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Vier Jahre und ein halbes

von Syrinx

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Why was I one of the chosen ones?

Until the fight I could not see

The magic and the strength of my power

It was beyond my wildest dreams

Dark wings they are descending

See shadows gathering around

One by one they are falling

Every time they try to strike us down

Don't you die on me

You haven't made your peace

Live life, breathe, breathe

Don't you die on me

You haven't made your peace

Live life, breathe, breathe

As they took your soul away

The night turned into the day

Blinded by your rays of life

Give us the strength we needed

Dark Wings (Within Temptation)


Verdammt. Verdammt. VERDAMMT! Ihre Hand zitterte unkontrollierbar. Schnell stellte sie ihren Kaffeebecher zurück auf den Tisch. Bloß jetzt keine Schwäche zeigen. Sie war stark, einatmen, sie brauchte ihn nicht, ausatmen. Er brauchte sie sowieso nicht, einatmen, und alles, was sie sich bisher in langen, einsamen Stunden ausgemalt hatte, konnte sowieso nie Wirklichkeit werden, ausatmen. Sie würde diese Sache hier und jetzt beenden und einen Schlußstrich ziehen. Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.

"Und Sie sind sich 100 prozentig sicher, Commander? Überlegen Sie es sich gut, es ist eine weitreichende Entscheidung." , schalt sie sich in Gedanken.

"Natürlich werde ich Ihre Entscheidung unterstützen, egal, wie sie ausfällt." . Captain like. Sie betrachtete ihn prüfend. Er wirkte ruhig und gelassen, ein Mann der wusste, was er tat. Keiner, der einmal getroffene Entscheidungen schnell wieder verwarf. Er hatte sich das sicher gut überlegt.

"Danke, ich weiß Ihr Vertrauen zu schätzen." Er lächelte. Diese Grübchen! Der Captain in ihr verdrehte die Augen. Sie versuchte, sich auf ihren Kaffeebecher zu konzentrieren und nahm einen tiefen Schluck. Sie stellte die Tasse wieder auf den Tisch und sah Chakotay auffordernd an.

"Doch meine Entscheidung ist endgültig. Ich werde die Voyager verlassen und mit den Thay'Had leben. Ich kann noch sehr viel von ihnen lernen, und ihnen im Gegenzug die Sitten und Gebräuche meiner Vorfahren zeigen. Die Woche in ihrem Camp hat mir gezeigt, wie sehr ich das Leben in der Natur vermisst habe." Sie sah ihn an und wartete darauf, dass er weiter sprach.

Plötzlich sah Chakotay sehr traurig aus. "Ich war immer sehr glücklich auf der Voyager. Doch ich bin nicht für das Leben in einem Raumschiff geschaffen, mir fehlt der direkte Kontakt zur Natur. Morgens die Sonne zu sehen, den Wind auf der Haut zu fühlen..." Er brach ab. Dann legte er seine Hände auf ihre und sah ihr offen in die Augen. "Es tut mir leid."

Kathryn spürte, wie sich ein dicker Kloß in ihrer Kehle bildete. Wenn er sie noch einen Moment länger so ansah, würde sie alle Zurückhaltung aufgeben müssen, ihm um den Hals fallen und ihn unter Tränen anbetteln, hier zu bleiben! Abrupt zog sie ihre Hand zurück und begann, einige PADDs auf ihrem Tisch hin und her zu schieben. Chakotay sah sie verletzt an und legte seine Hände wieder in den Schoß.

"Wann genau werden Sie die Voyager verlassen?" Wenn er schon unbedingt gehen musste, dann wollte sie es so einfach und schnell wie möglich hinter sich haben.

Zu der Verletzung in Chakotays Augen stahl sich jetzt noch Unglauben hinzu. Kathryn gab sich Mühe, Kühle und Distanz in ihren Blick zu legen. Er sollte bloß nicht glauben, dass sie auf diese Masche hereinfallen würde. Sie würde ihn nicht anflehen, hier zu bleiben. Dazu brauchte es mehr als ein paar Grübchen und warmer Worte.

