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Die unbekannte Stimme

von Darchelle

Kapitel 1

“Persönliches Logbuch, Kommunikationsoffizierin Felicita Ghoern, Sternzeit 2568.7; vor ungefähr dreissig Minuten wurden wir von einer unbekannten Macht heftig durchgeschüttelt. Das letzte, woran ich mich erinnern kann, ist, dass ich mit dem Kopf gegen mein Kommunikationspult geknallt bin, da die Erschütterung so unerwartet kam.
Als ich wieder aufgewacht bin, war es totenstill. Überall um mich herum lagen meine Kollegen. Keiner rührte sich, auch nicht, als ich versuchte, sie zu wecken. Wie ich mittlerweile herausgefunden habe, sind alle noch am Leben. Aber sie scheinen in einen tiefen Schlaf verfallen zu sein. Anders kann ich mir nicht erklären, weshalb ich, wenn ich rufe, nur das Echo meiner eigenen Stimme zu hören bekomme.
Jetzt gerade stehe ich auf der Brücke. Die Enterprise ist sehr unheimlich, wenn man ganz alleine ist. Der Captain und sein erster Offizier liegen neben dem Captainsessel auf dem Boden. Der Steuermann und der Engine sind mit dem Kopf gegen die Konsolen geknallt, wie ich an den Wunden erkennen kann. Auch hier schlafen alle oder sind bewusstlos. Ich bin komplett alleine. Die Erkenntnis schockiert mich. So lange diene ich noch nicht auf einem Raumschiff, dass ich in einer solchen Situation einen kühlen Kopf bewahren könnte. Im Moment fällt mir nur etwas ein, das ich tun kann. Ich muss das Flottenkommando erreichen.”
Lieutenant Ghoern tritt an Uhuras Kommunikationspult, stellt die richtige Frequenz ein und sagt: “Enterprise an Sternenflotte.” Ihre Stimme hallt durch die Brücke. Sie erschaudert. Ihr ist das alles ganz und gar nicht wohl.
“Enterprise an Sternenflotte, bitte melden”, versucht sie es erneut. Keine Reaktion. “Hören Sie mich?” Als nach fünf weiteren Versuchen auf drei anderen Frequenzen keine Antwort zurückkommt, gibt sie auf. Seufzend durchforscht sie weiter das Schiff.
“Was ich nicht verstehe, ist, weshalb ich die einzige bin, die wach ist. Da kommt mir die Frage, ob ich überhaupt wach bin oder ob ich schlafe und einen verstörenden Traum habe.
Wie auch immer, das ändert nichts an meiner Lage. Die Hoffnung, in der Krankenstation jemanden zu finden, der mir helfen kann, ist gestorben. Auch Doktor McCoy und die Krankenschwestern liegen im Schlaf.”
Lieutenant Ghoern geht weiter in den Maschinenraum. Mister Scott liegt neben dem Impulsantrieb, einen Kommunikator in der Hand. Ghoern nimmt ihn an sich und versucht, zu irgendetwas eine Verbindung herzustellen. Vergeblich. Denkt sie zumindest, bis das kleine Gerät zu krosen beginnt.
“Hallo?”, fragt sie mit hoffnungsvoller Stimme.
Es rauscht einfach weiter. Vielleicht muss sie den Kommunikator verstärken, um eine stabile Verbindung herstellen zu können.
Schnell rennt sie zurück zu ihrem Posten, verbindet den Kommunikator mit der Fernsprechstelle und versucht es auf derselben Frequenz erneut.
“Hallo?”, sagt sie laut.
Zuerst krost es wieder nur, doch auf einmal glaubt sie, ein Wort vernommen zu haben.
“Hallo? Hört mich jemand?”, versucht sie es noch einmal.
