TrekNation

Das ultimative Archiv deutscher Star Trek Fanfiction!

Eine Perle

von Jem2398

Kapitel 1

Hoshi sah sich vorsichtig um.
Es war niemand zu sehen. Schnell öffnete sie Tür schlüpfte in den nächsten Raum und hielt die Luft an bis sie sich wieder schloss.
In der Küche war keiner zu sehen.

"Ist hier jemand?", fragte sie.
"Niemand da.", hörte sie die Stimme des Küchenchefs. Er schien hinten in seiner kleinen Vorratskammer zu sein.
Grinsend lugte sie um die Ecke in den angrenzenden Raum, "Ich wollte schon immer niemanden sehen."

Er kam aus der Kammer heraus und schloss die Tür hinter sich.
"Hoshi, schön Sie zu sehen. Was kann ich für Sie tun?", fragte er gut gelaunt lächelnd.
"Na, wie sieht der Kuchen aus?", wollte sie verschwörerisch lächeln wissen.
"Welcher Kuchen?", fragte der Koch. Sein Gesicht war ein einziges Fragezeichen.
"Sie wollen doch nicht etwa sagen, sie hätten es vergessen?!", fragte Hoshi bestürzt.
"Keine Sorge, ich habe sogar einen Plan B.", antwortete der Mann schelmisch grinsend.
"Plan B?", jetzt war Hoshi ganz durcheinander.
"Sagen Sie bloß nicht, sie wissen nicht was das ist.", witzelte der Küchenchef.
"Natürlich weiß ich was das ist, aber ich verstehe nicht wie das bei diesem Kuchen funktionieren soll.", verteidigte sich Hoshi mit in Falten gelegter Stirn.

"Naja, dann hoffen wir einfach, dass Plan A aufgeht.", winkte er ab.
"Wie sind Sie überhaupt auf die Idee mit Plan B gekommen?", wollte Hoshi wissen.
"Meine Eltern waren Meister was Plan B angeht.", antwortete er.
"Ja?", hakte Hoshi neugierig nach.
"Ja. Wenn wir zu irgendwelchen besonderen Anlässen eingeladen waren, haben sie immer ein zweites Outfit mitgenommen. Aber es ist auch nie was passiert.", entgegnete er.
"Naja, zumindest waren sie immer gut vorbereitet.", meinte Hoshi.
"Fast immer.", meinte der Hüne fast verlegen.
"Was ist passiert?", wollte sie neugierig wissen.
"Ein einziges Mal haben sie nichts mitgenommen. Naja - und ausgerechnet dieses eine Mal wurde mir auf dem Weg zu einem Fest übel und ich musste mich übergeben...", gestand er gequält grinsend.
Hoshi konnte ihr Kichern nicht unterdrücken, "Das Gesicht Ihrer Eltern kann ich mir vorstellen."
"Sie mussten mir die dreckige Kleidung ausziehen und haben mich in eine Decke gewickelt. Es war damals ziemlich peinlich. Ich dachte ich würde vor Scham sterben und hab mich die ganze Zeit versteckt.", gab er zu.
Mitfühlend schürzte Hoshi ihre Lippen.

"Naja, auf jeden Fall habe ich auch immer einen Plan B parat.", lenkte er von dem Zwischenfall ein wenig ab.
"Wie oft musste Plan B angewendet werden?", hakte Hoshi nach.
"Das ein oder andere Mal. Not macht erfinderisch. Zum Beispiel wenn das Essen des Captains definitiv versalzen war.", winkte er lächelnd ab.
"Echt?!", fragte Hoshi ihn ungläubig anstarrend.
"M-h... Fragen Sie besser nicht, was ich Ihnen und dem Rest der Crew schon alles in's Essen gemischt habe, damit sich keiner über den Geschmack beschwert und die empfindlichen Verdauungsorgane mancher nicht von Phlox behandelt werden müssen.", meinte er schon wieder frech grinsend.
"Ich will es gar nicht wissen. Sorgen Sie lieber dafür, dass Plan A klappt.", meinte Hoshi seufzend, kopfschüttelnd und lächelnd zugleich.
"Ich gebe mir Mühe.", versprach der Gastronom.

"Also, darf ich ihn sehen?", bohrte die Asiatin ungeduldig.
"Dann ist es doch keine Überraschung mehr.", entgegnete er gespielt entrüstet.
"Es soll ja auch keine Überraschung für mich sein. Ich habe Sie doch beauftragt es herzustellen.", beharrte sie.
"Sie baten mich um eine kulinarische Überraschung - und dafür werde ich sorgen.", schüttelte er den Kopf.
Hoshi seufzte augenrollend. Sie wusste genau, dass sie die Information jetzt nicht aus ihm rauskriegen würde.
"Na gut. Dann bis später.", meinte sie lächelnd und verließ die Küche so vorsichtig wie sie gekommen war.