"Ich werde in 2 Stunden gehen. Kathryn...." Er sah sie bittend, fast flehentlich an. Doch sie würde es nicht zulassen, sie konnte einfach nicht! Er würde in 2 Stunden für immer aus ihrem Leben verschwunden sein und sie konnte wieder nach vorne schauen. Sie würde sich nicht in sentimentalen Stimmungen ergehen, und sie würde auch jetzt nichts tun, was sie später mal bereuen könnte.

"Gut.", antwortete sie brüsk. "Ich sage auf der Brücke Bescheid, dass Sie die Starterlaubnis haben und lasse ein Shuttle startklar machen." Mit diesen Worten erhob sie sich und wollte schon den Raum verlassen, als er sich zwischen sie und die Tür stellte und sie an den Schultern festhielt.

"Vor wem oder was läufst du eigentlich davon?" Kathryn blickte ihn entgeistert an. Was sollte das nun wieder? Er ging in 2 Stunden, und jetzt machte er noch einen auf Seelsorger und wollte, dass sie ihm ihr Herz ausschüttete? Was bildete er sich eigentlich ein? Das sie darauf hereinfallen würde? Er wartete ja nur darauf!

"Ich weiß nicht, was Sie meinen, Commander." Mit schier unendlicher Kraft brachte sie einen ihrer typischen, stechenden Janeway-Blicke zustande. Mit einer gewissen Genugtuung bemerkte sie, wie er begann, sich unter diesem Blick zu winden.

"Kathryn... Ich weiß, dass es schwer für dich ist. Nicht nur für dich", ergänzte er hastig, als er die steile Falte bemerkte, die sich bei seinen Worten zwischen ihren Augenbrauen gebildet hatte. "Glaub mir, auch für mich ist das nicht einfach. All das hinter mir zu lassen..." Er machte einige hilflose Bewegungen mit seinen Armen. "Aber es ist, was ich tun muss. Ich kann nicht für ewig hier bleiben." Er blickte sie bittend an. "Doch ich kann auch nicht ohne ein Aufwiedersehen von dir gehen." Er strich ihr leicht wie ein Windhauch über die Wange. "Bitte, Kathryn", flüsterte er.

Seine Worte hatten das letzte bisschen an Selbstkontrolle, das Kathryn noch hatte, zum schmelzen gebracht. Eine Träne rollte über ihre Wange, als sie ihm in die Augen sah. Doch es musste sein. "Aufwiedersehen, Chakotay."

"Aufwiedersehen, Kathryn. Ich werde dich nie vergessen." Er blickte ihr noch ein letztes Mal tief in die Augen, wandte sich ab und verließ den Raum.

****

Als 2 Stunden später Chakotays Shuttle die Voyager verließ, saß Kathryn noch immer in ihrem Bereitschaftsraum auf der Couch. Sie verfolgte den sich kontinuierlich entfernenden Lichtpunkt, bis er verschwand. "Aufwiedersehen, Chakotay. Hoffentlich..."

Dann begann sie hemmungslos zu schluchzen.

****

"Hey, weißt du schon, wer jetzt Commander werden wird?"

"Denkst du, sie weiß schon jemand? Für mich sieht es eher so aus, als trauere sie noch dem alten hinterher..."

"Stimmt, du hast Recht. Sie sieht furchtbar aus, Ringe unter den Augen. Wahrscheinlich schläft sie gar nicht."

"Ich wusste nicht, dass es so ernst war zwischen den beiden. Warum er wohl gegangen ist?"

"Weil er wieder unter "Seinesgleichen" leben wollte."

"Das war der offizielle Teil. Ich meine den wirklichen Grund."

"Ohh, keine Ahnung. Er hatte die Nase voll. Sie wollte es offensichtlich nicht."

"Die Nase voll haben? Von ihr? Ich kann mir nicht vorstellen, von Lady Captain die Nase voll zu haben."

"Du bist aber nicht er. Wer weiß, was da vorgefallen ist..."

