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Teil der Familie

von VGer

Teil der Familie

Our thoughts compressed,
Which makes us blessed,
And makes for stormy weather
(…)
A friend with breasts and all the rest,
A friend who’ll never sever.

(Placebo: Pure Morning)
Yorktown (Tag 966 der Fünf-Jahres-Mission)

Demora Sulu war gewachsen, seit sie ihren Vater zuletzt gesehen hatte, doch der fiel trotzdem auf die Knie um sie zu begrüßen. Er strahlte glücklich, als er das Mädchen in den Armen hielt, und noch mehr, als er den Arm um seinen Ehemann legte.

„Grässlich“, kommentierte Dr. McCoy bitter.

Seine eigene Tochter war vermutlich auch gewachsen, weil Kinder das nun einmal zu tun pflegten (das besagten jedenfalls die Pädiatriekompendien in der Bibliothek der Krankenstation), doch er konnte sich nicht mit eigenen Augen davon überzeugen.

„Sie sind nicht da“, hörte er eine Stimme neben sich sagen.

Er grunzte unwirsch und guttural, bevor er begriff, dass es nicht um sein Kind und schon gar nicht um seine Ex ging. Er hatte sich an seinem eigenen Unglück weiden wollen, doch Jim sah so verloren aus wie selten zuvor. McCoy wusste zwar, wie viel auf seinen Schultern lastete und wie viel ihm durch den Kopf ging, doch inzwischen hatte er wirklich genug von der schlechten Laune seines besten Freundes und auch genug davon, ein verständnisvoller bester Freund zu sein.

„Du kennst sie besser als jeder andere. Sie tut nichts ohne guten Grund … wahrscheinlich haben sie nur Verspätung, das kann bei zivilen Schiffen schon einmal vorkommen.“

Jim legte den Kopf schief, als würde er nachdenken, dann reckte er sich unvermittelt hoch und zog die Schultern straff.

„Ich habe einen Termin bei Commodore Paris. Es ist wichtig, ich sollte sie nicht warten lassen.“

McCoy schüttelte verständnislos den Kopf, während Jim im steten Strom der Uniformierten, die von Bord gingen, einfach untertauchte. Vage erinnerte er sich daran, dass Landurlaub mit einem gewissen Captain James T. Kirk einmal Spaß gemacht hatte.

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Mars (Tag 958 der Fünf-Jahres-Mission)

Mit einem frustrierten Seufzen schloss Carol Marcus das Nachrichtenprogramm ihres Computers. Natürlich hatte er in all seiner frechen Nonchalance nicht einmal eine vage Vorstellung davon, welch monströse Ausmaße die Erfüllung dieses einen, kleinen Wunsches annehmen würde. Natürlich nicht! Sie war schließlich nicht James T. Kirk, und James T. Kirk schien inzwischen längst vergessen zu haben, wie das normale und ganz banale Leben funktionierte wenn man nur eine insignifikante Einzelperson unter Millionen auf einem Planeten war und nicht …

Verdammt, Jim!

Einmal mehr versuchte sie sich dazu zu zwingen, nicht weiter darüber nachzudenken, wie sehr sie das Leben auf der Enterprise vermisste, und einmal mehr sabotierte die Müdigkeit, die ihre Gedanken unkontrolliert abschweifen ließ, ihre Bemühungen. Es war nicht die berauschende, totale Erschöpfung nach einer erfolgreichen Mission, die ihr neues Leben begleitete, es war nichts als Monotonie und Schlafmangel.

Natürlich würde sie nicht Nein sagen. Natürlich würde sie alle Hebel in Bewegung setzen, um Jim seinen Wunsch zu erfüllen, und natürlich würde sie ihn niemals darüber in Kenntnis setzen, wie viel es eigentlich erforderte so viele Hebel in Bewegung zu setzen. Natürlich hatte sie verstanden, was er in seiner Nachricht nicht gesagt hatte, und natürlich würde sie es nicht erwähnen, weder das verfluchte Jubiläum noch die bitteren Erinnerungen an Yorktown. Natürlich, denn sie war immer noch seine beste Freundin, daran konnten auch all die Parsecs nichts ändern.

Mit einem frustrierten Seufzen orderte Carol eine Tasse Tee aus dem Replikator bevor sie das Nachrichtenprogramm ihres Computers wieder öffnete. In ihrem Kopf hatte sich längst eine Liste von Prioritäten zusammengestellt, sie musste sich nur noch die Augen reiben und auf ihren Tee blasen und sich an die Arbeit machen. Mit leiser Stimme begann sie, den Urlaubsantrag zu diktieren. Sie war gerade erst bei den einleitenden Worten „Dr. Carol Marcus, Forschungsassistentin an der Fakultät für Technologie und Innovation, Daystrom-Institut …“ angelangt, als sie von einem schrillen Schrei unterbrochen wurde.

Verdammt, David!

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Enterprise (Tag 399 der Fünf-Jahres-Mission)

„Du machst wohl Witze, Leonard!“

„Es tut mir leid, Liebes.“

Der Arzt schüttelte nur den Kopf; sein breiter Südstaatenakzent und seine knurrige Überfürsorglichkeit enervierte seine Patientin mehr als je zuvor.

