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Drei sind einer zu viel

von Annika Z

Kapitel 1

Das konnte doch nicht wahr sein! Es war Freitagabend an Bord der Voyager und Kathryn Janeway schlug die Einladung von Chakotay zum gemeinsamen Abendessen aus! Resigniert nahm der Erste Offizier wieder die Teller vom Tisch und stellte sie in den Recycler. Vor einigen Wochen hatte es sich eingebürgert, dass sie Freitagabend immer zusammen aßen und sich über etwas anderes als das Schiff unterhielten. Doch jetzt, da Kathryn sogar dieses Treffen absagte, hatte Chakotay genug. Jahrelang hatte er gehofft, dass Kathryn merken würde, was er für sie empfand. Doch dem war nicht so. Sie sah nur Freundschaft zwischen ihnen. Sie hat ihre Chance gehabt. Ich merke doch, wie die Crew mich mitfühlend ansieht, weil Kathryn nicht merkt – oder merken will – was ich für sie empfinde. Doch damit ist jetzt Schluss!

Bestärkt durch diesen Entschluss ging Chakotay zum Holodeck und beschloss, den freien Abend für Sport zu nutzen. Am nächsten Morgen geriet sein Entschluss kurz ins Wanken, als er Kathryn sah, doch er schwor sich, ihr zu widerstehen; mochte es auch noch so schwer sein.

„Guten Morgen, Captain“, grüßte er sie ernst.

„Morgen, Chakotay“, antwortete die Angesprochene gutgelaunt.

Nach einiger Zeit fing Kathryn sich an zu wundern. Es war üblich geworden, dass sie – wenn es nichts zu tun gab – miteinander scherzten. Doch heute starrte er nur angespannt auf die Padds, die er sich mitgebracht hatte. Also beschloss sie, in ihren Bereitschaftsraum zu gehen.

Höchstwahrscheinlich würde er bald zu ihr kommen und sie könnten sich in Ruhe unterhalten. Doch zur Überraschung aller passierte nichts. Chakotay blieb auf seinem Stuhl sitzen, als wäre er festgewachsen. Harry war so irritiert, dass er Tom eine Nachricht schrieb.

„Was ist denn mit Chakotay los? Sonst folgt er ihr doch immer direkt.“

Tom war jedoch genauso ratlos: „Selbst ich weiß nicht, was los ist. Und das will schon was heißen!“

So schwer es ihm auch fiel: Chakotay blieb auf der Brücke. Schließlich wollte er herausfinden, was Kathryn wirklich in ihm sah und ob er ihr etwas bedeutete.

Kathryn war mit dem festen Vorsatz in ihren Bereitschaftsraum gegangen, Berichte durchzugehen, doch sie konnte sich nicht konzentrieren. Immer wieder glitten ihre Gedanken zu Chakotay.
Was ist heute bloß los mit ihm? Sonst scherzt er doch immer mit mir und begrüßt jede Gelegenheit mit mir alleine zu sein. Ich dachte, er liebt mich. Oder glaubt er, dass es keinen Sinn mehr hat? Ich brauche ihn doch!

Erschrocken sah Kathryn auf. Plötzlich war ihr etwas klar geworden, dass sie sich selbst bis jetzt nicht eingestanden hatte. Sie liebte Chakotay. Eigentlich schon seit der neuen Erde, doch sie hatte es immer wieder verdrängt und unterdrückt. Und jetzt war es vielleicht zu spät. Sie konnte es Chakotay nicht verdenken, wenn er sich nach jemandem anderen umsah. Er würde schließlich nicht ewig auf sie warten. Auch wenn es eine schmerzliche Erkenntnis war, war es eine wichtige.

Obwohl es aussichtslos schien, nahm sie sich vor, ihr Glück bei Chakotay zu versuchen. Vielleicht liebte er sie ja immer noch. Also ging sie wieder auf die Brücke, um ihrem Ersten Offizier wenigstens ein bisschen zu zeigen, wie sehr sie ihn liebte und brauchte. Doch wie sollte sie das anstellen?
Bevor sie jedoch über ihr Problem nachdenken konnte, holte Harry sie in die Wirklichkeit zurück.

