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Dreistes Spiel

von Omikron

Kapitel 2

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„Dies ist ein stolzes Schiff!“, rief Commander Reynold und schritt vor seiner Besatzung auf und ab. „Nicht wahr?“
„Jawohl, Sir!“, riefen seine zwölf Beatzungsmitglieder synchron.
„Und es trägt einen überaus stolzen Namen. Einen Namen, der ein wunderschönes Land auf einem wunderschönen Planeten repräsentiert. Einen Namen, der für unsere Heimat steht und damit für alle Werte, die uns Menschen ausmachen, nicht wahr?“
„Jawohl, Sir!“
„Der Name der Schiffes lautet U.S.S. Nebraska. Glaubt ihr, die U.S.S. Nebraska ist auch heute noch fähig, sich mit jedem Feind anzulegen, der sie und damit auch ihren Namen und ihre Werte angreift?“
„Jawohl, Sir!“
„Dann zeigen wir diesem listigen kleinen Vulkanier auf der Acheron mal, was ein Schiff, das einen stolzen Namen von der Erde trägt, zu seiner angeblichen außerirdischen
Überlegenheit sagt! An die Arbeit!“
Commander Reynold ließ seine Besatzung abtreten und setzte sich dann an die Navigationskonsole. Auch er selbst musste jetzt anpacken, wollte er das Schiff innerhalb weniger Stunden gefechtsklar bekommen. „Nette Rede“, sagte Rear Admiral Kitamura und setzte sich in den Kommandosessel. „Wenn Sie so gut kämpfen, wie Sie sprechen, dürften
Sie mit Syvok keine Probleme haben.“
„Unterschätzen Sie diesen Vulkanier nicht“, entgegnete Reynold. „Man sieht ihm nicht an, zu welchen gerissenen Schachzügen er fähig ist.“
„Haben Sie schon einmal gegen ihn gekämpft?“
„Nein. Aber schon oft genug mit ihm. Und ich glaube kaum, dass ich mit diesem alten
Schiff eine reelle Chance gegen ihn habe.“
„Keine Sorge, Commander“, beruhigte ihn die Admiralin. „Auf den alten Gäulen lernt man reiten, das sagte schon Zefram Cochrane. Und selbst wenn Sie verlieren sollten-“
„Ich werde nicht verlieren“, schnitt er ihr das Wort ab. „Wissen Sie, ich habe vorgestern mit Syvok gepokert. Er ist vielleicht klug, aber eines hat er nicht verstanden: Dass man nicht immer ehrlich spielen muss.“
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08:49 Diese Sternzeit zeigte die Uhr an, die über dem Bildschirm der Acheron lief. Bald würde der Kampf beginnen. „Die Nebraska meldet Bereitschaft, Sir!“
Captain Ryan erhob sich aus dem Kommandosessel und wies Syvok an, sich zu setzen.
„Vermerk im Logbuch. Lieutenant Commander Syvok übernimmt das Kommando.“
Syvok ließ sich in den viel zu großen Kunstledersessel sinken und hatte sofort das Gefühl, darin zu versinken. „Ist die Acheron ebenfalls bereit?“
„Ja, Sir“, meldete Svyoks Navigator, Lieutenant Junior Grade Chanaëzhperekk. Der Mann war vom Volk der Bzzit Khat, das erst seit wenigen Jahren Mitglied der Föderation war. Sein Name war für menschliche Zungen nahezu unaussprechlich, weswegen sich die meisten Crewmitglieder auf ein simples Perekk oder Navigator beschränkten, wenn sie ihn ansprachen. Und während des Kampfes würde auch Syvok nicht die Zeit haben, ständig seinen vollen Namen auszusprechen.
„Die Zielerfassung ist mit den simulierten Phasern kombiniert. Die Torpedos wurden durch Attrappen ersetzt und der Schutzschild arbeitet einwandfrei.“
„Wieso diese Attrappen?“, wollte Lieutenant Griffith wissen. „Wäre es nicht einfacher, ungeladene Torpedos abzuschießen?“
„Einfacher mit Sicherheit“, erklärte Ryan, der sich an die Wand nahe des Frontschirms gelehnt hatte. „Aber auch teurer. Wissen Sie, was eine Warpspule in einem Torpedo kostet?“
Griffith nahm die Erklärung an und meldete anschließend der Nebraska, dass auch die Acheron bereit wäre. „Schaltung aufs Schiff!“, forderte der Kommandant der Acheron. Eine solch motivierende Rede wie Commander Reynold würde er nicht zustande bringen, aber was Syvok sagte, war noch armseliger als Captain Ryan vermutet hatte.
