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STD 01 - Böses Erwachen

von Adriana

Eine Warnung an Quark

Sieben Jahre später...

Quark, Sie widerliches kleines Henkelohrenmonster!“
Der Ferengi - Besitzer der meistbesuchten Bar auf der Raumstation DEEP SPACE NINE - verzog das Gesicht. Auch wenn die meisten Gäste diese hässlichen Worte nicht gehört hatten - woran ohne Zweifel der hohe Geräuschpegel in diesem Etablissement Schuld war - so fuhren sie doch Quark schmerzhaft in die Ohren.
Es war eine weibliche Stimme, bajoranisch - und verdammt wütend. Quark wollte gerade mit seinem obligatorischen „Hallo Major Kira! Was kann ich für Sie tun?“ antworten, doch diese Frau war nicht Major Kira. Quark fuhr herum. Die Bajoranerin war eine äußerst attraktive Erscheinung, trotz der zackigen rötlichen Narbe an ihrer linken Schläfe. Ihr schlanker, wohlproportionierter Körper steckte in einer maßgeschneiderten Starfleet-Uniform, ihr langes kastanienbraunes Haar war im Nacken zu einem lockeren Knoten geschlungen und ihre ausdrucksvollen Augen – braun mit grasgrünen Flammen rund um die Pupille – funkelten ihn herausfordern an.
Vor allem aber kam sie dem Ferengi auf merkwürdige Weise bekannt vor...
„Ilana!“ rief er, als er es endlich geschafft hatte, sie einzuordnen.
„Für Sie Captain Lairis“, erwiderte die Bajoranerin kühl.
„Captain? Oh, Sie haben es weit gebracht!“
Lairis Ilana antwortete nicht, sondern knallte ihm wortlos einen Datenblock auf die Theke. Das Bild zeigte eine sehr spärlich bekleidete junge Frau, die sich aufreizend auf einem Dabo-Tisch räkelte. Quark riss vor Überraschung die Augen auf – große blaue Kullern, die von violetten Schatten umrahmt waren. Doch er fasste sich relativ schnell wieder. Ganz offensichtlich angetan von dem, was er sah, fuhr er lüstern sich mit der Zungenspitze über die Lippen.
„Hinreißend, nicht wahr!“
Lairis starrte ihn noch immer wütend an.
„Naja, Sie müssen verstehen, Captain, das Bild ist immerhin zwanzig Jahre alt und...“
„Man kann mich aber immer noch erkennen“, entgegnete sie hitzig.
„Das stimmt, Sie haben sich kein bisschen verändert in diesen zwanzig harten Jahren! So wunderschön wie eh und je...“
„Hören Sie auf mit dieser elenden Schleimerei, Quark!“ fuhr die Bajoranerin ihn an.
Mein Schiff wird verschrottet und mein guter Ruf gleich dazu ... Prima, dank dieses sabbernden kleinen Latinum-Fetischisten wusste jetzt also der halbe Alpha-Quadrant, womit Captain Lairis Ilana ihr Geld verdient hatte, bevor sie zur Sternenflotte gegangen war. Nicht, dass sie sich sonderlich dafür geschämt hätte ... Der Job als Dabo-Mädchen hatte nicht gerade ihre gesellschaftliche Stellung gehoben, aber ihre Familie vor dem Verhungern bewahrt.
Lairis wollte lediglich verhindern, dass jemand aus ihrer Crew das lebensgroße Holoplakat neben dem Eingang sah. Das wäre ihr doch verdammt peinlich gewesen!
„Wissen Sie, Quark, ich würde jetzt liebend gern Chief O’Briens Dartpfeile nehmen und damit ihre hässlichen Ohren an die Wand nageln – aber das wäre wohl Körperverletzung und schlecht für meine Karriere, also...“
„Richtig, das ist diese Kröte wirklich nicht wert!“ ertönte plötzlich eine Stimme hinter ihnen.
Lairis drehte sich um. In ihrem Ärger über Quark hatte sie fast vergessen, weshalb sie diese
Bar eigentlich aufgesucht hatte: um ihre alte Freundin Kira Nerys wiederzusehen.
Kira lächelte warm und die beiden Frauen umarmten sich.
„Schön, dass du kommen konntest, Nerys!“
„Ich bin froh, dich zu sehen, Ilana!“
Sie gingen zu dem Tisch, den Major Kira reserviert hatte.
„Ich kann mir schon denken, weshalb du Quark in die Zange genommen hast“, sagte Kira.
„Es ist ja auch kaum zu übersehen“, entgegnete Lairis trocken.
„Was darf ich den Damen bringen?“ fragte Quark übertrieben freundlich.
