TrekNation

Das ultimative Archiv deutscher Star Trek Fanfiction!

Fremde Sitten und Gebräuche

von Racussa

Fremde Sitten und Gebräuche

Thot Pran und Captain Su auf Grenzstation Ceres 10

Thot Pran lachte sein metallisches Kreisch-Lachen und klopfte Captain Su auf die Schulter. „Mensch, du gefällst mir! Es ist fast schade, dass du nicht mehr lange leben wirst!“

 

Gemeinsam schauten sie durch das Fenster von Prans Bereitschaftsraum auf das sich langsam drehende Ungetüm.

 

Ein knarrend-quietschendes Geräusch rief den Kapitän des Schiffes auf die Brücke.

 

„Du kannst hierbleiben und noch ein bißchen Zeit in Frieden genießen, oder du forderst dein Schicksal gleich heraus, wenn sie dich neben mir sehen? Selbst wenn du den Helm aufsetzt, würden ihre Sensoren sofort bemerken, dass du kein Breen bist.“

 

Su nickte, nahm den schweren Helm vom Tisch auf und klemmte ihn unter dem Arm fest. Er trug einen Breen-Kälteanzug, allerdings ohne Rangabzeichen.

 

„Wie gesagt, ich bin auf Urlaub hier! Und als dein Gast sollte mir nicht viel passieren.“

 

Pran lachte noch einmal kreischend: „Du hattest noch nie mit Romulanern im Imperium zu tun, oder?“

 

„Ich traf schon Romulaner…allerdings in der Neutralen Zone. Aber ich kann mir schon vorstellen, dass es jetzt einmal sehr militärisch zugehen wird, vielleicht auch ein paar medizinische und sicher geheimdienstliche Kontrollen, aber dann steht nichts mehr im Weg; ich dachte, Senatorin Metella Trania Wieauchimmernoch erwartet dich?“

 

„Dann komm und sieh! Und wundere dich nicht, ab jetzt bin ich wieder der förmliche Captain, nicht der Kumpel, der dich beim Salzburger Nockerlwettessen besiegt hat!“

 

Zischend öffnete sich die Tür und gab den Blick auf die halbvernebelte Brücke frei.

Thot Pran stellte sich an das Kapitänspult und deutete einem anderen Breen, den Kanal zu öffnen.

Der Hauptbildschirm zeigte weiterhin nur das stählerne Falkennest von Raumstation, das von zwei Kriegsvögeln flankiert wurde. In harschem Befehlston meldet sich eine Stimme.

 

„Raumschiff Fangatua von der Breenkonföderation. Sie befinden sich an der Grenze des Romulanischen Raumes. Beordern Sie ihre Begleitschiffe zurück, bevor Sie sich zur Kontrolle der Grenzstation Ceres 10 annähern!“

 

Thot Pran zischte. „Wir kommen auf Einladung von Senatorin Metella Trania T’Supp. Die Breengeleitschiffe Aisake, Fauiki, Fekitoa und Fuanilevu gehören zum Ehrenschutz eines Thot.“

 

Schweigen.

 

Thot Pran drückte genervt einige Tasten seines Pultes und zischte zwei Kommandos an Breenoffiziere, die an anderen Pulten standen. Captain Su stieg der Pentanolgeruch des Nebels, der den Boden der Brücke bedeckte, langsam in die Nase, aber er hatte sich an den penetranten Duft gewöhnt.

 

„Raumschiff Fangatua von der Breenkonföderation. Sie haben Erlaubnis, sich der Station bis auf hundert Meter zu nähern, damit ein Dekontaminationsteam an Bord beamen kann. Ein Ingenieursteam wird ebenfalls an Bord beamen, um ihre Waffensysteme zu deaktivieren. Nach der Dekontamination werden Sie in Gruppen zu je zehn, beginnend bei den höchsten Offizieren, auf die Grenzstation Ceres 10 beamen, wo Sie untersucht, erneut dekontaminiert und für die Begegnung mit Präadmiral Gaius von Ceres 10, dem Kommandanten der Station, vorbereitet werden!“

 

Thor Pran gab ein paar wütende Laute von sich. Wieder war nur Schweigen die Folge.

 

„Das Kriegschiff Fangatua von der Breenkonföderation stimmt der medizinischen Untersuchung zu, die Sie als Dekontamination beschrieben haben, aber das Beteten des Schiffes ist für jegliches Ingenieursteam verboten. Sicher versteht ein System, das so großen Wert auf Geheimhaltung legt, wie das romulanische, dass die Konföderation es nicht zulassen kann, dass fremde Ingenieure ihre Waffensysteme analysieren und ihre Deaktivierung erlernen dürfen.“

 

Schweigen.