„Hier spricht Lieutenant Commander Syvok an die gesamte Besatzung. Operation
Guarded Wall beginnt!“
„Captain!“, meldete die Kommunikationsoffizierin sogleich. „Wir erhalten eine Nachricht vom Sternenflottenkommando. Auf einem unserer Raumschiffe, der U.S.S. Nebraska kam es zu einer Meuterei. Die Meuterer haben die Besatzung auf einem M-Klasse-Planeten ausgesetzt und einen Admiral als Geisel in ihrer Hand! Wir haben den Auftrag bekommen, den Admiral zu befreien und das Schiff zurückzuerobern.“
„Die Nachricht ist authentisch!“
„Ich habe das flüchtende Schiff auf dem Scanner, Sir“, meldete der Wissenschaftsoffizier.
„Ensign Yogolelo, setzen Sie einen Abfangkurs. Lieutenant Gaspyt, geben Sie Alarmstufe Rot für das ganze Schiff! Aktivieren Sie Waffen und Schilde!“
„Aye, Sir!“, bestätigte sie mit monotoner Stimme. Rein äußerlich sah Gyspit einer dunkelhäutigen Menschenfrau ähnlich, aber Syvok wusste, das sie kein Mensch war. Er wusste nicht einmal zu welchem Volk sie gehörte, oder ob es sich überhaupt um eine Frau handelte. Vielmehr vermutete er, dass ihre Rasse Hermaphroditen waren. Prinzipiell war es ihm auch egal, welchem Volk seine Offiziere angehörten, solange sie nur ihre Arbeit ordentlich erledigten. „Wir haben jetzt Sichtkontakt.“
„Legen Sie das Bild auf den Hauptbildschirm.“ Sogleich wurde die Heckansicht eines Schiffs der Excalibur-Klasse von den taktischen Analysen der Sensoren überblendet. „Lieutenant Griffith, kontaktieren Sie das Schiff und fordern Sie die Meuterer auf, sich zu ergeben!“
„Ist das nicht ein wenig sinnlos?“, fragte sie nach.
„Das ist Vorschrift. Tun Sie es!“ Das Gespräch war kurz und endete wie Syvok vorausgesehen hatte. Danach sprachen die Waffen.
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Verbissen klammerte sich Rosa an ihre Konsole und wartete auf den Einschlag der Photonentorpedos. Einen Moment später entkrampfte sie sich wieder. Dieses Bild hatte sich einfach schon zu sehr in Rosas Kopf eingebrannt. Leuchtende Flugkörper, die auf dem Bildschirm schnell größer wurden. Im Normalfall folgte ein Aufprall, eine Erschütterung und ohrenbetäubender Lärm auf einen Torpedoeinschlag. Nicht so in der Simulation. Ein wenig beschämt bemerkte Rosa aber schon bald, dass sie nicht die einzige war, die sich schon seelisch auf eine Detonation vorbereitet hatte.
„Langsam beidrehen! Alle Backbordphaser Feuer frei!“, befahl Reynold. „Stephens, bringen Sie uns von der Acheron weg!“
Rosa befolgte den Befehl und steuerte die Nebraska aus der unmittelbaren
Gefahrenzone. Die Acheron verfolgte sie. Schon nach dem ersten Waffengang hatte die Nebraska wesentlich mehr Schaden einstecken müssen, als sie ausgeteilt hatte. Auch als sich die Schiffe ein zweites und ein drittes Duell lieferten, änderte sich nichts am Ausgang. Die Waffen der Acheron waren moderner, stärker, zielgenauer und hatten eine höhere Reichweite. Alles in allem war das alte Schiff der Excalibur-Klasse in jeder Hinsicht unterlegen. Aber ich habe nicht vor, diese Simulation zu verlieren. Syvok wird sich wundern!, dachte Rosa grinsend. Und Reynold auch, wenn ich ihm unsere Geheimwaffe präsentiere! Wenn man sich damit auskennt, ist so ein Warpantrieb gar nicht so kompliziert.
