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Die Weihnachtswette

von USS-Stories

Kapitel 1

„Herein!“ Chakotay konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen als ihm Kathryns gereizte Stimme durch die zischend auseinandergleitenden Schotts entgegendonnerte. Sie stand an der Küchenzeile ihres Quartiers und schlug unrhythmisch auf einen hellen Klumpen ein, der auf der Arbeitsplatte vor ihr lag. Chakotay konnte nichts gegen das Lachen tun, das aus ihm herausbrach, als er sie so stehen sah. Ihre Uniform war bedeckt mit einer dicken Schicht Mehl und in ihren Haaren hatte sich Teig verfangen.
„Commander…“, zischte Janeway mit drohendem Unterton. „Ich finde das keineswegs amüsierend.“
„Es tut mir Leid.“, brachte er glucksend hervor. „Aber Sie sehen aus, als hätten Sie sich im Mehl gewälzt.“
Die Kommandantin schien etwas erwidern zu wollen, verkniff es sich dann aber und bedachte ihn nur mit einem wütenden Blick, ehe sie sich wieder dem Klumpen zuwandte. Ungeschickt gruben sich ihre Hände in die klebrige Masse. „Das wird Tom mir büßen! Ich lasse ihn die Plasmaleitungen mit der Zahnbürste schrubben. Und wehe ihm, wenn auch nur ein Staubkorn zurückbleibt.“
„Das wäre nicht fair.“ Auch wenn Chakotay die Vorstellung gefiel, fühlte er sich doch verpflichtet, Partei für den jungen Piloten zu ergreifen. „Er hat die Wette nun mal gewonnen. Die Chancen standen fünfzig-fünfzig.“
„Gewonnen nennen Sie das also?“ Empört schüttelte sie mit dem Kopf. „Übers Ohr gehauen hat er mich!“
„Sie hätten sich nicht auf die Wette einlassen dürfen. Sie wissen doch, was Tom für ein Schlitzohr ist.“
Das konnte Kathryn nicht abstreiten. Sie hätte sich denken können, dass Tom schon alles in die Wege geleitet hatte, bevor er zu ihr gekommen war. „Wahrscheinlich haben sie Recht.“, gestand sie nachdenklich. „Aber trotzdem…Die Venekuaner waren so stur! Wie hätte ich da ahnen sollen, dass es ausgerechnet ihm gelingt, sie zu überreden, uns einen ihrer magischen Bäume zu überlassen?“ Das Wort magisch kam ihr nur schwer über die Lippen, denn es war wohl keinesfalls Magie, die die Pflanzen so wertvoll machte.
Venek V war ein eisiger Planet. Die Kuhla, wie die Venekuaner die tannenbaumähnlichen Bäume nannten, waren die einzigen Gewächse, die im ganzjährigen Frost dauerhaft überlebten. Sie waren der Grundstoff der venekuanischen Gesellschaft. Doch was die Voyager begehrte, war weder das massive Holz, noch der saftige Harz oder die energiereichen Früchte, sondern das Aussehen der Bäume. Sie waren etwa zwei Meter hoch und gesäumt von weit ausladenden Ästen, die sich in ein dichtes Nadelkleid hüllten. Ihre schimmernd grüne Farbe und der herbe Duft erinnerten stark an irdische Tannen. Damit eigneten sie sich perfekt als Dekoration für das nahende Weihnachtsfest.
Doch so großzügig wie sich die Venekuaner gezeigt hatten, als es darum ging, Dilithium aus ihren Gebirgen zu schürfen, so starrsinnig waren sie bezüglich ihrer Kuhla. Tom aber hatte es geschafft, sie zu überzeugen, und so stand nun ein wunderschön geschmückter Tannenbaum inmitten des Casinos. Auf Janeways Nachfrage hin, wie er das gemacht hätte, hatte Tom nur geantwortet, er habe den Venekuanern erzählt, wie wichtig der Zauber der Weihnacht für die menschliche Kultur sei, woraufhin sie ihm im Austausch für etwas weihnachtliche Literatur eine Kuhla überlassen hätten.
Für Janeway selbst war der Preis etwas höher. Sie hatte die Wette verloren und musste nun Plätzchen für die morgige Konferenz der Führungsoffiziere backen. Doch was im ersten Moment so simpel klang, stellte für sie eine unüberwindbare Herausforderung dar. Zwei Bleche waren ihr bereits angebrannt. Sie war verzweifelt.
„Chakotay, ich gebe es auf.“, meinte sie und hob resignierend die Hände. Teig klebte an ihren Fingern. „Ich schaffe es einfach nicht. Dieses Gebäck ist sturer als mein Replikator.“
Wieder glitt ein Schmunzeln über Chakotays Lippen. „Ich könnte Ihnen helfen.“
„Das würden Sie für mich tun?“, fragte sie. Er sah die Begeisterung in ihren Augen aufflammen.
„Ich bin Ihr Erster Offizier. Es ist meine Pflicht, Sie zu unterstützen.“, erklärte er und trat neben sie. „Außerdem kann ich nicht riskieren, dass die gesamte Führungscrew Heilig Abend mit Bauchschmerzen im Bett liegt.“
Lachend boxte sie ihm ihn die Seite, wobei ihre Hand einen hellen Abdruck auf seinem Oberteil hinterließ. „Das Sie mir ja nicht noch mal frech werden, Commander.“, meinte sie mit gespielt mahnender Stimme.
