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Bedürfnisse

von Annika Z

Kapitel 1

Kathryn saß in ihrem Quartier und ging die Berichte der letzten Tage durch. Der Doktor hatte sie zwar noch nicht für dienstfähig erklärt, aber wenn sie nichts tun würde, käme sie sich überflüssig vor. Also hatte sie Chakotay einige Berichte abgenommen. Seitdem ihre Crew wieder vollständig an Bord war und sich alle an ihr wahres Leben erinnern konnten, liefen die Reparaturen auf Hochtouren.

Kathryn versuchte sich zu konzentrieren, doch immer wieder wurden ihre Gedanken abgelenkt. Sie dachte an die Zeit, die sie auf diesem Planeten hatte, und an Jarrell. Es war lange her, dass sie sich so frei gefühlt hatte. Viel zu lange, seufzte sie innerlich, während sie das nächste Padd nahm. Es war Chakotays Bericht über die Leistung des Doktors während ihrer Abwesenheit. Es war schon erstaunlich, wie gut er das Schiff geführt hatte, während die ganze Crew auf dem Planeten war.

Sie musste lächeln, als sie den Vergleich zwischen ihr und dem Doktor las. Sie war – laut Chakotay – eindeutig die Bessere für diesen Posten. Am meisten hätte er ihre Menschlichkeit und ihren Humor vermisst. Das schrieb er zumindest. Sie beschloss ihn zu fragen, ob er das ernst meinte, oder ob er sich nur einschmeicheln wollte.

„Janeway an Chakotay.“

„Chakotay hier. Was kann ich für Sie tun?“

„Würden Sie bitte in mein Quartier kommen? Ich hab da einige Fragen zu Ihrem Bericht.“

„Verstanden. Chakotay Ende.“

Keine Minute später stand er vor ihrem Schreibtisch und sah auf sie hinunter. Wie schon so oft seit ihrer Rückkehr fiel ihm auf, wie schön sie war.

„Sie wollten mich sprechen, Kathryn?“ Er sprach sie bewusst mit ihrem Vornamen an, da er ihre Reaktion darauf beobachten wollte. Sie schien es nicht zu bemerken. Vielleicht ist es aber auch schon selbstverständlich für sie, dachte er bitter, schließlich hatte Jarrell sie immer mit dem Vornamen angesprochen. Auch wenn Chakotay es nicht zugeben wollte: Er war eifersüchtig auf diesen Mann. Nicht, dass er Kathryn ihr Glück nicht gönnte, aber er hatte immer gehofft, dass er an ihrer Seite sein würde, wenn sie eine neue Beziehung hatte.

„Es geht um Ihren Vergleich zwischen mir und dem Doktor, Chakotay. Meinen Sie das ernst oder wollten Sie sich nur bei mir einschmeicheln?“

„Das meine ich ernst, Kathryn. Sie haben mir die letzten Tage gefehlt. Ich weiß nicht, wie ich ohne Sie zurechtkommen würde. Ich habe mich einfach zu sehr an Sie gewöhnt.“

„Sollte das ein Kompliment sein?“

„Ja.“ Überrascht sah Kathryn Chakotay an. So ehrlich und offen war er selten. Doch Chakotay war auch von sich selbst überrascht. Die Antwort war ihm einfach herausgerutscht.

„Wollen wir uns nicht da drüben hinsetzen?“, fragte Kathryn. Sie hatte das Gefühl, dass dieses Gespräch noch etwas dauern würde.

„Gerne.“

Nachdem sie Platz genommen und etwas zu trinken hatten, wagte es Chakotay die Frage zu stellen, die ihm schon die ganze Zeit seit ihrer Rückkehr auf der Zunge lag. „Vermissen Sie ihn?“

Kathryn überlegte kurz, bevor sie antwortete: „Ich vermisse ihn nicht so sehr, wie das Leben, was ich dort hatte. Keine Angst vor Angriffen, keine Verantwortung für eine Crew und ein Schiff...“ Sie seufzte.

Diese Antwort gab Chakotay den Mut, seine Gefühle und Gedanken offen zu legen. „Ich kann die Angriffe zwar nicht verhindern, aber ich kann Ihnen die Verantwortung vielleicht teilweise abnehmen.“

„Und wenn ich dies zuließe?“

„Dann würde ich Ihnen zeigen, dass es noch mehr gibt, als das Schiff und seine Crew. Auch Sie sind ein Mensch mit Bedürfnissen und diese Bedürfnisse möchten auch befriedigt werden. Warum lassen Sie es nicht zu?“

„Weil...“, sie unterbrach sich kurz um tief Luft zu holen, bevor sie zu einer Erklärung ansetzte, „weil ich eine Vorbildfunktion für die Crew habe.“

„Genau das ist es. Sie sind ein Vorbild. Aber nicht nur im Dienst, sondern auch als Mensch. Das sollten Sie zumindest sein. Was sollte die Crew denn dagegen haben, wenn Sie sich einen Partner suchen?“

„Sie könnten glauben, ich hätte aufgegeben.“

„Das ist doch Unsinn, Kathryn! Ihre Crew würde sich für Sie freuen.“

„Meinen Sie das wirklich?“, fragte Kathryn zögerlich.

„Ja, sie würden erkennen, dass auch Sie es schaffen sich ein neues Leben aufzubauen. Und dafür würden sie Sie bewundern. Glauben Sie mir.“

„Wenn Sie meinen.“

Kathryn zögerte noch einmal, doch dann ließ sie ihren Gefühlen freien Lauf. Schon als sie auf dem Planeten war und sich wieder an ihre Vergangenheit erinnern konnte, hatte sie sich nach Chakotay gesehnt, doch es hatte bis jetzt gedauert, es sich einzugestehen. Sie rutschte näher an Chakotay heran und gab ihm schließlich einen fast schüchternen Kuss, der aber schnell leidenschaftlicher wurde.

Chakotay war überglücklich und beschloss, das Warum und Wieso auf später zu verschieben. Diese Nacht hatte er etwas anderes vor, und Kathryn schien nichts dagegen zu haben. Vorsichtig hob er sie hoch und trug sie in ihr Schlafzimmer, um ihr dann dort seine Pläne zu erläutern.
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