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Das Geheimnis der Riesentargs

von Omikron

Kapitel 2

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Als der Transporterstrahl verblasste, tat Syvok genau das, was man ihm auf der Akademie beigebracht hatte. Er blickte sich schnell in alle Richtungen um und versicherte sich, dass keine Gefahr für das vierköpfige Außenteam bestand. Corporal Yáng hatte spontan ebenfalls gebeten, mit auf den Planeten gebeamt zu werden. Syvok wusste nicht wieso und eigentlich interessierte es ihn auch nicht. Er würde sie für die Mission nicht brauchen, aber wenn sie sich gerne die Beine auf dem Planeten vertrat, konnte sie zumindest etwas Ausrüstung tragen.
„Ich registriere keine größeren Lebensformen im Umkreis von drei Kilometern“, berichtete Rosa. Nach einigen Sekunden schaffte sie Klarheit: „Aber etwa vier Kilometer südlich empfange dich etliche Wärmesignale. Vielleicht eine Targherde.“
„Dann steht uns wohl ein Marsch bevor.“ Syvok war nicht unglücklich darüber. Er empfand das Klima von Mikaresh II als recht angenehm. Der Kontinent, auf dem sie gelandet waren, war überwuchert von gigantischen tropischen Pflanzen. Syvok setzte sich in Bewegung und bahnte dem Team einen Weg durch den Urwald. Die Phaserpistole steckte er wieder in den Holster, denn so schnell würde er sie nicht brauchen. „Was hältst du von dieser Welt?“, fragte er Rosa.
„Man fühlt sich hier wie ein Zwerg“, antwortete sie. Syvok konnte dies gut nachvollziehen. Die Bäume und Sträucher um sie herum waren riesig im Vergleich zu jenen, die auf der Erde wuchsen. Manche der Bäume waren sicher über zweihundert Meter hoch und auch die Tierwelt schien sich dem angepasst zu haben. Einmal entdeckte Syvok eine Schabe mit der Größe einer Schildkröte. Nur wenig später umschwirrte ihn eine Fliege, größer als eine geballte Faust.
Schon nach einer halben Stunde Marsch musste sich Syvok eingestehen, dass seine Mission weniger schnell beendet sein würde, als er gehofft hatte. Obwohl sie im Schatten des Waldes unterwegs waren, machten die Mitglieder seines Außenteams den Eindruck, sei seien am Ende ihrer Kräfte angekommen. Alle drei Menschen hatten ihre Uniformhemden bereits ausgezogen und dennoch waren ihre schwarzen Sweatshirts schon schweißnass. Am besten hielt sich noch Corporal Yáng. Syvok überlegte schon, ob er nicht eine Pause einlegen sollte, als er einen Ruf vom Schiff erhielt.
„Acheron an Syvok, bitte melden!“, drang Ryans Stimme durch den Lautsprecher.
„Lieutenant-Commander Syvok hier.“
„Wie läuft's denn?“
„Schleppend“, gestand Syvok. „Offenbar waren die Transportkoordinaten nicht ganz korrekt. Wir befinden uns noch meilenweit von den größeren Targherden entfernt. Der
Weg durch den Dschungel ist auch recht beschwerlich.“
„So ein Pech aber auch“, antwortete Ryan. Ist das Sarkasmus in seiner Stimme? „Wir haben gerade ein Signal des Geheimdiensts erhalten. Wir müssen einen Waffenhandel auf der Paradise Drift stoppen, da man versucht, an der Sternenflotte vorbei Kriegswaffen in den Föderationsraum zu schmuggeln.“
„In Ordnung, Sir, wir brechen die Außenmission ab und bereiten uns auf Rücktransport vor.“
„Das wird nicht nötig sein“, dementierte Ryan. „Wir können beide Missionen parallel absolvieren. Wir haben Ihrem Team ein Zelt und Feldrationen für eine Woche hinuntergebeamt. Sie erhalten die Koordinaten. Ich schätze aber, wir werden morgen schon zurück sein. Bis dahin sollten Sie es doch geschafft haben, einen Targ zu betäuben, nicht wahr?“
„Ja, Sir.“
„Viel Glück, Lieutenant. Acheron – Ende.“
Er hat das Commander vergessen, dachte Syvok säuerlich, als ihn Rosa auf ihren Tricorder aufmerksam machte. „Ich empfange Wärmequellen zehn Meter von uns“, flüsterte sie.