„Weiß Jim es schon?“

Eine vollkommen irrationale Frage, und doch die naheliegendste von allen. Es sah ihr nicht ähnlich, keinen klaren Gedanken fassen zu können. Dr. McCoy schüttelte wieder den Kopf, überrascht, dass nach dieser Hiobsbotschaft ausgerechnet das das erste war, was ihr einfiel.

„Du bist meine Patientin.“

„Er ist der Captain. Und er ist …“

Carol unterbrach den Gedanken, der ihr noch viel zu surreal erschien um Tatsache zu sein. Mit einer eleganten Bewegung richtete sie sich auf der Untersuchungsliege auf und griff zum Kommunikator, der auf dem Beistelltisch lag.

„Lieutenant Marcus an Captain Kirk. Bitte begeben Sie sich umgehend zur Krankenstation.“

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Yorktown (Tag 472 der Fünf-Jahres-Mission)

Ben Sulu hasste es zu verlieren, und in dieser Angelegenheit schmerzte die Niederlage ganz besonders. Ausgerechnet den Vorgesetzten seines Ehemannes in einer Sternenflottenangelegenheit zu vertreten hatte er von Anfang an für eine schlechte Idee gehalten, war er doch ein Anwalt für Zivilangelegenheiten. Doch wie hartnäckig Sternenflottenoffiziere sein konnten, wenn sie sich erstmal etwas in den Kopf gesetzt hatten, das wusste er nur zu gut. Nein zu sagen war keine Option. Was ihm an Qualifikation fehlte, hatte er mit Leidenschaft und nächtelanger Recherche zu kompensieren versucht, doch vergebens.

„Bitte mach dir keine Vorwürfe, Ben. Du hattest immer unsere besten Interessen im Sinn und hast dein Möglichstes getan.“

Vor zehn Tagen hatten die beiden Menschen, um deren Zukunft er soeben argumentiert hatte, nur eine indirekte Rolle in seinem Leben gespielt: als Gesichter, die er aus den Medien kannte, als Geschichten, die sein Mann in seinen seltenen aber regelmäßigen Transmissionen nach Hause erzählte. Jetzt brach sein Herz für sie, für die Zukunft, die sie nicht haben würden, für ein Leben, das sie im Gegensatz zu ihm nicht bewusst gewählt hatten. Er hatte sein Bestes gegeben, und es war trotzdem nicht genug gewesen.

„Carol …“

Er stockte, wusste nicht was er sagen sollte, und das obwohl ein Großteil seines täglichen Lebens daraus bestand, die richtigen Worte zu finden. Sie wirkte wesentlich gefasster als er, strahlte einen fast schon vulkanischen Stoizismus aus während ihr Leben implodierte. Er wollte sie tröstend in den Arm nehmen, doch Carol Marcus war kein Mensch, den man tröstend in den Arm nahm. Er strich seinen Anzug glatt und setzte mit geübter Professionalität neu an.

„Wir sollten das nicht hier besprechen“ – er deutete unbestimmt auf ihre Umgebung, ein breiter, von abstrakten Skulpturen gesäumter Korridor an dem sich Verhandlungsraum an Verhandlungsraum reihte, wo etliche Uniformierte geschäftig entlanghuschten und einige andere nervös der Dinge harrten – „Es war ein langer Tag. Kommt, wir laden euch zum Abendessen ein und danach können wir die Verhandlung noch einmal durchgehen und eine Berufung vorbereiten.“

In Gedanken ging er die Verhandlung noch einmal durch, seit sie den Verhandlungsraum verlassen hatten, doch auch das erfolglos.

„Nein, Ben.“ Ausgerechnet Captain Kirk, der bekanntlich nicht an No-Win-Szenarien glaubte, schien sich bereits mit der Niederlage abgefunden zu haben. „Geh nach Hause, mach dir einen schönen Abend mit deiner Familie.“

„Sicher?“ Ben zögerte. Die Schuldgefühle schienen stärker zu sein als die Sehnsucht.

„Du bist mit einem meiner loyalsten Offiziere verheiratet. Ich kann einen Befehl draus machen.“

Der schlagfertige Konter wurde von einem frechen Grinsen begleitet, doch Ben konnte nicht umhin als zu bemerken, dass der resignierte junge Mann, der da vor ihm stand, gar nicht so klang wie der immer selbstsichere und souveräne Captain Kirk.

