TrekNation

Das ultimative Archiv deutscher Star Trek Fanfiction!

Der letzte Überlebende

von Harald Latus

Kapitel 2

Kapitel 1

Plötzlich erschien wie aus dem Nichts ein greller Blitz direkt vor ihm und als der Lichteffekt verblasste, erkannte er backbord ein Schiff, von dem er annahm das es zur Sternenflotte gehörte, welches ihm nahebei auf der linken Seite voraus gegenüberstand.

„Na welch ein Wunder, hat sich doch noch jemand dazu herabgelassen mich zu begrüßen?“ konstatierte er.

Das Schiff war riesig und wirkte mit dem großen Diskussegment, den schmalen Pylonen und den doch recht dünnen, wenngleich auch langen Warpgondeln sehr fragil. Er fragte sich, wer es wohl entworfen haben mochte.

Seine Überlegungen wurden jedoch jäh unterbrochen als sich auf dem kleinen Display seiner Hauptkonsole etwas regte.

Der Blick in eine große Brücke öffnete sich auf dem Bildschirm und in dem zentralen Stuhl saß ein Mann den er auf keinen Fall erwartet hatte. Für eine Millisekunde war er der Versuchung erlegen es handele sich um einen Vulkanier, aber dann wurde ihm schmerzlich bewusst, dass es nicht so war.

Der Romulaner, der sich aus seinem Stuhl erhob und die Sternenflotten Uniform glatt strich trat zwei Schritte vor und blickte in die Kamera.

„Ich bin Captain Nerak von der Vereinten Föderation der Planeten, Captain des Raumschiffs Enterprise 1701-V. Darf ich erfahren wer Sie sind?“ erklärte der Romulaner, wobei er seine Hände hinter dem Rücken zusammenhielt und aufrecht und mit wachem Interesse sein gegenüber musterte.

„Endlich, endlich zuhause!“ durchfuhr es den Angehörigen der Sternenflotte und er setzte sein freundlichstes Lächeln auf.

„Auch ich bin Angehöriger der Sternenflotte, oder war es zumindest einmal, wenn man das so sagen kann“, sagte er voller Stolz.

Captain Nerak zeigte ein kurzes Nicken, obgleich er auch erkennen ließ dass er eine gewisse Reserviertheit dem Neuankömmling gegenüber zeigte, da er seinen Blick unverwandt und ohne eine Regung zu zeigen auf das Übertragungsgerät gerichtet hatte.

„Darf ich dann auch Ihren Namen erfahren?“

Sein Gegenüber war erfreut, dass er sich endlich erklären konnte und freudig setzte er zu einer Antwort an.

„Aber selbstverständlich, ich bin…“ Doch genau in diesem Moment wurde ihm schmerzlich bewusst, dass er gar keinen Namen besaß, noch immer nicht.

„…Ähm ich bin das medizinisch holografische Notfallprogramm der Voyager! Zumindest bin ich es gewesen, oder wie auch immer. Es würde wohl zu weit führen dies jetzt auszudiskutieren. Aber ich bitte um die Erlaubnis zur Erde weiterreisen zu dürfen.“

Eine kleine Pause entstand und der Romulaner blickte zu dem Offizier an seiner Seite. Der Mann, dessen blauer Kopf von schneeweißem Haar bedeckt war, aus dem zwei antennenförmige Fühler ragten, trat einen Schritt vor und blickte direkt auf den Bildschirm, der den Doktor zeigte. Er zuckte mit den Schultern, neigte dann aber seinen Kopf ein wenig zum Captain und flüsterte ihm scheinbar etwas ins Ohr. Der Romulaner nickte langsam mit dem Kopf.

„Und wie trifft es sich, dass Sie ohne Befugnis in den Erdsektor eingedrungen sind? Ein Schiff Ihres Typs ist uns bislang nicht bekannt.“

Der Doktor verlor allmählich die Geduld. Eine Eigenschaft die er seit seiner Aktivierung kaum verbessern konnte.

„Nun ich wusste nicht, dass man jetzt schon eine Genehmigung braucht um nach Hause zu gelangen. Um es ganz einfach zu sagen, man hat mich auf dem Planeten vergessen und die Voyager ist alleine nach Hause zurückgekehrt. Das ist sie doch wohl, oder?“

Eine kleine Unsicherheit schien in seinen Worten mit zu schwingen, von der er sich nicht erklären konnte wie sie zustande gekommen war.

Ohne auf die Antwort einzugehen erklärte Captain Nerak: „Bitte halten Sie sich bereit, wir werden Ihr Shuttle in unseren Hangar ziehen, dann können wir uns über alles unterhalten. Nerak Ende!“

Das MHN war etwas verwundert. Scheinbar hatte man in all der Zeit was die Umgangsformen mit Hologrammen betraf nichts dazugelernt.

