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Trugbilder

von Harald Latus

Kapitel 1

An diesem Tag glitt die U.S.S. ALEXANDRIA nur langsam durch die dunklen Sektoren des Alls, da sie nur mit geringer Warpgeschwindigkeit unterwegs war.
Sie kam gerade von einem Kampfeinsatz an der argosianischen Grenze zurück, als sie die Nachricht der Sternenflotte erhielt, sich auf Sternenbasis 491 einzufinden, um ein neues Besatzungsmitglied an Bord zu nehmen.

Das Schiff war in dem harten Gefecht der rivalisierenden Parteien stark beschädigt worden und Captain Wikland verfluchte den Tag an dem er den Befehl erhalten hatte, die Neromianer in ihrem Konflikt mit der argosianischen Planetenverbindung zu unterstützen.
Die Föderation hatte aufgrund eines kleinen und seiner Meinung nach völlig unwichtigen Handelsabkommens zugestimmt die ALEXANDRIA zum Schutz abzustellen und somit war Captain Wikland mit seiner Crew mehrere Wochen in die eskalierenden Angriffe der Argosianer verwickelt worden.

Während Wikland die Brücke durchquerte murmelte er einige deftige nordische Flüche vor sich hin, und wäre die ALEXANDRIA nicht mit den üblichen automatischen Türsystemen ausgestattet, so hätte er sicherlich die Tür zu seinem Bereitschaftsraum mit einem heftigen Schwung ins Schloss gedonnert.
Das Schiff hatte erhebliche Schäden an der rechten Warpgondel erlitten und Wikland wollte lieber nicht daran denken, wie es dazu gekommen war.
Seine Wut ließ ihn die Hände zu Fäusten ballen und am liebsten hätte er diesen Bürohengsten der Sternenflotte nach dem Kampf einmal so richtig die Meinung gesagt, die wieder einmal sehr vorschnell eine Unterstützung zugesagt hatten, ohne sich zuvor über die Hintergründe und die örtlichen Gegebenheiten zu informieren.

Obwohl die Neromianer über umfassende Kampfverbände verfügten, hatten sie die Hauptaufgabe bei der Verteidigung ihrer Heimatwelt der ALEXANDRIA überlassen.
Nur der Einsatz einer neuen Föderations-Technologie hatte letztendlich eine große Raumschlacht verhindert, welche auch die gut ausgestattete ALEXANDRIA mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht überstanden hätte.
Die Crew war seit drei Tagen vollends damit beschäftigt, die beschädigten Systeme wieder halbwegs flott zu bekommen um die Reise endlich wieder mit hoher Warpgeschwindigkeit fortzusetzen.

„Captain, eine Nachricht vom Hauptquartier der Sternenflotte.“ meldete sich die Stimme von Lieutenant Carah Pehl der bajoranischen Kommunikationsoffizierin.
„Stellen Sie durch“ antwortete Captain Wikland, der noch immer einen ziemlich grimmigen Gesichtsausdruck aufgesetzt hatte, mit ziemlich knurriger Stimme.
Admiral Wellington vom Planungsstab der Sternenflotte, ein alter Freund von Wikland, erschien auf dem Display des Tischcomputers und war sichtlich gut gelaunt.

„Hallo Jan Erik, ich habe gehört, dass ihr euch wacker geschlagen habt...“, begann er,
„...aber ihr solltet doch schon vor zwei Tagen auf Deep Space Fünf sein ?“
Captain Wikland atmete tief ein, und wollte all seinem Ärger in diesem Moment einmal richtig Luft machen.
Diese Kommunikationsverbindung kam ihm gerade recht.
Er konnte sich aber gerade noch zusammenreißen, um den Umgangsformen der Sternenflotte den Vorzug vor seinem nordischen Temperament zu geben.
„Die Hyperkondensatorenmatrix ist zusammengebrochen und die Spulen der rechten Warpgondel sind geschmolzen.
Außerdem sind die Plasmainjektoren durch die Überlastung beim Kampfeinsatz eingebrannt, so dass wir nur noch einen besch...eidenen Wirkungsgrad von gerademal 43,223 Prozent erreichen.
Wir kriechen bereits seit 3 Tagen mit nur einer intakten Warpgondel und jämmerlichem Warp 1,4 wie ein waidwundes Tier in Richtung Sternenbasis und haben nicht einmal ein Viertel des Weges geschafft....“

Captain Wikland blickte währenddessen aus seinem Fenster und sah die Sterne, die nur langsam am Schiff vorüberzogen.