+++++

"Elizabeth?", fragte Phlox.
Seine Freundin und Kollegin sah auf und drehte sich von ihrem Mikroskop zu ihm, "Ja, Doktor?"
"Warum machen Sie heute nicht etwas früher Schluss?", bot er ihr an.
Erfreut und gleichzeitig verlegen lächelte sie ihren Vorgesetzten, den sie auch als guten Freund schätzte, an.
„Vielen Dank.“, bedankte sie sich und begann damit ihre Sachen wegzuräumen. Aus den Augenwinkeln beobachtete sie ihn jedoch leicht misstrauisch. Wusste er etwa etwas?

Er tat jedoch nichts ungewöhnliches. Seine Gesichtszüge ließen nicht erkennen, dass er sich besonders freuen würde die Krankenstation für sich alleine zu haben. Falsch. Alleine mit seinen Tierchen. Aber vielleicht verhielt er sich für ihren Geschmack auch zu auffällig unauffällig oder normal.

+++++

Sie warf noch einen letzten Blick auf ihren Nachttisch. Stand alles bereit?
Wenn sie gemütlich in ihre Decke gemummelt war, wollte sie nicht feststellen müssen, dass etwas für ihren Abend fehlte und sie nochmal aufstehen musste. Natürlich würde sie es tun, aber irgendwie würde es die Stimmung ruinieren.
Sie schüttete noch etwas Potpourri in eine Glasschale auf das kleine Bord über ihrem Bett. Sie hielt kurz inne, um den Duft tief einzuatmen. Tatsächlich half es ihr jedes Mal ein wenig zu entspannen und sich auf diesen Abend einzustimmen.
Die Frau setzte sich im Schneidersitz auf ihr Bett und legte sich ihre Decke um die Schultern. Vorsichtig griff sie nach der Tasse mit dampfendem Tee, die auf dem Nachttisch stand und schnupperte daran.
Der Duft erinnerte sie immer an Zuhause. Zugegeben, es war eine geheime Teemischung ihrer Mutter. Nichtsdestotrotz fühlte sie sich in der Leere des Alls nicht mehr so allein und daran erinnert wie alles begonnen hatte.

Sie nippte daran, verzog aber unwillkürlich das Gesicht, weil sie sich die Zunge verbrüht hatte. Behutsam stellte sie sie wieder ab und begann etwas mit einer Hand unter dem Bett zu suchen, wobei ihre Zungenspitze leicht zwischen den Zähnen hervorlugte. Dann zog sie eine Schachtel in der Größe eines Schuhkartons hervor, den sie dann hochhob und vor sich auf der Matratze abstellte.
Sie öffnete sie und holte ein kleines, etwas dickeres Buch mit der Aufschrift „Unser Jahrgang“ hervor und begann gedankenverloren darin zu blättern. An manchen Seiten blieb sie stehen, las kurz und meist bildete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht.
Abrupt legte sie es aufgeschlagen zur Seite und holte ein kleines Kästchen mit Scharnieren aus der Schachtel und klappte es auf. Ein Anhänger kam zum Vorschein. Eine Perle an einer silbernen Öse.

Das Piepsen der Tür zerriss die heimelige Stille. Elizabeth zuckte erschrocken zusammen und packte schnell alles in den Karton.
„Bin gleich da!“, rief sie, während sie den Karton wieder unter das Bett stellte.
Seufzend stand sie auf und ging zur Tür, die sie nach einmal durchatmen öffnete.

Vor ihr stand Hoshi.
„Hey, Liz. Ich habe dich schon gesucht. Phlox meinte er hat dich heute früher gehen lassen. Hast du Lust mit mir eine Kleinigkeit zu essen?“

Gefühlt tausend Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Hin- und hergerissen stand sie nun da. Seit mittlerweile genau zehn Jahren verbrachte sie den Abend immer so, für sich. Andererseits liebte sie es Zeit mit der gut gelaunten, gesprächigen Asiatin zu verbringen.
„Hast du was anderes vor? Habe ich dich gestört?“, hakte Hoshi nach.
Einen Moment lang sah sie sie irritiert an, dann schüttelte sie hastig den Kopf, „Nein-nein. Ich komme schon.“

Warum sie sich so entschieden hatte, vermochte sie nicht zu sagen. Vielleicht war es einfach an der Zeit etwas zu ändern. Nach all den Jahren.

