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Exotik

von Racussa

Exotik

Subcommander Mietze strich mit ihrer rechten Pfote über ihr rechtes Ohr. Alexis sog nervös an ihrer Zigarettenspitze, an der allerdings keine Zigarette befestigt war. Deborah wischte auf ihrem Lesebrett und betrachtete verschiedene Modelle bunter Kleiderschürzen.

„Ich verstehe gar nicht, warum die uns hier einsperren?“, meinte Deborah.

„Sie sind nicht eingesperrt, sondern werden zu Ihrer eigenen Sicherheit hier festgehalten. Leider kam es zu einer gewissen Unregelmäßigkeit mit ihren Mitmenschen Danae und Louise. SYMMACHUS Tranillus SYMMACHUS, der Sicherheitschef der Tranischen Familie, wird Sie befragen, assistiert vom Tal’Shiarberater der Familie.“, erklärte Mietze, die selber nervös auf und ab lief, während sie auf die beiden sitzenden Frauen hinunterschaute.

Alexis hob den Kopf: „Ah, Tal’Shiar…das war doch dieser immer etwas misstrauische Herr Rivil, wenn mich nicht alles täuscht. Ich habe normalerweise ein gutes Namensgedächtnis…Das braucht man als Geschäftsfrau von Rang!“

Mietzes Schnurrhaare zuckten: „Subcommander Rivil arbeitet…in besonderer Weise…für die strahlende Senatrix. Ihr offizieller Tal’Shiarberater ist RUFINUS RUFINUS. Ich empfehle Ihnen, jede Frage schon in der ersten Runde wahrheitsgetreu zu beantworten.“

Deborah hob die Augen von den bunten Kleiderschürzen auf ihrem Lesebrett und schaute nun ebenfalls verwundert auf: „Erste Runde? Ich dachte es geht um eine Befragung, nicht um ein Formel 1 Rennen.“

Bevor Mietze antworten konnte, ging die Tür auf. SYMMACHUS und RUFINUS kamen mit sechs uniformierten Begleitern herein.

SYMMACHUS sprach sie direkt an: „Subcommander Mietze, sind das die übrigen Menschinnen?“

„Commander, das sind zwei der drei Menschen…in ihrer Sprache gibt es keine weibliche Form für die Speziesbezeichnung. Die dritte Frau befindet sich zur Zeit in einer Pfirsichmarkbehandlung im Schönheitsbereich. Sie wird gleich nach Abschluss der Behandlung hierher gebracht. Zwei Wachleute beaufsichtigen sie die ganze Zeit über.“

„Sie haben diese Menschen zu uns gebracht! Und jetzt sind zwei verschwunden und unser Gewächshaus ist beschädigt. Ich habe immer gesagt, dass Fremde in das Botschaftsviertel oder nach Remus gehören.“, knurrte er, während die Begleiter vier große Koffer auf den Tischen an der Wand aufbauten.

„Die strahlende Senatrix hatte es befohlen!“, rechtfertigte sich Mietze.

„Remus?“, fragte Deborah, „Ist das nicht dieser unfreundliche Bergwerksmond Ihres Planeten?“

„Remus ist ein Planet!“, unterbrach SYMMACHUS, „Und Sie sollen nur Fragen beantworten. RUFINUS wird mir assistieren. Wollen sie es esoterisch oder exotisch?“

Alexis legte die Zigarettenspitze weg und zupfte an den grünen Puffärmeln ihres grünen Ballkleides, das in dem schlichten Verhörraum äußerst deplaziert wirkte. „Was ist der Unterschied, SYMMACHUS?“

„Das klang doch beides ziemlich gleich, oder?“, fragte Deborah.

„Esoterisch ist die Verhörmethode, bei der wir zuerst Gedankenverschmelzung, dann Neuralscan und zuletzt telepathische Schmerzinduktion anwenden. Wie Sie dem Namen entnehmen, geht es um innere Anwendungen. Die exotische Methode – wie die Silbe „ex“ äußerlich schon sagt – verwendet mehr unmittelbare Verfahren. RUFINUS, bitte führen Sie die Werkzeuge vor!“

„Ist das nötig?“, fragte Subcommander Mietze, „Ich kenne beide Damen, seit wir sie an Bord genommen haben. Von ihnen droht keine Gefahr, zumindest keine von staatlichen Ausmaßen.“

RUFINUS ging zum ersten Koffer, deutete den beiden Begletern, ihn zu öffnen und deutete mit strahlendem Lächeln auf eine Palette von Skalpellen, Scheren, Messern und einer grün emailierten Sichel.