„Targs?“
„Durchaus möglich.“ Syvok zog seinen Phaser und stellte ihn auf Betäubung. Er wollte die Tiere keinesfalls ernsthaft verletzen. „Offenbar wird es doch eine kürzere Jagd als vermutet.“
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„Halt“, raunte Qroll seinem Sohn zu. „Hörst du das?“
K'mpec blieb abrupt stehen und lauschte. Ein Ast knackte unter dem Gewicht eines Targs. Der junge Klingone suchte nach Deckung in der grünen Hölle und zog geräuschlos sein Schwert. Qroll hatte indes einen langen Speer zur Hand genommen. Jenseits des Gestrüpps regte sich etwas. Der Targ war stehen geblieben. Das war der Zeitpunkt zum Angriff. Gleichzeitig stürmten die beiden Männer vor und trampelten das Unterholz nieder. K'mpec konnte nichts sehen, da die dichte Flora jegliche Sicht unmöglich machte.
Qroll schleuderte seinen Speer und einen Moment später schwang auch K'mpec sein Bat'leth der vermeintlichen Beute entgegen. Eine Phaserentladung rauschte über sie hinweg. „Sternenflotte!“, rief er panisch, als er seine Gegenüber erkannte und stürzte sich zurück ins Gebüsch. Doch die anderen schienen genauso schockiert sein wie er selbst, denn auch sie stießen Schreie aus.
„Klingonen!“ Qroll zog blitzschnell seine Disruptorpistole, als einer der Feinde plötzlich rief: „Nicht schießen! Das ist ein Missverständnis!“ Der blau uniformierte Offizier ließ seine Waffe fallen, als auch K'mpec wieder aus dem Gehölz kroch.
„Führt sich so ein Krieger auf?“, schnauzte ihn Qroll an und zog ihn groß auf die Beine. Dann trat er den Fremdlingen entgegen. „Wer seid Ihr? Identifiziert Euch!“
Beschwichtigend hob der Anführer der kleinen Gruppe Offiziere die Hände, um zu zeigen, dass er tatsächlich unbewaffnet war. „Ich bin Lieutenant-Commander Syvok. Ich führe dieses Außenteam an. Wir sind in friedlicher Mission hier.“
Qroll steckte seine Pistole in den Gürtel und rief dann zornig: „Wieso schießt Ihr dann auf alles, was sich bewegt? Ihr hättet uns fast getroffen!“
Syvok hob seine Waffe ebenfalls wieder auf und erklärte: „Wir hielten Sie für einen
Targ.“
Qroll lachte lauthals auf und entgegnete dann: „Ist ja lustig. Wir euch ebenfalls.“ Qroll schüttelte Syvok die Hand. „Ihr seid kein Mensch, nicht wahr?“
„Nein“, antwortete dieser. „Ich komme vom Planeten Vulkan.“
„Und Ihr sagtet, Ihr wärt auch auf der Jagd hier?“
„In gewisser Betrachtungsweise sind wir das in der Tat.“ „Na schön. Wir sollten zusammenarbeiten.“
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„Was sollte das, LT?“
Syvok ließ sich ein wenig zurückfallen und wartete darauf, dass die Klingonen außer
Hörweite kamen. „Was meinen Sie damit, Corporal Yáng?“
„Wieso haben wir uns den Klingonen angeschlossen?“, fragte die Chinesin mit gedämpfter Stimme.