„Captain: Die Langstreckensensoren zeigen einen Planeten der Klasse D an. Er ist reich an Dilithium.“

„Kurs?“

„59476.8“

„Setzen Sie einen Kurs, Mr. Paris. Warp 6.“

„Aye, Ma’am.”

„Wann werden wir den Planeten erreichen?“

„In 5,9 Stunden.“

„Sammeln Sie alle verfügbaren Daten. Die Führungsoffiziere treffen sich in einer Stunde im Konferenzraum.“

Erleichtert setzte sich Kathryn wieder in ihren Stuhl, aus dem sie unbewusst aufgestanden war. Sie hatte gleich doppelten Grund zur Freude: Einerseits könnte die Voyager ihren Dilithiumvorrat wieder auffüllen und andererseits würde sie so vielleicht die Chance erhalten, mit Chakotay zu reden. Es war schließlich nicht ungewöhnlich, dass die beiden Führungsoffiziere nach einer Besprechung noch weiter diskutierten.
Sie versuchte, sich in ihrem Quartier auf die Besprechung vorzubereiten. Sie wollte vermeiden, in Chakotays Nähe zu sein. Nicht in seiner jetzigen Laune. Doch anstatt die Daten zu analysieren, überlegte sie, was sie Chakotay sagen könnte.

„Was ist los mit Ihnen, Chakotay?“
„Lieben Sie mich nicht mehr?“
„Was kann ich tun, damit sie wieder lächeln?“


Diese und andere Fragen schwirrten Kathryn im Kopf herum, als sie auf dem Weg von ihrem Quartier zum Besprechungsraum war. Wie immer war sie als Erste da und hatte so Zeit, die Sterne zu bewundern. Oft beruhigte sie dieser Anblick. Doch heute war sie zu aufgewühlt um sich von den Sternen beruhigen zu lassen. Stattdessen beobachtete sie die Offiziere, wie sie nach und nach den Raum betraten:

Harry schien aufgeregt zu sein. Nach 6 Jahren im Delta-Quadranten war er immer noch nervös, wenn er an Besprechungen teilnahm, bei denen er etwas sagen musste. Schließlich war die Voyager seine erste Mission.

Tuvok wirkte wie immer sachlich und emotionslos. Es musste schon etwas Außergewöhnliches passieren, damit er zumindest den Ansatz eines Gefühls zeigte.

Seven bot ein ähnliches Bild. Ebenso wie der Vulkanier hielt sie Gefühle für – wie sie es nannte – irrelevant.

Wo Chakotay nur blieb? Sonst war er doch immer als erster da. Da kam er endlich! Zusammen mit Tom und B'Elanna. Die beiden waren auch nicht so leicht zu trennen. Schließlich waren sie frisch verliebt.

Und da war es wieder: Dieses Sehnsuchtsgefühl! Zu gerne würde sie mit Chakotay auch dieses Gefühl erleben. Doch er schien nicht mehr so zu fühlen. Zumindest ließ er sich nichts anmerken.

Als letztes Mitglied des Führungsstabs betrat Neelix den Besprechungsraum. Er hatte sich wie immer nicht von seinen Töpfen lösen können.

Als schließlich alle Platz genommen hatten, begann Kathryn, die Anwesenden über die neue Situation aufzuklären: „Wir haben einen Planeten der Klasse D entdeckt. Laut unseren Sensoren weist er viel Dilithium auf. Harry?“

„Wir werden verschiedene Außenteams zusammenstellen, um das Dilithium zu bergen.“

„Sehen Sie irgendwelche Probleme, B'Elanna?“

„Nein. Bis jetzt gibt es keine Anzeichen von Leben.“

„Das ist ja eine gute Nachricht. Ich werde die Außenteams in 2 Stunden bekannt geben. Wegtreten!“

Alle erhoben sich. Da fiel Kathryn ein, dass dies eine gute Möglichkeit wäre um mit Chakotay alleine zu sprechen.