„Zwei mal bajoranischen Frühlingswein bitte!“ bestellte Kira. „Ach ja, und entfernen Sie Ilanas Bild aus Ihrer Schmuddelecke!“
Quark verdrehte die Augen. „Ja ja, natürlich! Ich werde mich so bald es geht, darum kümmern - aber im Moment warten sehr viele ungeduldige Kunden auf mich!“
„Quark, erinnern Sie sich noch an meine Kollegin Linatrel?“ fragte Lairis Ilana zuckersüß.
Der Ferengi fauchte verächtlich. „Wie könnte ich dieses Höllenweib vergessen! Packt mich an den Ohren und schleift mich über das halbe Promenadendeck! Dabei wollte ich doch nur ein bisschen Omox ...“
Lairis und Kira lachten lauthals.
„Wie ich sehe, haben Sie nicht viel daraus gelernt, Quark“, meinte Kira.
„Doch, er hat nie wieder eine Cardassianerin als Dabo-Mädchen eingestellt“, konterte Lairis, während Quark sich ärgerlich davon trollte.
„Was macht die Wühlmaus-Plage?“ fragte sie dann, an Kira gewandt.
„Chief O’Brien arbeitet daran“, erwiderte der Major und lächelte.
„Ach, ich dachte, er wäre Ingenieur und kein Kammerjäger!“
„Der Chief ist ein Mann mit vielen Talenten!“
Captain Lairis lachte leise.
„Ich muss schon sagen, da hast du uns ganz schön was eingebrockt, Ilana!“
„Naja, wenn ich geahnt hätte, dass diese Station eines Tages an die Föderation fällt, hätte ich mir vielleicht was anderes einfallen lassen“, entgegnete Lairis und lächelte schuldbewusst.
Das so genannte „Wühlmaus-Inferno“ gehörte zu den wenigen lustigen Geschichten, die es über die cardassianische Besetzung zu erzählen gab. Als Neuling im bajoranischen Widerstand hatte Lairis Ilana einmal die Getreidevorräte auf TEROK NOR mit Hormonen präpariert, die die Wühlmäuse dazu brachten, sich pro Jahr drei bis vier Mal häufiger als üblich zu paaren. War die vorhandene Population schon vorher ein Ärgernis gewesen, wurden die Mäuse nun zum echten Problem. Natürlich vor allem für die Cardassianer.
„Schade, dass Professor Merak inzwischen gestorben ist“, sagte Lairis zu Kira. „Ich bin nie dazu gekommen ihr ein Dankschreiben zu schicken.“
„Wer ist Professor Merak?“
„Eine cardassianische Wissenschaftlerin, die sich auf vergleichende Säugetier-Physiologie spezialisiert hat.“ Sie zitierte aus einem imaginären Brief: „Sehr geehrte Frau Professor Merak, obwohl ich Ihre Vorlesungen nie persönlich besucht, sondern lediglich aus dem Datennetz gesaugt habe, haben sie mir sehr viel gegeben. Besonders Ihr Vortrag über die Biologie cardassianischer Wühlmäuse war nicht nur interessant und informativ, sondern auch äußerst praxisrelevant! Mit freundlichen Grüßen – Captain Lairis Ilana, ehemalige Anführerin der Widerstandszelle Gabor...“ Lairis liebte es, Kira zum lachen zu bringen. Deshalb war sie auch ziemlich enttäuscht, als ihre Freundin das Thema wechselte und dabei – ohne es zu wollen – einen wunden Punkt bei ihr berührte...
„Ich habe gehört, dass dein Schiff verschrottet werden soll“, begann Kira, als sie endlich aufhören konnte, zu lachen. „Das tut mir leid!“
Lairis seufzte. „Mir auch. Die CASABLANCA ist über achtzig Jahre alt und dauernd geht irgendwas an ihr kaputt. Wir alle haben sie schon mal einen ‘alten Schrotthaufen’ genannt – aber trotzdem ... wenn ich wenigstens wüsste, was jetzt aus uns wird ...“
Kiras blick war völlig verständnislos. „Wieso sollte die Sternenflotte keinen Platz für dich und deine Crew finden?“
„Für meine Crew? Vielleicht. Aber seit Layton Chef des Sternenflottenkommandos ist, stehe ich auf der Hitliste beliebter Captains nicht gerade oben.“
„Standest du dort jemals?“ fragte Kira unverblümt.