„Geh schon. Demi hat sich Zeit mit ihren Eltern verdient – mit beiden Eltern.“ Carol flinchte beinahe unmerklich. „Jim und ich, wir werden darüber nachdenken in Berufung zu gehen. Lass uns in den nächsten Tagen noch einmal sprechen. Ich werde ja länger hier sein.“

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Mars (Tag 959 der Fünf-Jahres-Mission)

Ebenso ungelenk wie routiniert wippte sie David, der von Tag zu Tag schwerer zu werden schien, auf ihrem Arm hin und her während sie versuchte, ihre gedankliche Checkliste abzuarbeiten. Als sie zum gefühlt hundertsten Mal die Aufzeichnung unterbrechen und überschreiben musste, schwor sie sich, dass sie sich höchstpersönlich beim Obersten Akademischen Gremium des Daystrom-Institutes dafür stark machen würde, derjenigen Person ein prestigeträchtiges Stipendium zu verleihen, die endlich eine Möglichkeit erfand um Weinen, Quengeln und Brüllen automatisch aus Aufzeichnungen zu filtern. Sie lachte freudlos, als sie bemerkte, wie absurd sich das eigentlich anhörte, wie absurd ihr Leben in den letzten anderthalb Jahren eigentlich geworden war. David jedoch quietschte und brabbelte vergnügt, als er seine Mutter lachen hörte. Sie gab sich geschlagen, ließ das Kommunikationsterminal zumindest vorerst Kommunikationsterminal sein und begann, wahllos Kleidungsstücke aus dem Schrank zu ziehen um sie in eine kleine Reisetasche zu verfrachten. Das war mit einem unruhigen Kleinkind auf dem Arm zumindest logistisch leichter zu bewerkstelligen.

Als die Tasche beinah fertig gepackt war, fiel ihr in einem Haufen von Davids Spielsachen ihre Kamera in die Hände. Sie hatte sie schon gesucht … und nicht damit gerechnet, dass ihr Sohn die mattsilbrig schimmernde Sphäre wohl für einen besonders interessanten Ball gehalten hatte. Seit seine geliebte Großmutter Winona ihm zum Geburtstag ein Mobile mit allen Himmelskörpern des Sol-Systems geschenkt hatte waren Bälle aller Art das Zentrum von Davids kleiner Welt.

Sein Raunzen endete schlagartig, als auch er den Ball entdeckte. Er streckte fröhlich die Hände danach aus; hatte keine Ahnung, dass dieser Ball das Zentrum einer anderen Welt war, war es doch die einzig konstante Verbindung zum früheren Leben seiner Mutter. Carol griff mit der linken Hand nach dem Gerät, wischte sie sicherheitshalber am Hosenbein ab bevor sie sie aktivierte.

Eine Nachricht hatte sie noch nicht einmal zu diktieren begonnen. Eine Nachricht, die nicht warten musste bis David tief und fest schlief, denn nur diesmal machte es nichts aus, wenn Davids Anwesenheit deutlich zu hören war. Im Gegenteil, sie begrüßte das sogar, denn je mehr David vor sich hin plapperte desto weniger musste sie selbst sagen.

Sie nahm Platz auf der Couch, rückte David in ihrem Schoß zurecht bis sie beide bequem saßen. David protestierte, als sie ihm seinen Lieblingsball erneut aus der Hand nahm. Lächelnd küsste sie seinen flaumigen Blondschopf, während sie das Gerät in die Luft warf. Der kleine Motor, der den Antigravgenerator antrieb, surrte emsig.

„Schau, David, wir nehmen jetzt eine Nachricht für deinen Papa auf!“, sagte sie zu ihrem Sohn, und sie konnte ihren heiteren Tonfall auch nicht unterdrücken, als sie zum Gerät sagte: „Kamera, Aufnahme beginnen.“

David starrte begeistert auf den schwebenden Ball und plapperte etwas, das „Papa“ heißen könnte, oder auch nicht.

„Wir sind unterwegs, Jim.“

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Yorktown (Tag 472 der Fünf-Jahres-Mission)

„Das ist alles nur meine Schuld“, knurrte Jim, kaum dass sich die Türe der Suite zischend hinter ihnen geschlossen hatte.

Wie automatisch legte Carol eine Hand auf seinen Oberarm, hielt ihn zurück bevor er irgendetwas vom Mobiliar des Quartiers packen und gegen die Wand schleudern konnte. Er hielt inne, sah sie geradewegs an. Sie schüttelte grabesschwer mit dem Kopf, doch er schien nicht überzeugt.

„Das war ein unangebrachter Tiefschlag von Captain Nolitoca.“ Sie bezog sich natürlich auf die Anwältin des JAG-Corps, die als Vertreterin der Admiralität über ihre Zukunft entschieden hatte. „Das werden wir beanstanden, wenn wir in Berufung gehen. Nur weil du – zu Akademiezeiten, wohlgemerkt – den Ruf hattest, mit allem ins Bett zu gehen was einen Puls hat und nicht bei drei auf Warp ist, heißt das noch lange nicht, dass …“

Carol war drauf und dran, sich in Rage zu reden, doch Jims Schnauben ließ ihren Wortschwall ins Stocken geraten.

„Nein. Was ich meinte, ist … sie wollen mein Kind davor bewahren unter ähnlichen Umständen zur Welt zu kommen wie ich damals, und das ist Grund genug für sie, dein Leben und deine Karriere zu zerstören und rein prophylaktisch dafür zu sorgen, dass ich mein Kind nicht aufwachsen sehen kann. Oder dass wir beide unser Kind nicht aufwachsen sehen können, wenn du dich dazu entschließt, nach der Geburt wieder in den aktiven Dienst zu treten.“

Ein bitteres Lachen platzte aus Carol hinaus, und Jim konnte nicht anders, er musste darin einstimmen. Carols Lachen war immer schon überaus ansteckend gewesen.

