sie sie mir doch. Sagen Sie mir, was los ist, Kathryn. Ich möchte Ihnen doch bloß helfen.“
Kathryn lachte gequält auf. „Sie wollen mir helfen? Ausgerechnet Sie? Haben Sie einhundertfünfzig Menschen dazu verdammt, im Deltaquadranten verschollen zu sei oder ich? Sind Sie schuld daran, dass wir jetzt durch dieses Nichts fliege oder ich? Müssen Sie einem kleinen Mädchen erklären, dass Sie daran schuld sind, dass es seinen Vater womöglich nie kennenlerntl oder ich? Müssen Sie über Leben und Tod entscheiden? Müssen Sie Angriffe auf die Borg befehlen? Müssen Sie die Reden für die Gefallenen halten?“ Sie stellte sich ihm direkt gegenüber auf, sah ihm direkt in die Augen und tippte ihm bei jedem Wort alles andere als gefühlvoll mit dem Zeigefinger auf die Brust. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch sie ließ sich nicht unterbrechen.
„Haben Sie den Befehl gegeben, die Phalanx zu zerstören? Haben sie uns die Möglichkeit auf eine kurze Heimreise verwehrt, nur, weil Sie ein Paragraphenreiter sind? Haben Sie ihren Vater und Verlobten getötet, nur, weil Sie unfähig waren?“ Bei den letzten Worten schossen ihr Tränen in die Augen.
Chakotay blickte sie verwirrt an. Über den Sinn ihres letzten Satzes konnte er wirklich nur spekulieren.
„Kathryn... was...?“
Auch ihr war mittlerweile bewusst geworden, was sie eben gesagt hatte. Sie senkte den Finger, der sich immer noch in seine Brust bohrte, ebenso wie ihren Blick.
„Vergessen Sie´s. Das gehört nicht hierher.“ Ihre Gestalt straffte sich wieder. „Verlassen Sie nun mein Quartier!“ Sie wollte sich umdrehen und wieder in ihr Bett klettern, doch Chakotay hielt sie am Arm zurück.
„Ich will jetzt endlich wissen, was das hier alles bedeuten soll!“- „Lass mich los! Du tust mir weh!“ Sie versuchte verzweifelt, sich aus seinem Griff zu befreien, doch sie war ihm einfach nicht gewachsen.
Schließlich stolperte sie auch noch über das Kissen, das sie aus dem Bett geschmissen hatte. Chakotay konnte gerade noch verhindern, dass sie unsanft auf dem Boden aufschlug.
Anstatt sich jedoch wieder aufzurichten, sank Kathryn gänzlich auf den Boden und begann, hemmungslos zu schluchzen. Jetzt war doch sowieso schon alles egal.
Verunsichert ging Chakotay neben ihr in die Knie. Vielleicht hatte er sie doch zu hart angefasst... sie war doch zerbrechlicher, als sie aussah. Schüchtern legte er eine Hand auf ihren Rücken.
„Kathryn... erzähl mir doch einfach alles. Du wirst dich besser fühlen.“
„Ich bin ein Versager!“, schniefte sie und richtete sich langsam auf.
„Warum?“ Chakotay begann allmählich, sich auf eine lange Nacht einzurichten, wenn das Gespräch weiterhin so schleppend und unproduktiv verlief...
„Ich... ich habe uns doch in diese Lage gebracht! Und ich habe noch immer keinen Weg gefunden, uns zurückzubringen. Statt dessen durchfliegen wir jetzt dieses... was auch immer und sind tausende Lichtjahre von unserer Heimat entfernt. Und ich bin Schuld daran! So etwas nennt man doch normalerweise versagen, oder?“ Sie wischte sich immer noch die Tränen aus den Augen und in ihrem ersten Offizier wuchs das unbändige Verlangen, sie in den Arm zu nehmen.
Noch konnte er sich beherrschen und stellte weiter Fragen. Ihr letzter Satz von vorhin ging ihm nicht aus dem Sinn.
„Was haben dein Vater und dein Verlobter damit zu tun?“
„Darüber möchte ich nicht reden.“
„Kathryn! Es wird dir nie besser gehen, wenn du nicht endlich den Mund aufmachst! Soll ich den Doktor holen? Der ist nämlich auch als Psychologe ausgebildet...“
Erschrocken winkte sie ab und erzählte ihm nach einigem Zögern, wie sie ihren Vater und Justin verloren hatte.
„Verstehst du jetzt, was ich meine? Ich verliere immer die Menschen, die ich am meisten liebe, oder ich verletze sie. Und ich will nicht, dass so etwas wieder passiert... die Sternenflotte ist mir gleichgültig... ich würde es nur nicht verkraften, noch einen geliebten Menschen zu verlieren und am Schluss wieder ganz alleine dazustehen. Um mich herum geschehen nur Katastrophen!“ meinte sie mit tränenerstickter Stimme und fand sich Sekunden später in Chakotays Umarmung wieder. Er strich ihr sanft über ihr Haar und suchte nach Worten, sie zu beruhigen. Es fielen ihm aber keine ein. Er konnte ihr nicht sagen, dass alles gut werden würde, sie würde ihm nicht glauben. Schließlich wusste man hier nie...
Er spürte, wie sie anfing zu zittern, immerhin saß sie schon eine ganze Weile im Nachthemd auf dem Fußboden herum. Langsam kroch eine Gänsehaut ihre Arme empor.
Chakotay erhob sich und zog sie mit vom Boden hoch. Noch immer lag sie in seinen Armen, hatte ihre Arme fest um seinen Rücken geschlungen. Er hatte sie noch nie so anlehnungsbedürftig erlebt.
„Entschuldige, Kathryn, dass ich davon angefangen habe. Ich habe nur alte Wunden wieder aufgerissen. Ich denke, es ist besser, wenn du jetzt wieder zu Bett gehst und wir morgen darüber weiterreden.“ Er versuchte, sich von ihr zu lösen.
„Lass mich nicht allein, Chakotay... Ich will nicht mehr alleine sein!“ Verzweifelt klammerte sie sich an ihn.
Nun ja... es konnte sicher nicht schaden, wenn er bei ihr blieb, in diesem Zustand konnte er sie sich wirklich nicht selbst überlassen.
„Schon gut. Ich bleibe da. Du bist nicht alleine...“


ENDE
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