Der blaue Traktorstrahl erfasste das kyrianische Shuttle und beförderte es bis hinter die Enterprise, dann öffnete sich die Shuttlerampe und aus dem Inneren kam ein weiterer Traktorstrahl, der das Schiff langsam in die geräumige Halle zog. Mit einem dumpfen Geräusch setzte das Shuttle auf und der Doktor drückte den Sensor um die Türe zu öffnen. Mit einem Zischen fuhr das Schott in die Seitenwand.

Frohen Mutes und mit einem Lächeln auf den Lippen trat der Doktor ins Freie und wurde sogleich enttäuscht. Sechs Männer standen im Halbkreis um die Tür herum, die Waffen im Anschlag und auf ihn gerichtet.

Seine Mine versteinerte.

„Mit einem solchen Willkommensgruß hatte ich nicht gerechnet, ich bin schließlich Arzt und kein Verbrecher.“

In den Halbkreis trat nun ein Mann, den der Doktor bereits kurz zuvor gesehen hatte.

Er war Andorianer und reichte dem Doktor die Hand, die er nur zögernd ergriff.

„Ich bin Commander Anaris, Erster Offizier der Enterprise“, erklärte er.

„Bitte haben Sie Verständnis für unsere Vorsichtsmaßnahme, es kommt schließlich nicht alle Tage vor, dass wir Besuch von jemandem bekommen der vorgibt so viele Jahre verschollen gewesen zu sein.“

Der Doktor der nun aus dem Shuttle gestiegen war schaute den Ersten Offizier noch immer eher entsetzt als höflich an während ein halbes Dutzend Männer ihre Waffen auf ihn gerichtet hielten.

„Ich bin mir nicht sicher ob das wirklich nötig ist“, sagte der Doktor deutlich vergrämt während er mit seiner Hand auf den Kreis der Sicherheitsoffiziere deutete.

„Nun, wir sind es auch nicht. Aber Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste, sagt man wohl auf der Erde immer, nicht wahr?“ erwiderte der Erste Offizier.

„Der Captain möchte Sie umgehend sehen. Ich soll Sie zu ihm führen.“

Das Hologramm nickte und folgte dem blauhäutigen Mann, der sich abwandte und auf den Ausgang des Shuttlehangars zusteuerte. Die Wachen folgten den beiden und ließen sie keinen Moment aus den Augen. Am Design des Schiffes waren immer noch einige typische Elemente der Sternenflotte zu erkennen, die der Doktor auch von der Voyager her kannte. Sie durchquerten einen Flur, in dem rote Signallampen in regelmäßigem Rhythmus an der Decke aufleuchteten.

„Roter Alarm, meinetwegen? Wegen eines einzelnen kleinen Shuttles mit einem Hologramm? Meinen Sie nicht, Sie übertreiben ein wenig?“

Während sie den Gang entlang liefen, drehte sich der Andorianer zum Doktor um und sah ihn mit einer Mischung aus Mitleid und Hoffnungslosigkeit an.

„Oh, Sie wissen vielleicht nicht so genau, welche Fortschritte die Entwicklung der Holografie inzwischen gemacht hat.“

In dem leicht sarkastischen Unterton der während dieses Satzes mitschwang erkannte der Doktor auch eine Nuance Verzweiflung. Scheinbar waren in der Zwischenzeit sehr schlimme Dinge passiert, Dinge die man seinem ärgsten Feind nicht Wünschen würde.“

Sie hatten mittlerweile den Turbolift erreicht und der Andorianer gab das Ziel an.

„Computer, Brücke!“

Augenblicklich setzte sich der Lift in Bewegung und der Doktor sah den Ersten Offizier von der Seite her an. Er hoffte wohl, dass er ein wenig deutlicher erklären würde was er damit meinte. Aber Anaris reagierte nicht auf seinen Blick.

Nur wenig später traten sie aus dem Lift und überquerten den kurzen Flur zur Brücke. Zwei Wachposten standen beidseits der Tür mit Phasergewehren, bereit es mit jedem Gegner aufzunehmen, der diesen Bereich betreten wollte.

Die Türhälften glitten beiseite und der Doktor war auf den Anblick kaum gefasst. Das fortschrittlichste Brückendesign, welches er kannte, was das der Prometheus – jenes Schiffes, das er vor langer Zeit durch ein Wurmloch besucht hatte. Damals war es von Romulanern besetzt worden, die den Prototyp stehlen wollten. Aber die Prometheus wirkte antiquiert im Vergleich zu dem, was er hier sah. Man konnte auf einen Blick erkennen, dass in der Zwischenzeit mehrere Jahrhunderte vergangen waren.

