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Ein ehrgeiziger Traum

von Harald Latus

Kapitel 2

Das alles war vor mehr als zwei Jahren geschehen. Irgendwann war der Kontakt mit dem Planungsbüro abgebrochen und auch auf Nachfrage von Frank war keine Rückmeldung mehr gekommen.
Er fühlte sich mies, verraten und verkauft und hatte einen gehörigen Zorn auf die so genannten Bürohengste, die seine Arbeit scheinbar nicht zu würdigen wussten.
Vor einem knappen Jahr hatte die Sternenflotte dann auch noch offiziell bekannt gegeben, dass sie an einem Projekt mit dem Namen PROMETHEUS arbeitete, ein Schiff, welches die Fähigkeit hatte sich in drei verschiedene Teile zu splitten und mit einem Multivektor-Angriffsmodus ausgestattet sein sollte.
Enttäuscht hatte Frank zur Kenntnis genommen, dass sein Vorschlag damit wohl verworfen worden war und man anderen Plänen den Vorzug gegeben hatte.
Inzwischen bereute er es fast, dass er sich die Mühe gemacht hatte, all diese Energie in ein solches Projekt gesteckt zu haben und schalt sich einen Narren, dass er geglaubt hatte, er hätte tatsächlich eine Chance darauf, dass ausgerechnet der Vorschlag eines ersten Offiziers, der mit einem reaktivierten alten Schulschiff durch die weiten des Alls flog, erwählt worden war.

Er schaute auf den Bildschirm mit dem Entwicklungs-Logo seiner AVATAR-Klasse und drückte ein wenig wehmütig die Aktivierungstaste um seinen Logbucheintrag aufzuzeichnen. Er wollte gerade ansetzen seine persönlichen Aufzeichnungen zu beginnen, als sein Kommunikator zirpte.
„Dekkers hier!“, sagte er klar und deutlich und wartete, wer sich melden würde.
„Hi, hier ist Rick.“
Der Captain saß wohl alleine immer noch in seinem Bereitschaftsraum, denn im Beisein der Crew hielten sie immer noch den gebührenden dienstlichen Abstand bei der Ansprache aufrecht.
„Was gibt es, ich bin müde und will eigentlich nur noch meine Logbucheintragungen machen und danach ins Bett.“, sagte er ehrlich, denn er war so ausgelaugt, dass er auch keine Lust mehr auf einen Abend im Offizierskasino hatte.

„Nun, ich habe eine neue Anweisung erhalten, die Dich möglicherweise interessieren wird. Ich wollte es Dir gleich mitteilen, sie ist gerade erst eingetroffen.“
Etwas lustlos erwiderte Frank die Worte des Captains.
„Hat das nicht Zeit bis morgen, ich bin so erschlagen, dass ich schon fast im Stehen einschlafe.“
Der Captain machte eine kurze Pause, dann sagte er mit einem leicht provokativen Unterton in der Stimme,
„Nun ja, wenn ich schon wegen Dir eine Kursänderung vornehmen muss, dann kann ich wohl von Dir erwarten, dass Du dich auch dafür interessierst, oder?“

Frank war sicher das dies wieder einmal einer dieser Scherze war, die sich der Captain gelegentlich mit ihm erlaubte, aber das beschwingte Lachen, welches solche Gelegenheiten immer begleitete und an dem Frank erkennen konnte, dass der Captain damit einen Scherz machte, fehlte.
Einen Augenblick herrschte Stille und Frank überlegte, ob er nun tatsächlich noch einmal zur Brücke gehen sollte oder nicht.
„Ich könnte es Dir ja auch befehlen... aber...“, erklärte Rick und wartete noch immer auf eine Antwort.
Frank riss sich zusammen, „Nein, ist schon gut. Ich bin auf dem Weg.“
Er deaktivierte seinen Kommunikator und verließ sein Quartier. Ohne übermäßige Eile folgte er dem Flur zum Turbolift und trat ein.
„Brücke!“ wies er den Computer an und spürte wie sich der Lift sanft in Bewegung setzte. Schon nach wenigen Sekunden betrat er das Nervenzentrum des Schiffs und durchquerte die Brücke um zum Bereitschaftsraum zu gelangen. Wenigstens hatte man bei der Wiederindienststellung daran gedacht, das Brückenmodul gegen ein zeitgemäßeres auszutauschen, so dass es dem etwas älteren Schiff wenigstens hier nicht an Bequemlichkeit und Funktionalität mangelte.
Ohne zu zögern trat Frank ein und sah seinen Captain am Fenster stehen und in die tiefe Schwärze starren, die sich dahinter verbarg.