“Ja”, kommt tatsächlich die Antwort. Es ist die Stimme eines Mannes, tief und ruhig. Aus diesem einen Wort wird sofort klar, dass die Person auf der anderen Seite viel Macht besitzen muss.
“Wer sind Sie?”, fragt Ghoern.
“Mein Name spielt hier keine Rolle. Ich bin froh, dass Sie mich erreicht haben. Unsere Entscheidung war gut.”
Ghoern ist verwirrt. Welche Entscheidung? Mit wem redet sie da?
“Wovon sprechen Sie?”, hakt sie nach.
“Sie sind mit Ihrem Raumschiff in unser Hoheitsgebiet geflogen, was wir nicht dulden”, erklärt die Stimme ruhig. “Deshalb haben wir die Mannschaft in einen Schlaf versetzt und nur jemanden bei Bewusstsein belassen, mit dem wir verhandeln können.”
Ghoern ist jetzt nicht viel schlauer als vorher.
“Weshalb wollen Sie nicht mit dem Captain verhandeln? Ich bin bloss eine einfache Kommunikationsoffizierin.” Langsam wird sie unsicher. Für solche Situationen ist sie nicht ausgebildet worden. Es gibt einen Grund, weshalb sie nicht auf der Brücke arbeitet. Sie ist noch lange nicht soweit.
“Wir haben von Ihrem Captain gehört und sind der Meinung, dass wir mit Ihnen besser verhandeln können”, entgegnet die Stimme trocken. Keinerlei Freundlichkeit liegt in ihrem Ton, bloss kühle Geschäftigkeit.
“Worüber wollen Sie denn verhandeln?”
Ghoern sieht keine Möglichkeit, sich aus der Affäre zu ziehen, weshalb sie einfach versucht, ihr Bestes zu geben. Eines weiss sie mit Sicherheit: Sie wird alles tun, um das Schiff und seine Besatzung zu schützen.
“Über die Konsequenzen der Grenzverletzung. Wir dulden keine Fremden bei uns. Leute von ausserhalb bringen nur Probleme und Gefahren.”
Ghoern schüttelt den Kopf, was die Stimme natürlich nicht sehen kann. Also sagt sie schnell: “Ich kann Ihnen versichern, dass wir nicht die Absicht hatten, Sie zu stören. Wir waren bloss auf der Durchreise. Von einer Grenze wussten wir nichts.” Sie glaubt zumindest, dass Kirk davon nichts wusste.
“Nicht wissen schützt vor Strafe nicht, junges Fräulein”, entgegnet die Stimme kalt. “Wir können keine Eindringlinge gestatten.”
Lieutenant Ghoern verliert langsam die Nerven. Schleichend steigt Panik in ihr auf. Wenn doch wenigstens der Captain oder Mister Spock wach wären. Selbst Mister Scott und Doktor McCoy wüssten in einer solchen Situation besser, was zu tun ist, schliesslich dienen sie schon eine Weile der Sternenflotte. Aber nein, diese Fremden mussten ausgerechnet sie aussuchen.
“Wenn Sie…”, versucht sie es weiter, “... die Mannschaft wieder aufwecken, kann ich veranlassen, dass wir umdrehen und Ihr Hoheitsgebiet ohne Umschweife verlassen.”
“Sie gehen nirgendwo hin. Solange wir nicht Ihre wahren Absichten und Ihr Verhalten genau kennen, können wir Sie nicht weiterfliegen lassen.”
“Was erwarten sie von uns?”, fragt Ghoern. Sie versucht, so professionell wie möglich zu sein.
“Wir verlangen, dass Sie zu uns kommen, Lieutenant, um uns alles über Ihre Spezies und Ihre Föderation zu erzählen. Und um die nächsten Jahre Ihr Verhalten zu studieren”, entgegnet die Stimme.
“Die nächsten Jahre?” Ghoerns Augen weiten sich.
“Keine Sorge, bei uns vergeht die Zeit anders als bei Ihnen.”
Im nächsten Moment löst sich Lieutenant Ghoern mit einem weissen Lichtblitz auf und verschwindet von der Enterprise.