+++++

Die beiden Frauen näherten sich der Tür zur Kantine und Hoshi betätigte den Knopf, der die Türen sich zischend öffnen ließ.
Kaum dass die beiden über die Schwelle getreten waren, standen vor Elizabeth gut 20 fröhliche Offiziere und riefen ihr „Überraschung!“ entgegen. Es waren der Captain, die Führungsoffiziere und ihre besten Freunde unter den Kollegen an Bord der Enterprise da.
Ihr Kiefer klappte nach unten. Sie sah zu ihrer Seite, um Hoshi fragend anzusehen, aber die hatte sich bereits unter die Gratulanten gemischt.

+++++

Die Leute unterhielten sich fröhlich, als Elizabeth ein wenig Abstand nahm um einen objektiven Blick zu bekommen.
Es waren nur Personen da, die ihr was bedeuteten und denen sie etwas bedeutete.

Der Captain kam auf sie zu.
„Captain Archer….“, sie lächelte ihn leicht verlegen an. Dann deutete sie mit einer Bewegung des Armes auf alle Anwesenden, „Woher wussten Sie davon?“
„Erstens, bin ich hier und jetzt nicht der Captain,“, erwiderte er freundlich, „und zweitens haben Sie hier Freunde, die Ihnen unbedingt eine Freude machen wollten.“
„Die Überraschung ist gelungen.“, meinte sie.
„Das freut mich.“, er fuhr ihr sanft über den Arm. „Ich bediene mich dann mal an der köstlichen Torte, bevor sie ganz in Trips Magen verschwindet.“, entfernte er sich dann augenzwinkernd von ihr.

Kaum dass sich der Captain an das Buffet gewandt hätte, tauchte Hoshi neben ihr auf.
„Und?“, fragte die Asiatin erwartungsvoll.
„Wie hast du das herausgefunden?“, wollte sie jetzt wissen.
„Das du vor zehn Jahren deine Spezialisierung mit summa cum laude abgeschlossen hast? Das war dank meiner Quellen nicht soooo schwer.“, erwiderte sie grinsend.

„Weißt du, dass ich gar nicht auf der Abschlussfeier war?“, fragte Liz.
„Nein, ich dachte…“, setzte Hoshi an.
„Ich habe einen Tag vor der Feier von meinem Freund das Angebot bekommen, das wir in eine Mondkolonie ziehen würden. Ich könnte dort meine eigene Forschungseinrichtung bekommen. Nur habe ich ein paar Monate vorher von der Sternenflotte das Angebot bekommen, dass sie mich gerne nach dem Studium übernehmen und weiterbilden würden. Und natürlich würde ich auch Expeditionen im Weltraum mitmachen.“, erzählte die schüchterne Frau.
„Du hast dich einfach so gegen deinen Freund entschieden?“, fragte Hoshi verblüfft.

„Einfach so? Nein. Ich hatte mich entschieden mit ihm zu gehen. Die Sternenflotte behielt ich als Plan B im Hinterkopf, falls es mir auf dem Mond nicht gefallen sollte.“, als Liz Plan B erwähnte, wanderte Hoshis Mundwinkel leicht nach oben.

„So lustig ist das gar nicht.“, warf Elizabeth Cutler ein.
„Entschuldige.“, meinte Hoshi nur, da jedes Wort sie wahrscheinlich nur noch mehr reinreiten würde.

„Am Tag der Abschlussfeier habe ich ihn in flagranti mit einer anderen erwischt. Wir haben furchtbar gestritten. Er wollte mich nur an sich binden, als Vorzeigefrau sozusagen. Ich habe es nicht fertiggebracht auf die Feier zu gehen.“, fuhr Liz fort und Hoshi nickte mitfühlend.

„An diesem Abend kam meine Mutter noch vorbei und hat mir einen Perlenanhänger geschenkt. Sie hat mich gefragt, ob ich weiß wie Perlen entstehen.
Muscheln atmen das Wasser ein und aus, aber manchmal bleibt ein Sandkorn hängen. Und das tut der Muschel so weh, wie wenn wir etwas im Auge haben. Also produziert sie Perlmutt und umwickelt das Korn solange bis es nicht mehr weh tut. Sie macht aus dem was ihr am meisten weh tut etwas sehr wertvolles.“, erzählte sie weiter.
Hoshi schwieg beeindruckt und spürte regelrecht wie sich eine Gänsehaut auf ihr ausbreitete.

„Ich habe noch am selben Tag die Sternenflotte angeschrieben und heute bin ich hier. Aber an jedem Jahrestag der Abschlussfeier denke ich nochmal über das nach was war. Wie mich diese Entscheidungen beeinflusst haben und ob ich tatsächlich versucht habe mein Leben für mich so wertvoll wie möglich zu machen.“

Rezensionen