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Challenge Stichworte "Gewissenskonflikt"

von Drago

Kapitel 1

„Sraan.“ Es klang ganz sicher nicht aggressiv, in welcher Weise auch immer. Auf jeden Fall nicht allzu sehr. M’Nao bekam keine Antwort. Sein Blick zuckte über den Boden wo nebst einem umgestürzten Tisch und zerborstener Glasplatte auch ein gehälftetes PADD lag. Ein winziges Büschel Fell hing an einem der scharfkantigen Bruchstücke. Ohne seine genaue Beobachtung aufzugeben wischte M’Nao sich verstohlen ein paar schwarze Polymerstückchen aus der Mähne. „Sraan.“, wiederholte er und sein schwacher Westakzent verschleierte fast den fragenden Unterton. Aber er bekam wieder keine Antwort. M’Nao versuchte seine Krallen dazu zu bewegen, sich wieder einfahren zu lassen, doch sie wollten ihm nicht gehorchen. Er gab den Versuch auf und ließ seinen Körper seine Aufgaben machen. „Sraan.“, sagte er nochmal. „Ich bin wirklich nicht beleidigt. Unter hohem Ehrenwort nicht, ich würde es vor der Steppe schwören... aber du...“, er zog das ‚Du‘ ein wenig in die Länge, wie er nicht wusste, wie er es sagen sollte. „Sraan.“ Er wollte sich den Uniformkragen richten, der scheinbar enger geworden war, besann sich jedoch, in welchem Zustand seine Krallen waren und ließ es. „Sraan, du hast den ersten Offizier deines Schiffes fast ermordet, wenn das rauskommt landest du vor dem Kriegsgericht.“
Sraan sagte gar nichts darauf. Er saß vor dem umgeworfenen Sofa auf dem Teppichboden und starrte vor sich hin. Vermutlich tat er das aber da seine sandgelben Augen mehr seitlich an seinem Kopf lagen, konnte es auch sein, das der Gorn ihn mit dem rechten, ihm zugewandten anstarrte. Es war nicht zu erkennen; seine Schlitzpupillen hatten sich derart stark verengt, dass sie fast nicht mehr zu sehen waren. M’Nao hatte auf der Akademie der Sternenflotte in einem Kurs nebst einigen anderen Autoren auch einen menschlichen Klassiker gelesen. Er wusste nicht mehr, welches Buch es gewesen war aber eine Szene, die ihn verwirrt hatte, war ihm in Erinnerung geblieben, in welcher der Protagonist aus Nervosität geschluckt hatte. Diesen Drang konnte er nicht nachvollziehen, dafür peitsche sein Schwanz hinter ihm umso heftiger und stieß immer wieder an den Türrahmen.
Sraan reagierte auch nach dem fünften Mal nicht. M’Nao kniete sich hin und beobachtete seinen gornischen Lebensgefährten aufmerksam. Er war keineswegs ungeduldig, das überhaupt nicht, doch besorgt. Es hatte nicht viel gefehlt, drei Millimeter vielleicht und die scharfe Kannte des zerstörten PADDs hätte ihn am Hals getroffen. Das Trümmerstück war so heftig von der Wand abgeprallt, das es eineinhalb Meter zurückgeprallt und auf den Boden gefallen war.
Nachdenklich sann M’Nao über seine Optionen nach, ohne es sich zu erlauben, Sraan aus den Augen zu lassen. Weil ihm nichts sehr viel besseres einfiel, machte er verschiedene Gesten, die unter Caitianern seit Urzeiten Vertrauen und Zuneigung symbolisierten und die ihm quasi im Blut lagen. Sraan reagierte nicht darauf. Er saß scheinbar ohne jegliche Bewegung da und starrte vor sich hin. Er blinzelte nicht einmal.
Die Sicherheit wollte M’Nao nicht rufen, das ganze Schiff würde nach einer Stunde überkochen vor Gerüchten. Einen flüchtigen Moment lang spielte M’Nao auch unbewusst mit dem Gedanken, einen Phaser auf Betäubung zu stellen aber auf Sraan zu schießen, dass würde er sich nicht verzeihen.
„Die würden mich freisprechen.“ M’Nao zuckte zusammen und ein heißes Kribbeln schoss in seine Krallen aber er beruhigte sich sofort wieder. Sraan hatte sich ein wenig aufgerichtet. Nichts im Raum hatte sich verändert, M’Nao kniete immer noch auf dem Boden, es war nichts zu sehen, was den Gorn aus seiner Starre geholt haben mochte. „Was meinst du?“, fragte er unsicher.
„Das Kriegsgericht würde mich freisprechen. Du kennst ja diese Paragraphen, die Spezies mit überdurchschnittlicher Aggressionsfähigkeit behandeln.“
„Überdurchschnittliche Aggressionsfähigkeit.“ Innerlich musste M’nao nervös lachen. „Ja das passt.“ Laut sagte er: „Das ist kein Ritual, dass ich kenne. Und mittlerweile habe ich doch dieses Buch über eure Gesellschaft gelesen. Da steht wirklich viel komisches Zeugs drin aber nichts davon, dass man den eigenen Ehepartner angreift... jedenfalls nicht außerhalb einer Jagd...“ M’Nao wollte impulsiv nach einem Tricorder greifen aber es war freilich keiner in ihrem Quartier. Waren vielleicht irgendwo Tiere in diesem Raum unterwegs? Das hatte es auf der Draco durchaus schon gegeben.
„Nur auf einer freien Jagd.“, erwiderte Sraan. „Geh.“
M’Nao zuckte mit den Schnurrhaaren. „Ich soll...“
Sraans Kopf fuhr herum. „Geh!“
Sofort trat M’Nao einen Schritt zurück. Dann trat er aus dem Durchgang zum Bad zur Tür und verließ den Raum. Die Türen schlossen sich zischend.
Sraan blieb auf dem Boden sitzen, den Kopf noch immer Richtung Bad gewandt. Es störte ihn nicht sonderlich, so zu sitzen.
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