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VI. Weyouns Horror

von Racussa

Rivil's Offenbarung

„Sie warten vor der Tür!“, wies Rivil zwei weitere, pfirsichgelb gekleidete Wachen an. Dann trat er in das dunkle Zimmer und befahl: „Computer, Licht!“

Sobald der Raum erleuchtet war, fiel sein Blick auf das leere Bett, bevor er gerade noch einer Vase ausweichen konnte, die in seine Richtung geworfen wurde und an der Wand zerschellte.

„Agentin Danae, ich bin’s, Rivil!“

„Was fällt Ihnen ein, unangekündigt in mein Schlafzimmer zu kommen?“, fragte Danae, die bereits eine weitere Skulptur in Händen hielt, um sie als Wurfgeschoß einzusetzen. Rivils Blick glitt etwas zu lange über den Satinpyjama in Grün mit pfirsichgelben Tupfen, den Danae trug.

„Agentin Danae! Ich möchte Sie nur darüber informieren, dass kein Grund zur Sorge besteht. Vor Ihrer Türe werden zwei Wachen postiert, die Tag und Nacht Ihre Sicherheit garantieren.“

Danae stellte die Skulptur wieder auf den Tisch zurück. „Und weil kein Grund zur Sorge besteht, erleuchtet eine Phalanx von Flutlichtscheinwerfern den Garten rund um das Gästehaus? Weil kein Grund zur Sorge ist, hörte ich einen Schrei und weil kein Grund zur Sorge ist, haben Sie gleichzwei Wachen bereit, oder nein, Sie werden ja wohl nicht nur vor meine Türe Wachen postiert haben, sondern vor jede Gästesuite, also eine halbe Kompanie? Für wie naiv halten Sie mich. Das glaubt Ihnen vielleicht Louise oder Alexis oder dieser Botschafter des Dominion, aber doch nicht ich. Das FBI war zwar im Verhältnis zu ihrer Organisation mittelalterlich, aber mit mysteriösen Fällen kenne ich mich aus. Was ist los?“

Rivil blickte sich um, zögerte etwas, dann antwortete er: „Aus Gründen der Geheimhaltung…“

„Ja, ja!“, unterbrach Danae, „Aber ich darf Sie daran erinnern, dass Sie nicht mehr dem Tal’Shiar angehören; und ich - irgendwie - nicht mehr dem FBI. Ich habe jahrelange meinem Partner bei der Aufklärung seltsamer Fälle geholfen. Ich könnte das auch hier tun; ansonsten sitze ich ja nur gelangweilt herum und absolviere Ihr erschöpfendes Gästeprogramm.“

Rivil kratzte sich am Hinterkopf: „Aus Gründen…“

„Sie haben niemanden zum Reden: Die normalen Romulaner begegnen Ihnen mit Skepsis aufgrund Ihrer früheren Tätigkeit; im Geheimdienst steht man Ihnen aufgrund Ihrer Kündigung oder Ihres Hinauswurfs - ich weiß ja immer noch nicht, was da wirklich geschehen ist - feindlich gegenüber. Und so wie ich Sie bis jetzt erlebt habe, scheinen Sie auch keine Familie oder Freunde zu haben. Ich bin hier völlig isoliert, kann niemandem etwas weitererzählen…und ich kenne Ihre Einsamkeit aus meiner eigenen Zeit als FBI-Ärztin, die von den Medizinern verlacht wurde, weil sie zu einem Geheimdienst gewechselt war und von den Geheimdienstlern, weil sie keine ‚gelernte‘ Agentin war. Wir wären ein gutes Team!“

„Sie haben versucht, einen Sender zu bauen, um die Erde zu erreichen!“

„Und Sie haben mich nicht verraten, sondern eine Ausredengeschichte formuliert, um mich und Louise vor der Exekution zu bewahren.“

Rivil schwieg. Danae schenkte zwei Gläser Wasser ein und gab in jedes Glas ein paar Tropfen Pfirsichessenz aus einem gewundenen Flakon, der neben dem Wasserkrug gestanden war. Sie ging auf Rivil zu und reichte ihm ein Glas.

Rivil griff zögerlich zu. Er vergewisserte sich, dass die Türe geschlossen war. „Sie haben keine Angst?“

„Warum sollte ich? Wir arbeiten in der gleichen Branche. Und ich habe auf der Erde weiß Gott genug grauenvolle Monster kennengelernt bei meinen skurrilen Aufträgen.“

„Nun ja.“ Rivil trank einen Schluck. „Wir…ich meine…die Sicherheitsleute der Tranischen Familie haben einen ungelösten Fall.“

„Eine romulanische X-Akte. Nun fühle ich mich fast wie zuhause!“, grinste Danae und trank einen großen Schluck.