„Du hast ja recht, Jim. Das ist völlig absurd, und verdammt unfair.“

Carol ließ sich mit einem Schnauben auf die unbequeme Couch fallen.

„Was wollen wir jetzt tun?“, fragte Jim, leise und fürsorglich, als er sich neben sie setzte.

„Ich würde mich gerne betrinken, wie in guten alten Zeiten“, antwortete Carol wie ein Phaserstrahl, „Aber das ist leider vorerst keine Option.“

Jim grinste voller Wehmut. An die dunklen Tage ihrer ersten Begegnung dachte er nur ungern zurück, wurden sie doch von den Ereignissen um Khan und ihren psychopathischen Vater und den Angriff auf ihren Heimatplaneten überschattet; an die dunklen Tage danach dafür umso lieber, so verrückt sich das im Nachhinein auch anhörte. Pille hatte wortlos eine Flasche auf den Tisch gestellt, dann noch eine und noch eine, und in der schweigenden Beredsamkeit langer Nächte war eine unerschütterliche Freundschaft gewachsen. Sie hatten gemeinsam schon größere Katastrophen überlebt, also würden sie auch dieses Dilemma irgendwie meistern, dessen war er sich sicher. Doch der Gedanke daran, die restlichen dreieinhalb Jahre ihrer Fünf-Jahres-Mission ohne Carol an seiner Seite verbringen zu müssen, erfüllte ihn mit einem unbeschreiblichen Grauen.

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Enterprise (Tag 121 der Fünf-Jahres-Mission)

„Blödes Timing“, konstatierte Aisha Darwin, während sie ihr Tablett auf der grauen Tischplatte im Offizierscasino der Enterprise absetzte. „Anderthalb Jahre, Hannity. Der Captain steht nicht auf dich, er steht auf die Eiskönigin. Es ist an der Zeit, dass du darüber hinwegkommst.“

„Menschen!“ Syl rollte ebenso genervt mit den Augen wie ihre Schiffskameradin, doch bei ihren wesentlich größeren Augen hatte das einen wesentlich stärkeren Effekt. „Da wo ich herkomme besagen die Prinzipien des Balzverhaltens …“

„Da wo du herkommst haben die Männer auch drei …“, unterbrach Moto mit einer vieldeutigen Grimasse. „Hannity, glaubst du hat dein Jim ebenfalls drei …?“

„Schon gut, schon gut!“ Hannity Brackett ließ ihr Besteck fallen und warf die Hände theatralisch in die Höhe. „Es ist ja nicht so, als hätte er mein Herz gebrochen. Ich freue mich sogar für ihn, wenn es das ist, was ihn glücklich macht. Nur damals, auf der Akademie …“

„Wir sind aber nicht mehr auf der Akademie“, warf Syl ein.

Keine der vier Frauen bemerkte, dass ausgerechnet die beiden Personen, um die sich ihr angeregtes und absolut unangemessenes Privatgespräch drehte, jedes einzelne Wort hatten mithören können.

Mit raumgreifenden, entschlossenen Schritten, die jeden Instruktor in der militärischen Basisausbildung auf der Akademie stolz gemacht hätten, entfernten sich die beiden Führungsoffiziere vom Offizierscasino. Erst als sie am Ende des Korridors um die Ecke gebogen waren, wagten sie es, stehenzubleiben. Ein Blick genügte ...

„Das wird Konsequenzen haben!“ Doch er schaffte es nicht, bedrohlich zu klingen oder gar ernst zu bleiben. „Das kann nicht sein, dass die Mannschaft derart respektlos …“

„Wenn du drei … was auch immer es ist, was Syls Spezies da unter ihrer Uniform hat …“ Sie rang prustend nach Luft. „Wenn du drei hast, dann bin ich froh, dass ich schon aufgegessen hatte, sonst wäre mir der Appetit vergangen!“

Jim Kirk lehnte sich an das Schott und war heilsfroh, dass um diese Uhrzeit in diesem Teil des Schiffs niemand mehr unterwegs war.

„Vielleicht sollten wir uns an Cupcakes Wette beteiligen“, grübelte er, „Wann kommen der Captain und die Eiskönigin endlich zusammen? Ich setze alles auf nie und gewinne haushoch!“

„Das ist unlogisch“, merkte Carol stirnrunzelnd an.

„Seit wann sind Sie so blond, Mister Spock?“, konterte Jim sofort.

Carols glucksendes Kichern machte deutlich, dass sie definitiv nicht Mister Spock war und auch keine Eiskönigin.

„Vielleicht sollten wir auf der Gründungstagsfeier coram publico herumknutschen, um den Gerüchten ein Ende zu setzen“, schlug sie vor, nur um nach einer dramatischen Pause hinzuzufügen, „Natürlich nur, nachdem wir zuvor alles auf den Gründungstag gesetzt haben. Pille wird sicher gern den Strohmann spielen …“

„Mir gefällt, wie dein Hirn funktioniert“, merkte Jim grinsend an, „Und jetzt komm. In meinem Quartier steht eine Karaffe saurianischer Brandy mit deinem Namen drauf.“

Er knuffte Carol in die Seite und setze sich in Bewegung.