"Ich denke, dass Tuvok Commander wird. Er ist der Einzige, der noch in Frage kommt."

***

Ein halbes Jahr, nachdem Commander Chakotay die Voyager verlassen hatte, erinnerte nicht mehr viel daran, dass er einst hier gewesen war. Seine Maquis-Kollegen und natürlich seine engeren Mitarbeiter dachten hin und wieder noch an ihn, aber das Leben musste auch auf der Voyager weitergehen. Tuvok war eine Woche nach Chakotays Abschied zum Commander befördert worden, seine Stelle hatte Lieutanant Ayala übernommen.

Kathryn verließ wie jeden Morgen pünktlich um 6.30 Uhr ihr Quartier und ging in die Messe, um zu frühstücken. Seit Chakotays Abreise hatte sie verschieden Frühstückspartner durchprobiert, um schließlich doch immer alleine zu essen. Tom redete ihr zu viel, sie hatte sich gewundert, wie er nebenher auch nur einen Bissen hatte essen können, Tuvok war ihr für die frühe Morgenstunde einfach zu logisch, Harry konnte vor Nervosität sein Messer nicht ruhig halten und mit B'Elanna lag sie einfach nicht auf einer Wellenlänge. Außerdem erschien ihr keiner der Crew als ein würdiger Ersatz für ihn, Chakotay.

Inzwischen hatte der Schmerz etwas nachgelassen, sie konnte wieder an ihn denken, ohne dass der Kloß, der sich in ihrem Hals bildete, zu groß und übermächtig wurde. Verschwinden würde er wohl nie, da war sie sich sicher. Aber wenigsten musste sie keine Angst mehr haben, plötzlich auf der Brücke loszuweinen, nur weil sie den Anblick von seinem leeren Stuhl nicht ertragen konnte.

***

Der Tag verlief weiter ruhig. Sie verbrachte die meiste Zeit in ihrem Bereitschaftsraum, las Berichte und Analysen über einen nahegelegenen Nebel. Es würde sich für die Voyager lohnen, diesen kleinen Umweg zu machen, überlegte Kathryn. Der Nebel war reich an Kohlenstoff-Verbindungen, sie könnten ihre Vorräte aufstocken und die Crew hätte um einiges größere Replikator-Rationen.

Sie tippte ihren Kommunikator. "Mr. Paris, Kurs auf 243.45 ändern. Wir werden einen kleinen Tankstop an diesem Nebel machen. Janeway Ende."

"Verstanden", kam Toms kurze Antwort, und die Sterne draußen vor dem Fenster verschoben sich leicht, als die Voyager auf das neue Ziel zuschoß.

Zwei Stunden später hatten sie den Nebel erreicht und begannen mit dem Abbau der wertvollen Rohstoffe. Kathryn saß noch immer in ihrem Bereitschaftsraum und studierte die ersten Ergebnisse, die B'Elanna ihr geschickt hatte. Der Abbau lief ohne Komplikationen voran, in 3 Stunden würden ihre Reserven wieder voll aufgestockt sein.

In diesem Moment klang Tuvoks Stimme durch ihren Kommunikator. "Brücke an Captain Janeway."

"Ja, Commander?"

"Captain, wir empfangen einen Notruf von einem fremden Schiff, allerdings ist es ein alter Sternenflottencode. Ich denke, Sie sollten sich das einmal ansehen."

"Ich komme, Janeway Ende."

Sie betrat die Brücke. "Sind wir in Sensorreichweite, Mr. Kim?"

"Ja, Ma'am."

"Auf den Schirm." Es erschien ein kleines, zigarrrenförmiges Shuttle auf dem Bildschirm. "Rufen Sie es."

"Keine Antwort, Captain. Immer nur dieser Notruf."

"Sternenflottencode, sagten Sie? Ich denke, dass sollten wir uns näher anschauen. Mr. Kim, holen Sie es mit einem Traktorstrahl rein. Mr. Tuvok, Mr. Paris, Sie begleiten mich zur Shuttlerampe."