„Die Föderation hat Völkerverständigung schon immer gefördert“, erklärte Syvok. Yáng schien mit der Erklärung aber nicht ganz zufrieden zu sein. „Außerdem möchte ich herausfinden, mit wie vielen Klingonen wir es hier zu tun haben. Wir haben nämlich kein
Raumschiff mehr im Orbit, weswegen ich Vorsicht für angebracht halte.“
Syvok beobachtete verärgert, dass die Formation schon wieder aufgebrochen war. Er hatte seinem Außenteam zu verstehen gegeben, dass immer zwei Personen vor und zwei hinter den Klingonen gehen sollten. Dummerweise hielt sich niemand an seine Anordnungen und sie in aller Gründlichkeit nochmals auszuführen und zu erklären, hielt Syvok unter den gegebenen Umständen für ziemlich unklug. „Wir haben es gefunden!“, rief ihm Rosa zu.
Syvok lief zu ihr und begutachtete die Notausrüstung, die die Sternenflotte ihnen geschickt hatte. „Weiß irgendjemand, wie man das aufbaut?“
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Die Nacht brach schnell herein über dem tropischen Urwald. Die Temperatur fiel rapide ab, sodass selbst Syvok näher ans Lagerfeuer rückte. Rosa hatte das Zelt schnell aufgestellt, während Syvok das Lager gesichert hatte. Lieutenant Deval und Corporal Yáng hatten indes Feuerholz gesammelt. Nachdem sie Probleme beim Entfachen des nassen Holzes gehabt hatten, hatte Qroll angeboten, das zu übernehmen. Ein Schuss aus seiner Disruptorpistole hatte den gesamten Holzstoß und auch einen großen Teil des Erdreichs in einen tiefen Krater verwandelt. Ein wenig schuldbewusst hatte er anschließend geholfen, nochmals Holz zu sammeln.
„Eine Frage, Mister Qroll. Es ist mir nicht entgangen, dass Sie Ihr Schwert benutzt haben, um das Holz zu spalten. Ich dachte, diese Waffe hätte für einen klingonischen Krieger eine höhere spirituelle Bedeutung“, mutmaßte Syvok.
„Da versteht Ihr etwas falsch“, korrigierte ihn Qroll. „Ein Bat'leth ist ein Freund. Wenn man es gut behandelt, begleitet es einen ein ganzes Leben lang. Es wird einem ein so vertrautes Werkzeug wie seine eigenen Hände. Und deswegen ist es nicht unehrenhaft, das Bat'leth für alles einzusetzen, was man auch mit seinen eigenen Händen täte. Selbst
Kahless, der unvergessliche-“
„Hat mit seinem Schwert die Schlange von Xool erschlagen, das Feld seines Vaters abgeerntet und Lady Lukara eine Statue geschnitzt“, beendete K'mpec den Satz.
Syvok war ein wenig verblüfft von dieser Einstellung, aber mit der Antwort durchaus zufrieden. Immerhin hatte Qroll es geschafft, genug Holz für das ansehnliche Lagerfeuer zu spalten, das nun in der Grube vor sich hin loderte. Verstohlen musterte Syvok die beiden Klingonen. Der jüngere hatte kurzes dunkles Haar und war recht breit gebaut. Zwischen seinen ungewöhnlich stark ausgeprägten Schädelkämmen prangerte ein dicker roter Fleck. Der ältere Klingone hingegen, der wahrscheinlich K'mpecs Ausbilder war, war groß und hager. Seine Schädelkämme waren kaum zu erkennen und obwohl seine Haare erst auf dem Hinterkopf zu sprießen begannen, hingen sie doch über seine Schultern. Keiner der beiden trug eine klingonische Uniform, sie hatten beide eine braune Lederkleidung an, die sie beim Jagen nicht behinderte, und doch ein wenig Schutz bot.
