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I need a doctor

von Darchelle

Kapitel 2

Es ist ziemlich langweilig hier oben. Kommen erst morgen an. Wir sehen uns in vier Tagen. Ich liebe dich. J
Leonard erhält Jims Nachricht mitten im Nachmittag. Es ist sein dritter Tag im Krankenhaus und langsam hat er das Gefühl, vor Langeweile zu sterben. Immerhin denkt Jim an ihn und schreibt ihm.
Mir ist auch langweilig. Die Krankenschwester will mich nicht gehen lassen (danke dafür) und es gibt rein gar nichts zu tun. Sei bitte vorsichtig. Ich liebe dich auch. P
Leonard seufzt und schaut den Film zu Ende, den er sich gerade angesehen hat, als Jims Nachricht reingekommen ist.
Lächelnd erinnert er sich zurück, wie sie einmal einen ganzen Samstag in Jims Zimmer verbracht haben, weil sein Mitbewohner weg war. Sie haben einen Film geschaut, Gesellschaftsspiele gespielt und über allen möglichen Quatsch geredet und gelacht. Er erinnert sich noch genau daran, wie sie an diesem Abend in den Club gegangen sind. Jim ist plötzlich gegen ihn gestolpert und hat diesen Anmachspruch fallen gelassen. Damals wäre er nie auf die Idee gekommen, dass er es wirklich ernst meint. Jim hat ihm später - nachdem sie ein Paar geworden sind - gesagt, dass er es damals wirklich ernst gemeint hat und sich gewundert hat, wieso er nie darauf gekommen ist, was Jim wirklich empfindet. Gut, Leonard muss zugeben, er hat sich auch ziemlich dämlich angestellt. Er hat nicht eingesehen, dass Jim tatsächlich in ihn verliebt ist. Sein Freund hat alles versucht, ihn für sich zu gewinnen, hat es ja dann auch geschafft. Aber Leonard hat immer gedacht, Jim sei einfach so. Er könne nicht anders als flirten. Auch bei seinem besten Freund. Es ist dieser Tag gewesen, an dem Jim ihm gesagt hat, er hätte sich wegen ihm so in seinem Verhalten geändert - was er für einen Scherz gehalten hat -, an dem er begonnen hat, sich Gedanken über seine Gefühle zu machen. Er hat von sich selbst immer gedacht, er würde bloss auf Frauen stehen, aber wie Jim sich ihm gegenüber verhalten hat, hat seine Freundschaft immer mehr verstärkt, bis es mehr geworden ist. Zugegeben, er hätte es sich nicht eingestanden, hätte Jim nicht diesen -zugegebenermassen süssen - Anmachspruch von sich gegeben. Es ist mehr so ein schleichendes Gefühl gewesen. Ein Funken, der sich in seinem Herzen versteckt und gewartet hat, bis ein Windstoss kommt und ihn entfacht. Jim hat diesen Windstoss ausgelöst und Leonard hat gemerkt, was er wirklich empfindet. Jim hat sein Ziel erreicht.
Jetzt sind sie noch unzertrennlicher als damals als Freunde und Leonard vermisst Jim. Die letzten beiden Nächte hat er nicht sonderlich gut geschlafen. Er muss dauernd daran denken, dass sie in Jims Quartier auf seinem grossen Bett liegen könnten, mit romantischer Musik und eng aneinander gekuschelt.
Wie soll er die nächsten vier Tage alleine überstehen?
“Wie fühlen Sie sich?” Die Krankenschwester betritt sein Zimmer mit einem Tablett voller Essen.
“Es ging mir schon besser.” Das Kopfteil seines Bettes wird hochgelassen und das Tablett auf seinen Schoss gelegt.
“Ich muss mich für mein Verhalten neulich entschuldigen. Wenn ich nichts tun kann, kann ich unausstehlich werden.”
Die Frau lächelt. “Keine Sorge, ich habe schon Schlimmeres erlebt. Guten Appetit.”
Wieder ist Leonard allein.
Seinen Gedanken nachhängend, rührt er das Essen kaum an. Er will hier weg, wieder arbeiten, wieder zu Jim. Ihm ist es selbst etwas unheimlich, wie sehr er seinen Freund vermisst, aber er kann nichts dagegen tun. Zudem macht er sich Sorgen um Jim. Sogar als Captain der Enterprise schafft er es immer wieder, sich in irgendwelche Schlägerein verwickeln zu lassen oder mit sonstigen Verletzungen von einer Mission zurück zu kommen. Es vergeht selten eine Woche, in der Leonard ihn nicht irgendwie zusammenflicken muss. Er selbst schafft es dafür, sich beim Einräumen eines Regals die Rippen zu brechen und eine Gehirnerschütterung einzufangen. Wie unfähig muss ein Mensch bitte sein?
Als die Krankenschwester eine Stunde später wieder auftaucht, hat er nicht die Hälfte des Tellers leer gegessen.
“Morgen dürfen Sie aufstehen und sich etwas bewegen. Aber noch nicht das Krankenhaus verlassen”, sagt sie und räumt kommentarlos das Tablett weg.
Leonard wüsste auch nicht, wo er hingehen sollte. Jetzt, da Jim irgendwo im All herumschwebt, hat er keinen Ort, an den er gehen kann. Immerhin ist er nicht mehr zum Nichtstun verdammt. Das Krankenhaus hat einen wunderschönen Park, in dem sich die Zeit gut totschlagen lässt. Vielleicht findet sich ja jemand, mit dem er eine Runde Schach spielen kann.
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