***

Langsam gingen Kathryn, Tuvok und Tom um das kleine Raumschiff herum, Tricorder hoch erhoben. Die Daten ratterten durch, Aufbau der Hülle, des Innenteils, Antriebsdaten, Lebenserhaltungssysteme, Waffen.... Plötzlich meldete sich Tuvok. "Captain, es wird ein Lebenszeichen angedeutet, sehr schwach." Er hob den Blick von seinem Tricorder. "Captain, es ist menschlich."

Kathryn betrachtete ihn mit gerunzelter Stirn. "Sind Sie sicher? Finden wir es raus." Sie öffnete die Einstiegsluke und steckte ihren Kopf in das Shuttle. Innen war es dunkel, einige Konsolen blinkten, und ein undeutlicher Schatten lag neben dem Steuersitz. "Haben Sie eine Lampe dabei?" Tuvok reichte ihr eine lange Stablampe. Sie schaltete sie ein, und betrat das Schiff. Tom und Tuvok folgten ihr und begannen, das Innere zu scannen.

Kathryn ging direkt zu dem Schatten auf dem Boden und leuchte ihn an. Es war eindeutig ein menschliches Wesen. Langsam ging sie in die Knie, drehte den leblosen Körper um und leuchtete ihm in das Gesicht. Das.... das konnte nicht sein! Das war unmöglich! Und doch... er war es!! Oh Gott, er war es! Keine Frage, das Tattoo, die schwarzen Haare, der Mund....

Kathryn spürte, wie sie anfing zu zittern. In ihrem Kopf drehte sich alles. Er war zurück! Chakotay war zurück! Sie strich ihm sanft über die Wange. Dann legte sie eine Hand auf seine Brust. Gut, er atmete, flach, aber er atmete. Sie hatte Tom und Tuvok vollkommen vergessen. Sie spürte nur, wie Tuvok sie mit sanfter Gewalt von Chakotay wegzog und aus dem Shuttle führte, während Tom und Chakotay schon auf die Krankenstation beamten. Sie versuchte, sich von Tuvok loszumachen. Er blickte sie prüfend an, ehe er sie losließ. "Überstürzen Sie nichts, Captain." Doch das hörte sie schon fast nicht mehr.

***

Als Kathryn die Krankenstation erreichte, lag Chakotay bereits auf dem Diagnosebett. Der Doktor rumorte in einer Ecke und bereitete einige Hyposprays vor.

Sie ging zu Chakotay hinüber und beugte sich über ihn. Er sah bleich aus und hatte die Augen geschlossen. Sie betrachtete seine Gesichtszüge. Er wirkte erschöpft, ausgelaugt. Sie bemerkte einen bitteren Zug um seinen Mund, der noch nicht dagewesen war, als er die Voyager verlassen hatte. Sie spürte wachsende Sorge in sich. Was war passiert? Was war ihm zugestoßen?

In diesem Moment kam der Doktor mit einem Tablett voll Hyposprays und medizinischer Geräte an das Bett heran und schob sie sanft, aber entschieden, zur Seite. "Sie können hier nichts tun, Captain. Lassen Sie mich meine Arbeit machen, ich werde Sie informieren, wenn ich fertig bin."

Sie nickte zögernd, und verließ langsam den Raum.

***

Zwei Stunden später meldete sich der Doktor über die Komm.

"Krankenstation an Janeway. Er ist zu sich gekommen. Er will Sie sehen."

Kathryns Herz machte einen Sprung. Er wollte sie sehen! "Ich bin auf dem Weg. Janeway Ende."

Als sie die Krankenstation zum zweiten Mal an diesem Tag betrat, saß Chakotay auf einem der Biobetten und starrte auf den Boden. Sie zögerte bei seinem Anblick, und blieb in der Tür stehen. Auf einmal schien er sie zu bemerken, denn er hob den Kopf und sah sie an.

"Captain."

Captain? Nur Captain? In Kathryn breitete sich Enttäuschung aus. Andererseits, was hatte sie sich erhofft? Ein tränenreiches Wiedersehen? Eine Umarmung? Emotionen? , schalt sie sich in Gedanken.

