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Wenn Welten Brücken bauen

von Drago

Kapitel 1

„Aua, ah!“
M’Naos Gelenke knacksten, so heftig schüttelte er seine Hand, während er zischend Luft einzog, die er mit einem gepfefferten caitianischen Fluch wieder ausspie. Giftig starrte der felinoide junge Mann auf den Wärmestrahler, an dem er sich verbrannt hatte. Wütend stieß er sein PADD dagegen, dass es schepperte. Den Drang, die Krallen aus den pelzigen Fingern zu fahren und damit auf den Strahler einzuschlagen, musste er mühsam unterdrücken.
„Blödes Ding!“
Es blieb still in dem rot-dämmrigen Quartier. Nur ein leises Rascheln drang hinter dem vorgerückten Sofa hervor. Nachdenklich tippte M’Nao mit seinem Stift auf die Oberkante des PADDs in seinen pelzigen grauen Händen, wartend auf eine gebührende Antwort für seine Wut. Es kam keine. Nur der Wärmestrahler hinter seinem Sofa ruckelte ein Stück nach rechts. M‘Nao zog die Lippen zu einem schmalen Strich und betrachtete den Wärmestrahler, der hin und her ruckelte. Er hob die Stimme: „Sag mal bei welcher Temperatur fängt transparentes Aluminium eigentlich an zu schmelzen?“
„Ich glaube, nicht unter 2000... Grad heißt es, oder?“, kam es von hinter dem Sofa, wo Sraan auf dem Boden herumkroch. „Wieso?“
M’Nao hörte auf, auf das PADD zu tippen. „Weil...“
Das Intercom meldete sich. „Brücke an Captain Sraan.“
Sraan richtete sich auf und tippte auf seinen Kommunikator „Sraan hier, sprechen Sie.“
Die unverkennbar vulkanische Stimme erklang wieder: „Hier spricht Lieutenant Commander Vaer von der Brückennachtschicht. Auf dem Hauptsystemmonitor wird ein starker Temperaturanstieg um 40 Grad in Ihrem Quartier angezeigt. Sollen wir ein Reparaturteam schicken?“
„Eine Ladung Plasmakühlmittel wäre besser geeignet“, murmelte M’Nao säuerlich, auf das PAAD starrend.
„Was sagten Sie, Sir?“
Sraan warf seinem Gefährten einen Blick zu, der kaum zu deuten war. Er bleckte die Reißzähne. „Wir brauchen kein Reparaturteam, Commander.“
„Verstanden, Captain, Brücke Ende.“
Sraan tippte mit einer Kralle auf seinen Kommunikator, stand auf und musterte M'Nao grimmig. „Bist du dir eigentlich darüber bewusst, was ich hier tue?“
M’Nao blickte ihn ausdruckslos an. „Du vernichtest die Tulpen, die ich für Fähnrich Sakovs Geburtstag gezüchtet habe.“ Es herrschte einen Moment Schweigen. Sraan starrte sein Gegenüber ausdruckslos an und M’Nao starrte zurück. Mit jeder Sekunde, die der Caitianer darauf wartete, dass der Gorn seinen sarkastischen Witz begriff, sank seine Laune weiter. „Ist ja schon gut.“ M‘Nao legte das PAAD ab. „Du stellst überall in unserem Quartier Wärmestrahler auf. Ist das... ich weiß es nicht... ein gornisches Ritual, das ich nicht kenne?“
„Kein Ritual.“ Sraan wandte sich ab, rückte die letzte Lampe hinter dem Sofa zurecht und schaltete sie ein. Er tat das mit einer plötzlichen Andacht in seinem Gebaren, dass es im krassen Gegensatz zu seinem reptilienartigen, furchteinflößenden Äußeren stand, das kraftvolle und sehnige Bewegungen bedingte. Schließlich ließ der Gorn mehrmals die Zunge aus dem Maul schnellen, als würde er die Luft prüfen wollen, dann knurrte er: „S’Yahazah.“
M’Nao zuckte ärgerlich mit den Schnurrhaaren. Zwar war er daran gewöhnt, das Sraan hin und wieder in seiner knurrenden, zischenden Muttersprache redete und er störte sich auch nicht daran, dass es bei diesen Gelegenheiten jedes Mal so klang als würde der Gorn dem Computer keinen Brief an seine Schwester diktieren, sondern ein Reibeisen inhalieren und dann die eigene Kehle auswürgen, doch jede Gewohnheit und jede Sternenflottenethik, die Toleranz gebot, waren nicht genug, um die leise Entnervung zu zerstreuen, die M’Nao in sich aufsteigen spürte. Er wusste nur noch nicht, ob es sein natürlicher Jagd- und Kampftrieb war, der sich da meldete, oder bloße Gereiztheit.