„Wohl kaum“, erwiderte sie mit einem halben Lächeln. „Ich war nie etwas Besonderes, guter Durchschnitt auf der Akademie ... das hat mir gereicht. Julianna war mir wichtiger als irgendwelche Zahlen auf meinem Zeugnis.“
„Ich habe zwar keine Ahnung von Zeugnissen oder den Anforderungen auf der Sternenflottenakademie – aber, wenn du behauptest, du wärst nichts Besonderes, hast du keine Ahnung von dir selbst, Ilana!“
„Mag sein.“ Sie lächelte nicht mehr, sondern sah Kira mit merkwürdig verhangenen Augen an.
„Trotzdem verstehe ich nicht, weshalb du etwas dagegen hast, dass Juliannas Vater dir beisteht“, sinnierte der Major.
„Julianna bei Fred lassen? Damit er sie mit all seiner flauschigen, rosaroten Zuckerwatte vollstopft? Dass Kinder keinen Zwang vertragen, wahre Freiheit nur im Nacktsein liegt und so ein Unsinn? Ich wäre völlig verzweifelt bei dem Versuch, sie auf ein ganz normales Leben vorzubereiten … ein Leben voller Kleidung, Pflichten und anderer schrecklicher Zwänge.“
„Aber er hätte wenigstens erfahren sollen ...“
Sie schüttelte kaum merklich den Kopf. „Als ich Fred kennenlernte, war ich gerade zwanzig, im zweiten Jahr auf der Akademie … es passierte auf einem Klassenausflug nach Risa. Frederik, ganz in Schwarz gekleidet, protestierte gegen die Zerstörung der risianischen Ökosysteme durch den Massentourismus …“
„Er hat auf die wahre Freiheit des Nacktseins verzichtet?“
Lairis konnte nicht anders, als unbeherrscht zu lachen. „Ich schätze mal, es war ihm zu kalt an diesem Tag. Dank seiner neo-alternativen Kumpane, die gerade das Wetterkontrollsystem lahmgelegt hatten. Als es wieder in Betrieb war, befreite er sich als erstes von seinen Klamotten – und zwar vor den Augen einiger sehr prüde wirkender Abraxaner. Ich war hin und weg.“
„Sah er so gut aus?“
„Eigentlich war er ein bisschen zu dürr für meinen Geschmack. Aber ich habe noch nie jemanden kennen gelernt, der mit so viel Begeisterung gegen den Strom geschwommen ist. Klar, auf Bajor kämpften wir auch leidenschaftlich für eine gerechte Sache – aber die Cardis hatten uns so sehr in die Enge getrieben, dass uns nichts anderes übrigblieb. Frederik dagegen lebt in der Föderation, wo niemand hungern muss oder mitsamt seinem Haus in die Luft gesprengt wird. Er hätte eigentlich zufrieden in der Sonne liegen können und warten, bis die gebratenen Paradiesvögel in seinen Mund fliegen ... Aber das war nicht sein Charakter. Für mich war er ein Mann, der anderen die Augen geöffnet hat – für Probleme, die niemand wahrhaben wollte … für die Schattenseiten seiner scheinbar perfekten Welt.“
„Deshalb hast du dich in ihn verliebt.“
Lairis nickte. „Das Problem war, dass Frederik nur spielen und nicht wirklich kämpfen wollte. Er umgab sich mit diesem düsteren Image, weil es ihm Spaß machte, sich von der Masse abzuheben. Tritt den Leuten auf die Zehen, dann beachten sie dich wenigstens … Das war sein heimliches Lebensmotto. Aber wenn er geahnt hätte, was wir manchmal tun mussten, um unsere Welt von den Cardis zu befreien ... Er hätte es nie verstanden und ich konnte ihn nicht mehr verstehen. Als ich erfuhr, dass ich schwanger bin, hatten wir uns schon getrennt. Trotzdem hab ich lange überlegt, ob ich es ihm sage ... aber dann dachte ich, es wäre besser, ihn in seiner Unbekümmertheit zu lassen. Er wäre gern Familienvater gewesen und wahrscheinlich hätte er sogar das Sorgerecht gekriegt. Ich bin ja in der Sternenflotte und deshalb schon per Definition eine schlechte Mutter ...“
„Du hattest also Angst, dein Kind zu verlieren“, begriff Kira.
„Ja“, erwiderte Lairis schlicht.
In diesem Augenblick meldete sich ihr Kommunikator. „Captain, eine gewisse Lieutenant Commander T’Liza bittet, an Bord kommen zu dürfen“, ertönte die Stimme ihres Ersten Offiziers, Commander Jerad Silgon. „Sie will das Schiff besichtigen.“
„Warum nicht? Immer rein in die gute Stube! Die Gelegenheit ergibt sich nie wieder.“
„Wie du meinst, Captain!“ Seine Stimme klang leicht amüsiert, und obwohl kein visueller Kontakt bestand, konnte Lairis sein schelmisches Lächeln vor sich sehen.
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