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Bad case of lovin' you

von Darchelle

Kapitel 2

Als er das nächste Mal auf die Uhr schaut, ist es bereits ziemlich spät. Langsam fragt er sich, wo sein Freund bleibt. Doch dann kommt ihm die Antwort in Form eines Lächelns, das sich wohl für immer in sein Gehirn eingebrannt hat. Pille ist wahrscheinlich so sehr damit beschäftigt, Stradlater zu unterhalten, dass er die Zeit vergessen hat. Dieser Gedanke lässt erneut Wut in Jim aufsteigen. Frustriert steht er auf und geht im Zimmer auf und ab. Am liebsten würde er jetzt in die Krankenstation - oder wo auch immer die beiden stecken - stürmen und Pille an den Ohren hierher ziehen. Das gibt es doch nicht! Er versucht gar nicht erst, sich zu beruhigen. Stattdessen schnappt er sich eines seiner Kissen und wirft es gegen die Wand hinter dem Bett.
“Wow, was ist los?”, erklingt gleich darauf eine Stimme hinter ihm. Jim dreht sich um. Pille steht in der Tür und schaut ihn mit hochgezogener Augenbraue skeptisch an.
“Was los ist?”, fährt Jim ihn an. “Ich habe gesagt, mach ihr keine Hoffnungen! Und du verbringst die halbe Nacht mit ihr!”
“Ich mache ihr keine Hoffnungen. Sie will auch nichts von mir. Wir sind nur Freunde. Beruhig dich.” Pille setzt sich seufzend aufs Bett. Er wirkt ziemlich ruhig dafür, dass Jim ihn quasi angeschrien hat.
“Ich sehe es ihr an, Pille. Ich kenne diesen Blick.”
Jim steht vor seinem Freund, die Hände zu Fäusten geballt. Er würde gerne auf etwas einschlagen. Vielleicht sollte er kurz den Fitnessraum aufsuchen und den Sandsack vermöbeln.
“Vertraust du mir nicht?” In Pilles Stimme schwingt so viel Verletztheit, dass Jim beinahe ein schlechtes Gewissen bekommt. “Ich vertraue dir mein Leben an, Pille, das weisst du genau. Aber ihr nicht.”
“Komm her.” Nur widerwillig setzt sich Jim neben Pille, lässt aber nicht zu, dass dieser ihn in den Arm nimmt.
“Jim, bitte. Morgen ist sie weg und dann sehen wir uns bestimmt nie wieder. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ich liebe dich.”
“Ich liebe dich auch”, seufzt Jim. “Aber du musst versuchen, dich in meine Lage zu versetzen. Du hast heute mehr Zeit mit ihr verbracht als mit mir. Was soll ich da denken?”
“Das kann schon mal vorkommen. Du hast normalerweise auch mehr mit Spock zu tun als mit mir”, wirft Pille ein.
“Das ist etwas anderes.”
“Nein, ist es nicht. Ich könnte genauso gut eifersüchtig auf Spock sein. Siehst du, was ich meine? Aber ich weiss, dass du mich liebst und dass Spock bloss ein Freund ist. Mit Zoe und mir ist das genau dasselbe.” Pille legt seine Hand auf Jims und diesmal lässt er die Berührung zu.
“Ich bin trotzdem froh, wenn sie wieder weg ist”, sagt er trotzig und weiss genau, dass er sich anhört wie ein kleines Kind. Aber Pille ist sich das gewohnt. Jim starrt auf ihre Hände.
“Ich liebe dich.”
“Ich dich auch, Jim. Und jetzt lass uns schlafen. Es ist schon spät.”
Jim kuschelt sich in dieser Nacht fest an seinen Arzt und wünscht sich, ihn nie wieder loslassen zu müssen. Trotz Pilles Beteuerungen wird er morgen Nägel mit Köpfen machen, damit Stradlater ein für allemal klar wird, dass Leonard vergeben ist und sie keine Chance hat. Er freut sich diebisch auf ihren Gesichtsausdruck und realisiert wieder einmal, wie kindisch er ist. Aber solange Pille ihn so liebt, wie er ist, wird er nichts an seinem Verhalten ändern.