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Mars (Tag 636 der Fünf-Jahres-Mission)

Carol sank erschöpft aber zufrieden in die Kissen zurück. Der Krankenpfleger, den sie insgeheim M’Benga nannte, weil er sie so sehr an ihren ehemaligen Schiffskameraden erinnerte, obwohl er ein blutjunger Andorianer war, lächelte fürsorglich und fragte, ob sie noch etwas benötigte. Beinahe hätte sie verneint, sie brauchte nichts außer Schlaf, doch dann besann sie sich auf etwas.

„Haben Sie vielleicht ein subraumfähiges Kommunikationsterminal?“

Die Antennen des Krankenpflegers schnalzten irritiert in die Höhe, und seinen konsternierten Gesichtsausdruck fand wiederum sie höchst irritierend.

„Subraumkommunikation! Das ist eine ungewöhnliche Anfrage, Ms. Wallace, da muss ich zuerst meinen Vorgesetzten konsultieren.“

In ihrem Dämmerzustand zwischen Erschöpfung und Euphorie hatte sie vergessen, dass sie nicht auf der Krankenstation der Enterprise und nicht einmal in einer Einrichtung von Starfleet Medical war. Erst ein Seitenblick auf Padd, das neben ihrem Bett angebracht war, erinnerte sie daran, wer sie jetzt und hier war: eine gewisse Carol Wallace, Marsmensch, wohnhaft in einem Vorort von Utopia Planitia, und seit nicht einmal zwanzig Minuten Mutter eines neuen Marsmenschen namens David.

„Sein Vater … er ist in der Sternenflotte und …“

Es mussten die Hormone oder die Medikamente sein, die aus ihr sprachen, schließlich hatte sie einen guten Grund ihre wahre Identität zu verschleiern. Doch der Krankenpfleger lächelte nur und richtete seine Aufmerksamkeit auf das Neugeborene, obwohl es selig schlummerte.

„Ich werde sehen, was sich machen lässt. Wir Flottenbälger müssen zusammenhalten, nicht wahr?“

Es konnte eine Minute vergangen sein, eine Stunde oder auch ein Tag, Carol hatte jeglichen Bezug zur Realität verloren, doch als der Krankenpfleger wiederkehrte, trug er einen kleinen Koffer bei sich. Carol rückte sich in den Kissen zurecht und lächelte dankbar. Mit einem verschwörerischen Zwinkern der Augen und Zucken der Antennen entfernte sich der Krankenpfleger aus dem Raum, nachdem er das Terminal auf Carols Knien aufgebaut und die Kamerakugel in die Luft geworfen hatte.

Während sie die unendlich lang scheinende Ziffernkombination der Subraumkommunikations-verbindung aufsagte, wurde Carol bewusst, dass sie aller Wahrscheinlichkeit nach enttarnt worden war. Zu glauben, dass sie nach allem was passiert war einfach in der Anonymität untertauchen konnte, war illusorisch, doch es war einen Versuch wert gewesen. Entweder würden die Medien die Tür eintreten, oder aber der Krankenpfleger war wirklich nur ein hilfsbereites Flottenbalg … Sie wollte nicht darüber nachdenken, befahl dem Gerät die Aufnahme zu starten und die Kamera auf das Neugeborene zu richten.

„Das ist dein Sohn, Jim. Ich wünsche mir so sehr, dass du ihn kennen lernst … den Menschen, der er einmal sein wird.“

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Enterprise (Tag 121 der Fünf-Jahres-Mission)

Jim machte ein derart entgeistertes Gesicht, als hätte sie ihn gefragt ob er daran glaube, dass es auf anderen Planeten als der Erde intelligentes Leben gäbe.

„Warte, du meinst das wirklich ernst?“

Carol nickte aufrichtig.

„Carol.“

Der saurianische Brandy beschwerte seine Zunge schon ein bisschen, schließlich war er kein Saurianer und seine Zunge war nicht meterlang und flexibel.

„Ich hatte nie eine Schwester, ich weiß nicht wie das ist. Aber wenn ich eine hätte, Carol, dann wärst das du, Carol. Und deswegen gehe ich nicht mit dir ins Bett. Weil du mir zu verdammt wichtig bist, Carol, weißt du?“

Carol holte tief Luft, die pikanten Aromen des saurianischen Brandys brannten in ihrer Nase und trieben ihr Tränen in die Augen. Es war der Brandy, nichts weiter.

„Es ist schön, eine Familie zu haben“, zitierte sie just die Worte, die sie vor 121 Tagen ausgesprochen hatte als Jim sie offiziell an Bord willkommen geheißen hatte.

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Enterprise (Tag 642 der Fünf-Jahres-Mission)

Fast eine Woche war die Enterprise durch ein natürliches Phänomen von jeglicher Subraumkommunikation abgeschnitten gewesen. Mit ausdrucksloser Miene und geradem Rücken arbeitete sich Lieutenant Uhura durch den Rückstau an Nachrichten, bis sie plötzlich stutzig wurde.