Ein Romulaner als Captain eines Föderationsschiffes? So etwas hätte er sich in den tiefsten Subroutinen seines Programms nicht zu träumen gewagt. Gerade deshalb hatte er ein nicht sehr erbauliches Gefühl als ihn der erste Offizier durch die Tür in den Bereitschaftsraum schob.

Der Raum für den Captain der wie gewohnt direkt an die Brücke angrenzte war überraschend großzügig gehalten.

Captain Nerak wies mit einer etwas steifen Geste auf die Couch und setzte sich in einen Sessel seitlich des Doktors, aber immerhin fast drei Meter entfernt. Ohne Umschweife kam er gleich zur Sache.

„Nun, ich weiß, dass die Sternenflotte den Namen Voyager als Schiffsbezeichnung verwendet hat und wenn man der Geschichte der Föderation glauben darf, dann war das nicht nur einmal der Fall. Darf ich fragen, wann Sie Ihre Crew ähh… verloren haben?“

Die vordergründige Freundlichkeit schien den Doktor kurz zu verwirren, bei seiner letzten Begegnung mit dieser Rasse waren sie erbitterte Gegner der Föderation gewesen. Warum sonst sollten sie einen Prototypen der Sternenflotte stehlen?“

Der Doktor ging in sich und seine Antworten kamen genau so präzise wie es seiner Programmierung entsprach: „Vermutlich ging mein Backup Programm im Jahre 2374 auf einem Planeten verloren der im kyrianischen System lag. 700 Jahre später wurde ich von Professor Quarren in einem historischen Museum auf Kyria Prime reaktiviert. Er hatte die verrückte Idee, die Voyager sei ein waffenstrotzendes Kampfschiff gewesen, welches gegen seine Rasse eingesetzt worden war und was zu einem folgenschweren Missverständnis und einem langen Krieg geführt hat.

Gott sei Dank konnte ich ihn vom Gegenteil überzeugen, aber wir haben lange gebraucht, bis wir die Widerstände in der Bevölkerung überwinden konnten.

Nachdem ich annähernd 50 Jahre lang auf Kyria Prime als Medizinischer Berater gelebt hatte, hat mich eine unerklärliche Kraft schlussendlich doch nach Hause gezogen. Um einen alten Begriff der Erde zu verwenden, es war vermutlich Heimweh“, erklärte er dem Captain. Bei dem Gedanken, wie es auf der Erde wohl sein würde, wanderte sein Blick leicht verklärt nach oben. Captain Nerak machte keine Anstalten sich näher zu seinem Gast zu setzen.

„Haben Sie eine Vorstellung wo Sie hier sind?“ wollte der Captain wissen und beugte sich ein wenig vor um sein Interesse zu bekunden.

„Das ich auf der Enterprise-V bin haben Sie mir ja gerade erst bestätigt. Zu meiner Zeit war noch die gute alte Enterprise-E im Dienst.

Nun mir ist klar, dass meine Kameraden sicherlich nicht mehr am Leben sind, so lange nach der Zeit die ich allein schon in dem Speichermodul verbracht habe, aber ich denke aufgrund meiner Kalkulation müsste ich mich im Jahr 3151 befinden!“

„Gut geschätzt, nur knapp daneben, 3152, aber immerhin sehr nahe dran.

Ehrlich gesagt weiß ich nicht sehr viel über die Erde. Ich wurde auf der Föderationsakademie auf Antares Prime ausgebildet und die frühe Historie der Erde war nie etwas, das mich wirklich interessiert hat. Es gab andere Themen die zu meiner Zeit wichtiger waren.

Aber ich werde Ihre Angaben prüfen lassen. Einstweilen wird Ihnen ein Quartier zugewiesen, bis wir entschieden haben, was wir mit Ihnen machen. Ich werde alles Notwendige veranlassen.“ Nun stand der Captain auf und deutete damit an, dass die Unterredung beendet war. Als der Doktor auf dem Weg zur Tür war warf er dem Captain einen fragenden Blick zu.

„Eine Sache wäre da noch: Sie scheinen Hologramme nicht sehr zu mögen oder?“ fragte er den Romulaner

„Das ist eine Untertreibung, denn für den Konflikt den wir seit mehr als 30 Jahren mit ihnen führen, ist „Krieg“ nur eine jämmerliche Beschreibung. Sie verdanken es nur der Laune und der Neugier meines Ersten Offiziers, dass wir Sie nicht sofort pulverisiert haben.“

Der Doktor nickte und verließ den Raum in Richtung Brücke.

Captain Nerak gab dem Andorianer noch einige Anweisungen, dann führte dieser das Hologramm unter der Begleitung von vier bewaffneten Wachen in ein Quartier, wo er fürs Erste bleiben sollte.
Rezensionen