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Überall, nur nicht hier

von Racussa

Überall, nur nicht hier

Zwei Dienerinnen halfen Senatrix Metella Trania T’Supp beim Anlegen des pfirsichgelben Brokatkimonos, zwei andere legten ihr die gelben Samtschuhe an. Auf dem Ankleidetisch vor ihr lagen noch eine goldbortenumrandete, pfirsichgelbe Tunika, der pfirsichgelbe, ärmellose Mantel, das goldene Medaillon mit der pfirsichgelben Flachzange als Schmuck, pfirsichgelbe Handschuhe, der pfirsichgelbe Seidenfächer und die pfirsichgelbe Senatorenkappe auf einem grünen Polster.

Die Zwölfjährige stöhnte auf: „Wie ein Urlaub im Pfirsichhimmel! Muss denn das alles sein? Erst ziehen wir uns an wie für einen Skiurlaub, und dann müssen wir die Klimaanlage aufdrehen!“

Die Dienerinnen schauten schweigend auf den mit pfirsichgelbem Marmor gepflasterten Boden,  Metella Trania T‘Supps Beraterin, die ein pfirsichfarbenes, bodenlanges Kleid trug, seufzte: „Senatrix, das sind die vorgeschrieben Kleider für die formelle Sitzung des Senats. Diese Sitzung hat den Rang eines Altarfestes und deshalb ist diese Kleidung vorgeschrieben. Außerdem gibt es ja auch noch den Fächer. Für die säulische Voraudienz bittet der Erzerzer um Empfang des Erzschiffers, der einen Bericht über die vorschriftsgemäß durchgeführte Bewegung der Tranischen Flotte zum Außenposten Ceres 10 abgeben möchte, des Erzministers, der einen Vorschlag für die Nachbesetzung von vier Funktionen im Tranischen Palast machen möchte, und des Erzmagisters, der die geeigneten Wissenden für diese Funktionen vorschlagen wird. Für die Imperiale Voraudienz haben sich die Imperiale Musarcha zur Planung des Vestafestes in zwölf Tagen angemeldet, der Imperiale Kommunikator möchte wegen einer Beschwerde über den Bruch der Kommunikationsvorschriften sprechen, die er in die Senatssitzung eingebracht hat, weil Admirälin Racussa auf einer geheimen Frequenz  eine kleine Breenflotte unter Thot Prans Kommando angefunkt hat; die Imperiale Listix möchte erfahren, welche Wissenden auf die Posten im Tranischen Palast eingeteilt wurden; der Imperiale Kämmerer möchte wissen, ab wann er den von der Listix notierten Wissenden die Wohnräume im Tranischen Palast zuweisen soll; und dann wird es wohl am mühsamsten: Der Imperiale Marschall und der Imperiale Botschaftsrat wollen gleichzeitig empfangen werden, wie es das außerordentliche Notfallprogramm vorsieht, um den kurzfristig angeordneten Transfer einer Breendelegation nach Romulus zu besprechen, gegen den beide Widerspruch eingelegt und dessen Diskussion sie für die Senatssitzung beantragt haben. Für das parische Gespräch hat sich nur die Herzogin von Langres angemeldet, die Sie zu einer Teegesellschaft einladen möchte. Für das kurfürstinnenliche Gespräch hat sich niemand gemeldet, zum curiatschen Gespräch kommt die Regina sacrorum gemeinsam mit der Hainer Arunachal, die in diesem Monat die Vertreterin der Hainpriestenden bei der Senatssitzung ist.“

Metella Trania T’Supp hüpfte wütend auf und ab, so dass die Dienerinnen, die ihr gerade die Tunika anlegen wollten, zurückwichen.

 

„Ich wäre lieber in einer remanischen Mine als hier! Die Arunachal ist sicher nur hier, weil die öde Tranastin sie aufgestachelt hat. Anstatt meinem Haus zu dienen, spioniert sie für die Regina sacrorum und sabotiert mich.“

Die Dienerinnen schauten verlegen zu Boden, doch die Beraterin hielt ihren Blick streng auf Metella Trania T‘Supp fixiert: „Senatrix! Der hohe Titel und das strahlende Amt verlangen von Ihnen Würde, nicht Kleinlichkeit. Ihr Bruder…“