„Commander?“

Chakotay drehte sich überrascht um. „Captain?“

„Ich möchte gerne mit Ihnen die Zusammenstellung der Außenteams besprechen.“

„Gerne, Captain.“

Chakotay setzte sich wieder. Er hoffte, dass es nicht lange dauern würde, denn er wusste nicht, wie lange er seine Förmlichkeit noch aufrecht halten können würde.

„Welche Führungsoffiziere würden Sie gerne auf diese Mission schicken?“

Chakotay war überrascht. Sonst legte sie ihm doch immer die fertige Liste vor.

„Nun … wie wäre es mit Harry und B'Elanna? Beide kennen sich mit Dilithium aus und hätten mal wieder festen Boden unter den Füßen verdient.

„Mmmhhh …“ Kathryn schien ihm gar nicht zugehört zu haben, sondern schaute Chakotay an.
Der kannte diesen Blick, hatte ihn aber noch nie als so intensiv empfunden. Es fiel ihm schwer, sie nicht in den Arm zu nehmen, denn plötzlich sah er noch etwas in ihren Augen: Sehnsucht!
Doch er blieb hart und ließ sich nicht anmerken, wie sehr er diesen Blick liebte und brauchte.

Schließlich räusperte sich Kathryn und unterbrach die eingetretene Stille.

„Was halten Sie davon, wenn Sie mir in zwei Stunden die fertige Liste vorlegen.“

„In Ordnung, Captain.“

Chakotay war froh, als er den Bereitschaftsraum verlassen konnte. Zurück blieb eine enttäuschte Kathryn, die sich mal wieder fragte, ob ihr Erster Offizier sie nicht mehr liebte. Sie konnte ja nicht ahnen, dass Chakotay sie mehr als zuvor liebte.

Pünktlich zwei Stunden später erhielt sie Chakotays Vorschlag für die Außenteams. Sie überflog ihn kurz und segnete ihn dann ab.

Die Außenmission verlief ohne Komplikationen und B'Elanna machte wahre Luftsprünge, angesichts der Menge Dilithium, die sie an Bord beamen konnten.

Kathryn war gerade in ihrem Bereitschaftsraum, als Chakotay ihr den Bericht der Außenteams übergeben wollte. Dieser Umstand machte sein Vorhaben nicht gerade leichter, da er so mit Kathryn alleine war.

„Herein“, war Kathryns einzige Reaktion auf den Türmelder.

„Hier ist der Bericht, den Sie haben wollten, Captain.“

Er betonte ihren Rang, was Kathryn zwar wunderte, sie aber – angesichts seines derzeitigen Verhaltens – nicht weiter überraschte.

Sie ging auf ihn zu und legte ihm ihre Hand auf sein Schulterblatt. Trotz der Uniform konnte Chakotay die Wärme spüren, die von Kathryns Hand ausging. Sein Vorhaben – Kathryn zu zeigen, wie er sich die ganzen Jahre über gefühlt hatte – geriet zwar in Gefahr, doch es gelang ihm, die Maske zu wahren.

„Der Bericht, Captain.“

„Äh, ja.“

Kathryn war, als erwache sie aus einem schönen und zugleich traurigen Traum. Sie hatte gefühlt, wie es mit Chakotay als Partner sein könnte – und zugleich festgestellt, dass sie ohne ihn nicht mehr leben wollte und konnte.

„Wenn das alles ist…“

„Natürlich. Sie können gehen, Commander“, sagte Kathryn abwesend.

