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Nacht

von CAMIR

Kapitel 1 - Hilferuf

Logbuch des Captains, Sternzeit 51564.5

 

In den Nachwehen des Dominionkriegs ist die Aufgabe von Starfleet, neue Ressourcen zu erschließen und bereits bekannte Ressourcen zu sichern. Im Zuge dieser Mission bekam die Enterprise den Befehl bei der Minenstation Holm B59 nach dem Rechten zu sehen, nachdem der Kontakt bereits mehrere Wochen abgebrochen ist. Die Station liegt im Orbit des Planeten 413 Beta, einem Zwergplaneten dessen Besonderheit darin besteht, dass auf einer Seite permanent Tag und auf einer permanent Nacht herrscht. Holm B59 baut sowohl Dilithium als auch wichtige Gase ab und ist daher eine für den Wiederaufbau der Föderation unerlässliche Energiequelle.

 

Seufzend klappte Jean-Luc Picard seinen Handcomputer zu und nahm sich das PADD mit den Befehlen noch einmal zur Hand. Die Enterprise sollte herausfinden, was die Ursache des Kontaktabbruchs mit der Minenstation war und den Fehler nach Möglichkeit beheben. Der Sektor galt als friedlich und war vom Krieg gegen das Dominien wenig beeinträchtigt, da er einfach zu weit abseits der Frontlinien lag. Ein Blick auf die Karten zeigte Picard, dass Starfleet den Sektor auch kaum erforscht hatte, er war nur rudimentär kartographiert. Lediglich aufgrund der Rohstoffvorkommen auf 413 Beta war Holm B59 errichtet worden, ohne sich weiter um den Planeten selbst zu kümmern. Da der Rohstoffabbau größtenteils aus dem Orbit stattfand, konnte man sich dieses Vorgehen leisen. Die wirtschaftliche Ausbeutung hatte gegen die Erforschung der unendlichen Weiten gewonnen. In was für einer wunderbaren Zeit sie doch lebten!

Früher hätte ein Planet mit einer solch interessanten klimatischen Konstellation das Interesse mehrerer Forschungsschiffe auf sich gezogen und die Enterprise wäre eines der ersten gewesen. Heute blieb für derlei kaum noch Zeit - alleine der Gedanke daran war zu Luxus verkommen. Hierfür war Picard nicht in die Sternenflotte eingetreten, aber für einen Berufswechsel fühlte er sich inzwischen zu alt. Dieses Schiff war nun sein Zuhause, diese Crew war seine Familie und so würde es bleiben, bis er starb. Irgendwann, so redete er sich ein, würde auch wieder eine bessere Zeit kommen. Bis dahin blieb ihm nichts anderes übrig, als Befehle zu befolgen und tatkräftig mitzuhelfen, die geschwächte Föderation wieder auf die Füße zu stellen. Das in sich war ja auch ein lohnenswertes Ziel, weil es irgendwann bedeuten konnte, dass sie zu ihrer alten Lebensweise zurückkehrten. Aber bis dahin war ein riesiger Scherbenhaufen aufzukehren.

Er rieb sich ermüdet die Stirn und legte das PADD zur Seite. Es enthielt nur langweilige Missionsbeschreibungen und technische Daten zu Holm B59 aber wie erwartet nichts über die Beschaffenheit des Planeten. Die Prioritäten waren klar.

Er wollte gerade aufstehen um auf die Brücke zurückzukehren, als der Türsummer ertönte.

„Herein!“ rief er und gab sich Mühe die Gereiztheit aus seiner Stimme herauszuhalten. Wer immer etwas von ihm wollte war an seiner schlechten Laune nicht schuld - vermutlich teilte die betreffende Person sogar seinen Unmut.

Die Türen öffneten sich und vor ihm stand Commander Riker. Picard schob den Handcomputer aus seinem Blickfeld und nickte seinem Ersten Offizier zu, Platz zu nehmen. Der jüngere Mann kam der Aufforderung nach und setzte sich Picard gegenüber.

„Was kann ich für Sie tun, Nummer Eins?“

„Sir, die Resultate unserer Langstreckenscans sind eben ausgewertet worden und ich käme meiner Aufgabe schlecht nach, wenn ich meiner Beunruhigung keinen Ausdruck verliehe.“

Picard runzelte die Stirn. Bisher hatte er die Mission als lästig, aber langweilig wahrgenommen.

„Können Sie das etwas präzisieren, Commander?“

Riker legte weitere PADDs auf die bereits vorhandenen.

„Hier sind die Daten - Sie können Sie gerne zu gegebener Zeit nachprüfen, aber bis dahin werde ich Ihnen das weitergeben, was mir Data und Geordi gerade mitgeteilt haben. Die Sensoren nehmen die Raumstation Holm B59 gleichzeitig wahr und nicht mehr wahr - je nachdem in welchem Spektrum wir scannen. Wir haben die Scanner daraufhin gründlich überprüft, aber keine Anomalien feststellen können. Laut Mister Data könnten die widersprüchlichen Daten darauf zurückzuführen sein, dass die Station auf einem subatomaren Level verändert worden ist, wobei ich hinzufügen muss, dass dies zum jetzigen Zeitpunkt reine Spekulation ist. Lebenszeichen wurden von dem Scan ebenfalls keine aufgenommen.“

„Wir könnten auch einfach noch zu weit für verlässliche Daten entfernt sein,“ wandte Picard ein, aber ganz überzeugt schien er davon selbst nicht mehr.“

Riker nickte bedächtig.