Am nächsten Morgen überlegt er sich fieberhaft, in welcher Situation er Stradlater am besten “überraschen” könnte.
“Wieso grinst du so?”, fragt Pille, der gerade aus dem Bad kommt und Jim nun beim Umziehen beobachtet.
“Nichts. Lass uns gehen.”
Gemeinsam tauchen sie in der Cafeteria auf und Jim muss sich zusammenreissen, nicht nach Pilles Hand zu greifen. Beim Frühstück will er die Katze noch nicht aus dem Sack lassen. Er hat einen anderen Plan.
Pille setzt sich sogleich Stradlater gegenüber und sie verfallen in ein Gespräch. Der Captain muss aufkommende Eifersucht unterdrücken und setzt sich neben seinen Freund.
Nach dem Frühstück trennen sich ihre Wege und Jim will sich gar nicht vorstellen, was die beiden den ganzen Tag in der Krankenstation machen, da es ja sowieso nichts zu tun gibt. Er versucht, seine Wut damit zu stillen, dass sein Plan nicht besser laufen könnte. Je mehr Hoffnungen Stradlater sich macht, desto schlimmer ist für sie nachher die Erkenntnis, dass ihre Gefühle nie erwidert werden. Okay Jim, langsam wirst du böse. Und sowieso, wer sagt, dass sie nicht längst weiss, dass Pille und Jim ein Paar sind? Gut, hätte Pille es ihr gesagt, wüsste Jim das. Wieso sagt er es ihr nicht einfach? Weil er erstens nicht mit seinen Gefühlen hausieren geht und zweitens nicht glaubt, dass seine Kollegin etwas von ihm will. So ist Pille nunmal.
“Captain, wollen Sie nicht etwas essen?”, fragt Spock plötzlich. Jim schaut auf die Uhr.
So in seine Gedanken und seine Arbeit versunken, hat er nicht gemerkt, wie die Zeit vergangen ist. Sein Bauch knurrt demonstrativ.
“Wäre nicht schlecht. Spock, Sie haben die Brücke.” Der Vulkanier hat bereits etwas gegessen, soviel weiss Jim immerhin.
Er steigt in den Turbolift mit dem Ziel Krankenstation. Da kommt ihm ein Gedanke, den er in seinem tollen Plan gar nicht beachtet hat. Was, wenn Pille und Stradlater bereits gegessen haben oder er eine leere Krankenstation vorfindet? Naja, jetzt ist es schon zu spät. Und im Improvisieren war er schon immer ein Ass.
Trotzdem ist er erleichtert, als er die beiden quatschend vorfindet. Dass sich zwei Menschen so viel zu erzählen haben, kann er sich kaum vorstellen. Die beiden Liebenden verbringen nämlich ziemlich viel Zeit damit, nur schweigend nebeneinander zu liegen und ihre Nähe zu geniessen.
“Hallo”, grüsst er sie lächelnd, ignoriert geflissentlich die Reaktion der Krankenschwester, als er auftaucht und sie anscheinend stört. Es wird noch besser. Er geht direkt auf Pille zu, der auf einem Biobett sitzt und drückt ihm grinsend einen Kuss auf die Lippen.
Sein Freund ist mehr als überrascht und erwidert den Kuss dementsprechend auch nicht, aber das stört Jim nicht weiter.
“Habt ihr schon gegessen?”, fragt er dann und sieht Stradlater an. So sehr sie auch versucht, sich nichts anmerken zu lassen, man sieht ihr die Überraschung und die Enttäuschung an.
“Nein, wir wollten gerade gehen”, sagt sie unsicher.
Pille murmelt etwas. Jim sieht ihm an, dass er ihm am liebsten eine verpassen würde. Der Captain grinst nur vor sich hin. Genau so hat er sich das vorgestellt. Die Genugtuung ist überwältigend.
“Sie zwei sind also… zusammen?”, fragt die Frau mehr als verunsichert, als sie im Turbolift stehen.
“Schon seit ein paar Jahren”, antwortet Jim grinsend.
“Das freut mich für Sie.”
Die Stimmung am Esstisch ist danach mehr als im Keller. Pille spricht kein Wort, weder mit Jim noch mit Stradlater und Jim hat nicht vor, ein Gespräch mit der Frau zu beginnen. Die Atmosphäre scheint auch den anderen aufzufallen, denn niemand setzt sich zu ihnen.
“Gehen Sie schonmal vor, ich muss schnell mit Jim etwas besprechen”, sagt Pille nach dem Essen. Es ist das erste, das er seit dem Kuss sagt.
Stradlater nickt und lässt die beiden Männer irgendwo mitten im Gang stehen.
“Was hast du dir bitteschön gedacht?”, flüstert Pille wütend.
“Ich habe nur klargestellt, wem du gehörst.”
“Ich gehöre niemandem, verdammt. Weisst du eigentlich, in was für eine Situation du mich gebracht hast?”
Jim zuckt mit den Schultern. “Mach dir nicht in dein blaues Hemd. In was für einer Situation wärst du wohl gewesen, wenn sie dich nach einem Date gefragt hätte? Ich habe dir also eine Menge Erklärungsstoff abgenommen. Wirklich, du solltest offener mit unserer Beziehung umgehen.”
Pille starrt ihn perplex an.
“Ich muss jetzt auch mal wieder los. In fünf Stunden erreichen wir etwa den Stützpunkt.” Er klopft Pille auf die Schulter und lässt ihn stehen. Wenn sein Freund nicht weiss, was er sagen soll, lässt man ihm am besten etwas Zeit.
Bestens gelaunt kann Jim sich nun die nächsten fünf Stunden auf seine Arbeit konzentrieren, ohne dass er dauernd an Pille und Stradlater denken muss.