„Captain, hier ist eine vertrauliche Nachricht höchster Priorität. Ich leite sie an das Terminal in Ihrem Bereitschaftsraum weiter.“

Der Captain nickte, beinahe geistesabwesend, und übergab wie immer die Brücke an Lieutenant Sulu bevor er den Raum verließ.

„Das Hauptquartier? Neue Befehle vielleicht?“

Natürlich hatte er das Wort vertraulich gehört und verstanden, doch Hikaru Sulu war immer gern auf alle Eventualitäten vorbereitet.

„Nein.“

Dass Uhura sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte, blieb nicht unbemerkt. Spock hob irritiert eine Augenbraue in ihre Richtung, Sulus Neugier war entfacht.

„Was dann?“

„Lieutenants, ich darf Sie entschieden an das Kommunikationsgeheimnisgesetz erinnern!“, unterbrach Spock harsch.

„Carol“, platzte Uhura heraus, „Die Nachricht ist von Carol und sie enthält hauptsächlich Bilddateien.“

„Mazel tov! Das ist vunderfoll!“, rief Chekov aus und klatschte begeistert in die Hände.

„Freuen Sie sich nicht zu früh, Chekov. Sie werden das Kind bestimmt nicht ‚Marcus Marcus‘ nennen, was bedeutet, dass Sie heute noch eine Wette verlieren werden“, kommentierte Sulu gutmütig.

„Schade, dass sie nicht hier sind“, meinte Uhura, „Das ist sicher hart für den Captain.“

Sulu presste die Lippen zusammen und dachte an Ben und Demora.

„Das ist nur logisch“, kommentierte Spock, „Die Sternenflotte hat diese Regelung aus Gründen der Sicherheit und der Entwicklungsphysiologie erstellt, denn ein Raumschiff ist keine optimale Umgebung für eine heranwachsende Lebensform …“

Spock nutzte die Zeit bis zur fieberhaft erwarteten Ankündigung des Captains mit einer ausschweifenden Erklärung. Uhura rollte mit den Augen und vertiefte sich lieber wieder in die Warteschlange der Nachrichten.

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Yorktown (Tag 966 der Fünf-Jahres-Mission)

„Es gibt keine relativen Richtungsangaben im Weltraum. Es gibt nur dich, dein Schiff, und deine Mannschaft. Sich da draußen zu verlieren, ist erschreckend einfach.“

Commodore Paris‘ Worte berührten Jim zutiefst. Die Frau hatte eine kompromisslose, mütterliche Weisheit an sich, die er sofort respektierte – mit ihr zusammenzuarbeiten würde bestimmt eine interessante Erfahrung werden. Er atmete tief durch und war sich endgültig sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Der Stein, der ihm vom Herzen fiel, musste in etwa die Größe eines Asteroiden haben.

So viele Faktoren hatten zusammengespielt, bis er an diesem Punkt angelangt war. Doch wann auch immer er über seine Beweggründe gesprochen hatte – sei es mit der Admiralität, sei es mit Pille – hatte er einen der wichtigsten, wenn nicht sogar den wichtigsten, ausgelassen.

David.

Jim konnte nicht länger nur mehr an sich denken, konnte nicht mehr ebenso waghalsig wie sorglos durchs Universum gehen weil er sowieso unbesiegbar war. Jim war jetzt Vater – Vater eines Sohnes, den er zu lieben begonnen hatte obwohl er ihn (abgesehen von Fotos und Videobotschaften) noch nicht einmal gesehen hatte – und eins wusste er mit erschreckender Sicherheit: sein eigenes Schicksal, als Weltraumwaise aufzuwachsen, das wollte er dem Kleinen ersparen. Yorktown war vielleicht nicht Jims Traumjob, aber das war nicht wichtig. Yorktown war die sicherste, die vernünftigste, die pragmatischste Lösung …

Eigentlich hatte er noch mit Carol reden wollen, bevor er sich mit Commodore Paris traf. Eigentlich hatte er vorschlagen wollen, dass sie und der Kleine auch nach Yorktown übersiedeln könnten, denn im Unterschied zu Raumschiffen verfolgte die Sternenflotte auf Raumbasen eine familienfreundliche Politik. Als Vizeadmiral hinter einem Schreibtisch hatte er die Möglichkeit, David nicht nur über Subraum aufwachsen zu sehen sondern eine aktive Rolle in seinem Leben zu spielen. Carol könnte dann sogar wieder einen Posten auf einem Raumschiff annehmen, wenn sie das wollte dann wären sowohl die Enterprise unter Captain Spock als auch jedes andere Raumschiff froh über einen Wissenschaftsoffizier ihres Kalibers, und falls sie lieber in der Forschung bleiben wollte hatte das Daystrom-Institut hier eine Außenstelle. Und falls sie lieber auf dem Mars bleiben wollte, war die Reise nicht allzuweit und logistisch einfach zu bewältigen. Es war alles anders gekommen als erwartet, doch ein Leben ohne Carol konnte er sich inzwischen nicht mehr vorstellen, das hatten ihm die letzten zwei Jahre sehr deutlich gemacht – und gemeinsam mit seiner besten Freundin seinen Sohn großzuziehen, das würde ein Abenteuer sein wie man es im Weltraum nicht finden konnte.