„Carvilius? Er ist schuld an diesem ganzen Schlamassel. Ich könnte zu Hause sitzen und mit topasenen Kriegsvögeln die Schlacht von Algeron nachspielen statt hier die Last meiner Familie zu tragen. Wäre Carvilius hier, könnte er diese ganze Maskerade mitmachen. Die Remaner tragen immer dieselbe Kleidung; und es hat ihnen nie geschadet!“

Die Beraterin flüsterte leise: „Verflucht der Tag, an dem Carvilius uns verlassen hat! Seine Schwester ist die Pest!“ Dann sagte sie laut: „Das hohe Amt ist keine Frage des Wollens, sondern der Pflichterfüllung. Macht braucht Disziplin: Sie lenken ein Imperium, nicht ein Spielzimmer! Dienerinnen, steht nicht dumm herum wie Baumgötzen. Kleidet die Senatrix für die Audienzen und Gespräche!“

Die Dienerinnen nickten und versuchten erneut, der Senatrix die Tunika überzuziehen, doch sie trippelte mit den weichen Schuhen davon und hüpfte die drei unteren Stufen ihrer Thronempore hinauf: „Ich will nicht. Ich will nicht. Ich will nicht!“

Die Beraterin ging zu ihr und winkte den Dienerin, ihr mit Abstand zu folgen.

„Senatrix! Wir haben keine Zeit mehr. Ich wäre, bei Vesta, auch gerne woanders, aber heute ist der zwölfte Vestacer und daher die Senatssitzung wie jeden zwölften! Und Vesta ist unsere Schutzgöttin, also müssen Sie die Opfer durchführen, bevor die Sitzung beginnt. Und davor müssen die Gespräche und vor denen die Audienzen gehalten werden. Das ist jedes Monat so! Und zwar schon immer! Und Metella Trania T’Supp kann zuhause jede Tradition brechen – selbst eine Remanerin in den heiligen Hain der Familie einladen – aber nicht hier im Senat! Ziehen Sie die Tunika an!“

Metella Trania T’Supp funkelte mit zornigen Augen die Beraterin an. „Ein Ruf von mir und meine Leibwächter disrumpieren dich auf der Stelle!“

„So sei es, wenn Sie nur dann die Tunika und die übrigen Kleidungsstücke anlegen. Draußen warten schon alle.“

Schmollend streckte Metella Trania T’Supp ihre Hände nach oben. Die Dienerinnen wagten nicht, die Thronstufen zu betreten. Ein weiterer Blickwechsel zwischen der schweigenden Beraterin und der Senatrix, dann stieg sie die drei Stufen herunter und ließ sich das prachtvolle Gewand überziehen.

„Weiß die ach so kluge und traditionsbewusste Beraterin, wie ich das Gespräch zumindest mit der Regina sacrorum und der Arunachal vermeiden kann?“

Eine Dienerin legte ihr das goldene Medaillon mit der Flachzangenverzierung um.

„Kein Eckstein darf einem anderen etwas formal richtig Beantragtes verweigern; wenn die Regina sacrorum eine Senatrix oder einen Senator besuchen will, dann ist ihr das zu gewähren. Und sie hat das Recht, als Begleitung jene Mitglieder der Curia mitzunehmen, die in diesem Monat an der formellen Senatssitzung teilnehmen dürfen. Und die Hainer Arunachal ist in diesem Monat, wie gesagt, die Vertreterin der Hainpriestenden für die Senatssitzung.“, erklärte die Beraterin, während zwei Dienerinnen der Senatrix die Handschuhe anzogen.

„Ein dummes Gesetz. Die beiden werden mich beschimpfen. Auf diese freundlich-heuchlerische Art, wie die Regina das immer tut, aber doch. Kann ich denn gar nichts machen?“

„Man könnte…“ überlegte die Beraterin, ging zu einer Wandkonsole und tippte darauf herum, „Man könnte verlangen, dass auch die übrigen Curiatsvertreter, die bei der Senatssitzung dabei sein müssen, schon zum Tranischen Curiatsgespräch mitkommen. Das wären die zwölf Tempelpriestenden, die ja immer an der formellen Sitzung teilnehmen, und der Obersalier, der die Altarpriestenden dieses Monat vertritt.“