Die Enterprise erreicht den Stützpunkt pünktlich. Zusammen mit Pille steht Jim beim Ausgang, um Stradlater zu verabschieden.
“Hat mich gefreut, Ihre Bekanntschaft zu machen”, lächelt Jim und reicht der Krankenschwester die Hand.
“Die Freude ist ganz auf meiner Seite.” Sie schüttelt ihm die Hand und wendet sich dann Pille zu.
“Es war schön, Sie wieder zu sehen, Leonard.” Auch ihm reicht sie die Hand, das Lächeln nicht mehr ganz so breit wie auch schon.
“Machen Sie es gut.”
Mit einem letzten Nicken in ihre Richtung verlässt sie die Enterprise über die Treppe, die herangerollt ist.
Pille seufzt und wendet sich Jim zu.
“Bist du jetzt zufrieden?”, fragt er und klingt dabei, als hätte er eine Wette verloren.
“Mehr als.” Jim greift nach seiner Hand und grinst ihn an.
“Ich habe nochmal nachgedacht. Nachdem Zoe erfahren hat, dass wir zusammen sind, war sie etwas seltsam. Vielleicht hattest du recht und sie hat wirklich gehofft, zwischen ihr und mir könnte etwas werden. Tut mir leid, dass ich dir nicht geglaubt habe.” Er küsst Jim kurz und schaut ihn dann ernst an. “Aber bitte, sei nie wieder so eifersüchtig. Das macht mir Angst.”
“Ich versuch’s. Ich liebe dich.”
“Ich dich auch.”
Sie kehren auf die Brücke zurück. Jim ist so froh, dass er diese Krise oder was das war, überstanden hat. Wieder einmal hat Pille ihm bewiesen, wie gross seine Liebe ist. Jim kann sich wirklich glücklich schätzen, so einen Freund zu haben.
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