Enttäuschung und Ärger machte sich in Jim breit, denn Carol und der Kleine waren aus unerklärlicher Ursache nicht da. Hatte er sich gar völlig umsonst Hoffnungen gemacht und Pläne geschmiedet? Würde er das noch bereuen? Doch bevor er weiter darüber nachgrübeln konnte, riss Commodore Paris ihn aus seinen Gedanken.

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Enterprise (Tag 357 der Fünf-Jahres-Mission)

Einmal wieder war der große Stuhl in der Mitte der Brücke das sprichwörtliche Auge eines Sturms, der über den Planeten, in dessen Orbit sich das Raumschiff Enterprise soeben befand, hinwegfegte. Einmal wieder war es Lieutenant Hikaru Sulu und nicht Captain James T. Kirk, der ebendiesen Stuhl bemannte. Beim ersten Mal hatte er es als große Ehre empfunden, beim zehnten Mal war es Routine geworden, beim fünfundzwanzigsten Mal lästig, beim hundertsten Mal begann er es ernsthaft in Erwägung zu ziehen, sich demnächst für ein eigenes Kommando zu bewerben. Doch das würde warten müssen. Zuerst galt es, das Außenteam, das sich einmal wieder bei einer vermeintlichen Routinemission auf unerklärliche Weise in eine missliche Lage gebracht hatte, zurückzuholen.

„Die diplomatische Vertretung von Alastri zeigt sich unkooperativ.“ Lieutenant Uhura drehte sich in ihrem Stuhl um, ihre Miene war sorgenvoll. „Sie werten das Verhalten unseres Außenteams als Affront … es war mir allerdings nicht möglich herauszufinden, was genau passiert ist.“

Sulu seufzte und erhob sich. Schlagartig erinnerte er sich daran, warum er es eigentlich gar nicht so übel fand, nur Pilot zu sein.


Die Qualitäten eines Captain James T. Kirk waren zahlreich, und die bemerkenswerteste Qualität war wohl sein Hintern. Wie war es möglich, dass ihr in mehr als zwei Jahren sein Hintern noch nie aufgefallen war? Und seine schönen, blauen Augen, die keck funkelten, während er … ooooooh! Wieso hatten sie das eigentlich nicht schon viel früher getan? Wieso hatte sie sich nochmal über seine Indiskretion aufgeregt, als er sie zum ersten Mal in Unterwäsche gesehen hatte, wenn er doch so unheimlich kompetent im Umgang mit ihren Brüsten war?

„Carol?“

Er ließ von ihrer Brustwarze ab, kuschelte sich an ihre Schulter, und als sie seinen Hintern fester packte, grinste er selig.

„Hmmm?“

Sie hatten ihren Platz im Universum gefunden, engumschlungen.

„Fick mich.“



Fassungslosigkeit war Dr. McCoy ins Gesicht geschrieben, kopfschüttelnd schlug er die Hände über der Stirn zusammen bevor er sich wieder seinem Diagnoseterminal zuwandte. Als er die ersten Werte gesehen hatte, hatte er auf eine Fehlfunktion getippt, doch Scotty hatte ihm soeben bestätigt, dass sämtliche Geräte und auch die Analyseprogramme einwandfrei funktionierten.

Irgendetwas auf dem Planeten Alastri hatte den Hormonhaushalt sämtlicher Mitglieder des Außenteams vollkommen ins Ungleichgewicht gebracht. Kein Wunder, dass sie einen diplomatischen Eklat ausgelöst hatten!

Was auch immer es gewesen sein mochte, die Effekte waren divers und intensiv. Mr. Spock war immer noch so agitiert und aggressiv, dass er von drei Sicherheitsleuten gebändigt werden musste. Beim Empfang im Herrscherhaus von Alastri hatte er ohne Vorwarnung begonnen, den Regenten körperlich zu attackieren. Damit hatte das Drama begonnen …

„Gute Nacht!“, knurrte McCoy und drückte dem Vulkanier ein Hypospray mit einem Sedativum in den Nacken.

Die alastrinische Exekutive hatte Mr. Spock natürlich festgenommen. Seine Freilassung zu erwirken erwies sich als kompliziert, vor allem da der Sicherheitsoffizier, Ms. Moto, ebenfalls begann kuriose Symptome zu entwickeln. Ihre Spezies reagierte völlig anders als die Vulkanier. Ein Blick auf den medizinischen Tricorder verriet McCoy, dass ihr weitläufiger Verdauungstrakt unter anderem botanische Materie, diverse Metalle und Legierungen sowie beinahe drei Kilogramm Gestein enthielt.

„Da wo ich herkomme, servieren sie Brötchen auf Empfängen, damit so etwas nicht passiert!“, knurrte McCoy, während er eine mobile Isolationskammer und den Medizinischen Materietransporter in Position brachte, um die Überreste der wertvollen Statue, die Moto verspeisen wollte, aus ihrem Bauch zu entfernen.