Sie war noch immer ganz in ihren Träumen und Gefühlen gefangen. Da ihre Schicht ohnehin bald zu Ende war, ging sie in ihr Quartier. Sie war verzweifelt. Jetzt, da sie sich endlich über ihre Gefühle zu Chakotay im Klaren war, schien er sie nicht mehr zu lieben. Was konnte sie denn noch tun um ihn von ihren Gefühlen zu überzeugen? Plötzlich kam Kathryn ein schrecklicher Gedanke: Was war, wenn er sich in jemanden anderen verliebt hatte? Obwohl sie sich sträubte, musste sie diese Möglichkeit in Betracht ziehen. Wütend auf sich selbst ließ sie sich aufs Bett fallen und fing an zu weinen. Wie hatte sie nur so egoistisch sein können?

Auf einmal wurde es hell im Raum. Kathryn drehte sich verwundert um und sah: Q!

„Hallo Kathy“, begrüßte er sie wie gewohnt.

Kathryn spürte wie sich ihre Wut gegen sich in eine Wut gegen Q verwandelte. Was bildete sich dieser Q nur ein?

„Was wollen Sie, Q?“, fragte sie verärgert.

„Eigentlich wollte ich fragen, ob Sie mal auf meinen Sohn aufpassen könnten, aber wenn ich Sie so sehe … Was ist los mit Ihnen? Ärger mit Chuckles?“

„Das geht Sie nichts an, Q!“

Kathryn stand nicht der Sinn nach Gesellschaft.

„Das stimmt nicht. Ich finde, es geht mich schon was an, wenn es der Patentante meines Sohnes schlecht geht. Aber vielleicht kann ich Ihnen ja helfen.“

„Sie? Mir helfen? Ich glaube kaum.“

Kathryn drehte sich um und wollte gehen, doch Q hielt sie am Arm fest. „Hören Sie mir doch erst einmal zu!“

Da ihr nichts anderes übrig blieb, drehte sie sich wieder um und setzte sich auf ihre Couch.
„Nehmen Sie mich anstatt dieses Chuckles!“

Kathryn war froh, dass sie saß. „Das kann doch nicht Ihr Ernst sein! Sie haben mich schon mal gefragt, ob ich mich mit Ihnen paaren möchte und ich habe schon mal Nein gesagt. Also …“ Sie unterbrach sich, denn plötzlich war ihr eine Idee gekommen, wie sie Chakotay wieder gewinnen konnte. Allerdings konnte sie dabei auch alles verlieren.

„Also was?“, fragte Q, der inzwischen ungeduldig geworden war.

„Geben Sie mir Bedenkzeit.“

„Okay, Kathy. Aber ich komme wieder!“

Als Q weg war, atmete sie tief durch. Sie dachte über die vergangenen zehn Minuten nach.
Was war nur los mit mir? Ich bin doch sonst nicht so. Wie konnte ich nur um Bedenkzeit bitten. Ich hasse Q. Er ist einfach nur widerlich. Na ja, ich kann ja immer noch absagen.

Völlig erschöpft sank sie aufs Bett und fiel in einen unruhigen Schlaf.

Als das Wecksignal am nächsten Morgen erklang, wachte sie auf und war fast noch müder als am Abend zuvor. Aber es half ja alles nichts. Sie musste auf die Brücke. Da half nur eine kalte Dusche und eine große Tasse Kaffee.

Auf der Brücke erwartete Chakotay sie schon. „Guten Morgen, Captain.“


Kathryn merkte, dass er versuchte, Distanz zu wahren. Doch sie spürte noch etwas anderes: Liebe! Plötzlich konnte sie spüren, dass Chakotay sie immer noch liebte. Er hatte es zwar in den letzten Tagen gut versteckt, aber er konnte seine Gefühle nicht auf Dauer unterdrücken.

Durch diese Erkenntnis bestärkt, beschloss sie auf Qs Angebot einzugehen - zumindest teilweise.
„Commander, Sie haben die Brücke.“ Sie wollte Q herausfordern. Davon konnte Chakotay natürlich nichts wissen. Er befahl sich sitzenzubleiben. Er war sich zwar sicher, dass Kathryn ihn wirklich liebte, aber er wollte sie noch etwas schmoren lassen.

