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Kurschatten

von Racussa

Kurschatten

Kurschatten: Mietze im Katzenparadies

Als Subcommander Mietze ihre Augen aufschlug, brauchte sie einen Augenblick, um sich zu orientieren. Das Zimmer war dunkel, doch mit ihren scharfen Augen konnte sie selbst in der Finsternis die Umrisse der Standardmöbel militärischer Unterkünfte erkennen: zwei halbhohe Kommoden mit Falkengriffen, zwei Uniformschränke, ein Spiegeltisch und die obligatorische Deckendekoration mit dem Romulanischen Falken.

 

Ein paar Tage Ruhe im Militärbezirk von Romulus…Wenigstens geht es mir nicht wie Admiral Racussa, die trotz ihres Rangs als Remanerin hier noch misstrauischer beäugt wird als ich als ganz Fremde. Sie hat gemeint, dass es für uns als Mitglieder der Raumflotte angemessen wäre, nicht wie die Wissenschaftler im Tranischen Palast zu schlafen, sondern hier, bei den anderen Raumflottenleuten.

 

Die winzigen Ziffern der digitalen Uhr am anderen Ende des Zimmers zeigten Mietze, dass es noch zwei Stunden bis zum morgendlichen Weckruf waren. Dann hatte man eine Stunde Zeit, sich auf den Morgenapell vorzubereiten, dann folgte das Frühstück und die tägliche Verlesung des militärischen Treueeids, dann konnte jeder zurück in seine Abteilung gehen…Oder wie Mietze und Racussa Sport betreiben, Vorlesungen zu verschiedenen Themen auf der Militäruniversität besuchen oder einfach durch den Militärbezirk streunen.

 

Im Verhältnis zu der irrwitzigen Fahrt auf der Andreiata ist das hier der reinste Kuraufenthalt.

 

Mietze rekelte sich genüsslich…Und stieß plötzlich voller Entsetzen auf etwas in ihrem Bett. Blitzschnell sprang sie aus dem Bett. Ihre Haare stellten sich instinktiv auf und sie tastete auf der Kommode nach einer Waffe. Zuerst fühlte sie eine Schale mit Litschis.

 

Gibt es nichts Massiveres?

 

Den Blick immer noch aufs Bett gerichtet, ertastete sie ein manganenes Kriegsvogelmodell.

 

Nichts bewegt sich? Ich höre nur das Surren der Klimaanlage.

 

Mietze stellte ihre Ohren auf und versuchte, etwas zu hören. Die Dunkelheit im fensterlosen Teil des Raumes, wo das Bett stand, ließ sie nur das Gewirr von Decken und Pölstern erkennen, in dem sie sich eingenistet hatte.

 

Da war etwas im Bett!

 

Mietze stellte sich an die gegenüberliegende Wand, nahm das Schiffsmodell wie eine Wurfaxt in die Hand und gab dem Computer leise den Befehl: „Gedämpftes Licht!“

 

Vor Schreck wäre ihr beinahe das Modell aus der Hand gefallen: In ihrem Bett lag Sethi’Klan, der Jem’Hadar Leibwächter von Vorta Weyoun.

 

Er schläft. In meinem Bett. Nackt…was ist hier los? Ich kann mich nicht erinnern.

 

Mietze näherte sich auf Samtpfoten dem Bett und schaute auf den schlafenden Jem’Hadar. Ihre Augen tasteten jeden Zentimeter seiner schuppigen Haut ab.

 

Ich habe ihn noch nie nackt gesehen. Ich habe sicher nicht mit ihm geschlafen! Oder? Aber wie kommt er dann in mein Bett? Er ist…eindrucksvoll…Aber müsste er nicht bei Weyoun im Tranischen Palast sein? Hier stimmt doch etwas nicht.

 

Als Subcommander Mietze ihre Augen aufschlug, brauchte sie einen Augenblick, um sich zu orientieren. Sie wollte ihre Arme bewegen, doch die festen Klammern aus Pfirsichholz hielten sie auf den Untersuchungstisch geschnallt. Mietzes Augen untersuchten den Raum: Die hellgelb gefliesten Wände, einige medizinische Apparaturen, der wenige Zentimeter große Fries aus stuckierten Pfirsichen knapp unter der Decke: Es war der Untersuchungsraum des Tranischen Palastes.

 

Doktor Nhlox watschelte auf sie zu: „Oh, Subcommander, Sie sind schon wach. Das tut mir leid. Sicher hätten Sie die Traumreise gern noch ein halbes Stündchen verlängert.“ Er grinste verschmitzt, was seiner klobigen Gestalt nur eine noch groteskere Wirkung verlieh. Er öffnete die hölzernen Klammern von Mietzes Armen, Beinen und Brustkorb.

 

„Doktor? Ich verstehe nicht ganz…“, fragte sie, als sie sich aufrichten wollte, aber zahlreiche Fäden, die an ihrem Kopf und ihren Schnurrhaaren angeheftet waren, hielten sie zurück.