Plötzlich wurde sich Kathryn der Stille zwischen ihnen bewusst. Sie betrat den Raum nun endgültig und ging zu ihm.

"Chakotay. Schön, dass Sie wieder da sind." Sie blickte ihm in die Augen. Wie hatte sie seine Augen vermisst, wie oft hatte sie sie nachts gesehen, wenn sie nicht schlafen konnte! Diese dunklen Augen, in denen sie sich verlieren konnte, die, auch wenn er ernst war, immer den Funken eines Lächelns behielten.

Doch nach diesem Funken suchte sie jetzt vergeblich. Seine Augen schienen ihre Tiefe verloren zu haben, sie blickten kalt, gleichgültig, beinahe teilnahmslos an ihr vorbei. Kathryn spürte, wie die Unruhe, die sich seit seiner Rückkehr in ihr ausgebreitet hatte, übermächtig wurde. Sie legte ihre Hand auf seinen Arm.

"Was ist passiert, Chakotay?" Sie blickte in bittend, fast flehend an. Er schaute immer noch an ihr vorbei.

"Es gab Krieg. Wir mussten fliehen. Ich habe die Voyager lokalisiert und wir sind losgeflogen, um Sie um Unterstützung zu bitten. Doch wir wurden abgefangen und unter Beschuss genommen. Ich war der Einzige, der es geschafft hat..." Seine Stimme klang rauh und monoton, beinahe kalt, durch den Raum. Kathryn gab einem plötzlichen Impuls nach und umarmte ihn. Er musste Schlimmes druchgemacht haben, das war nicht der Chakotay, wie sie ihn kannte. Sie wollte ihm helfen, alles zu vergessen. Dass es wieder so werden würde wie früher. Dass das Lächeln wieder in seine Augen käme...

Doch Chakotay gab ihrer Umarmung nicht nach, er blieb steif auf dem Bett sitzen. Irritiert zog Kathryn ihre Arme zurück und betrachtete ihn.

"Hey, es ist vorbei. Du bist jetzt in Sicherheit. Denk nicht mehr daran. Wir könnten..."

Chakotay hob den Kopf und blickte sie zum ersten Mal direkt an.

"Du machst es dir einfach. Das waren meine Freunde, die da draußen gestorben sind! Wie kannst du so einfach und kalt sagen, denk nicht mehr daran?"

"Aber ich wollte doch nur..."

"Ach, wie konnte ich das nur vergessen! Es läuft immer alles, wie DU es willst. Erst hast du mich 4 Jahre von dir fern gehalten. Dann gehe ich, und jetzt? Jetzt ist dir plötzlich eingefallen, dass du mich doch gerne bei dir hättest. Aber so läuft das nicht. Ich stehe nicht auf Abruf für dich bereit. Ich lasse auch nicht mit mir spielen. Vier Jahre lang bist du auf meinen Gefühlen herumgetrampelt wie auf einem fleckigen Teppich. Soll ich das einfach so vergessen?"

Kathryn sah ihn entsetzt an. Von was sprach er?

"Ich bin nicht auf deinen Gefühlen herumgetrampelt, Chakotay. Ich... ich war einfach nicht bereit. Mark... die Sternenflotte... Es ging nicht. Ich.. konnte es nicht... ich... Ach, ich wusste doch selbst nicht, was ich tun sollte! Ich habe dieses Schiff und diese Crew dem Delta Quadranten ausgesetzt! Soll ich mich da zurück lehnen und mit meinem Ersten Offizier, der auch noch ein ehemaliger Maquis ist, anbandeln?" Langsam spürte sie blanke Wut in sich aufkochen. Er stellte sich das alles so einfach vor!

"Du tust es schon wieder! Anbandeln! Warum redest du immer so abwertend und respektlos über die Gefühle anderer Leute? Und das Schlimmste ist, du merkst es nicht einmal! Eine Sache habe ich mich schon oft gefragt, Kathryn: Hast du überhaupt noch Gefühle?"