„Hi Rick....“, sagte er nachdem er eingetreten war
„...was ist so wichtig, dass es nicht bis morgen warten kann?“, fragte er seinen Freund und Captain.
Ohne seinen Blick vom Fenster abzuwenden erwiderte dieser:
„Sag Du es mir...“ und Frank spürte erstmals eine gewisse Reserviertheit in seiner Stimme.
„Ich? Wieso ich, was habe ich denn damit zu tun?“
Nur langsam drehte sich der Captain zu ihm um und schaute ihn lange und fragend an.
„Nun ich habe Neuigkeiten für Dich, du hast es geschafft. Endlich kannst Du deinen so heiß geliebten Posten im Planungsbüro der Flotte bekommen. Meinen Glückwunsch!“, sagte er steif und legte ein Padd auf den Schreibtisch, welches er die ganze Zeit in der Hand gehalten hatte. Der erste Offizier war sprachlos.

„Aber... aber ich habe damit wirklich nichts zu tun.
Du weißt genau, dass die ganze Sache vor mehr als zwei Jahren eingeschlafen ist. Ich habe nie wieder etwas davon gehört und inzwischen habe ich mich damit abgefunden, dass dieser Traum nie Wirklichkeit werden wird. Ich habe das längst abgehakt.
Du weißt, ich bin zufrieden mit meiner Position und mit meinem Leben. Ich habe jede Menge Freunde hier auf diesem Schiff und es verlangt mich nicht nach einem anderen Kommando.“
Rick setzte sich nun in seinen Stuhl und wippte langsam hin und her.
„Frank, Du verstehst mich falsch. Man hat mir keine Bitte oder eine Empfehlung vorgetragen. Es ist ein Befehl!“
Der erste Offizier musste schlucken. Ihm war ganz plötzlich ziemlich mulmig zumute und er wartete gespannt aber auch mit Unbehagen auf das, was nun kommen würde.
„Anscheinend hat es einigen Bürohengsten gefallen, mir meinen fähigen ersten Offizier wegzunehmen.
Die Anforderung, Dich betreffend war klar und eindeutig. Man hat mich nicht gebeten Dich freizustellen. Nein, man hat es mir befohlen!“
Frank konnte sehen, dass sich der Captain richtig darüber ärgerte.
„Wir werden in ungefähr einer Woche auf Antares sein, wo Du deine neue Dienststelle antreten wirst. Wie auch immer... meinen Glückwunsch.“

Franks Gesichtsausdruck war wie versteinert. Wie um alles in der Welt kam man gerade jetzt darauf, ihn anzufordern? Das Projekt, welches er vorgeschlagen hatte war abgelehnt worden und fähige Ingenieure, die sich in Raumschiffarchitektur auskannten gab es wie Sand am Meer.
Jetzt, wo er sich mit seinem Schicksal abgefunden hatte auf diesem alten Schiff die Weiten des Alls zu durchqueren, jetzt wo es seine zweite Heimat geworden war. Jetzt plötzlich sollte es anders werden und alles sollte sich ändern?
Es fiel ihm schwer das zu glauben.
„War das alles?“, fragte Frank knapp. Der Captain ließ seine flache Hand auf die Schreibtischplatte fallen, was einen klatschenden Laut erzeugte und stand auf.
„Ja, ich wollte es Dir nur gleich sagen, ich dachte Du freust Dich darüber.
Immerhin eine neue Chance, deine Träume zu verwirklichen.“, erwiderte er.
„Ja, Danke!“, gab Frank beklommen und mit einem Kloß im Hals zurück und verließ den Bereitschaftsraum.

Als sich die Türen geschlossen hatten atmete Rick erleichtert aus und lächelte.
Das war für Ihn eine schwere Angelegenheit gewesen. Seit vielen Jahren, ja fast seit sie sich das erste Mal begegnet waren, hatte er seinen guten Freund niemals belogen.
Er trat erneut vor das Fenster und starrte in den Raum hinaus. Nun ja, er hatte ihn nicht wirklich belogen aber er hatte ihm zumindest nicht alles erzählt.
Aber er rechtfertigte es mit dem Vorrecht des Captains, dass er nur soviel erzählen musste, wie es für die kommende Mission notwendig war zu wissen.
Auch wenn es sich hierbei nicht gerade um eine Mission handelte, sondern mit Sicherheit um einen Abschied.
Das war das Einzige was er wirklich aufs höchste bedauerte.
Er würde einen guten Freund verlieren, wahrscheinlich seinen besten Freund, der ihm in den letzten Jahren treu und hilfreich zur Seite gestanden hatte.

Die nächsten Tage verliefen ruhig und Rick hatte das Gefühl einen Fehler gemacht zu haben.
Er hätte Frank reinen Wein einschenken sollen, aber das Flottenkommando hatte ihm auch untersagt zu viele Informationen weiterzugeben.
Normalerweise scherte er sich einen Dreck darum.
Wenn er seinem ersten Offizier nicht vertrauen konnte, wem dann?
Außerdem ließ sich manche Last besser auf zwei Schultern tragen, als auf einer allein.
Anscheinend wollte sich aber Frank genauso wenig mit der neuen Situation abfinden wie er, denn Sie redeten kaum miteinander.
Sogar ihre gemeinsame Bowlingrunde die sie im Frachtdeck fünf eingerichtet hatten ließ er aus und so waren nur der Captain und zwei weiterte Brückenoffiziere anwesend und es wollte nicht so recht Stimmung aufkommen.

* * *




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