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Ein letztes Gespräch

von USS-Stories

Kapitel 1

„Nicht in jeder Liebesgeschichte gibt es nur Liebe. Manchmal gibt es nicht mal ein „Ich liebe dich“ und doch liebt man sich.“ Das Labyrinth der Worte

***

Kathryns Quartier lag in nächtlicher Stille. Einzig die Sterne webten feine Fäden silbernen Lichts in die Dunkelheit. „Ist es schon soweit?“, hörte er ihre besorgte Stimme, noch bevor es seinen Augen gelungen war, sie zu entdecken.
„Nein, mach dir keine Sorgen. Ich dachte nur, dass…“ Er unterbrach sich selbst, schien nach den richtigen Worten zu suchen. „…dass du vielleicht jemanden zum Reden brauchst.“
Ihr Schweigen war ihm Antwort genug. Vorsichtig trat er näher, darauf bedacht, sie nicht zu verschrecken. Sie stand am Panoramafenster. Die Arme vor der Brust verschränkt rieb sie sich darüber als würde sie frieren. Ihre Uniformjacke hatte sie abgelegt, sodass er die Konturen ihres Körpers erkennen konnte, die sich deutlich unter dem grauen Sternenflottenoberteil abzeichneten. „Wie geht es dir, Kathryn?“, fragte er mit sanfter Stimme.
„Chakotay.“ Beschämt senkte sie Augen. „Was soll diese Frage? Es geht mir gut.“
„Es ist nur, weil…“
„Ich weiß Chakotay.“, unterbrach sie ihn und strich sich fahrig durchs Haar. „Ich weiß es doch.“ Ihre Augen bewegten sich hektisch durch den Raum, als würde sie nach etwas suchen. Sie schien den Gedanken, die Wahrheit laut ausgesprochen zu hören, zu fürchten.
„Du musst das nicht tun.“, meinte er schließlich und erlöste sie so von der nervösen Stille.
Verwirrt blickte sie auf. „Was meinst du?“, wollte sie wissen und hob fragend die Augenbraue.
„Die Rede. Du musst diese Rede nicht halten.“ Er trat noch einen Schritt näher an sie heran, um seinen Worten mehr Intensität zu verleihen. „Kathryn. Du musst uns nicht trauen.“
Er sah regelrecht, wie die Erkenntnis in ihr reifte, ehe sie den Blick erneut auf ihre Hände senkte. „Seven hat mich darum gebeten und ich werde ihr diesen Wunsch erfüllen.“, erwiderte sie mit leiser Stimme.
Besorgt ließ er seinen Blick über ihren Körper streifen. Es mussten Monate vergangen sein, seit er sie das letzte Mal so angesehen hatte. Sie war dünn geworden, ihre Haut glänzte fahl und unter ihre Augen hatten sich tiefe Ringe gegraben. Wie hatten ihm diese Veränderungen entgehen können?
Er hatte sie gesehen, sicher. Nur verstanden hatte er sie nicht. Seine Liebe zu Seven hatte ihn blind gemacht – blind für Kathryns Gefühle. Mit Seven war alles so viel einfacher. Er hatte sich kopflos in ihre Beziehung gestürzt, sie in vollen Zügen genossen. Und Kathryn? Er hatte sie ignoriert. Natürlich nicht bewusst, aber getan hatte er es trotzdem.
„Es tut mir so unendlich leid.“, flüsterte er in die Stille hinein.
Da sie auch nach mehreren Sekunden noch nicht reagiert hatte, glaubte er schon, sie habe ihn nicht gehört, als er plötzlich ihre sachte Stimme vernahm: „Das muss es nicht, Chakotay. Es ist alles gut so wie es ist.“
„Ist es das wirklich?“ Er griff nach ihrer Hand und drückte sie fordernd. „Bitte, Kathryn. Lass uns einmal ehrlich zueinander sein!“
Er sah, wie sie zögerte, ehe sie ihr Gesicht zu den Sternen wandte, als könnte sie es nicht ertragen, ihm in die Augen zu sehen während sie sprach. „Du wirst Seven heiraten und ich werde die Voyager nach Hause bringen.“ Sie schwieg einen Moment um ihre Hand aus der seinen zu lösen. „Das ist unser Schicksal, Chakotay. Und das haben wir immer gewusst.“
Er wusste, dass sie Recht hatte. All die Jahre war ihre Liebe nie mehr gewesen als ein leises Versprechen. Ein Versprechen, dass er in den nächsten Stunden brechen würde. Doch egal, wie sehr ihn dieser Gedanke schmerzte – es gab kein Zurück. In der Liebe waren Neuanfänge keine Option. Zumindest nicht in ihrer. „Ich meine ja nur.“, erwiderte er heiser. Ein letzter Versuch der Rechtfertigung vor seinem eigenen Herzen. „Ich hätte warten können.“
