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Unter Kriegern

von Harald Latus, Kontikinx1404

Kapitel 2

Robin materialisierte nach dem Nottransport in einer öden Gegend, die kaum einladender war als ein Ausflug auf den Mars. Nur Ödland und Steine, soweit das Auge reichte. Linker Hand befand sich eine Anhöhe, die sie nicht überblicken konnte, und sie knurrte tief in sich hinein, dass sie nicht genauer hingeschaut hatte, wo sie sich auf den Boden gebeamt hatte. Eigentlich meinte sie, hier eine lebensfähige Umgebung wahrgenommen zu haben, allerdings sah das alles nicht danach aus. Die Tasche, die sie trug, setzte sie ab und öffnete sie. Aus den wenigen Dingen, die darin waren, entnahm sie erst einmal einen Wasserbeutel, und gönnte sich einen Schluck Wasser. Es war nicht gerade warm auf diesem Planeten, der ihr kaum Möglichkeiten bot. Aber als alte Optimistin vertraute sie darauf, dass es eigentlich nur besser werden konnte.
Ihre mutige Einstellung erhielt jedoch sogleich einen Dämpfer, als sie feststellte, dass sie beim schnellen Zusammenpacken im Shuttle ein wichtiges Utensil vergessen hatte. In Ihrer Tasche fehlte ein Trikorder. Ausgerechnet das Wichtigste, mit dem man umfassende Scans durchführen konnte, Lebensmittel auf die Eignung des Verzehrs prüfen oder gar andere Lebenszeichen feststellen konnte.
Sie schalt sich einen Narren, dass sie nicht genauer darauf geachtet hatte, aber nun war es zu spät. Das Shuttle war nicht zu Boden gestürzt, ein Zeichen dafür, dass es abgefangen oder in der Umlaufbahn zerstört worden war. Also gab es keine Gelegenheit, vielleicht auf brauchbare Überreste zu stoßen.

Robin beschloss, zunächst einmal die Anhöhe zu besteigen, um sich einen Rundumblick zu gönnen und dann zu entscheiden, wie sie weiter vorgehen würde.
Während die Sonne sich langsam dem Horizont zuneigte, verspürte sie einen kalten Luftzug. Sie war sich nicht sicher, aber irgendein Gefühl sagte ihr, dass es noch empfindlich kalt werden konnte. Sie musste sich einen Unterschlupf suchen, wenn sie die Nacht überstehen wollte. Sie hatte keine Ahnung, wie lange diese auf dem Planeten dauern würde.
Langsam machte sie sich auf den Weg die Anhöhe hinauf, die deutlich steiler und kräftezehrender war, als sie ausgesehen hatte. Es war ein immer weiter ansteigendes Gelände, auf dem, wie auf dem Mars, viele Steine einfach so herum lagen, ohne dass man erkennen konnte woher sie einmal gekommen waren.
Es war ein beschwerlicher Aufstieg. Sie hatte auch das Gefühl, dass es immer steiler wurde, oder trog sie jetzt schon ihre Empfindung?
Wenigstens besaß sie Ausdauer, auch wenn sie nicht die Supersportlerin war. In ihrer frühen Jugend hatte sie ( im Laufen einen Ausgleich und eine Möglichkeit zum Stressabbau gefunden. Auch später, an der Sternenflottenakademie und darüber hinaus, war sie diesem Sport treu geblieben. Ein Umstand, der sich nun bezahlt machte.