„Ich muss schon sagen, Commander Syvok“, sprach ihn nun Qroll an „dass ich kaum erwartet hätte, Offiziere der Sternenflotte hier bei der Jagd vorzufinden. Das ist doch keine
Freizeitbeschäftigung für … Leute wie euch.“
Syvok war sich sicher, dass sich Qroll gerade noch eine Beleidigung verbissen hatte. „Ich denke, wir verstehen unter Jagd etwas anderes als Sie. Wir sind eigentlich hier um zu erforschen, wieso die Targs auf diesem Planeten so außergewöhnlich groß sind. Sie wissen es nicht zufällig?“
„Nein, keine Ahnung“, gestand Qroll. „Ich weiß nur, was für hervorragende Fußabstreifer ihre Felle abgeben.“ Die beiden Klingonen lachten lauthals auf und auch die drei Menschen stimmten gezwungenermaßen ein.
„Wie sind Sie eigentlich auf diesen Planeten gekommen?“, fragte nun Rosa. „Wir konnten vom Orbit aus kein Schiff ausmachen.“
„Es steht hinter einem Hügel im Westen“, erklärte K'mpec. „Und es ist nur ein recht kleines Schiff. Und wie seid ihr hierher gekommen? Was für ein Schiff habt ihr?“ „Unser Schiff ist die U.S.S. Acheron“, antwortete Rosa.
„Ein Schiff der Sternenflotte?“, fragte K'mpec ein wenig besorgt nach und rieb sich die Hände.
„Nein, ein cardassianischer Erzfrachter“, quittierte Rosa. Syvok kannte sie gut genug, um den Sarkasmus zu erkennen, doch die Klingonen waren vollends verwirrt, was die drei
Menschen erneut auflachen ließ. „Natürlich ist es ein Schiff der Sternenflotte.“
„Ein starkes Kriegsschiff?“, fragte Qroll nun direkt. Selbst diese freundschaftliche Unterhaltung konnte nicht verschleiern, dass die Föderation und das Klingonische Reich Feinde waren.
„Ein Schiff der Phoenix-Klasse“, antwortete Rosa wahrheitsgemäß. „In Kriegszeiten würde man sie als Kreuzer bezeichnen. Aber zum Glück hält der Frieden zwischen unseren
Völkern an.“
Qroll und K'mpec sagten nichts darauf. In ihrer Heimatwelt gab es genug, die nach der Vernichtung der Föderation schrien und Syvok konnte sich gut vorstellen, dass die beiden auch dazu gehörten. Eine Zeit lang herrschte Schweigen zwischen den Parteien. Schließlich wurde es von den Klingonen gebrochen. „K'mpec, wir sollten unsere neuen Freunde an unserem Ritual teilhaben lassen“, schlug Qroll vor. „Hol den Beutel!“ K'mpec kam wenig später mit einem Sack zurück, in dem sich handtellergroße, lila gefleckte Blütenblätter befanden. Jedem Mitglied des Außenteams reichte er eines. Syvok beobachtete, wie Qroll sein Blatt zusammenrollte und ins Feuer hielt, es an seine Lippen setzte und dann einen kräftigen Zug davon nahm.
„Es ähnelt dem Tabak von der Erde“, erklärte Devan, der sein Blatt sogleich mit dem Tricorder untersuchte. „Allerdings kann ich hier kaum toxische Inhaltsstoffe entdecken.
Ich vermute, es ist gesundheitlich unbedenklich.“
„Ihr seid wirklich ein unmögliches Volk“, rief Qroll lachend. „Ihr müsst wirklich alles untersuchen, was euch über den Weg läuft, nicht wahr?“ Die peinlich berührten Offiziere rollten sogleich ihre Blätter zusammen und steckten sie zögerlich in Brand. Syvok bemerkte schon nach dem zweiten Blatt, dass sein Denkvermögen nachließ. Irgendetwas in diesen Blättern schien ein Nervengift zu beinhalten. Er nahm sich vor, sich von Doktor Warren untersuchen zu lassen, sobald sie zurück auf dem Schiff wären. Von einer Falle der Klingonen ging Syvok aber nicht aus, denn als er gerade sein drittes Blatt in Brand steckte, war Qroll beim dreizehnten. Plötzlich meinte der alte Klingone: „Mein Volk hat einen alten
Brauch. Er nennt sich Lagerfeuergesang.“
„Hat dieser eine spezielle spirituelle Bedeutung?“, fragte ihn Syvok.