Momentan steuerte sie die Nebraska aus dem vierten Schlagabtausch, bei dem sie wieder mehrere Phaserschüsse einstecken hatte müssen und selbst nur zwei Treffer an den Schilden der Acheron erzielt hatte. „So wird das nichts!“, fluchte Reynold. „Wir brauchen eine neue Taktik.“
„Ich hätte da einen Vorschlag, Sir!“, brachte sich Rosa ein, schwieg aber auf ein Zeichen ihres Captains hin.
„Ich hab schon selber einen Plan. Alle vorderen Phaseremitter laden! Die anderen auf Deckungsfeuer einstellen. Maximale Energie auf die vorderen Schilde!“
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Was hat er bloß vor? Der Frontschirm der Acheron zeigte die Bugansicht der Nebraska, die sich schnell näherte. Außerdem zeigte er, wie die Torpedoattrappen der Acheron auf das Feindschiff abgefeuert wurden. Natürlich würde Reynold früher oder später mehr riskieren müssen, aber dieser Schachzug erschien Syvok außergewöhnlich aggressiv – sogar für seine Verhältnisse. Der Commander hatte nicht einmal versucht, mit seinem Schiff der Acheron in Flanken oder Rücken zu fallen. Nein, er hatte Befehl gegeben, frontal auf seinen Feind zuzufliegen. Aber während Syvok sein ganzes Waffenpotential gegen den Gegner aufbot, schwiegen Reynolds Phaser.
„Entfernung?“
„Zwanzigtausend Kilometer!“, rief der Navigator.
Plötzlich meldete der Wissenschaftsoffizier: „Sir, ich messe einen starken Anstieg der Energie in den Waffensystemen der Nebraska. Sie werden überlastet. Ich habe hier … ungewöhnliche Anzeigen.“
Sowie Syvok selbst ein Bild von den seltsamen Anzeigen gemacht hatte, rutschte ihm das Herz sprichwörtlich in die Hose. Schnell und deutlich kommandierte er: „Steuermann!
Volle Kraft zurück! Taktik: Keine Torpedos mehr abfeuern!“
Im nächsten Moment brach das Inferno los. Syvok brauchte die Explosionen nicht zu fühlen, um zu erkennen, in welch prekärer sich die Acheron nun befand. Die Nebraska hatte ihre Phaser überladen, sodass diese nun völlig unkontrolliert vernichtende Ladungen zu allen Seiten abgaben. In dieses Inferno wurden noch Torpedos und
Antimaterieladungen geschossen, was den simulierten Schilden der Acheron schnell den Rest gab.
„Hart hundertachtzig!“, befahl Syvok. Feuersturm! Er verwendet mein eigenes Manöver gegen mich und ich habe es noch nicht einmal erkannt. Syvok hatte das FeuersturmManöver während seiner Akademiezeit im Zuge des Kobayashi-Maru-Tests ausgearbeitet. Es war eine verzweifelte Aktion, bei der auf kurze Distanz alles an Feuerkraft aufgebracht wurde, um den Gegner massiv zu schädigen.
„Wir entfernen uns von der Nebraska“, berichtete Ensign Yogolelo.
„Unsere vorderen Schutzmechanismen sind ausgefallen, aber wir haben keine ernsten Schäden an Schiff oder Bewaffnung davongetragen“, bestätigte die taktische Offizierin.
„Verfolgt uns die Nebraska?“
„Ja, Sir. Aber sie ist ebenfalls beschädigt und feuert nicht mehr.“
Der Navigator brachte nun seinerseits einen Vorschlag ein. „Captain, ich schlage vor, in die Korona des Zentralsterns zu fliegen und dort unsere Schäden zu reparieren. Die
Strahlen könnten die Sensoren der Nebraska täuschen.“
„Negativ“, tat Syvok den Einwurf ab. „Die Idee ist gut, aber ich setzte die Gesundheit der Besatzung nicht bei einem Übungsmanöver aufs Spiel. Setzen Sie einen Kurs auf den vierten Planeten.“
„Die Nebraska hält ihre Position, Sir.“
Reynolds Schiff ist scheinbar schwerer beschädigt als angenommen, wenn er uns nicht mehr verfolgt. „Ensign Yogolelo, verringern Sie die Geschwindigkeit auf ein viertel Impuls und schalten Sie das Backbordtriebwerk ab. Lassen Sie es ruhig ein wenig flackern. Ich möchte den Eindruck erwecken, schwerer beschädigt zu sein, als wir es tatsächlich sind.