„Huch!“, schreckte Alexis auf, „Das sind ja Folterwerkzeuge!“

„Sie verstehen das ganz falsch, werte Menschenfrau.“, sagte RUFINUS langsam. „Diese Instrumente dienen lediglich dazu, ihre Kleidungsstücke zu entfernen, falls ein Verschluss klemmt. Es ist nämlich schonender für die Kleidung und auch für Sie, wenn sie bei der Befragung nackt sind. Manchmal reagieren nämlich die Farbstoffe in den Fasern der Kleidung mit unseren Anwendungen. Und selbst wenn die Kleidung nur nass von Ihrem Angstschweiß ist, könnten Sie sich leicht erkälten.“

Deborah lachte auf. „Für einen Augenblick habe ich Sie ernst genommen! Der Schock ist Ihnen echt gut gelungen!“

SYMMACHUS sagte mürrisch: „Wir haben immer noch keine Fragengestellt, seien Sie still!“

„Bitte, Commander SYMMACHUS. Sie missverstehen das Verhalten von Deborah. Sie wollte nicht unhöflich sein. Sie bemüht sich – wie es Ihre Art und auf der Erde Ihr Beruf war – Situationen zu entspannen. Ich denke, wir können auf die Präsentation verzichten. Stellen Sie einfach die Fragen, ich habe inzwischen genug Erfahrung, um Lügen erkennen zu können!“

RUFINUS schüttelte den Kopf: „Unsere Erfahrung ist so leicht zu täuschen wie ein ruhiges Wasser von Erdbeben und Wind zu kräuseln ist. Lassen Sie mich daher fortfahren!“

Er ließ von den Begleitern den zweiten Koffer öffnen, in dem ein Cocktailmixer, ein Becher mit Eiswürfeln und verschiedene Obstsorten sowie eine Fruchtpresse standen.

„Nach den Fragen der Entkleidungsrunde kommen die Fragen der exotischen Obstrunde. Dabei bereite ich für Sie einen stärkenden Cocktail aus allen zwölf senatorischen Früchten zu. Die Hälfte des Cocktails werden Sie trinken, mit der restlichen hälfte übergieße ich Sie. Das Chaos, das dadurch entsteht, wird Ihnen fürchterliche psychische Schmerzen zufügen, denn Sie werden mit allen zwölf senatorischen Häusern gleichzeitig in Berührung sein, unabhängig davon, dass Sie natürlich nur einem Haus – hoffentlich Tania – die Treue halten.“

Alexis nahm ihre Zigarettenspitze wieder und drehte sie interessiert zwischen Daumen und Zeigefinger der linken Hand. Deborah schüttelte den Kopf.

„Nach der Cocktailfragerunde kommt die Metallrunde.“ Durch ein Nicken ordnete RUFINUS an, dass der dritte Koffer geöffnet wurde. In ihm befanden sich in zwölf Fächern Münzen aus verschiedenen Metallen.

Deborah fragte: „Was machen Sie mit diesen Münzen? Müssen wir sie schlucken oder schlitzen Sie uns mit den geschärften Rändern die Haut auf?“

RUFINUS schüttelte angewidert den Kopf: „Wo denken Sie hin, dann würde ja Blut fließen! Ich werde diese Münzen auf ihre Unterarme auflegen, die von meinen Assistenten festgehalten werden. Dann haben Sie das selbe Chaosgefühl wie beim Obst, nur eben mit den Metallen der Pares!“

„Pares, das waren doch die, die im Königspalast wohnen: sechs Herzoginnen und sechs Grafen?“, fragte Alexis.

