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Ein erfüllter Traum

von Linnea

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Ich war alleine. Schon seit einer langen Zeit. Das soll nicht heißen, dass ich keine Freunde hatte oder so. Ich hatte Beziehungen, die mich ausgefüllt hatten, in denen ich glücklich war, dachte ich. Menschen, die ich liebte, so wie ich ihn damals geliebt hatte, dachte ich.

Die Wahrheit gestaltete sich jedoch ein wenig anders. Da war Er in meinem Kopf. Die ganze Zeit. Nicht, dass ich es mir jemals eingestanden hatte, das Gefühl, ich würde ihn vermissen. Nein, ich hatte es erfolgreich verdrängt. Fast. Doch er war da, dieser Gedanke, dass ich jemanden verloren hatte, den ich einst liebte. Sehr liebte. Nicht, dass ich dachte, dass ich ihn immer noch lieben würde. Ich hatte es erfolgreich verdrängt. Dachte ich.

Meine Beziehungen in dieser Zeit, sie waren anders, irgendwie. Anders als diese. Die mit ihm. Ich hatte Bedürfnisse während dieser Zeit, die ich erfüllen lassen wollte. Man sagt, Frauen halten es viel länger 'ohne' aus als Männer. Mag sein, aber es gibt Grenzen für alles.

Es war hart, ihn zu vergessen. Verdammt hart. Wir hatten so viel erlebt. Wir beide gemeinsam. In diesem Prozess hatte ich mir gewünscht, ihn nicht sehen zu müssen. Dieser Wunsch wurde mir erfüllt. Bis ich dachte, er wäre vorüber. Das war er nicht.

Ich habe ihn wiedergesehen. Es war nicht so, als wäre alles mit einem Schlag wieder da gewesen. Eigentlich hatte ich erwartet, ich würde gar nichts fühlen. Doch in dem Augenblick, in dem ich seine Stimme wieder hörte, war alles wieder da.

Der Schlag kam später. Seine Augen sahen mich warm an. Er lächelte sacht. Er sagte "Hallo". Nichts weiter. Ich lächelte zurück. Es war nicht intelligent oder tiefgründig, aber es ließ mich erschaudern. Hatte ich einen Fehler gemacht, hierher zu kommen? Ich dachte, man könnte ganz locker über alte Zeiten reden. Dem war nicht so. Denn diese vier Buchstaben allein verschlugen mir schon die Sprache.

Nicht nur diese Stimme überwältigte mich. Er sah besser aus denn je.

Wir standen einfach nur so da. Und sahen uns an. Keiner sagte ein Wort. Wie hatte ich vergessen können?

Es war so viel passiert in der Zwischenzeit. Er war sicherlich nicht alleine geblieben. Vielleicht war er auch jetzt nicht alleine?

Will er mir das Herz brechen?

"Geht es dir gut?", brach ich schließlich das Schweigen.

Er nickte. "Möchtest du nicht hereinkommen?" Er deutete in seine Wohnung. Natürlich wollte ich. "Möchtest du etwas trinken?"

"Weiß nicht... Wasser vielleicht?" Er machte sich auf in seine Küche. Wahrend ich ihn mit Gläsern hantieren hörte, sah ich mich um. Es sah anders aus als seine erste Wohnung. Irgendwie nicht mehr nach Junggeselle. Ich erspähte ein Sofa und ließ mich in die Kissen sinken. Es roch nach ihm. Ich habe die ganze Zeit nicht vergessen, wie er riecht. Ein anderer, süßlicher Geruch überdeckt ihn... Etwas, dass ich als Parfum identifiziere. Er hatte also eine Andere. Immer noch ? Ich könnte es ihm nicht verübeln, ich war schließlich auch nicht alleine geblieben.

Er kam wieder, zwei Gläser in der Hand. Er gab mir eines, gefüllt mit einer gelblichen, prickelnden Flüssigkeit. Sekt, dachte ich. Sein Glas beinhaltete ein rötliches Getränk. Ich wusste sofort, was es war, Cidre. Das trank er schon damals am liebsten.

"Wie ist es dir so ergangen, in der letzten Zeit?", fragte er mich. Er nimmt einen großen Schluck aus seinem Glas. Ich beobachtete ihn genau, wie er es zu seinem Mund führte. Für seinen Mund hatte ich schon immer die größte Schwäche gehabt.

"Es geht mir gut", antwortete ich, doch es klingt nicht sehr überzeugt. Wieder nickte er.

"Gibt es irgendwelche Probleme?", fragte er wiederum. Ja, und wie! Nicht nur, dass ich jetzt in einer Wohnung mit meinem ehemaligen Ersten Offizier sitze und fast krank vor Verlangen nach ihm bin. Ich finde auch heraus, dass er vermutlich eine Freundin hat und ich mich gerade wahnsinnig beherrschen muss, nicht hungrig über ihn herzufallen und ihn zu küssen und ihn stundenlang leidenschaftlich mitten im Wohnzimmer seiner neuen Wohnung zu lieben. Ich schüttelte nur wortlos meinen Kopf und versuchte seinem Blick standzuhalten.