Da es sogar für caitianische Verhältnisse zu heiß geworden war, um sich noch zu entspannen, setzte sich M’Nao auf. „Ich hab nichts dagegen, wenn du ein Ritual praktizierst. Aber könnten wir das nicht vorher absprechen? Es ist hier heißer als bei unserem Äquatorurlaub auf Cait.“
Sraan sah nicht einmal zu ihm, als er antwortete. „Auf Cait war es kälter. Das mache ich für dich.“
M’Nao blinzelte. Dann kniff er die Augen zusammen, ließ seinen Blick verwirrt durch den Raum schweifen, ohne irgendwo eine Antwort zu finden und zum Schluss blickte er wieder Sraan an, der gewissenhaft an den Einstellungen der Lampe schraubte und sich dabei mit seinen großen Klauen ungeschickt anstellte. „Für mich?“ Er stand auf und zog seinen Bademantel zurecht. „Du stellst hier Wärmelampen auf für mich?“
Offenbar zufrieden knurrte Sraan eine Zustimmung. Vorsichtig ließ er von der Lampe ab. Auf M’Nao wirkte es, als würde er sich auf der Jagd befinden, so vorsichtig bewegte er sich. „Ich will, dass du dich an das Klima auf Cestus III gewöhnen kannst.“
Verblüfft ließ M’Nao die Arme hängen. „Ach das soll das alles.“
Die Föderation und die Gorn-Hegemonie verwalteten Cestus III gemeinsam, und es lebten verschiedene Völker der UFP und auch Gorn auf dem Planeten. Er war zum Großsteil von Wüsten bedeckt, aber sicher nicht so sehr heiß, dass man sich daran gewöhnen musste. Erst recht nicht, wenn man selbst von einem Steppenplaneten stammte. Einen Moment lang fragte sich der junge Caitianer, ob ihm irgendwas entgangen war. Eine allgemeine Mitteilung des Sternenflottenkommandos oder des Föderationsrats über irgendwelche Klimaveränderungen auf Cestus III? Im Föderationsnachrichtendienst war nichts davon aufgetaucht.
„Das ist lieb von dir, Sraan“, erklärte M’Nao vorsichtig. „Aber ich glaube nicht, dass ich mich an Wüsten gewöhnen muss.“
Sraan war scheinbar doch nicht zufrieden mit irgendetwas an der Lampe, denn er schob sie etwas nach rechts. Im Gegenlicht des roten Strahlers leuchteten die beweglichen Kopfschuppen des Gorns an den Rändern und jedes Mal, wenn der große Raptor sich bewegte, waren es fließende, fremdartig kräftige Bewegungen. „Gorn fühlen sich sehr wohl auf Cestus III“, erklärte Sraan. „Das heißt, dass es dort für Nicht-Gorn sehr heiß sein kann.“
M’Nao stellte die Ohren steiler auf. Die Hitze fing an, ihm Kopfschmerzen zu bereiten. „Also Cait ist auch nicht gerade Andoria.“ Er schüttelte den Kopf gegen die Schmerzen und rieb sich die Schläfen. „Ich bin dir dankbar für den Versuch. Aber ich glaube, ich brauche gar keine Gewöhnungszeit. Hättest du was dagegen, die Dinger wieder abzustellen?“ Abrupt hörte Sraan auf, die Lampe zu bedienen. Ruckartig fuhr er herum, nur um sofort völlig still zu stehen, sobald er M'Nao fixierte, mit einem gefährlich beobachtendem Blick seiner gelben Augen. "Du freust dich gar nicht!"
M’Nao breitete die Arme aus. „Ich weiß ja gar nicht, was du hast! Ich freue mich doch auch auf den Urlaub mit dir, beim großen Vogel der Galaxis! Es war ja auch schwer genug, dass uns die Qan’ur’nar mitnimmt.“
Sraan fletschte die Reißzähne und nur aus leidvoller Erfahrung wusste M’Nao, das er jetzt um sein Leben rennen musste. Noch nicht. „Das tut ganz sicher nicht jeder Gorn für den Caitianer, mit dem er zusammenlebt!“, zischte der Gorn.
