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Mein ist die Rache

von Simone

Kapitel 2

I.

Kathryn Janeway, Captain der Voyager, saß mit übereinandergeschlagenen Beinen in ihrem Kommandosessel und diskutierte mit ihrem Ersten Offizier Chakotay darüber, ob Shakespeares „Hamlet“ mit einem Vulkanier in der Hauptrolle überzeugender wirkte als mit einem menschlichen Prinz Hamlet. Die gesamte Brückencrew nahm schließlich an der Diskussion teil und es herrschte eine fast ausgelassen zu nennende Stimmung. Ein sicheres Zeichen dafür, dass es zur Zeit nicht viel zu tun gab.
„Die Tatsache, dass Vulkanier normalerweise keine Gefühle ausdrücken, bedeutet doch nicht, dass sie nicht so tun können, als ob!“, sagte Chakotay gerade.
„Da muss ich dem Commander zustimmen, Captain“, warf Tuvok, selbst Vulkanier, ein.
„Fallen Sie mir nicht auch noch in den Rücken, Tuvok“, entgegnete Janeway mit gespieltem Vorwurf, dann, an Chakotay gewandt: „Aber es ist doch ein Unterschied, ob ich etwas vortäusche, von dem ich keine Ahnung habe, oder ob ich mir bekannte Erfahrungen wiedergebe!“
„Ihnen bekannte Erfahrungen? Können Sie von sich behaupten zu wissen, was man fühlt, wenn man dem Geist seines Vaters gegenübersteht?“, schoss Chakotay zurück, „Da müssen Sie genauso improvisieren wie ein Vulkanier es eben in jeder Situation, in der Gefühle ausgedrückt werden, tun muss.“
„Schon, aber-“
„Captain, wir werden gerufen!“, meldete der junge Harry Kim plötzlich.
„Von wem? Wir sind momentan doch weit entfernt von irgendwelchen anderen Schiffen!“
„Die Nachricht scheint von einer Raumstation im Orbit eines Planeten etwa fünf Lichtjahre von hier zu stammen.“
„Öffnen Sie einen Kanal!“, befahl Janeway und blickte gespannt zum Hauptschirm. Das Bild der vorüberziehenden Sterne wich dem eines ihr bekannten Gesichtes. Ihre eben noch entspannte Haltung versteifte sich und auch Chakotay neben ihr saß plötzlich sehr aufrecht in seinem Sessel.
„Überrascht, mich zu sehen?“, fragte Milanor, den sie als militärischen Chefberater auf einer Welt namens Nawdos kennengelernt hatten. Sie hatten geholfen, einen Konflikt mit dem Nachbarplaneten, gegen den erbitterten Widerstand von Milanor, der eine militärische Lösung für sinnvoller hielt, friedlich beizulegen. Janeway hielt ihn für machtbesessen, gewalttätig, leider hochintelligent und somit dreifach gefährlich. Sein Auftauchen verhieß sicher nichts Gutes.
Sie grüßte ihn in einem kühlen Tonfall. „General. Es freut mich, Sie so bald schon wieder zu sehen.“
Er lachte spöttisch und zeigte dabei eine Reihe ebenmäßiger, weißer Zähne. „Eigentlich wollten Sie doch sagen: ‚Verdammt, was wollen Sie blöder Hund denn jetzt schon wieder?‘, aber da Sie immer so diplomatisch sind, können Sie das nicht sagen. Aber ich weiß, was Sie meinen.“ Seine Stimme troff vor Sarkasmus und er zog das a in ‚diplomatisch‘ auffällig in die Länge.
„Gut, was wollen Sie?“ Janeways Tonfall wurde noch einige Grad kälter und Milanor lächelte ebenso kalt zurück, sah ihr direkt ins Gesicht.
„Sie“, sagte er ruhig, „Sie haben mir mein Leben genommen, dafür nehme ich Ihnen Ihres. Das ist doch nur gerecht, finden Sie nicht?“
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