„Fünf Angestellte wurden ermordet.“, sagte Rivil leise und zögerlich, „Das ist eigentlich völlig unmöglich bei unseren Sicherheitsvorkehrungen.“

„Der Schrei, den ich gehört habe?“

„Die fünfte Leiche. Genau so brutal geschlachtet wie die ersten vier. Der Helferin aus dem Gartenarbeitsbereich wurden die Innereien mit einem scharfen Gegenstand gleichsam aus dem Leib gerissen und in weitem Bogen verstreut. Genau so war es auch bei den ersten vier Personen.“

Danae runzelte die Stirn. „Es ist also ein Serienmörder oder eine Serienmörderin, die immer mit dem gleichen Werkzeug vorgeht. Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen den Opfern? Wo wurden die Leichen gefunden? Gibt es Spuren?“

„Drei Leichen wurden in der oder neben der Kläranlage gefunden; eine weitere neben dem Strandhaus am pfirsichgelben See. Die fünfte Leiche - etwa vor einer Stunde - wurde von Tranilla T’Koloa, der Botanikerin des Hauses Trania,  gefunden. Und zwar direkt vor ihrem Seerosenteich neben dem Angestelltenhaus, keine fünfhundert Meter von diesem Gästehaus hier.“

Danae trank noch einen Schluck. Sie überlegte. „Ich hatte einmal einen Fall mit einem durch radioaktiven Müll mutierten Menschbandwurmorganismus, der sich in der Kanalisation bewegte und Menschen unabsichtlich als Wirt benützte und damit tötete. Eine tragische Figur. Könnte es so etwas sein?“

„Das ist auszuschließen. Die Leichen sind grausam zerfetzt. Kein noch so primitiver Organismus könnte darin Eier oder Larven ablegen.“

Danae rätselte weiter: „Und ein Tier, das einfach auf Nahrungssuche ist? Vielleicht ein urzeitlicher Fisch oder eine Amphibie oder ein Reptil?“

Rivil schüttelte den Kopf: „So weit wir das analysieren konnten, wurde weder Haut noch Fleisch verzehrt, auch Blut oder andere Körperflüsssigkeiten wurden nicht getrunken oder ausgesaugt.“

Danae grinste: „Dann wissen wir zumindest, dass es kein Vampir war.“

„Was ist ein Vampir?“, fragte Rivil.

Danae schüttelte den Kopf: „Eine alten Erdenhorrorphantasie, die auf christlichen Vorstellungen von ewigem Leben durch Blutgenuss basierte.“

„Ich weiß weder was Ewiges Leben, noch was christlich heißt, aber hier hilft es uns nicht weiter.“

Danae trank noch einen Schluck. „Was ist mit einem Ritualmord? Gibt es romulanische oder remanische Kulte, zu denen eine solche Hinrichtungs- oder Opferart passte?“

„Was sollte das für ein Kult sein, bei dem Romulaner getötet werden? So etwas gibt es weder auf Romulus noch auf Remus. Bei Opfern werden Pflanzen, Früchte oder Mineralien geopfert, aber doch keine fühlenden Lebewesen, Tiere etwa, oder Remaner oder gar Romulaner…oder Menschen.“

„Dann gibt es nur noch drei mögliche Motive: Rache an den Getöteten oder der Tranischen Senatorin, eine gezielte terroristische Provokation Ihrer Sicherheitskräfte, die durch die anhaltenden Morde als ineffizient vorgeführt werden, oder…“

„Ja?“

„Oder einfach einen geisteskranken und unzurechnungsfähigen Psychopathen, der wahllos in der Nähe von Gewässern tötet, weil er ein frühkindliches Trauma bewältigen muss? Waren alle Opfer weiblich?“

Rivil nickte.

„Möglicherweise hat eine Kinderfrau oder gar die eigene Mutter den Mörder oder die Mörderin einmal in kaltes oder heißes Wasser fallen lassen? Oder die Eltern der Mörderin kamen bei einer Flutkatastrophe um, weshalb sie jetzt im Umfeld von Wasser tötet.“

Rivil wandte sich um und grübelte.

„Moment!“, murmelte Danae. „Ich fürchte, es gibt noch ein Opfer!“

Rivil wirbelte herum und ließ das halbleere Glas fallen: „Noch ein Opfer? Wer?“

„Wo ist dieses Rieseninsekt, Tsrz-und-noch-viele-Konsonanten? Ich fand in dem Gewächshaus, dort wo Wasserpflanzen waren, einen Arm, der aussah, als wäre er dem Insektoiden ausgerissen worden. Ich habe ihn schon lange nicht mehr gesehen, aber ich dachte, er studiert einfach irgendwo irgendetwas. Ist er noch hier im Gästehaus? Oder wird er auch vermisst?“

„Tsrz-Grrr-Gfrtsxcgf-Hjgrftpgt-Jklhswsts-Kgr-Grk-Rgk-Krg-Gkr-Rkg? Alle anderen Opfer waren aber weiblich…“

Ein weiterer, grauenvoller Schrei ertönte von draußen.

„Sie bleiben hier!“, schrie Rivil, während er den Türmechanismus betätigte und aus dem Zimmer lief.

 

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