 

„Etwas Geduld bitte.“, sagte Nhlox, während er die Fäden sanft abzog, „Der romulanische Neuralscan erzeugt ein Unterhaltungsprogramm, während er unsere Erinnerungen liest…zumindest ihre, denn meine Hirnphysiologie ist etwas komplexer…“, er kicherte kindisch, „Diese Träume sind wie Schatten, die den eigentlichen Scan vor unseren inneren Sensoren verbergen. Meist träumen wir ganz Schreckliches oder wie gerade bei Ihnen, sehr Anziehendes.“

 

Endlich konnte Mietze sich aufrichten. Sie stand von der Liege auf und rieb sich die Handgelenke. Nhlox reichte ihr Rock und Hose ihrer Uniform. „Woher wissen Sie, was ich geträumt habe?“, fragte Mietze, während sie sich anzog.

 

Nhlox deutete auf einen Monitor, der inzwischen Schwarz war. Als er einige Tastfelder bediente, erschien die Szene, die Mietze gerade durchlebt hatte, wie ein Film. „Diese spannende Apparatur“, sagte er, während er aus einer hölzernen Schale eine frische Kiwi nahm und die Schale auch Mietze hinhielt, „Pfirsich gefällig? Diese Apparatur wandelt ihre Hirnwellen in Bilder um, so dass der Beobachter ihren Träumen so folgen kann wie ihren Erinnerungen, die während des Träumens gescannt wurden. Erstaunlich war für mich nur, dass in ihrem Traum Litschis vorkamen, das ist doch das Obst der Familie Verula. Hier bei den Tranias gibt es doch nur Pfirsiche.“

 

Mietze griff zögerlich eine Kiwi und biss hinein. Der süße Saft und das weiche Fruchtfleisch schmeckten herrlich.

 

Ich verstehe, warum die Romulaner frische Produkte den Replizierten vorziehen. Aber halt, das ist eine Kiwi, kein Pfirsich.

 

Plötzlich ging die Tür auf und Subcommander Rivil kam zornig herein. Er wies die Schale zurück, die Nhlox ihm hinhielt.

 

„Ich habe Ihnen gesagt, Doktor, dass Sie dieses Gerät nicht ohne mich in Betrieb nehmen sollen. Sie sind vielleicht Arzt, aber ich bin ausgebildeter Beobachter! Sie haben keine Einweisung auf dieses spezielle romulanische Gerät.“

 

Nhlox biss in seinen Pfirsich und ließ sich Zeit mit der Antwort: „Mein lieber Subcommander, ich bin – wie sie richtig erkannt haben – Arzt. Und die Hierarchie ist mindestens so gut im Einsetzen von Aufklärungsapparaten wie ihr Imperium. Denken Sie, ich hätte auf der Andreiata immer nur Bildbände von Romulanischen Obstplantagen durchgeblättert.“

 

Irgendwie beginnt sich alles zu drehen…

 

„Ich kann solche Apparate auch ohne Ihre überbürokratisierte Einweisung bedienen. Ich bin schließlich Arzt.“

 

Mietze fiel die Kiwi aus der Hand.

 

„Seien Sie doch nicht so ungeschickt!“, schalt Rivil.

 

„Warum müssen sie immer so aufgebracht sein, Subcommander.“, ging Nhlox dazwischen.

 

Ich muss mich irgendwie festhalten…alles dreht sich.

 

Unsicher wankend griff Mietze nach Rivils Arm, doch bevor Sie ihn erreichte, wurde ihr schwarz vor Augen und sie kippte vornüber.

 

„Das haben Sie jetzt davon, Doktor, manchmal hat der Neuralscan unvorhergesehene Nebenwirkungen.“

 

Als Subcommander Mietze ihre Augen aufschlug, brauchte sie einen Augenblick, um sich zu orientieren. Der Duft von Kräutern stieg ihr in die Nase, der Boden unter ihr bewegte sich wellenförmig und der Raum um sie herum schien sich zu drehen. Sie lag bäuchlings da und mußte den Kopf heben, um sich orientieren zu können.

 

Was?

 

Schließlich realisierte sie, dass sie auf einer runden Kräutermassagematraze lag, die sich langsam drehte. Der Raum war von dämmrigem gelbem Licht erfüllt. Nach und nach sah sie zwei hellgelb uniformierte Romulanerinnen, die sie freundlich anlächelten.

 

Eine von ihnen sprach sie an: „Willkommen zurück, Subcommander. Die Kräuterzentrifuge verfehlt nie ihre Wirkung. Sicher sind Sie jetzt ganz entspannt.“

 

„Das Tranische Kurzentrum ist für seine Kräuterzentrifuge bekannt. Selbst andere Senatrizen und Senatoren sind schon zu uns gekommen wegen dieser genialen Erfindung.“, fügte die andere hinzu, die eine Zwillingsschwester der ersten zu sein schien.

 

„Kräuterzentrifuge?“ Das drehende Bett hielt langsam inne. Mietze versuchte sich aufzurappeln, aber die Matratze unter ihr gab immer wieder nach.