„...außerdem sollen wir uns auf Sternenbasis 491 melden,
um einen neuen Offizier an Bord zu nehmen und es liegt noch keine Information vor, welche Funktion er an Bord übernehmen soll.
Einen Wechsel in der Führungscrew kann ich bei den momentanen Problemen gar nicht gebrauchen.“

Mit ernster Mine blickte er seinen alten Freund an und fragte:
„Kennst du diesen Commander Roger van Dyke, der hier den Dienst antreten soll genauer?
Die Dienstakte ist zwar voll von guten Beurteilungen, aber wie Du sicher weißt, habe ich noch nie viel auf das Geschwafel von diesen Sesselwärmern gegeben, die jede bestandene Prüfung als Heldentat feiern.
Abgesehen davon habe ich gar keinen neuen Offizier angefordert.“

Der Admiral beugte sich langsam nach vorne und sagte:
„Mir ist keine Anordnung bekannt, die einen Offizier zu Deinem Schiff versetzt.
Aber wenn es der van Dyke ist, der bereits an der Akademie der Sternenflotte durch seine ungewöhnlichen Problemlösungen angeeckt ist, wird er Dir sicherlich gefallen.
Ich übertrage Sir mal das interne Dossier der Sicherheitsabteilung, das von der Sternenflotte angelegt wurde, und ich verspreche Dir hoch und heilig, darin sind keine Lobeshymnen“
Wikland nickte langsam,
„Wenn er ein internes Dossier der Sicherheitsabteilung hat, muss er entweder einiges auf dem Kerbholz haben oder sonstwie aufgefallen sein.“

„Lass Dich überraschen“, sagte der Admiral und um die Stimmung des Captains etwas zu verbessern fügte er hinzu:
„Die Neromianer haben sich beim Hauptquartier für die Hilfe überschwänglich bedankt, und nebenbei haben Sie sich dazu bereit erklärt, das Handelsabkommen auf Byzanium und Kerillit zu erweitern.
Das haben unsere lieben parlamentären Unterhändler seit sechs Jahren nicht geschafft“ erklärte der Admiral.
„Na, dann hat der Aufwand wenigstens für die Sternenflotte einen Nutzen gebracht, aber meinem Schiff hilft das auch nicht bei der Genesung.“, brummte Wikland.

Die beiden verabschiedeten sich und die Kom-Verbindung wurde getrennt.

* * *

Lt. Commander Jaqueline Jefferson, eine junge Frau voller Elan, war die Chefingenieurin der ALEXANDRIA.
Sie stand inmitten eines Gewirrs von Leitungen, Röhren, und optronischen Bahnen und versuchte mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln mehr Energie aus dem Warpantrieb zu bekommen.
Die kastanienbraunen schulterlangen Haare waren das einzige Anzeichen, welches noch an die leidenschaftliche Affäre mit Fähnrich Winston erinnerte, dem zuliebe sie ihre natürlichen aschblonden Haare mit einer Tönung versehen hatte.

Obwohl dieses Kapitel männlicher Enttäuschung bereits mehrere Wochen hinter Ihr lag, hatte sie die Haarfarbe bislang nicht wieder geändert.
Die dunkleren Haare boten einen gelungenen Kontrast zu ihrem fein gezeichneten Gesicht, den blaugrünen Augen und den ohnehin etwas dunkleren Augenbrauen.
Sie pustete eine Strähne vor ihrem Gesicht weg und ging zum Diagnosetisch des Antriebs.
Die gesamte Versorgung der rechten Warpgondel war ausgefallen und einige Leitungen waren beim Schmelzen der Warpspulen regelrecht explodiert.
Zwar konnten die entstandenen Brüche sofort mit magnetischen Eindämmungsfeldern versiegelt werden, jedoch hatten die verschmorten Leitungsverbindungen negative Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit der noch intakten Systeme.