 

„Ihre Reaktion zeugt davon, dass Sie nicht wissen, wer uns erwartet. Die Fangatua wird ihre Schilde aktivieren und hier auf die Ankunft der Tranischen Delegation warten. Ende der Kommunikation.“

 

Fast trotzig drehte das stählerne Ungetüm, das etwa siebzig Mal so groß war wie das Breenschiff, seine lautlose Runde auf dem Hauptbildschirm.

 

„Was werden sie jetzt tun?“, fragte Su, und fügte mit Blick auf die übrigen Breen hinzu, „Thot!“

 

„Die Romulaner drohen immer zuerst, dann knicken sie ein. Entweder sofort, oder sie starten noch einen Versuch, uns einzuschüchtern.“ Er wandte sich an einen der Breenmänner: „Schilde aktivieren, aber die Geleitschiffe nicht zurückrufen!“

 

Die romulanische Stimme ertönte erneut: „Raumschiff Fangatua von der Breenkonföderation, deaktivieren Sie sofort ihre Schilde!“ Auf dem Bildschirm enttarnte sich ein weiterer Kriegsvogel, direkt oberhalb der Station.

 

„Hier ist Thot Pran vom Kriegschiff Fangatua; ich werde nicht länger mit einer gesichtslosen Stimme verhandeln. Ich verlange einen ebenbürtigen Gesprächspartner und Sichtkontakt.“

 

Schweigen.

 

Plötzlich flimmerte der Bildschirm und ein romulanischer Uniformierter wurde sichtbar. Hinter seinem Sessel prangte an der Wand der grüne Falke mit den gespreizten Schwingen.

 

„Thot Pran, hier spricht Präadmiral Gaius. Ich bin der Kommandant von Ceres 10.“

 

„Schilde deaktivieren!“, kommandierte Pran zu einem seiner Männer, dann wandte er sich dem Hauptbildschirm zu: „Präadmiral, ich bin erfreut, das es endlich zu einer angemessenen Begrüßung kommt. Hier herrschen für uns Breen fremde Sitten, aber Militärs können intergalaktisch kommunizieren. Das ehrt das romulanische Imperium und die romulanische Raumflotte. Ich habe unsere Geleitschiffe in die Neutrale Zone zurückgeschickt, ich gestatte ihrem medizinischen Team an Bord der Fangatua zu kommen. Nach der Untersuchung werde ich mit meinem menschlichen Ehrengast Phuong Su zu Ihnen hinüberbeamen und von Ihnen mit militärischen Ehren empfangen werden.“

 

Der Präadmiral wiegte den Kopf. Schließlich antwortete er: „Es ist bei uns nicht üblich, das Gäste, denen das seltene Privileg eingeräumt wird, unsere Grenze zu passieren, Forderungen stellen.“

 

Thot Pran zischte: „Dann werden wir die Schilde wieder aktivieren und auf die Tranische Flotte warten. Allerdings werde ich mich dort über Ihr Benehmen beschweren.“

 

Der Präadmiral schaute nervös nach Rechts und Links und strich sich mit der flachen Hand über das Kinn. „Ich erwarte Sie in einer Stunde. Allerdings werden Sie nach dem militärischen Empfang die formale Einreiseprozedur durchlaufen, damit bis zum Eintreffen der Tranischen Flotte die Zeit sinnvoll genützt wird!“

 

Das Bild verschwand.

 

„Naja, gar nicht so schlecht für den Anfang.“ Schepperte Thor Pran Richtung Su.

 

„Nicht so schlecht? Dafür, dass wir von einer Senatorin erwartet werden, fand ich das doch etwas unfreundlich.“

 

„So sind die Romulaner nun mal, das darf man Ihnen nicht übel nehmen. Ich bin schon gespannt, was der Präadmiral unter Einreiseprozedur versteht. Ich bin mir ziemlich sicher, dass eine genaue Untersuchung und Befragung durch den Tal’Shiar damit gemeint ist.“

 

 