Die Nebraska wird die Verfolgung sicher bald wieder aufnehmen.“
„Aber hinter einem D-Klasse-Planeten können wir uns nicht verstecken“, gab Perekk zu Bedenken.
„In der Tat“, bestätigte Syvok. „Allerdings besteht die Möglichkeit, im Sensorschatten der Nebraska Reparaturen durchzuführen, ohne beobachtet zu werden. Unser vorrangiges Ziel wird die Wiederherstellung des vorderen Schutzschirms sein.“
„Commander?“
„Was gibt es, Lieutenant Gaspyt?“
Ihre Stimme klang ein wenig gelangweilt, aber Syvok vermutete, den Tonfall einfach falsch zu interpretieren. „Sie haben mir vorhin befohlen, das Feuer einzustellen. Wäre es nicht sinnvoller gewesen, den Feind zu beschießen, solange wir die Möglichkeit dazu hatten? Dann wäre die Nebraska ebenfalls mit längeren Reparaturen beschäftigt und wir wären in einer besseren Position.“
„Eine interessante Überlegung, Lieutenant. Aber Sie übersehen dabei ein großes Problem. Unsere Rechner können selbst ein so unkontrollierbares Manöver wie das gegen uns eingesetzte hervorragend berechnen. Das Feuersturmmanöver, mit dem wir angegriffen wurden, beinhaltet völlig unkontrolliere Phaserausstöße. Die Wahrscheinlichkeit wäre hoch, dass einer unserer eigenen Torpedos von einem Feuerstoß erfasst wird und in Hüllennähe detoniert. Wäre das passiert und hätten wir nicht so schnell Abstand zwischen die Schiffe gebracht, wäre die Simulation mit großer Wahrscheinlichkeit bereits verloren. Sie haben aber keinen Fehler gemacht, Lieutenant. Es war meiner.“
Aus dem Augenwinkel erkannte Syvok, wie Captain Ryan resignierend nickte. Er sah es ebenfalls so. „Es war nicht Ihre Schuld, Sir“, versuchte ihn Lieutenant Griffith in Schutz zu nehmen. „Niemand hätte das vorhersehen können.“
„Sie irren sich“, entgegnete Syvok. „Es ist die Aufgabe eines Kommandanten, Schlachtpläne zu entwerfen, die den ersten Feindkontakt überleben.
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„Die vorderen Schilde sind zu sechzig Prozent wieder hergestellt“, meldete die taktische Offizierin. „Und ich habe den Kontakt zu Drohne Nummer drei verloren.“ Die Acheron spielte Katz und Maus mit der Nebraska, die ebenfalls in den Orbit des Planeten eingeschwenkt war und diesen nun ebenfalls umrundete, um die Acheron wieder in den Feuerbereich zu bekommen. Eine Jagd, die Syvok letztendlich verlieren würde. Er fragte sich, weswegen Reynold nicht einfach einen Fluchtkurs gesetzt hatte. Immerhin war es sein Ziel, der Acheron zu entkommen.
„Schalten Sie die Heckansicht auf den Bildschirm. Alle hinteren Waffen feuerbereit machen!“ Lange konnte es nicht mehr dauern, bis die Nebraska hinter der Planetenwölbung auftauchte und das Gefecht von neuem eröffnete. Da war sie. Als erstes erblickte Syvok den glänzenden Rumpf der Untertassensektion und erteilte sogleich Feuerbefehl. Keine Treffer. Auch die Schüsse der Nebraska gingen ins Leere.