Kathryn ging derweil in ihrem Bereitschaftsraum auf und ab. Sonst war Q doch immer zu Stelle. Sie hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben, da wurde ihr Raum hell erleuchtet.

„Da bin ich wieder, Kathy.“

„Ich habe dich schon erwartet.“

Q schien wirklich überrascht. Er hatte mit allem gerechnet. Nur nicht, dass sie auf sein Angebot einging.

„Hattest du etwa Sehnsucht nach mir?“, fragte er hoffnungsvoll. Er hatte gerade Krach mit seiner Frau und brauchte eine Ablenkung.

„Hält sich in Grenzen. Ich habe einen Kompromissvorschlag, der uns beiden dient.“

„Da bin ich ja gespannt.“

„Wir lassen es langsam angehen: Ausflüge auf das Holodeck, Gespräche in meinem Quartier, usw.“

„Und dann?“

„Dann werden wir ja merken, ob wir zusammen passen.“

„Ihr Menschen seid immer so langsam und vorsichtig. Das macht doch gar keinen Spaß.“

Kathryn erinnerte sich kurz an die Zeit mit Chakotay, in der sie sich mit kleinen Gesten und Blicken gegenseitig aufgeheitert hatten.

„Gerade diese Langsamkeit, wie du es nennst, macht den Reiz aus.“

Q überlegte noch einmal kurz, bevor er einwilligte. Er wusste zwar nicht, warum Kathryn auf einmal so bereitwillig auf seinen Vorschlag einging, aber das war ihm ehrlich gesagt auch egal. „Dann bis später, Kathy.“

„Bis später.“

Mit einem grellen Lichtblitz verschwand Q wieder und hinterließ einen zufriedenen Captain.

Auf der Brücke saß derweil ein ahnungsloser Chakotay, für den es in den nächsten Wochen nicht einfach werden würde.

Zwei Tage später war Kathryn einem Nervenzusammenbruch nahe. Q hatte sich noch nicht blicken lassen und Kathryn zweifelte an seinem Teil der Abmachung. Chakotay gegenüber erklärte sie, es wäre der viele Stress. Er glaubte diese Erklärung und ließ sie in Ruhe.

Sie hatte sich gerade einen Kaffee zur Beruhigung repliziert, als Q erschien. Wie immer ohne Ankündigung.

„Da bin ich Kathryn. Was machen wir?“

„Wie wäre es, wenn wir uns erst ein wenig besser kennenlernen?“

„Was willst du wissen?“

„Wie ist es ein Q zu sein?“

Q überlegte kurz, wie er es am besten erklären konnte und begann dann zögerlich: „Es ist … lustig. Sie sind unabhängig von Zeit und Ort. Wenn sie Lust haben, woanders zu sein, dauert es nur eine Sekunde, und sie sind da. Außerdem können Sie alles machen, wozu sie Lust haben. Bewohner eines Planeten verwirren? Supernovas beobachten? Kein Problem. Ein Schnipsen und Ihr Wunsch ist erfüllt. Wie ist es denn ein Mensch zu sein? Ein richtiger Sternenflotten-Captain?“

„Es ist aufregend. Jeden Tag gibt es etwas Neues zu entdecken, zu erforschen. Aber es gibt auch viele Gefahren. Jede neue Spezies kann den Tod bedeuten. Wir haben keine Möglichkeit, uns irgendwo zu verstecken. Wir sind auf uns gestellt. Aber es gibt auch schöne Seiten. Neue Phänomene …“

Sie waren so in ihr Gespräch vertieft, dass sie den Türmelder überhörten und erst reagierten, als sich die Tür zischend öffnete. In der Tür stand - wie konnte es anders sein – Chakotay.

„Captain, es gibt da …“ Er verstummte, als er Q sah. Erst wollte er die Sicherheit rufen, doch dann bemerkte er, dass Kathryn nichts dagegen zu haben schien, dass Q hier war.