Der einzige Weg die Ausgangsleistung zu stabilisieren bestand darin, die gesamte rechte Seite vom übrigen Netz zu trennen.
Leider war hierfür konstruktiv keine Haupttrenneinheit vorgesehen, so dass jede Leitung und Röhre einzeln vom Hauptnetz getrennt und ordentlich versiegelt werden musste.
Lieutenant van Holt kam mit dem Phaseninduktor aus der Jeffriesröhre gekrochen und machte ein hoffnungsvolles Gesicht.
„J.J. Ich habe die Verteilerkupplung getrennt und den Energieflußregler vom Netz genommen, dass müsste die Nominalleistung um mindestens 10 Prozent verbessern.“

In ihrem Freundeskreis hatte sich diese Kurzform für ihren Namen schon weit verbreitet und sie hatte nichts dagegen, wenn sie so gerufen wurde. Dass dabei auch die dienstliche Anrede ihres Ranges verloren ging war momentan das kleinste ihrer Probleme.

Jefferson schaute auf die Anzeigen der Diagnoseeinheit
„Das verstehe ich einfach nicht, nicht die geringste Änderung ist feststellbar. Diese Trennung müsste uns eigentlich mehr Energie auf der Hauptleitung geben.....“
Sie schüttelte den Kopf, „...wir müssen uns nach einer anderen Möglichkeit umsehen, der Captain erwartet unseren Bericht und Vorschläge zur Reparatur bis 18:00 Uhr“, sagte Jefferson, dabei nahm sie sich noch mal den Energieflussplan und die Aufstellung der Beschädigungen zur Hand.

Die Crew der ALEXANDRIA war eine tüchtige Mannschaft und hatte eine schnelle und effektive Lösung von schwierigen Problemen meist in kurzer Zeit parat.
Im vorliegenden Fall hatte aber weder lanjährige Erfahrung noch Einfallsreichtum zum Erfolg geführt.
Der Captain wollte so schnell wie möglich zur Sternenbasis und hatte daher angeordnet alle verfügbare Energie des Warpantriebs in die linke Warpgondel zu leiten, um die maximal mögliche Reisegeschwindigkeit zu erreichen.
Alle Freizeiteinrichtungen, Holodecks und Replikatoren waren bis auf weiteres abgeschaltet worden.

„Mit den beschädigten Plasmainjektoren und den ausgefallenen Hyperkondensatoren ist selbst bei bestmöglicher Energieverteilung nicht mehr als Warp 2 drin...“, sagte van Holt resignierend,
„...und solange der Warpantrieb läuft können wir die Injektoren nicht einmal austauschen...“, ergänzte Jefferson und knallte das PADD wütend auf den Diagnosetisch
„...wenn wir denn überhaupt welche hätten. Laut Materialliste haben wir unseren Bestand vor zwei Monaten an die U.S.S. LEXINGTON abgegeben.
Wer hätte auch gedacht, dass wir diese Dinger jetzt brauchen.“
Sie stemmte die Hände in die Hüften, blickte wütend auf den Tisch sowie die darauf verteilten Berichte und schon ausgebauten Teile. Es war eine frustrierende Situation und Jaqueline kochte bereits vor Wut. In Ihrem Kopf schlugen die kleinen grauen zellen Purzelbäume aber sie fand keine Lösung um diese vertrackte Situation zu verbessern.
Jan van Holt sah auf den Schadensbericht und wandte sich an Jefferson:

„Ich glaube es gibt noch eine andere Möglichkeit. Wir könnten die Injektoren vielleicht reparieren, Ich habe da vor meiner Verstezung hierher an einem Experiment in der Forschungsstation mitgearbeitet.
Es ließe sich machen wenn wir den Antrieb für einige Stunden für die Reparatur und Neukalibrierung abschalten“

Von J.J. war ein kurzes und sarkastisches Lachen zu hören
„Captain Wikland spendiert Ihnen für diese Idee bestimmt ein Wikingerbegräbnis erster Klasse“, antwortete Jefferson und zwinkerte ihm mit einem Lächeln zu.
Sie beide kannten die leicht aufbrausende Art ihres Captains die ihm mit seiner schwedischen Herkunft in die Wiege gelegt worden war.
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