„Der ist doch schon über hundertfünfzig Jahre alt!“

„Daher kann er zu Besonnenheit einladen.“ Die Dienerinnen brachten den Mantel und legten ihn der Senatrix um, eine reichte ihr den Fächer, eine andere nahm den grünen Polster auf dem die pfirsichgelbe Senatorenkappe lag. „Und jetzt setzen Sie sich auf den Thron, damit ich den Hofstaat hereinlassen kann. Dienerinnen serviert der Senatrix ein Glas Pfirsichsaft!“

„Wie originell!“, murrte Metella Trania T’Supp und schlug wütend den Fächer auf. Dann trank sie den angebotenen Saft in einem Zug aus, stieg die zwölf Stufen der Thronempore hinauf und setzte sich auf den Thron aus Pfirsichholz, neben dem rechts ein Hocker und links eine kleine Bank standen. Die Dienerin mit der pfirsichgelben Senatskappe auf dem grünen Polster stellte sich an den linken Rand der Empore.

Die Beraterin aktivierte eine Schaltfläche der Konsole und der obere Teil der dem Thron gegenüber liegenden Wand öffnete sich und gab eine kleine Loggia frei, in der sechs Posaunisten und zwei Trommler Aufstellung nahmen. Unterhalb der Loggia öffneten sich zwei Türflügel, durch die zuerst ein Fahnenträger mit der Tranischen Fahne an einer sechs Meter hohen Stange eintrat. Er durchschritt den rechteckigen Raum bis zur Thronempore und stellte sich dann auf der rechten Seite auf. Ihm folgten sechs Trägerinnen mit Körben voller Pfirsiche, die sich rechts und links von ihm aufstellten. Es folgten in Zweierreihe zwölf unbewaffnete Leibwächter in pfirsichgelben Rüstungen dann zwölf schwarz gerüstete Senatswächter mit Kurzschwertern, Speeren und Doppeldisruptoren. In hellgelber Tunika trat die Tranastin ein. Über der Tunika trug sie einen grünen Mantel, dazu Schuhe und Handschuhe von grüner Farbe, An ihrem Gürtel hingen ein Dolch und ein in grün gefärbtes Arinum gehülltes Buch. Ihren Curiatssombrero aus Brennnesselstroh trug sie auf dem Kopf. Sie schritt bis vor die Thronempore, stieg dann sechs Stufen hinauf, nahmen den Sombrero ab, verneigte sich vor der Senatrix, dann wandte sie sich zur Fahne um und verneigte sich vor ihr. Schließlich stieg sie die restlichen sechs Stufen hinauf, beugte sich an der Senatrix vorbei zu der hinter ihr hängenden Romulusfahne mit dem Falkensymbol. Sie küsste die Quaste der Fahne, grinste die Senatrix an und setzte sich dann auf den rechten Hocker. Dann kamen nebeneinander in silbernen Uniformen die Tranische Subquästrix und die Tranische Subprotektrix, stiegen bis zur dritten Emporenstufe hinauf, verneigten sich vor Senatrix und Fahne und setzten sich dann, nachdem sie die Romulanische Fahne hinter der Senatrix geküsst hatten, auf die Bank.

Die Beraterin nahm aus einer Nische einen pfirsichhölzernen, an der Spitze versilberten Heroldsstab und klopfte auf den Boden: „Die Familienmitglieder der Tranischen Familie und die Geiseln der befreundeten Familien!“

Die Trommler spielten einen kurzen Wirbel, dann folgte eine Posaunenfanfare, während derer etwa dreißig pfirisichgelb gekleidete und etwa fünfzig grau gekleidete Personen den Raum betraten, sich vor Senatrix und Flagge verneigten und dann in lockeren Gruppen an beiden Wänden des Saals Aufstellung nahmen.

Die Beraterin klopfte erneut auf den Boden und rief: „Metella Trania T’Supp, Oberhäuptin der Tranischen Familie, strahlende Senatrix, ist erfreut, hier, im Tranischen Thronsaal des Senats, Hof zu halten wie es der Tradition ihrer Familie und der Tradition Romulus‘ entspricht.“

Und während die Posaunisten eine weitere Fanfare spielten, verdrehte die Zwölfjährige, die wie eine Puppe vor der gigantischen Thronrückwand mit der großen Falkenfahne saß, die Augen. Und die Beraterin murmelte: „Ich wäre gerne überall, nur nicht hier…oder zumindest nicht mit ihr!“

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