Kathryn stand da und starrte ihn an, Fäuste geballt. Ihr fehlten vor lauter Wut die Worte. Wie konnte er es wagen! Wie konnte er nur!!

"Siehst du, du weißt keine Antwort darauf. Dann werde ich sie dir geben. Nein. Du hast dich isoliert, eingeschlossen, abgeschirmt. Gefühle sind wie Pflanzen, man muss sie pflegen, sich um sie kümmern, vor allem muss man sie leben. Wenn man das nicht tut, welken sie und verdorren. Du hast deine Gefühle vier Jahre lang verleugnet, Kathryn, vier ganze Jahre lang. Wie könnten sie jetzt noch blühen?" Chakotay erhob sich von dem Bett und ging Richtung Tür. Kurz bevor er den Raum verließ, drehte er sich noch einmal um. "Ich denke, du kennst den wahren Grund, warum ich die Voyager verlassen habe. Du hast mich verletzt, Kathryn. Vertiefe die Wunde nicht noch."

Als Chakotay den Raum verlassen hatte, stand Kathryn immer noch da wie erstarrt. Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen. Sie fühlte sich verletzt, sie spürte richtige Schmerzen, wie wenn er sie in den Bauch geschlagen hätte. Was war bloß passiert? War sie wirklich so gefühllos und kalt? Oh Gott...

Sie spürte, wie ihre Knie unter ihr nachgaben. Was hatte sie getan? Sie stützte sich auf das Biobett. Sie hatte alles zerstört! Sie hatte alles kaputtgemacht! Wie könnte sie je wieder glücklich werden? Sie hatte auch das letzte bisschen Glück, das der Delta Quadrant für sie bereit gehalten hatte, zertreten, ohne es zu merken. Es war da gewesen, vor ihren Augen, vier Jahre lang, und sie hatte es nicht gesehen. Sie war blind gewesen.

Kathryn wusste nicht, was sie jetzt tun sollte. Langsam richtete sie sich wieder auf, verließ die Krankenstation und lief ziellos durch das Schiff. Sie hörte nichts, sie sah nichts. Weder wo sie lief, noch die besorgten Blicke ihrer Crew. Selbst ihre Gedanken waren zum Stillstand gekommen. Sie lief und lief, mechanisch, einen Schritt nach dem anderen. Sie hatte jegliches Zeitgefühl verloren, sie lief und lief... und lief und lief... sie lief.....

Plötzlich spürte sie eine Hand auf ihrem Arm. Es war der Doktor.

"Captain. Ich habe schon überall nach Ihnen gesucht." Es sah sie prüfend an. "Geht es Ihnen gut? Sie sehen blass aus." Kathryn nickte gleichgültig.

"Sie sollten auf die Krankenstation kommen. Commander Chakotay geht es schlecht. Er hat innere Blutungen. Ich glaube..." Er zögerte. "Wir verlieren ihn."

Kathryn starrte ihn an. Sie verstand nicht, was er gesagt hatte. Es dauerte ein paar Sekunden, bis die Erkenntnis in ihr geplagtes Gehirn gesickert war. Chakotay! Nein, das konnte nicht sein! Chakotay!

Sie begann, in Richtung Krankenstation zu laufen, der Doktor folgte ihr schnellen Schrittes.

Chakotay lag wieder auf dem Diagnosebett, sein Gesicht war blass, fast weiß. Er zitterte, und Schweiß stand auf seiner Oberlippe und seiner Stirn. Kathryn blieb unschlüssig stehen. Sie wusste nicht, ob sie zu ihm gehen sollte oder nicht. Nachdem, was er alles gesagt hatte....

Plötzlich öffnete er die Augen und blickte den Doktor an, der einige Befehle in das Diagnosebet eingab. Seine Worte waren kaum zu hören. "Ist sie da?" Der Doktor nickte.

Chakotay wandte seinen Kopf und suchte den Raum ab, bis er sie endlich sah. "Kathryn..." Es war kaum mehr als ein Hauch. "Kathryn... komm." Zögernd ging sie zu ihm und sah auf ihn hinab.