„Steuermann: Erhöhen Sie die Geschwindigkeit und verringern Sie unsere Höhe!“ Obwohl ihr der Befehl sicher nicht zusagte, führte Yogolelo ihn dennoch gehorsam aus. Die Nebraska verschwand wieder aus dem Schussfeld. Syvok war sich bewusst, dass er mit diesem Manöver seine taktische Situation verschlechtert. Aber er hatte auch nicht vor, es dabei zu belassen. „Lieutenant Gaspyt: Alle vorderen Waffen laden und volle Energie auf die Frontalschilde.“ Diese Befehle klangen sicher widersinnig. Nicht mehr lange. „Steuermann: Wende um hundertachtzig Grad. Abfangkurs auf die Nebraska! Volle
Impulskraft.“
Als die Nebraska erneut auf dem Sichtschirm der Acheron auftauchte, flogen die Schiffe steil aufeinander zu. Reynold hatte sich auf eine längere Jagd vorbereitet und nicht auf ein kurzes, hartes Gefecht. Aber die Acheron feuerte nicht. Noch nicht. Reynold wird glauben, der Feuersturm trifft nun ihn. Er wird Rosa ein Ausweichmanöver fliegen lassen. Jeder vernünftige Pilot würde hochziehen, wenn der Feind dorsal auf einen zukommt. Aber Rosa? Syvok musste nun seiner Intuition folgen, etwas, was ihm sehr widerstrebte.
„Taktik: Volle Salve Photonentorpedos abfeuern, Höhe: Z minus 15 Grad. Auf meinen Befehl!“ Reynold ließ schießen, Syvoks Schilde hielten stand. Bald würde er abdrehen lassen. Die Impulstriebwerke der Nebraska begannen aufzuglühen. „Feuer!“
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Rosa drückte den Steuerknüppel bis zum Anschlag nach unten. Einen Moment lang kompensierten dies die Trägheitsdämpfer der Nebraska nicht, sodass die Crew wie schwerelos auf ihren Plätzen schwebte, bis sie schließlich mit dem vielfachen ihres Körpergewichts wieder in die Sitze gepresst wurden. Ein so verrücktes Ausweichmanöver hätten viele als gefährlich bezeichnet, aber in Wahrheit war es nur eines: wirkungsvoll. Niemand rechnete damit, da jeder Pilot, der noch halbwegs bei Sinnen war, nach oben ziehen würde. Als dann aber der Schadensbericht hereinkam, musste Rosa eingestehen, sich geirrt zu haben. Syvok hatte damit gerechnet und dies zu seinem Vorteil ausgenutzt.
„Sechs direkte Torpedotreffer. Die oberen Schilde sind ausgefallen. Weitere vier Treffer an den hinteren Schilden. Wir haben schwere Schäden erhalten. Die Acheron hat gewendet und jagt uns.“
„Stephens, bringen Sie uns weg von diesem Planeten!“
Das war leichter gesagt als getan. Wann immer Rosa versuchte, auszubrechen und nach oben zu ziehen, geriet sie ins Feuer der Acheron. Syvok schaffte es mit der von ihm gewöhnten Gründlichkeit, die Nebraska zu Tode zu hetzen. Als er mit den letzten Torpedos den Schutzschild endgültig zum Kollabieren gebracht hatte, schoss er zuerst auf die Bordwaffen der Nebraska. In kurzen Abständen erschienen nun blaue Laserpunkte auf der
Außenhülle des alten Schiffs. Bei einem echten Gefecht hätten äquivalente Phaserschüsse verheerende Folgen gehabt.
„Die Acheron hat uns mit einem Traktorstrahl erfasst. All unsere Waffen wurden zerstört“, berichtete Reynolds Waffenoffizier aufgeregt. Die Simulation war so gut wie verloren.
„Alle Mann bewaffnen!“, rief der Captain und griff zu einem Phaser. „Bringen Sie die
Geisel in den Transporterraum. Die werden an Bord kommen, wir müssen sofort zur
Transporterkontrolle. Sperrung des Hauptcomputers: Autorisation Commander Phillip
Reynold Sechs Acht Charlie Foxtrott Strike Alpha.“
„Was haben Sie vor?“, fragte Rosa, als der Turbolift mit der ganzen Brückenbesatzung nach unten rauschte.