Mein Gott, wenn er nur wüsste!

Ich trinke einen großen Schluck meines Sekts, ja, es ist wirklich Sekt, und sehe ihn wieder an. Woraufhin ich noch einen Schluck nehmen muss. Ja, es fehlt mir tatsächlich an jeglichem Mut, ihm mehr als einsilbig zu antworten.

"Ich habe... ich habe dich sehr vermisst... manchmal da..."

Fast hätte ich mich verschluckt. Was hat er da eben gerade gesagt? Er wendet seinen Kopf ab. Ich spürte, wie mir schwindelig wird. Nein, so viel hatte ich noch nicht getrunken. Ich versuche meine Frage klar zu stellen, diese, die mir brennend auf der Zunge liegt: "Gab... gibt es jemanden... ich meine... ich..." Er nickt, bevor ich meine Frage zu Ende stellen konnte.

"Ja", antwortet mir eine zitternde Stimme. Er macht eine kleine Pause, schweigt mich an. Dann schluckt er. "...und du?" Was hätte ich antworten sollen? Ich senkte meinen Kopf.

"Es bedeutete mir nichts." Was sage ich da? Mein Blick fixiert den Parkettfussboden. Hätte ich das nicht anders formulieren können? Vielleicht hatte es dies nun als Herausforderung aufgefasst. Aber wollte ich das nicht mit meinen Worten erreichen?

Ich spüre, wie sich seine Hand unter mein Kinn schiebt um meinen Kopf anzuheben. Mein Blick ertrinkt in seinen Augen. Wie hätte ich seine Augen vergessen können?

"Hatte sie dir etwas bedeutet?", flüsterte ich und kannte die Antwort vermutlich schon. Seine Geste hatte ihn verraten.

"Nein." Es war als spreche ein Engel vom Himmel herab. "Meine Gedanken waren immer bei jemandem Anderes..."

Zwei seiner Finger wanderten zu seinen Lippen, berührten diese und fuhren dann über meine. Mich durchfuhr es heiß und kalt und ich erschauderte. Ich kannte diese Berührung und ich erinnerte mich. Damals, es war das Letzte, was er getan hatte, bevor er ging. Monatelang hatte diese Berührung mich in meinen Träumen verfolgt. Bitte, bitte hör' nicht auf damit!

Seine Finger setzen den Weg über mein Gesicht fort, strichen mir über meine geschlossenen Augen und meine Wangen wieder herunter bis zum Kinn. Ich zitterte am ganzen Körper und ein leises, flehendes Wimmern entfloh meinen Lippen.

Er erhörte mich und füllte meine Lippen schließlich mit seinen aus. Sein Mund schmeckte süß nach Cidre. Mein Körper presste sich gegen seinen und ich spürte, dass auch sein Körper, nach mehr verlangte.

Wie konnte ich nur glauben, ihn vergessen zu haben?

Wir rissen uns auf dem Weg zum Schlafzimmer fast die Kleider vom Leib, denn wir hatten viel nachzuholen. Die Gefühle, die er in mir auslöste, als wir eins wurden, war überwältigend. Kein Vergleich.

Viel später.

Mein Kopf lag auf seiner Brust, die sich langsam und gleichmäßig hob und senkte. Er war eingeschlafen. Ich beobachtete sein Gesicht, seine leicht nach oben gezogenen Mundwinkel, sein Kinn und seine geschlossenen Augen. Ich merkte, wie er langsam erwachte. Seine Hand bewegte sich auf meinen Rücken, kitzelte mich und setzte dann sein Weg nach vorne fort. Ich zitterte, jedes mal wenn er mich berührte. Meine Gefühle für ihn waren anders, als ich es in Erinnerung hatte. Irgendwie intensiver. Vielleicht hatte sich dieses Gefühl für ihn auch verstärkt.

Mir wurde bewusst, wie einsam ich die ganze Zeit gewesen war. Ohne ihn. Ich habe versucht, mich über ihn hinweg zu trösten. Mit Anderen. Ja, ich habe sie gemocht, irgendwie. Aber dieses unbeschreibliche, tiefe Gefühl, dass zwischen uns herrschte, blieb nur ihm vorbehalten, die ganze Zeit . Warum war dies nicht schon viel früher passiert?

Ich sah, wie sich seine Augen langsam öffneten. Er lächelte und strich mir durch meine zerwühlten Haare. Seine Lippen formten lautlos drei Worte. Ich grinste und legte meinen Kopf zurück auf seine Brust. Ich dachte über seine drei Worte nach, die mir so viel bedeuteten und mir fielen wiederum drei Worte ein: 'Nie mehr alleine.'

Ende
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