"Kathryn, es tut mir alles so leid. Ich war verletzt, alle sind gestorben. Ich wusste nicht, was ich sagte. Es tut mir so leid..." Ein Hustenanfall begann ihn zu schütteln. Der Doktor injizierte ihm sogleich den Inhalt eines Hyposprays, und der Husten ließ nach.

"Ich möchte, dass du weißt, dass ich dich liebe. Immer geliebt habe. Ich liebe dich, Kathryn. Egal, was du sagst oder tust. Ich liebe dich. Vergiss das bitte nie. Ich war so dumm... Ich hätte dich nie verlassen dürfen. Ich liebe dich."

Kathryn spürte, wie ihre Augen brannten und sich ein dicker Kloß in ihrer Kehle bildete. Eine einzelne Träne löste sich, rann ihr über die Wange und tropfte auf Chakotays Lippen. Er hob seine zitternde Hand und strich über die feuchte Spur, die die Träne hinterlassen hatte.

"Nicht weinen, Kathryn. Du bist eine wundervolle Frau. Ich habe es ewig bereut, dass wir uns unter diesen Umständen getroffen haben. Du bist stark. Du bringst dieses Schiff und seine Crew nach Hause. Wenn du es nicht schaffst, schafft es niemand. Kathryn, ich liebe dich!"

Eine weitere Träne löste sich aus ihren Augen, und noch eine. Kathryn konnte einen Schluchzer nicht unterdrücken. "Du darfst nicht sterben. Verlass mich nicht, Chakotay! Bitte verlass mich nicht! Ich brauche dich! Bitte!"

Chakotay griff nach ihrer Hand und küsste sie. "Es tut mir alles so leid!"

Plötzlich entfernte sich sein Blick von ihr. Sein Atem ging schneller, und sein Körper wurde von Krämpfen geschüttelt. Kathryns Augen waren blind vor Tränen.

"Chakotay! Oh Gott, Chakotay!"

Er blickte sie noch ein letztes Mal durch verschleierte Augen an. Dann war es vorbei. Kathryn legte ihr Gesicht gegen seine Kehle und schluchzte. Nein, das konnte nicht sein! Das konnte nicht sein! Der Schmerz schien sie zu zerreissen, sie zu zerschlagen, sie zu zerfetzen. Sie schwamm in einem Ozean aus Schmerzen. Sie hatte keine Kraft mehr, sie ging unter... sie hatte keine Kraft mehr.... die Wellen schlugen über ihr zusammen... der Schmerz füllte ihre Lungen.... sie konnte nicht atmen.... sie hatte keine Kraft....

***

"Hey Tom."

"Hey Harry."

"Wie geht es dir?"

"Ich hasse Bestattungen. Ich habe sie noch nie leiden können."

"Geht mir genauso. Wo ist B'Elanna?"

"Sie erschlägt Cadassianer auf dem Holodeck. Sie wollte nicht mitkommen. Sie sagte, sie könne diese ganzen Trauerreden und den Sarg nicht ertragen. Es ist schlimm für sie. Chakotay war ihr engster Freund..."

"Und wie geht es dem Captain?"

"Sie ist immer noch auf der Krankenstation. Vor zwei Stunden ist sie aus der Bewusstlosigkeit aufgewacht. Aber sie liegt die ganze Zeit nur da und dämmert vor sich hin. Es ist furchtbar. Sie nimmt von nichts Notiz. Der Doktor ist nicht sehr optimistisch."

"Tuvok hat schon etwas angedeutet, dass wir einen neuen Captain brauchen."

"Du meinst...? Das wäre dann er selbst!"

"Ja. Aber er schien nicht besonders erfreut von der Vorstellung zu sein."

"So ein Mist! Ich wünschte, ich könnte irgend etwas tun! Irgend etwas!"

"Lass uns gehen. Ich habe eine neue Partitur geschrieben. Ich möchte, dass du sie dir anhörst."

Ende
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