 

„Die Tranische Kräuterzentrifuge vermittelt das Gefühl, leicht wie eine Feder durch das All zu schweben. Die psychedelischen Kräuteressenzen werden durch das Aufliegen von Mund und Nase…äh…Schnauze unmittelbar über die Atemwege aufgenommen. Durch die Drehbewegung wird die Bewusstseinserweiterung noch schneller erreicht. Währenddessen singen wir die hundertvierundvierzig Strophen des Kräuterliedes.“

 

„Jede Strophe besingt eines der verwendeten Kräuter in der Matratze.“

 

Endlich war das Bett zum Stillstand gekommen. Mithilfe der beiden freundlichen Helferinnen konnte Mietze aufstehen. Das Licht schien plötzlich viel dunkler.

 

Eine der Kurmasseusen schenkte ein Glas dunkelroten, fast schwarzen Saft ein und reichte das Glas Mietze. Vorsichtig roch sie an der Flüssigkeit.

 

„Ein Glas Holundersaft ist genau das richtige nach der Kräuterzentrifugenkur, er vertreibt noch die letzten Schatten von Schwindelgefühl.“

 

Mietze trank einen Schluck des süßen Saftes und genoss das Gefühl der in der Kehle hinunter rinnenden Flüssigkeit.

 

Das haben wir auch bei der Raumflugausbildung gelernt: Trinken hilft gegen Schwindel, weil es dem Körper ein sicheres Gefühl von Oben und Unten vermittelt.

 

Im Raum wurde es plötzlich noch dunkler.

 

Es fühlt sich an, als würde ich an den Schultern gepackt. Hier stimmt doch etwas nicht.

 

„Hollundersaft? Holunder ist doch nicht das Obst der Trania! Wo bin ich wirklich?“

 

Mietze ließ das Glas fallen, das seinen dunkelroten Inhalt auf den Boden vergoß. Sie fuhr ihre Krallen aus, doch die beiden Masseusen hatten sich hinter ein bläulich schimmerndes Kraftfeld in Sicherheit gebracht. Der Raum wurde noch dunkler, die Wände erschienen jetzt dunkelblau.

 

„Es ist die Farbe der Quartina“, sagte eine der Mädchen, doch ihre Stimme klang seltsam verzerrt.

 

Mietze schlug gegen das Kraftfeld, doch ihre Krallen blieben hängen.

 

Man kann nicht in einem Kraftfeld hängen bleiben. Das ist ein Trick der Quartina, die durch mich etwas über den Flug der Tranischen Senatrix erfahren wollen. Hilfe!

 

Als Subcommander Mietze ihre Augen aufschlug, brauchte sie einen Augenblick, um sich zu orientieren. Sethi’Klan hielt sie fest und schien gar nicht zu merken, dass sich die Krallen ihrer rechten Pfote in seinen Unterarm gegraben hatten.

 

„Mietze! Mietze! Subcommander, wachen sie auf! Ich bin es, Sethi’Klan!“

 

Mietze hörte auf, um sich zu schlagen, fuhr ihre Krallen ein und ließ sich von dem starken Jem’Hadar auf ihre Sonnenliege zurückdrücken. Er kniete neben der Liege.

 

„Ich…ich…“

 

„Sie haben schlecht geträumt.“, antwortete er, während er liebevoll ihr Kopfhaar zurückstrich.

 

„Wo bin ich?“

 

Sethi’Klan bemerkt erst jetzt, dass etwas von seinem grauen Blut durch die Krallenspuren sickerte. Das Blut erstarrte aber, sobald es mit der Luft in Berührung kam, und verschloss die Wunden.

 

„Wo wir sind? Im Park des Tranischen Palastes. Doktor Nhlox hat uns auf Anraten von Admirälin Racussa ein ausgiebiges Sonnenbad verordnet, damit wir die leichte Strahlenkrankheit auskurieren, die uns die Fahrt hierher eingebracht hat.“

 

Sethi’ Klan hob das Buch auf, das von Mietzes Liege gefallen war: „Das ist sicher die falsche Lektüre vor dem Einschlafen: ‚Commander Tomalaks bebilderte Geschichte der Senatorischen Familien unter besonderen Berücksichtigung der aus den familialen Früchten herstellbaren Speisen und Getränke.“

 

Ist das peinlich! Und noch dazu gerade vor Sethi’Klan!

 

„Es ist sehr freundlich, dass Sie mich darauf hinweisen…Aber müssen Sie nicht auf Ihren Vorta aufpassen.“

 

Sethi’Klan gab ihr verdutzt das Buch zurück und wollte etwas sagen, doch Mietze schloss gleich an: „Außerdem, wenn ich in der Sonne gegen die Strahlenkrankheit eine Kur machen soll, wird es sicher nicht funktionieren, wenn Sie mit Ihrer…gigantischen…Gestalt…zwischen mir und der Sonne stehen: denn so kann ich nur eine Schattenkur machen!“

 

 

 

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