„Nicht dass ich wüsste. Es sind meist Heldenlieder, die wir vortragen, um das Andenken der Großen Klingonen in Ehren zu halten.“ Er wechselte einen schnellen Blick mit K'mpec. „Komm, lass uns etwas singen.“ Nach einer kurzen Beratung in ihrer Muttersprache verkündete Qroll: „Wir singen nun das Lied von Stärke, Weisheit und Ehre.“
Erstaunt verfolgte er, wie die Klingonen mit ihrem dumpfen Bass zu grölen begannen. Vielleicht war diese Begegnung die wertvollste Erkenntnis, die sie aus der Außenmission ziehen würden.
„bom mu' qonta' veSbe' Tai qa'oS may'vo' jIpawta' jIH
DaH may'Daq jIghoSbej chalDaq meQchu' qulmaj 'Iw meQ lu'uch
San mIrmey. pub 'Iwmaj jIHeghDI' SoH qaleghqa' jIH“

Eine Zeit lang ging es noch so weiter, bis die Klingonen schließlich aufhörten zu singen.
Plötzlich, ohne Vorwarnung, packten sie einander an den Unterarmen und knallten ihre Schädel zusammen. Eine Sekunde später waren sie in einen Kampf verwickelt. Sie rollten auf dem Boden hin und her und versuchten ständig, den anderen zu bezwingen, als ginge es um Leben und Tod. Fasziniert beobachtete Syvok das Spektakel, das jedoch ein jähes Ende fand, als die beiden versehentlich den Beutel mit den Taclis-Blättern, wie Qroll sie genannt hatte, ins Feuer stießen. „Du Idiot!“, entfuhr dem älteren Klingonen, als sich die beiden schwer atmend wieder ans Feuer setzten. Ein schwerer, bittersüßer Duft breitete sich in der Luft aus und brachte Syvok an den Rand eines Deliriums. Schließlich bot Rosa an, ein Lied von der Erde zu singen. Mit ihrer wunderschönen Stimme bot sie das Lied „Blowing in the wind“ dar. Die Klingonen schienen ein wenig enttäuscht, dass auf den Gesang kein Kampf folgte. Der Abend zog sich noch ein wenig so hin und abwechselnd wurden Lieder gesungen, lediglich der Vulkanier enthielt sich. Syvok wertete es als Austausch der Kulturen und nahm sich vor, diese Ereignisse genau zu dokumentieren, wenn er zurück auf der Acheron wäre. Schließlich – Mitternacht musste schon vorbei sein – beschlossen sie, zu Bett zu gehen. Alle waren schon im Zelt, nur Syvok saß noch neben den sanft glühenden Kohlen des Lagerfeuers.