„Was gibt es Commander?“

„Eigentlich wollte ich Ihnen die neusten Sensordaten aus dem astrometrischen Labor geben, aber Sie sind ja anderweitig beschäftigt. Sie wissen ja, wo Sie mich finden.“ Wütend stapfte er wieder auf die Brücke.

Q hatte während der ganzen Zeit nichts gesagt, was untypisch für ihn war. Er war aber auch erstaunt, dass Kathryn nicht mehr gesagt hatte.

„Soll ich lieber gehen?“

„Bleib ruhig, wenn du noch möchtest. Schließlich hat Chakotay nichts gesagt.“

„Na gut. Also, wo waren wir stehen geblieben.“

Chakotay ließ sich in seinen Stuhl fallen. Mit allem hatte er gerechnet. Nur nicht damit, dass Kathryn mit Q etwas anfangen würde. Na ja, sie hatten zwar nur auf der Couch gesessen und geredet, aber dass sie ihn überhaupt geduldet hatte. Das war zu viel für ihn. Aber er wäre nicht Chakotay, wenn er direkt aufgegeben hätte. Er beschloss Kathryn noch eine Chance zu geben. Vielleicht hatte Q sie irgendwie beeinflusst.

Doch es änderte sich nicht. Q tauchte immer wieder auf. Mal im Bereitschaftsraum („Ich hab‘ da mal ‘ne Frage, Kathy!“), mal im Casino („Was können Sie mir empfehlen?“). Doch dann kam der Tag, an dem das Fass überlief.

Seit langer Zeit hatten sich Chakotay und Kathryn mal wieder zum Abendessen getroffen. Sie versuchten miteinander zu reden, ohne auf das Thema Q zu kommen. Doch es war unvermeidlich.

„Was hat er, was ich nicht habe?“, Chakotay wollte endlich Klarheit.

„Nun …“ Sie wollte gerade zu einer Erklärung ansetzen, als der Raum hell erleuchtet wurde.

„Kathy, ich brauch‘ mal Ihre Hilfe bei folgendem Problem …“

Plötzlich sprang Chakotay wie von der Tarantel gestochen auf und rannte auf Q zu. Dieser blieb seelenruhig stehen und ließ Chakotays Wutausbruch über sich ergehen.

„Was wollen Sie eigentlich von Kathryn? Sie liebt mich und ich rate Ihnen, dass Sie jetzt ganz schnell verschwinden, bevor ich mich vergesse! Ich weiß zwar nicht, was Sie mit Kathryn gemacht haben, aber Sie haben Sie manipuliert. Sie wäre nie so dumm, sich mit Ihnen einzulassen.“

„Nun halten Sie aber mal die Luft an.“ Q hatte dann doch keine Lust, sich wie ein kleiner Junge behandeln zu lassen. „Kathy wollte sich mit mir treffen.“

Dieser Satz war für Chakotay wie ein Schlag in die Magengegend. Q hatte ja schon vieles getan. Aber gelogen hatte er noch nie!

„Stimmt das, Kathryn?“ fragte er bestimmt.

Kathryn drehte sich um, damit er nicht sehen konnte, wie ihr die Tränen in die Augen schossen.

Doch Chakotay ließ nicht locker. „Stimmt das, Kathryn?“ fragte er erneut.

Kathryn konnte nur nicken. Sie schaffte es nicht, Chakotay in die Augen zu sehen. Wenig später hörte sie das Zischen der schließenden Tür.

„Kathy …“, setzte Q an, doch Kathryn wollte nur noch allein sein.

„Gehen Sie, Q. Lassen Sie mich in Ruhe!“

„Wie Sie wünschen.“

Noch ein heller Lichtblitz und Q war verschwunden.

Kathryn blickte noch einen Moment aus dem Fenster, dann brach sie zusammen. Die Anstrengung war einfach zu viel für sie. Erst die Überwindung, mit Q normal zu reden und dann hatte sie auch noch Chakotay endgültig verloren. Wie konnte Sie nur so dumm sein und glauben, sie könnte ihn so zurückgewinnen?