Eine ähnliche Situation, wie diese besondere Herausforderung, hatte sie nur einmal beim Überlebenstraining erlebt, aber da wusste sie, dass es nur eine Übung war und wäre sie in Schwierigkeiten gekommen, wäre schnell Hilfe herbeigeeilt. Doch hier gab es keine Hilfe, keine Rettung. Niemanden gab es hier und das bedrückte Robin sehr und nagte an Ihrem Mut und Durchhaltevermögen. Sie war allein, allein auf einem ganzen Planeten und sie wusste nicht, ob man sie jemals jemand finden würde.
Aufgewachsen auf einem Frachtschiff, war sie immer von Leuten umgeben gewesen. Egal was kommen mochte, es war immer jemand da gewesen, den man hatte fragen können, der einem Schutz geboten oder getröstet hatte. Aber hier war sie allein, das wurde ihr nun erst richtig bewusst.
Bis zur Hügelkuppe waren es inzwischen nur noch wenige Meter und Robin schöpfte neuen Mut. Mit kräftigen Schritten ging sie voran und kam mit Einbrechen der Dämmerung auf dem Kamm der Erhebung an.
Ihr Blick erhellte sich bei dem, was sie sah.
Vor ihr lag ein kreisrunder Talkessel, ohne Frage durch einen Meteoriteneinschlag vor vielen Jahrhunderten gebildet, und im Gegensatz zu ihrem Ankunftsplatz das genaue Gegenteil einer Wüste.
Es gab üppige Vegetation und hohe Bäume. Trotz allem sah sie keine Tiere, keine Vögel oder andere Lebewesen. Froh darüber, dass sie zumindest ein Feuer würde machen können, stieg sie in den Talkessel hinab, der deutlich tiefer lag als die Stelle, von der sie gestartet war. Das war wohl auch der Grund dafür, dass sich die Vegetation nicht über diese Mulde hinausentwickelt hatte.
Langsam ging sie voran, während die Vegetation schnell alles um sie herum verschlang. Schon nach wenigen hundert Metern stand sie in einem hochgewachsenen Wald, der sich scheinbar über mehrere Jahrhunderte ungezügelt entwickelt hatte. Es war schwer, sich durch das Gestrüpp und die vielen Bäume zu quälen, denn es gab keinen Weg. Alles war dicht zugewachsen und sie konnte nur wenige Meter weit sehen, vor allem, da es dunkel wurde und sie sich den Weg mit einer Taschenlampe suchen musste. Als sie ebenen Boden unter den Füßen hatte, war es bereits Nacht geworden, und ein fahler großer Mond stand am Himmel, der ein wenig Licht spendete. Allerdings kam in dem dicht bewaldeten Gebiet kaum noch Licht auf dem Boden an.
Vor ihr ragte plötzlich ein dicker umgefallener Baumstamm auf. Der Stamm maß sicher zwei Meter in der Breite. Langsam folgte sie dem Stamm, bis sie auf eine Lichtung traf. Ein kaum fünfzig Meter im Durchmesser großer Bereich mit felsigem Untergrund hatte hier scheinbar das Aufwachsen von Bäumen und Büschen verhindert. Immerhin ein Ort, an dem sie die Nacht verbringen konnte. Allerdings war es nach der Anstrengung und dem damit verbundenen Energieverlust inzwischen sehr kalt geworden, weil sie geschwitzt hatte. Robin fror nun regelrecht. Es war an der Zeit um sich ein wenig Holz zu suchen und sich ein Feuer zu machen. Nach wenigen Minuten hatte sie mit einigen trockenen Zweigen ein kleines Feuer entfacht und wärmte sich erst einmal auf.
Es war ungewohnt für sie, diese besondere Stille zu erleben. Die permanente Geräuschkulisse eines Raumschiffes fehlte ihr nun und alles, was sie hörte, war der Wind, der die Zweige der Bäume bewegte und der gelegentlich aufheulte, wenn er durch die Baumkronen strich.
Robin schätzte, dass dieser Bereich sich durch Niederschläge gebildet hatte, schloss aber nicht aus, dass es auf dem Planeten auch eine Vegetation an anderer Stelle geben musste. Irgendwie mussten diese Bäume entstanden sein.
Der Wind sorgte noch für weitere merkwürdige und teilweise angsteinflössende Geräusche. Hinter Robin entstand ein klapperndes Geräusch, wie schnell aufeinanderschlagende Holzteile, was sie herumfahren ließ.
Der aus dieser Richtung ankommende Windstoß hätte fast ihr Feuer zum Verlöschen gebracht. Robin, die für einen Moment alarmiert war, beruhigte sich wieder und riss eins der Überlebenspäckchen auf. Gerade wollte sie herzhaft in das Fertigsandwich beißen, als ihr bewusst wurde, dass sie nur wenige Rationen zur Verfügung hatte. Ihr war klar, dass sie sich ihre Nahrung und möglicherweise auch das Wasser einteilen musste, da sie nicht feststellen konnte, ob hier eventuell vorhandene Nahrungsmittel überhaupt genießbar waren.
Sie entschied sich trotzdem dafür, die Hälfte des Sandwichs zu essen und kramte dann in ihrer Tasche nach der Notboje. Doch vor dem Einschalten kamen erneut Zweifel in ihr auf.
Wenn sie den Sender aktivierte und das Dominion das System noch nicht verlassen hatte, würde man wissen, dass sie überlebt hatte. Keine optimale Voraussetzung für eine gute Nachtruhe. Sie entschied sich also dafür, den Sender erst am nächsten Tag zu aktivieren, in der Hoffnung, dass das Dominion bis dahin weit weg war.
Sie rollte sich an einer geschützten Stelle in eine Decke ein, um die Nacht zu verbringen, doch der Schlaf wollte nicht kommen. Ihre Gedanken kreisten um das Überlebenstraining und die Tatsache, dass die Realität jetzt und hier ganz anders aussah. Der Unterschied, hier ganz allein auf einem fremden Planeten mit wenig Hoffnung auf Rettung zu sein, machte ihr Sorgen.