„Willst du nicht auch reinkommen?“, fragte ihn Rosa. „Wir hätten noch genug Platz.“
„Keinesfalls möchte ich im selben Zelt schlafen wie zwei Klingonen. Ich habe mich für die
Nächtigung unter freiem Himmel entschieden“, erklärte Syvok. „Gute Nacht.“
„Wenn das so ist, leiste ich dir Gesellschaft“, sagte Rosa und legte sich neben ihn ins weiche Gras. „Ich schätze mal, wir sind morgen voller riesiger Zecken.“ „Durchaus möglich.“
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Eine Zeit lang sagte niemand mehr etwas und sie blickten beide in die hohen Baumkronen hinauf. Der Sternenhimmel war durch das dichte Laub hindurch nicht zu sehen. Rosa war am Einschlafen, als sie plötzlich etwas vernahm. „Syvok, hörst du das auch?“
„Ja.“ Zu den üblichen Urwaldgeräuschen hatte sich ein lautes Trampeln gesellt, das schnell lauter wurde. Kurz blieb er noch reglos liegen, dann sprang Syvok auf. „Weck' die anderen!“
„Was ist das?“
„Ich weiß es nicht!“
Qroll, K'mpec, Yáng und Devan krochen verschlafen aus dem Zelt. „Was ist denn los?“
Das Trampeln kam näher und Syvok spürte den Boden erbeben. „Auf die Bäume!“, rief er und lief auf den nächstbesten zu. „Schnell, beeilt euch!“ Die grobe Borke bot seinen
Stiefeln erstaunlich guten Halt, sodass er es schnell schaffte, bis zum ersten Ast hinaufzuklettern. Der Lärm wurde nun begleitet vom Knacken des Unterholzes und um ein Haar wäre Rosa erfasst worden, wenn Syvok sie nicht schnell genug zu sich hochgezogen hätte. Eine riesige Targherde stampfte das Unterholz nieder und verwüstete die kleine Lichtung. Syvok verfluchte sich, seinen Phaser zurückgelassen zu haben. Die Herde rannte weiter, zerstörte das Lager der kleinen Gruppe. Vom Zelt und den Vorräten blieb nichts mehr übrig. Doch die Targs verschwanden nicht, sie blieben stehen. Perplex beobachtete Syvok, wie die Tiere begannen, den Boden um das Lagerfeuer herum umzuwühlen.
„Die Dinger haben mindestens ein Stockmaß von 'nem Meter achtzig“, entfuhr es Rosa. Tatsächlich waren die Tiere rießengroß, doch die struppigen Borsten und die hervorstehenden Stacheln auf dem Rücken wiesen sie eindeutig als Targs aus. Mit ihren scharfen Klauen gruben sie die Lichtung um und wühlten mit ihren langen Schnauzen im Boden umher.
Syvok zog seinen Kommunikator. „Syvok an Devan.“
Wenig später hörte er die Stimme des Offiziers, der sich auf einen anderen Baum geflüchtet haben. „Devan hier.“
„Sehen Sie das auch, Lieutenant?“
„Ja, Sir. Das ist erstaunlich. Wir scheinen die Tiere irgendwie angelockt zu haben.“
„Unmöglich“, klinkte sich nun Qroll in das Gespräch ein. „Wilde Targs sind unglaublich scheu. Deswegen sind sie auch so schwer zu jagen. Sie meiden Klingonen.“
Kann ich ihnen nicht verdenken, überlegte Syvok. „Ich habe einen Verdacht. Diese Targs scheinen schon lange auf diesem Planeten zu leben und sind Pflanzenfresser. Ist es möglich, Mister Devan, dass sie sich von den hier wachsenden Taclis-Sträuchern ernähren und süchtig danach wurden?“
„Biologisch gesehen ist es möglich“, antwortete der Offizier.
„Und als der Beutel ins Feuer fiel, hat sie der Duft angelockt“, schloss Syvok daraus. „Sie müssen geglaubt haben, hier wäre ein riesiger Vorrat an Taclis-Sträuchern, da sie den
Rauch als das normale Aroma der Pflanzen vernommen haben.“
„Ist das verrückt“, grunzte Qroll und beendete die Kommunikation. Woher hat der Kerl überhaupt eines unserer Sprechgeräte?
Schweigend beobachteten sie das Treiben der Targs unter ihnen, die sich bald beruhigt hatten und sich dann unter den Bäumen schlafen legen. Syvok bemerkte, dass Rosa zitterte. Ihr war kalt. Schnell erhob er sich, balancierte den Ast entlang und trennte ein riesiges abstehendes Farnblatt ab, das er Rosa als Decke anbot. Sie nahm sein Geschenk dankbar lächelnd an. „Wir werden wohl noch eine ganze Weile auf den Bäumen bleiben müssen.“ Die Targherde hatte sich zur Ruhe gelegt und Syvok nahm sich vor, das selbe zu tun. Morgen würde ein harter Tag werden. Er hatte nur noch keine Ahnung, wie hart.
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