Als sie den Hangar mit dem Ehrenbataillon völlig gleich aussehender romulanischer Soldaten mit ihren Plasmagewehren hinter sich gelassen hatten, kamen Thot Pran mit zwei Leibwächtern und Captain Su an der Seite von Präadmiral Gaius und seinen Begleitern, den Kapitänen Horatius und Ignatius, in einen grün gepflasterten Saal, in dem an der gegenüberliegenden Wand unter vier Meter langen romulanischen Bannern eine Tribüne mit Sitzplätzen aufgebaut war. An den Wänden gab es zwei Galerien übereinander, von denen aus zivil gekleidete Romulaner und andere Spezies zuschauten, wie die kleine Gruppe sich der Tribüne näherte. Am Fuß der Tribüne verneigte Präadmiral Gaius seinen Kopf vor Thot Pran und stieg dann hinauf. Er setzte sich auf den mittleren Platz und ließ die Kapitäne Horatius und Ignatius links und rechts neben sich Platz nehmen.

 

„Thot Pran; im Hangar habe ich Sie als Offizier begrüßt, hier begrüße ich Sie und ihre Begleitung als Verantwortlicher für den Zivilbereich der Station. Ich stelle Ihnen das Stammpersonal und jene Damen und Herren der Verwaltung vor, die eigens Ihretwegen und wegen der Einreiseprozedur gekommen sind. Zu meiner Rechten Commander Horatius, Kapitän des Kriegsvogels Xerxes, zu meiner Linken Commander Ignatius, Kapitän des Kriegsvogels Artaxerxes. Dann finden sich auf der rechten Seite die ständig auf der Station anwenden Zivilverwalter in der vom liber ordinum vorgeschrieben Reihenfolge: Subquästrix Aricia, die Verantwortliche für die materiellen Güter und Subprotektrix Bibiana, die Hüterin der Kunstschätze. Bei der Subquästrix werden Sie im Anschluss ein umfassendes Inventar all ihrer beweglichen Gegenstände einschließlich der Schiffe abgeben, bei der Subprotektrix alle mitgeführten Kunstschätze deklarieren und einen Vortrag über romulanische Archäologie sowie eine formelle Belehrung über diverse Handels- Ausgrabungs- und Ausfuhrverbote erhalten. Der Subextramarschall der Grenzstation Ceres 10, Felix, wird mit Ihnen die genaue Reiseroute bis Romulus besprechen und Ihre Navigatoren unterweisen.“

 

„Uff, das war also mit Einreiseprozedur gemeint: Statt mit Plasmawaffen werden wir mit Formularen beschossen.“, flüsterte Su zu Pran, doch der zeigte keine Reaktion.

 

Präadmiral Gaius zeigte nun zu seiner Linken: „Der Reisende Verwaltungsbezirkssubartist Cornelius wird Ihnen einen Vortrag über romulanische und nicht-romulanische Kunst halten, die Reisende Verwaltungsbezirkssubmusella Duclea wird Sie über den romulanischen Festkalender aufklären sowie über die Bekledungs- und Brauchtumsvorschriften zu den jeweiligen Festen. Die Reisende Verwaltungsbezirkskontaktrix Egesta wird mit Ihnen die Begegnung mit den Botschafterinnen Rankwella und Tematra des Hauses Trania besprechen. Der Reisende Verwaltungsbezirkssubkämmerer Licinius wird Ihnen Ihre Rechte in Bezug auf Anzahl und Ausstattung der Gästezimmer für Sie und Ihre Begleiter erklären, der Reisende Verwaltungsbezirkssubkommunikator Octavianus wird mit Ihnen die erlaubten Ruffrequenzen und Kommunikationsformen besprechen und sie über das auf Romulus herrschende Funkverbot informieren. Der Reisende Verwaltungsbezirkssubgreis Patroclusb schließlich wird Ihre Daten aufnehmen und ein Protokoll über die erfolgreiche Absolvierung der Einreiseprozedur verfassen.“

 

„Könnte ich bitte einen Schluck romulanisches Ale haben. Ich fürchte, diese Vorgänge werden ziemlich trocken werden. Für einen einfachen Urlaub ist das schon ziemlich heftig.“

 

Gaius lachte und klopfte sich sachte auf den etwas zu gewölbten Bauch unter der Uniform: „Romulanisches Ale ist nur etwas für echte Romulanerinnen und Romulaner, für Sie gibt es wie für Ihre Besatzung ARL!“

 

„ARL“, fragte nun Thot Pran mit lautem Zischen.

 

„Alkoholisierte Romulanische Limonade. Ja, im Imperium kann nicht jeder alles trinken, bei uns herrschen Ordnung und Klarheit.“

 

„Oder,“, raunte Su, „einfach nur fremde Sitten und Gebräuche.“

Rezensionen