„Diese Möglichkeit besteht natürlich, aber in Anbetracht der restlichen Faktenlage - abgebrochener Kontakt, seltsame Scanergebnisse - sollten wir in Betracht ziehen, dass den Minenarbeiten etwas zugestoßen sein könnte und möglicherweise auch Gefahr für uns besteht.“

„Solange wir nicht sicher sein können, dass wirklich niemand mehr am Leben ist, ist es unsere Pflicht, nachzusehen, egal wie gering die Wahrscheinlichkeit ist, noch jemanden anzutreffen.“

Auch Picard hatte schon daran gedacht, dass die Besatzung von Holm B59 tot sein könnte, hatte den Gedanken dann aber zunächst beiseite geschoben. Er war einfach des ewigen Schlachtens müde geworden, zudem schien nichts aus den Missionsdaten auf etwas Außergewöhnliches oder gar Bedrohliches in Reichweite der Minenkolonie hinzuweisen. Kontaktabbrüche mit Außenposten waren nicht selten und in mehr als der Hälfte der Fälle gab es dafür technische Gründe. Leider war die Erklärung für die anderen Fälle dafür zumeist umso schauderhafter. Unweigerlich musste er an die Kolonie New Providence denken, die die Borg bis auf den letzten Mann ausgelöscht hatten. Aber wer konnte Interesse an einer simplen Minenstation haben? Dennoch hatte Riker mit seinen Einwänden etwas in ihm berührt, das er so einfach nicht zur Seite schieben wollte.

„Was schlagen Sie also vor, Nummer Eins?“

„Ich stimme Ihnen zu, dass es noch zu früh ist, irgendwelche voreiligen Schlüsse zu ziehen und dadurch möglicherweise Leben zu gefährden. Ich halte aber weitere Scans für angebracht und würde mich der Minenkolonie zunächst nur mit Abstand nähern, bis wir sicher sein können, dass noch jemand dort ist. Und selbst dann allergrößte Vorsicht walten lassen.“

Ein wenig klang Riker jetzt schon wie Commander Worf, der ehemalige Sicherheitschef der Enterprise. Dieser hätte Picard vermutlich in dieser Situation einen ähnlichen Rat gegeben und ein wenig bedauerte der Captain schon, dass er auf die Expertise des Klingonen verzichten musste. Nicht, dass die neue Sicherheitsoffizierin Grete Hansen schlechte Arbeit leistete, sie hatte nur noch nicht viel Zeit gehabt sich einzugewöhnen.

Picard nickte.

„Das scheint mir eine vernünftige Vorgehensweise zu sein, machen Sie es vorerst so und geben Sie mir Bescheid, wenn eine Änderung eintritt.“

„Jawohl Captain!“

Riker wandte sich zum Gehen. Bevor er jedoch ganz aus der Tür war, drehte er sich noch einmal zu Picard um. Dieser hatte sich bereits eines der neuen PADDs gegriffen und begonnen, es mit besorgter Mine zu lesen.

 

„Und?“

Deanna Troi sah gespannt auf, als William Riker aus dem Bereitschaftsraum des Captains kam und sich in den Captainsessel sinken ließ.

„Er ist mit den Vorsichtsmaßnahmen einverstanden.“

„Hast du etwas anderes erwartet?“

„Nein, eigentlich nicht. Er scheint nur nicht besonders begeistert zu sein, dass diese Mission möglicherweise doch keine reine Routine ist.“

„Damit ist er aber nicht alleine, oder?“

Riker schüttelte den Kopf. „Nein. Von Gefahren haben wir wohl alle vorerst genug.“

Troi versuchte sich an einem schiefen Grinsen.

„Ich würde sagen, Berufsrisiko.“

Riker sah sie an und verzog das Gesicht.

„Ich wollte nicht in Starfleet um sinnlos abgeschlachtet zu werden. Mich haben eher andere Dinge interessiert…“

„… wie schöne Frauen, interessante Spezies, Abenteuer,“ beendete Troi den Satz für ihn.

„Ganz genau. Immerhin habe ich Ersteres auch während dem Krieg nicht verloren.“

Er lächelte sie an und sie erwiderte das Lächeln.

„Vielleicht stellt sich alles auch als ganz harmlos heraus und wir haben uns umsonst gesorgt?“ versuchte sie zu beschwichtigen. „Wir haben wirklich gelernt, allem und jedem mit Misstrauen zu begegnen und hinter jeder Unregelmäßigkeit eine Falle zu sehen.“

„Deswegen haben wir überlebt, Deanna.“

„Ich weiß.“ Resigniert schüttelte sie den Kopf und seufzte. Ihre eigenen Worte klangen schal in ihrer Erinnerung, denn seit Will ihr von den Scanergebnissen erzählt hatte, hatte sie ein ungutes Gefühl in der Magengrube, das nicht nur von möglichen Befürchtungen genährt. Irgendetwas stimmte wirklich nicht.

Sie lehnte sich in ihrem Sessel zurück, schloss die Augen und versuchte, das ungute Gefühl besser bestimmen zu können. Bevor sie irgend etwas dazu sagte, wollte sie sicher sein, was es war, das ihr Unbehagen bereitete. Da Will den Captain bereits über das, was sie in Erfahrung gebracht hatten informiert hatte und entsprechende Maßnahmen getroffen wurden, sah sie vorerst keine Notwendigkeit, die gedrückte Stimmung noch weiter zu vermiesen. Man tat bereits alles, was möglich war. Sie behielt sich dennoch vor, wachsam zu sein.

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