Die Alastrini hatten erwartungsgemäß wenig erfreut reagiert, dass ein Gast von einer fremden Welt ihre traditionellen Kunstschätze auf diese Weise genießen wollte, und das, obwohl der Sinn und Zweck des Besuches eigentlich ein Austausch von Kultur und Wissenschaft war. Die beiden verbleibenden Mitglieder des Außenteams hatten leider auch keinen Erfolg bei der Deeskalation, denn …

„Meine Güte, Jim!“

Mit hastig fummelnden Fingern und zusammengekniffenen Augen reaktivierte McCoy das Abschirmungsfeld um Untersuchungsbereich C. Die Reaktion der Spezies Mensch bestand aus erhöhter Libido und Verlust der Hemmungen, dessen hatte er sich nun deutlicher überzeugen können als es ihm lieb war.

Er schüttelte den Kopf und begann mit der Suche nach einem Heilmittel. Mit Carol Marcus‘ glorreichen Brüsten vor Augen fiel ihm das naturgemäß schwerer … aber nicht so schwer wie die Ereignisse dieses ganz normalen Tages im Büro dann für das Logbuch zusammenzufassen.


Carol zog die Beine hoch und faltete sich in eine bequemere Sitzposition. Sie beobachtete fasziniert den Brandy, den sie kunstvoll im Glas hin und herschwenken ließ. Wie so oft nach Dienstschluss ließ sich Jim auf der Couch gegenüber nieder und legte sogleich die Füße auf den Tisch. Carol störte sich längst nicht mehr daran.

„Wenn ich noch einmal das Wort ‚Fraternisierung‘ höre, dann …“

Carol schnaubte zustimmend, auch sie hatte die verpflichtende Therapiesitzung bereits hinter sich.

„Alles okay zwischen uns?“

Jim legte verwirrt den Kopf schief, als wüsste er nicht worauf die Frage abzielte. Carol zuckte mit den Schultern.

„Ich meine nur … mit guten Freunden schlafen ist einfach keine gute Idee. Ich bin mit Christine im Bett gelandet, sturzbetrunken auf der K-7, und danach war’s sehr lang sehr seltsam. Ich will nicht, dass es zwischen uns seltsam ist.“

Jim lächelte, plötzlich erleichtert, und erhob sein Glas.

„Alles okay. Nichts seltsam. Immer noch Freunde.“


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Yorktown (Tag 969 der Fünf-Jahres-Mission)

Natürlich hatte Jim mit der Überraschungsparty gerechnet. Er tat empört und war gerührt. Nach den Ereignissen der letzten Tage brauchte die Mannschaft einen Grund zum Feiern, sie hatten es sich verdient, und da offenbar „Wir haben die Föderation gerettet!“ nicht Grund genug war, dann sollte es halt sein Geburtstag sein. Er war stolz auf seine Mannschaft, und auch wenn es schmerzte, insgeheim froh für die verbleibenden 856 Tage der Fünf-Jahres-Mission ihr Captain zu bleiben.

Er lächelte, hob sein Glas, und ließ den Blick durch die Menge streifen. Beinahe hatte er sein Glas fallen gelassen.

Sie stand still und unscheinbar am Rande, als hätte sie sich hineingeschlichen, halb verborgen hinter einem breiten tellaritischen Rücken. Sie war immer noch atemberaubend schön, vor allem weil sie wärmer und weicher als je zuvor wirkte. Ein beinahe scheues Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sich ihre Blicke trafen.

In drei entschlossenen Schritten war er bei ihr und hatte seine Arme fest um sie gewickelt.

„Ich bin ein Idiot.“

Carols Lachen vibrierte an seiner Brust.

„Komm mit, Jim. Ich habe dir etwas mitgebracht.“

Sie nahm seine Hand und führte ihn in einen ruhigen Nebenraum. Erschöpft von der langen Reise schlief der Kleine und wachte auch nicht auf, als seine Mutter ihn sanft aus seiner Tragetasche hob und einen Kuss auf seine Stirn drückte. Sie lächelte wortlos, während sie den Kleinen zum ersten Mal in die Arme seines Vaters legte, und als sie die Hände wieder frei hatte aktivierte sie die Kamerakugel und brachte sie in der Luft in Position, um diesen besonderen Moment festzuhalten.

Jim hatte Tränen in den Augen, als er seinen Sohn bestaunte.

„Es ist schön, eine Familie zu haben“, murmelte er.

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Dass Sulus Mann "Ben" heißt, habe ich aus diesem Artikel, in dem Drehbuchautor und Darsteller Doug Jung zu Wort kommt: http://ow.ly/bQtI30390Vy. Alles weitere ist nur meine Erfindung, weil es gerade zur Geschichte passte. Ich habe allerdings lange überlegt, ob das Kind aus Beyond vielleicht doch besser Demoras ältere Schwester sein sollte (schließlich ist Demora Sulu im TOS-Canon zehn Jahre jünger als David Marcus), aber ich wollte es dann nicht unnötig verkomplizieren und außerdem ist mir kein passender Name eingefallen. Wer bessere Ideen zum Sulu-Family-Headcanon hat, immer nur her damit, ich bin ein großer Fan. :)
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