M’Nao gluckste trocken. „Ich bin ja auch der einzige, der mit einem Gorn zusammenlebt.“
Sraan wandte sich ab und setzte sich auf das Sofa. Er starrte ins Leere. Aus seiner Kehle kam ein kurzes, heiseres Knurren, das fast wie ein Schluchzen klang. M’Nao stellte verwirrt die die Ohren auf. Was war denn nun plötzlich los? „Was hast du denn?“ Besorgt ging er zu Sraan hinüber und setzte sich. Er legte den Arm um seinen Lebensgefährten. „Hab ich dich irgendwie verletzt? Das wollte ich nicht.“
„Auf Gornar ist es ein Zeichen großer Zuneigung, wenn ein Gorn versucht, das Zuhause für einen anderen warm zu halten.“
„Warm zu halten?“, echote M’Nao. Er brauchte einen Moment ehe er Sraans Worte begriff. Doch dann sträubte sich sein Pelz vor Schrecken. „Du wolltest... das... das Zuhause... du wolltest mir quasi... Freude machen?“
Sraan knurrte kaum merklich. Ein verzweifeltes Lächeln machte sich auf M’Naos pelzigem Gesicht breit. Das Gefühl, ein Kadett im ersten Jahr zu sein, der von seinem Vorgesetzten für das Veranstalten einer zu wilden Party gerügt wurde, schlich sich in seinen Brustkorb. „Ich freue mich. Ich würde mir eher den Schwanz abbeißen als jetzt zu lügen.“ Sanft streichelte M’Nao mit den pelzigen Fingern über Sraans schuppiges Maul. „Wirklich, wenn ich das vorher gewusst hätte...“
„Du musst das nicht sagen“, murmelte Sraan und es klang traurig.
„Nein.“ M‘Nao drückte seinen Kopf an Sraans Schulter und legte die Hand an Sraans Maul. Es war unfassbar schwer, Sraan eine Gefühlsregung anzusehen, denn Gorn kommunizierten Mimik vor allem über das verändern ihrer Hautfarbe und über verschiedenen Schuppenstellungen, so das es nicht selten so wirkte, als wenn sei schuppiges Gesicht aus Stein wäre. M'Nao verließ sich auf seine Gefühle und Instinkte, die Dinge, die ihn am meisten mit Sraan verbanden. Und seine Gefühle sagten ihm nun, das der große Klotz von einem Gorn Trost brauchte. Er sagte: „Für mich hat noch nie jemand das Zuhause warmgehalten.“ Es klang kaum eine Sekunde später furchtbar dumm in seinen eigenen Ohren, doch Sraan lächelte ganz schwach, so weit er anatomisch in der Lage war, ein Lächeln zustande zu bringen. Das hieß, das er unglaublich glücklich sein musste,
„Das war dumm“, sagte er. „Das konntest du nicht wissen. Ich hätte gar nicht erst... wütend werden sollen.“
Es kostete eine Gorn Mühe, seine Wut so dermaßen zurückzuhalten, wie Sraan es tat. Im Dienst auf einem Föderationsschiff voller fremder Völker, denen er ein Vorbild sein musste. Oder gar seine Gefühle zu zeigen, vor demjenigen, mit dem er zusammenlebte. Mit einem Nicht-Gorn. M’Nao konnte sich nur vorstellen, wie schwer einem als xenophoben Jäger geborenen Wesen das fallen musste.
„Unsinn“, sagte er bestimmt. „Ich glaube die meisten Gorn würden ihre Gefühle gar nicht so offen zeigen.“
„Nein“, stimmte Sraan zu. „Aber ich bin nicht wie die meisten. Die meisten würden dich wahrscheinlich häuten und fressen.“
M’Nao wusste nicht, ob das ein Witz war, dennoch lachte er. „Ein Caitianer würde wahrscheinlich tagelang einen Steppenlauf machen, um sich von dem hier zu beruhigen.“
Sraan rieb sich die Nüstern mit den Krallen. Dann ließ er seine Zunge hervorschnellen.
„Ich hab dir doch dieses Buch gegeben. Die wichtigsten Gesellschaftsformen der Gorn.“
M’Nao sah zu Sraan auf. „Das Ding ist über tausend Seiten lang.“
Sraan zog die Lippen zu einem schmalen Strich. „Vielleicht war auch das übertrieben und impulsiv.“
„Für deine Übertreibungen und impulsiven Ideen liebe ich dich doch gerade.“ Seufzend stand M’Nao auf und rieb Sraans Nackenschuppen. „Immerhin wird es dann nie langweilig.“
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