A A A

Kritisch und hungrig betrachtete Robin die runde, blaue Frucht, die an einem Stiel zirka dreißig Zentimeter aus dem Boden ragte. Die einzige Frage, die sie beschäftigte, war, ob diese Frucht essbar war. Sie ging in die Hocke, um sich diese seltsame Frucht genauer anzusehen und zu untersuchen. Die Größe war vergleichbar mit einer Orange. Auch die äußere Schale fühlte sich ähnlich an, wenngleich sie etwas fester war als die heimische Zitrusfrucht. Der Stiel, auf dem die Frucht wuchs, war hölzern und dünn. Trotzdem war er erstaunlich flexibel. Nicht zum ersten Mal ärgerte sich Robin über sich selbst, dass sie bei ihrem hektischen Aufbruch, aus dem Shuttle, nicht darauf geachtet hatte, einen Trikorder mitzunehmen.
Sie erhob sich wieder und verließ nachdenklich die Wiese, die voll von diesen seltsamen Früchten war. Das Risiko, sich hier eine Vergiftung einzufangen, die womöglich tödlich endete, war einfach zu groß. Dies war inzwischen ihr dritter Tag auf diesem Planeten. Auch wenn die Tage hier etwas länger als die gewohnten vierundzwanzig Stunden zu dauern schienen. Die Temperatur war nachts sehr niedrig, so dass Robin bisher immer frierend einschlafen musste. Trotz des üppigen Pflanzenwuchses in diesem Krater, gab es keine Pflanze, die über große Blätter verfügte, mit denen man sich einen Unterstand bauen konnte, oder die als Unterlage taugten.
Einen Tag nach ihrer Ankunft hatte sie den kleinen Notsender oben am Rande des Kraters aufgestellt. Bisher hatte sie jeden Tag kontrolliert, ob er noch funktionierte. Heute hatte sie dies noch nicht getan, deshalb machte sie sich nun auf den Weg, dies nachzuholen.
Bevor sie sich jedoch an den steilen Aufstieg machte, warf Robin nochmals einen Blick in den Himmel. Die Sonne strahlte hell, auch wenn sie nicht sehr hoch über dem Horizont stand und somit kaum Wärme spendete. Es waren wenigstens keine Wolken am blaugrünen Himmel dieser Welt. Allein das war schon ein kleiner Grund optimistisch zu sein. Während sie gestern den Sender kontrollierte, war sie auf dem Rückweg in einen kurzen, aber heftigen, Regenschauer geraten. Nicht genug, dass sie völlig durchnässt wurde, der Regen juckte auch noch auf der Haut. Vermutlich eine Art von saurem Regen. Die Nacht darauf war furchtbar kalt und hatte ihr mehr Kräfte geraubt, als dass sie sich erholte. Ihre Uniform, die sie nachts zum trocknen aufgehängt hatte, war zwar am nächsten Morgen wieder trocken, wies jedoch schon deutliche Schmutzflecken auf.
Da keine Wolken zu sehen waren, verdrängte sie die Erinnerung an gestern und machte sich auf den Weg zum Sender.
Die Strecke kam ihr heute irgendwie länger vor und sie war auch viel früher am Ende ihrer Kräfte angelangt, so dass sie zwischendurch pausieren musste. Hier machten sich die stark reduzierte Ernährung und die damit einhergehende Entkräftung deutlich bemerkbar.
Am Rand des Kraters angekommen entdeckte sie das kleine Gerät. Es stand noch genau an der Stelle, wo es gestern gestanden hatte. Zum Glück hatte es der Wind, der in dieser kargen, felsigen Landschaft wehte, nicht umgeblasen. Robin überprüfte die Energieanzeige und die Sendeleistung. Beide Werte waren in Ordnung, sie zog aber in Betracht, die Sendeleistung zu erhöhen. Es war nur zu dumm, dass sie hier nicht über geeignetes Werkzeug verfügte, um diese Modifikation durchführen zu können. Die Sendeleistung war so gering, dass wohl kaum jemand außerhalb dieses Sonnensystems das Signal auffangen würde. Diesen Plan musste sie wohl begraben. Der Sender würde noch wochenlang funktionieren, auch wenn sie schon längst alle Notrationen aufgebraucht hatte.
Es war schon eine Ironie des Schicksals, dass es ihr gelungen war, sich vor der Vernichtung zu retten, nur um jetzt auf diesem kümmerlichen Felsen elend zu verhungern.
Die Notrationen waren auch so eine Sache, über die sie sich noch Gedanken machen musste. Wenn sie sparsam war, konnte sie damit vielleicht noch zwei Tage überleben. Spätestens dann würde es eng werden. Robin hatte jedoch nicht vor, es so weit kommen zu lassen. In so gut wie jeder Landschaft, war sie auch noch so unwirtlich, gab es tierisches Leben. Sie warf einen Blick in die weite karge Landschaft, die den fruchtbaren Krater umgab. Allerdings konnte sie hier wohl kaum mit großen Tieren rechnen, die man jagen und verspeisen konnte. Wenn es denn auf diesem Planeten überhaupt welche gab. Seit ihrem Aufenthalt hier, hatte sie noch nicht mal Insekten entdeckt. Wenn nicht bald Rettung eintraf, würde sie wohl oder übel, den kleinen Krater verlassen müssen, in der Hoffnung woanders noch so eine Oase, mit Tieren zu finden.
In der Ferne sah sie dunkle Wolken am Himmel. Sie würde sich besser zurück zu ihrem Lager begeben, denn auf so einen Regenschauer wie gestern hatte sie keine Lust.
Es wurde langsam Zeit, sich auf einen längeren Marsch vorzubereiten. Doch ohne Essen und Wasser war auch das ein Himmelfahrtskommando.
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