Sie hatte Glück, dass Sie einen Termin mit dem Doktor hatte. Dieser hatte sie erwartet und sich gewundert, dass sie nicht erschienen war. Dabei hatte sie es diesmal wirklich versprochen. Da er sie auch nicht über Intercom erreichen konnte, lokalisierte es sie und beamte sich dann in ihr Quartier. Dort fand er sie auf dem Boden liegend. Sofort brachte er sie auf die Krankenstation und kontaktierte Chakotay.

„Doktor an Commander Chakotay.“

„Chakotay hier“, antwortete er gereizt. Er hatte jetzt keine Lust, auch nur mit irgendjemandem zu sprechen.

„Es geht um Captain Janeway. Sie ist hier auf der Krankenstation“, begann der Doktor. Er wollte wissen, wie besorgt Chakotay war.

„Und? Das ist doch noch kein Grund, mich zu stören. Der Captain ist alt genug um auf sich selbst aufzupassen!“

„Das genau kann sie im Moment nicht. Sie hatte einen Nervenzusammenbruch.“

„Ich komme, Doktor.“ Chakotay war wie gelähmt. Er hatte sich zwar mit mir gestritten, aber er wollte trotzdem, dass es ihr gut ging. Also machte er sich auf den Weg zur Krankenstation.

Als er eintrat, sah er, wie sich der Doktor um Kathryn beugte und sie scannte. Geduldig wartete er, bis sich der Doktor zu ihm umdrehte.

„Es geht ihr wieder etwas besser. Ihre Werte haben sich stabilisiert. Aber sie braucht jetzt viel Ruhe.“

„Kann ich zu ihr?“

„Natürlich.“ Der Doktor hoffte, dass Chakotay Kathryn helfen konnte.

Eigentlich hatte Chakotay sich ja vorgenommen, dass er kühl und abweisend sein würde, aber als er sie so da liegen sah – so zerbrechlich und hilflos – schmolz sein Zorn wie Eis in der Sonne.

„Kathryn. Kannst du mich hören?“

„Chakotay“, flüsterte sie. Sie versuchte sich aufzusetzen, doch Chakotay drückte sie sanft zurück auf das Biobett.

„Du musst dich noch schonen, Kathryn. Es war wohl alles etwas viel für dich.“

Kathryn senkte verlegen den Kopf. Sie schämte sich für ihr Verhalten und traute sich nicht, ihm in die Augen zu schauen.

Leise flüsterte sie: „Ich wusste nicht mehr, was ich machen sollte.“

Chakotay atmete tief durch bevor eine Frage stellte, bei der er sich nicht sicher war, ob er die Antwort hören wollte: „Wolltest du wirklich was von Q?“

Als sie antwortete, schaute sie Chakotay tief in die Augen. „Nein. Ich wollte dich eifersüchtig machen.“

„Warum das denn?“

„Ich dachte, ich hätte dich verloren und wollte dich zurückgewinnen.“

„Du hattest mich nicht verloren. Ich wollte wissen, was du wirklich für mich empfindest. Und dann wollte ich dir zeigen, wie ich mich all die Jahre gefühlt habe.“

„Das weiß ich jetzt. Ich möchte mich für mein Verhalten entschuldigen. Ich hab mich kindisch benommen. Verzeihst du mir?“

„Ja, aber nur unter einer Bedingung.“

„Und die wäre?“

„Das du mir immer treu bleibst.“

„Okay.“

Sie besiegelten dieses Versprechen mit einem vorsichtigen Kuss, der langsam an Intensität zunahm. So merkten sie auch nicht, wie der Doktor wieder zu ihnen getreten war.

„Ich glaube, ich kann Sie dann in ihr Quartier entlassen. Aber nur wenn Sie sich auch ins Bett legen und viel schlafen. Sie sind für diese Woche noch dienstunfähig.“

„In Ordnung, Doktor.“

In ihrem Quartier ging Kathryn zwar in ihr Bett, aber schlafen tat sie da nicht.
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