„Du hast dir das wirklich alles gemerkt, was Miquel uns erzählt hat?“

„Ich sagte doch schon, eine Geschäöftsfrau braucht ein gutes Gedächtnis. Und wenn mich nicht alles täuscht, sind im letzten Koffer irgendwelche Instrumente aus sieben verschiedenen Hölzern, den Hölzern der Kurfürstinnen!“

RUFINUS schaute erstaunt zu Mietze, die zuckte mit den Schultern. RUFINUS öffnete selbst den Koffer und gab den Blick auf Halsketten aus kleinen Perlen verschiedener Hölzer frei: „Ich bin verwundert, dass Sie das gewusst haben.“

„Ich wäre nicht die reichste Frau von Colorado, wenn ich beim Umgang mit Informationen nachlässig wäre. Ich wurde auch in Moldawien bei der Hochzeit meiner Tochter Amanda von Terroristen festgehalten und gefoltert, Sie sehen also, ich kenne das Szenario. Aber um Ihnen und mr die Mühe zu ersparen: Wir beide haben uns erst vor kurzem kennengelernt. Und Danae und Louise kenne ich überhaupt erst, seit der Begegnung auf ihrem Raumschiff Andreiata. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Sie alle Romulaner kennen und zum Aufenthaltsort auch nur jedes Angestellten der Senatorin Trania etwas sagen könnte. Selbst nicht unter der Folter!“

„Senatrix“, korrigierte Deborah, „Hier sagen immer alle Senatrix!“

RUFINUS und SYMMACHUS schauten einander an. Mietze nutzte die kurze Stille: „Ich sagte doch, beide sind harmlos. Sie reden viel, aber tun niemandem etwas zu leide.“

SYMMACHUS schüttelte den Kopf: „Das ist das exotischste Befragungsereignis seit ich die Universität abgeschlossen habe. Eine Katze verteidigt zwei Menschen. Wie tief ist Romulus schon gesunken!“

Plötzlich ging die Tür auf und Rivil trat mit vier Begleitern ein, die jeweils zu Zweite de triefnasse Louise und Danae hereinführten. Alexis rümpfte die Nase, Deborah stand besorgt auf und wollte zu den beiden gehen, doch Rivil drängte sie zurück.

Er überblickte die age im Raum, nickte Mietze leicht zu und fixierte dann RUFINUS: Während Sie hier stundenlange Erklärungen exotischer Foltermethoden gemacht haben, habe ich die beiden verunglückten Damen wiedergefunden. Ein Aufwind hatte den Flugteppich verwirbelt, die beiden sind in das Gewächshaus abgestürzt. Und weil sich die Türen nicht von innen öffnen ließen, haben die beiden unter Einsatz ihres Lebens versucht, ein Funkgerät zu bauen, um mich zu kontaktieren, damit ich Ihnen heraushelfen kann. Aber der Tal’Shiar hat ja wieder nichts anderes zu tun gehabt, als eine Verschwörung und einen absurden Fluchtversuch zu vermuten.“

„SYMMACHUS hat mich angefordert!“, verteidigte sich RUFINUS.

„Der Glasbruch des Gewächshauses hat die Sicherheitsprotokolle ausgelöst!“

Rivil wandte sich zu Symmachus: „Und warum haben dann nicht Sicherheitskräfte sofort das Gewächshaus aufgesucht? Was, wenn Danae oder Louise etwas zugestoßen wäre. Ich habe zur Sicherheit je zwei Sanitäter angewiesen, Sie zu begleiten und ununterbrochen zu beobachten!“

Mietze trat an seine Seite. „Das ist die erste Aufgabe eines guten Gastgebers: Seine Gäste vor Gefahren zu beschützen; und, wenn sie trotzdem in eine geraten sind, sie aus Ihnen zu befreien.“

„Rivil kann man nicht trauen.“, sagte Rufinus mürrisch.

„Und dir kann man nicht vertrauen. Du hättest spätestens draufkommen müssen, dass die beiden Damen ausgerutscht und in den Kanalschacht geflutscht waren. Aber nein, lieber packst du die esoterischen und exotischen Koffer zusammen. So wird der Tal’Shiar die Feinde des Imperiums eher decken als entdecken!“

Plötzlich ging die Tür auf und zwei weitere Sicherheitsleute führten Jennifer in einem grünen Bademantel, der mit einem pfirsichgelben Gürtel zusammengebunden war, in den Raum.

„Oh wie nett, eine Teegesellschaft! Danae, Louise, seid Ihr in die Regenwassertonne gefallen, so wie ihr riecht. Ihr hättet euch doch umziehen können. Oh, und was sehe ich da, das ist genau das Richtig nach dem herrlichen Nachmittag im Schönheitsbereich: Ein Obstkorb…wobei, es ist ja mehr ein Obstkoffer. Rivil, darf ich mir eine Frucht aussuchen: Oder gibt es wieder irgendeine exotische romulanische Vorschrift, in welcher Reihenfolge die Früchte gegessen werden müssen?“

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