„Liebst du sie?“
Die Frage kam unerwartet. Liebte er Seven? Er hatte nie wirklich darüber nachgedacht. Seven machte ihn glücklich, das wusste er sicher. Sie brachte ihn zum Lachen und gab ihm das Gefühl, gebraucht zu werden. Und dann ihr Körper. Er begehrte ihn wie ein Verdurstender das Wasser. In all den Jahren, die er Kathryn nun schon liebte, war ihm nie eine Frau begegnet, die ihn innerlich so berührte, wie Seven es vermochte. „Natürlich liebe ich Seven.“, antwortete er nach einem Moment des Schweigens und war selbst erstaunt, wie viel Überzeugung in seinen Worten lag.
„Dann hättest du auch nicht warten dürfen.“, erwiderte Kathryn und verband ihre Blicke miteinander. In ihren Augen schimmerten Tränen. „Du wirst Seven ein guter Ehemann sein. Ich bin froh, dass ihr Beide euch gefunden habt.“
Das glaubte er ihr sogar. Kathryn war ein Mensch, der das Glück der anderen stets über das eigene stellte. Sie würde ihr Leben für jeden einzelnen ihrer Schützlinge geben ohne auch nur eine Sekunde zu zögern. „Danke.“, sagte er leise. „Für alles.“
„Ich habe zu danken, Chakotay.“ Wie in Zeitluppe trat sie näher und hob ihre Hände, um seinen Kragen zu richten. Seine Haut, die versteckt unter dem dünnen Hemdstoff lag, brannte wie Feuer unter ihrer Berührung. „Du warst mir stets ein guter Freund. Ohne dich hätte ich das alles nicht geschafft.“
„Ich werde auch weiter dein Freund sein.“, versicherte er ihr und legte seine Hand über ihre, sodass diese auf seiner Brust verharrte. Er spürte sein Herz hart gegen seinen Brustkorb schlagen und war sich sicher, dass sie den Schlag auch durch das Jackett seines Smokings spürte.
„Vielleicht.“, erwiderte sie mit einem müden Lächeln. Ihre Freundschaft würde an seiner Ehe zu Seven kaputt gehen – das wussten sie beide. Es würde der Tag kommen, an dem sie nicht mehr wären als Captain und Commander der Voyager. Der Tag, an dem sie sich gänzlich verloren haben würden.
„Manchmal…“, flüsterte sie und hob ihre freie Hand um zärtlich die Linien seines Tattoos nachzufahren. „…da wünsche ich mir, wir könnten noch einmal ganz von vorne beginnen.“
„In meinem Stamm gibt es eine alte Weisheit.“, erklärte Chakotay mit sanfter Stimme, ohne den Blickkontakt zu lösen. „Verzweifle niemals. Die Tage vergehen wie das im Wind fliegende Herbstlaub und die Tage kehren wieder mit dem reinen Himmel und der Pracht der Wälder. Aufs Neue wird jedes Samenkorn erweckt – genauso verläuft das Leben. Was ich sagen möchte ist…“ Er machte eine kleine Pause um den wachsenden Kloß in seinem Hals herunterzuschlucken. „In diesem Leben gehöre ich Seven, aber in jedem weiteren werde ich dein sein. Versprichst du mir das?“
Eine einzelne Träne bahnte sich ihren Weg über ihre Wange. „Du glaubst an ein zweites Leben?“, fragte sie mit erstickter Stimme.
„Ich glaube, dass es eine Zeit geben wird, in der wir beide glücklich sein dürfen.“, antwortete er und wischte ihr vorsichtig die Träne aus dem Gesicht. „Gemeinsam.“
„Dann verspreche ich es.“, flüsterte sie und schmiegte ihre Wange an seine Hand.
Sie erlaubten sich einen kurzen Moment der Zweisamkeit, ein letztes Aufflackern ihrer verlorenen Liebe.
„Es ist an der Zeit.“, wisperte er nach einigen Sekunden. „Ich sollte Seven nicht warten lassen.“
„Nein, das solltest du nicht.“, erwiderte sie leise und löste zögernd die Verbindung ihrer Körper. Es gelang ihr kaum, ihre Augen von seinen zu trennen. „Ich werde mich noch etwas frisch machen…Wir sehen uns.“
„Das werden wir.“, erwiderte er leise und drehte sich um.
Und so gingen sie davon – jeder in ein neues Leben. Ein Leben ohne den Anderen, weil in dieser Welt kein Platz gewesen ist, für eine Liebe so groß wie ihre.
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