„Das würde mir nie in den Sinn kommen.“, antwortete Chakotay und krempelte sich die Ärmel hoch. „Dann wollen wir mal.“
Vorsichtig befühlte er den Teig. Er wirkte klebrig und feucht. Kein Wunder, war doch der Großteil des Mehls offensichtlich auf Kathryn gelandet. Er griff nach der Packung und streute eine dicke Schicht über den Teig. Mit geschickten Fingern knetete er die Masse. Er spürte Kathryns Körper, der sich dicht an seinen drängte, um einen guten Blick auf seine Hände zu haben. Es war lange her, dass sie sich das letzte Mal so nahe gewesen waren. Eine Tatsache, die ihm das Ziehen in seinem Unterleib nur allzu deutlich ins Bewusstsein rief.
Nachdem Chakotay den Teig ausgerollt hatte, fettete er die Bleche mit Butter ein. Während seine Finger über das vom Vorheizen bereits erhitzte Metall strichen, beobachtete er Kathryn, die hochkonzentriert Ausstechformen in den Teig drückte. Es war ein schöner Anblick. Einige Strähnen hatten sich aus ihrem Pferdeschwanz gelöst und fielen ihr ins Gesicht. Er stellte sich vor, wie er ihr die Strähnen aus der Stirn strich, um dann in ihre wunderschönen Augen zu blicken. Er stellte sich vor, wie er den Kopf langsam nach unten neigte, bis sich ihre Lippen zu einem sanften Kuss trafen. Er stellte sich vor, wie…
„Verdammt!“ Kathryns Fluchen ließ ihn aus seinen Gedanken hochschrecken. Ertappt blickte er auf. Sie hatte den überflüssigen Teig von den Plätzchen gelöst und zu einem Klumpen zusammengedrückt, allerdings gelang es ihr nicht, diesen auszurollen, ohne dass sich lange Risse in den Teig fraßen.
„Lass mich dir helfen.“, meinte Chakotay und trat von hinten an sie heran. Er bestäubte die Masse mit einer Prise Mehl, ehe sich seine Hände auf die ihren legten, die noch immer die Griffe des Nudelholzes umschlossen hielten. Er spürte wie Kathryn unter seiner Berührung erzitterte, und zögerte. Er wollte sie nicht bedrängen. Wenn sie gehen wollte, so sollte sie gehen.
Doch die Frau in seinen Armen verharrte. Es gelang ihm, einen kurzen Blick auf ihr Gesicht zu werfen. Sie hatte die Augen geschlossen. Ein zartes Lächeln umspielte ihren Mund. Vorsichtig begann er den Teig auszurollen, wobei seine Gedanken völlig auf Kathryn fixiert waren, die sich bereitwillig führen ließ. Chakotay konnte sein Glück kaum fassen. Noch nie hatte er ihr so nahe sein dürfen.
Die nächsten Minuten verstrichen in einvernehmlichem Schweigen. Gemeinsam stachen sie die Plätzchen aus und schoben sie in den Ofen, wo sie innerhalb kürzester Zeit eine goldgelbe Färbung annahmen. Während er die Plätzchen mit Schokolade bestrich, streute sie bunte Streusel darüber. Jetzt mussten sie nur noch auskühlen.
Erschöpft ließ sich Chakotay auf das Sofa fallen. Es war ein toller Abend gewesen. Er musste zugeben, dass er Tom noch nie dankbarer für eine Wette gewesen war. Zum ersten Mal seit Monaten hatte er das Gefühl, ihre Liebe könnte eines Tages doch noch siegen.
Gedankenverloren tunkte er seinen Finger in die Schokoladenschüssel, die er noch immer in der Hand hielt. Die Schokolade schmeckte warm und süß. „Wirklich ausgezeichnet…“, schmatzte er und tauchte seinen Finger erneut in das flüssige Braun.
„Lass mich auch mal probieren!“, forderte Kathryn und ließ sich neben ihn plumpsen. Anscheinend hatte sie nicht bemerkt, dass sie zum vertrauten Du gewechselt hatte.
„Hier.“, erwiderte er und hielt ihr die Schale entgegen.
Doch Kathryn reagierte unerwartet: Sie griff nach seiner Hand und führte seinen Zeigerfinger an ihre Lippen. Er wusste nicht, wie ihm geschah, als sie plötzlich an seiner Fingerspitze saugte. „Mhm…“ Mit einem verführerischen Augenaufschlag blickte sie zu ihm auf. „Du hast Recht. Wirklich ausgezeichnet.“
„Kathryn…“ Chakotay war völlig perplex. Was im Namen aller Geister passierte hier gerade? „Kathryn? Was hast du vor?“
Sie lächelte schweigend. Ohne den Augenkontakt zu unterbrechen griff sie nach der Schüssel und tunkte nun ihrerseits den Finger hinein, ehe sie sie beiseite stellte. „Nichts.“, erwiderte sie unschuldig, zog die Beine auf das Sofa und hockte sich vor ihn. Ihre Gesichter waren jetzt nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt. Er beobachtete, wie sie wie in Zeitlupe ihren Finger hob. Langsam fuhr sie die Konturen seiner Lippen nach, wobei sie eine braune Spur hinterließ. „Ich probiere nur die Schokolade.“ Mit diesen Worten verschloss sie ihre Lippen zu einem leidenschaftlichen Kuss.
Er sollte der Erste von vielen sein…
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