„Das werden Sie schon sehen. Syvok ist nicht der einzige mit einem Ausweichplan.“
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Die Waffen im Anschlag stürmten zwei Sicherheitsleute die Brücke der Nebraska. Danach kamen Syvok und Gaspyt, beide ebenfalls bewaffnet, aus dem Aufzug. Wo sind sie?, fragte sich der Vulkanier ratlos. Er hatte erwartet, die Crew und ihre Geisel auf der Brücke anzutreffen, diese war aber unbesetzt. „Der Bravo-Trupp hat den Hauptmaschinenraum erreicht“, gab Lieutenant Gaspyt die Meldung weiter. „Auch dort ist niemand anzutreffen.“
„Benutzen Sie die internen Sensoren und suchen Sie nach Lebenszeichen!“, befahl der Kommandant. Dass die Tricorder nichts erkannt hatten, verwunderte ihn kaum. Aber ein Biosignal vor schiffseigenen Sensoren zu verstecken, war schon deutlich schwieriger.
„Sir, der Hauptcomputer wurde verschlüsselt. Ich kann nicht auf die Steuerung zugreifen.“
Syvok überlegte kurz und orderte sogleich an: „Kontaktieren Sie die Acheron. Sie soll einen kompletten Infrarotscan des Schiffs durchführen.“ Noch bevor er ausgesprochen hatte, wurde Syvok bewusst, dass die Acheron in nächster Zeit überhaupt keinen Scan durchführen würde. Der Traktorstrahl des Schiffes endete ohne Vorwarnung, dann schwenkte die Acheron herum und sprang auf Warp.
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„Auf den Sieg!“ Mit diesen Worten auf den Lippen winkte Lieutenant-Commander Nick Fontana seine Crew zu sich heran. Als Chefingenieur der Acheron hatte er während des
Gefechts besonders viel zu tun gehabt. Aber die Nebraska hatte letztendlich doch keine
Gefahr für Commander Syvok und seine Besatzung dargestellt. Sie hing hilflos an einem Traktorstrahl der Acheron fest und jeden Moment würde sie ein Entertrupp, angeführt vom Befehlshaber selbst, hinüberbeamen. „Auf den Sieg!“ Fontana, der verhältnismäßig junge und schmächtige Cheftechniker schüttelte Hände, lachte und freute sich darüber, in diesem Gefecht auf der Siegerseite zu stehen. Was die Crew, die ebenfalls lachte und Hände schüttelte, nicht wusste war, dass sie hingegen auf der Verliererseite standen.
„Gute Arbeit, Männer, gute Arbeit. Stellt euch bitte einmal vor der PTP-Kontrollkonsole auf. Ich habe mir neulich eine dieser neuen Holokameras zugelegt, da wäre es zu schade, wenn wir jetzt kein Bild machen würden!“ Fontana wartete, bis sich auch die letzten von seiner Crew vor der Konsole platziert hatten. Er selbst stellte sich so auf, dass er im Hintergrund den Hauptreaktor der Acheron auf dem Foto hatte. „Jetzt lächeln und
Warpkern sagen!“
„Warpkern!“, riefen tatsächlich einige seiner Crewmitglieder und Fontana drückte auf den Auslöser. Nicht auf den Auslöser seiner Holokamera, sondern auf den Abzug des Phasergewehrs, das er sich auf dem Arbeitstisch neben sich bereit gelegt hatte. Der weit gefächerte Impuls erwischte sie alle auf einmal. Erst jetzt schoss Fontana böse grinsend das Bild von seiner betäubten Crew. Dann kramte er das Sprechgerät aus seinem Ausrüstungsgürtel und kontaktierte seinen geheimen Verbündeten.
„Lieutenant Commander Fontana an Nebraska. Hören Sie mich, Commander Reynold?“ „Ich verstehe Sie“, kam verzerrt zurück.
„Im Maschinenraum ist alles sauber. Sie können rüber kommen!“
Es dauerte nicht lange, bis sich die ersten Lichtwirbel bildeten und schließlich die komplette Crew der Nebraska samt Geisel auf der Acheron materialisierte.
„Gut gemacht, Mister Fontana“, lobte ihn Commander Reynold nun Auge in Auge. Dann befahl er seiner Besatzung: „Los jetzt! Riegelt die Antriebssektion und den Maschinenraum ab. Ich leite die Befehlskontrolle der Acheron um und schalte alle Computersysteme auf der Untertassensektion ab. Stephens, lösen Sie den Traktorstrahl und übernehmen Sie die sekundäre Steuerkontrolle. Bringen Sie uns auf Kurs 225.0 und Warp 4. Na los!“
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