~*~

Captain James Kirk öffnet schwerfällig die Augen. Verwirrt hebt er den Kopf und blickt sich um. Um ihn herum kommen auch alle anderen Besatzungsmitglieder wieder zu Bewusstsein.
“Was ist passiert?”, fragt er irritiert.
“Soweit ich mich erinnern kann, wurde die Enterprise durchgeschüttelt und wir verloren das Bewusstsein”, antwortet Spock fachlich, während er seine Uniform glattstreicht.
“Ja…” Jim überlegt einen Moment, dann wendet er sich an Uhura.
“Ich möchte von allen Decks Meldung und einen Schadensbericht.”
“Aye, Captain.”
Jim wendet sich an Spock. “Wissen wir, welchen Ursprung die Erschütterung hatte?”
Der Vulkanier stellte sich an seinen Computer und tippte etwas ein.
“Nein, Captain, die Ursache ist unbekannt. Die Sensoren zeigen in unserer Umgebung nichts an.”
“Captain”, meldet sich Uhura, bevor Jim etwas erwidern kann. “Auf Deck elf meldet die Kommunikationsabteilung einen Verlust.”
“Einen Verlust?”
“Lieutenant Ghoern fehlt. Sie ist nicht bei ihrer Station und nicht in ihrem Quartier”, berichtet Uhura.
Jim überlegt. Goehrn… der Name sagt ihm etwas. Es möchte ihm nur nicht mehr einfallen, wieso sie ihm im Gedächtnis geblieben ist.
“Computer”, befiehlt Kirk, “Aufzeichnungen über Lieutenant Ghoern der letzten Stunde abspielen.”
“Aufzeichnungen werden gestartet.” Auf dem Hauptbildschirm taucht ein Bild von Felicita Ghoern auf, wie sie aufwacht. Dann spielt sich die ganze Szene vor den Augen der Brückenbesatzung ab.
Als Ghoern sich in Luft auflöst, stoppt die Aufnahme.
“Was ist da passiert?”, murmelt Jim vor sich hin.
“Sieht so aus, als hätte die unbekannte Stimme sie mitgenommen”, antwortet Spock.
“Scharf beobachtet. Aber warum ausgerechnet sie?”
Da fällt es ihm wieder ein. Der Grund, weshalb sie ihm im Gedächtnis geblieben ist. Lieutenant Ghoern hat bei ihrem Aufnahmeverfahren eine überaus gute Eignung zum Raumschiffcaptain bewiesen, hat sich dann aber trotz aller Ratschläge für eine Karriere als Kommunikationsoffizierin entschieden. Die fremde Macht muss ihre Fähigkeiten ebenfalls kennen.
“Mister Spock, wurden wir vor einiger Zeit gescannt?”, fragt Jim.
“Positiv, Captain. Jemand hat alle Daten der Besatzung durchgesehen.”
Jim nickt bedächtig.
“Captain, was machen wir jetzt?”, möchte Sulu wissen.
“Wir warten. Bis wir eine Antwort der fremden Stimme erhalten, kommen wir hier nicht weg.”
Die Brückenbesatzung sieht ihn leicht geschockt an.
“Der Captain hat recht”, bestätigt Spock, “Wir sind in ihrem Kraftfeld gefangen, bis sie Lieutenant Ghoern fertig untersucht haben.”
“Aber das kann Jahre dauern!”, entgegnet Sulu.
“Nicht in unserer Zeitrechnung. Ich gehe davon aus, dass die Unbekannten bald mit ihren Forschungen zu Ende sind.”
“Wie kommen Sie darauf?”, will Jim verwirrt wissen.
“Nun, sie haben die Macht, uns so lange wie nötig bewusstlos zu halten. Da wir jedoch alle wieder wach sind, werden sie wohl bald Kontakt aufnehmen.”
“Dann müssen wir also nur warten”, meint Kirk, “wie ich bereits sagte.”
“Richtig, Captain”, bestätigt Spock.
Jim unterrichtet die gesamte Besatzung über die aktuelle Lage und klärt sie über das weitere Vorgehen auf. Kurz darauf kommt auch schon eine Botschaft rein. Der Ursprung ist jedoch unbekannt.
“Auf den Hauptschirm”, befiehlt Jim Uhura.
Er kann es kaum erwarten, ein Gesicht zu der Stimme zu haben.
Aber anstatt eines Fremden erscheint Lieutenant Ghoern auf dem Bildschirm.
“Captain, guten Tag”, grüsst sie höflich. “Ich bin froh, dass Sie alle wohlauf sind.”
“Ja, bei uns ist alles in Ordnung. Wie geht es Ihnen, Lieutenant Ghoern?”, erkundigt sich Jim.
“Mir geht es prima. Ich habe mich schon lange nicht mehr so gut gefühlt.”
Nach einem kurzen Schweigen nickt sie, als hätte sie gerade jemandem geantwortet.
“Trabos lässt ausrichten, dass die Gefahr für die Enterprise vorüber ist. Ich konnte erfolgreich beweisen, dass die Menschen keine bösen Absichten haben. Er gestattet Ihnen weiterzufliegen, bittet Sie jedoch, schnellstmöglich dorthin zurückzukehren, wo Sie hergekommen sind.”
“Was ist mit Ihnen?”, fragt Jim. Er kann doch nicht einach eine seiner Leute zurücklassen.
“Ich würde gerne hierbleiben. Die letzten Jahre habe ich mich so sehr an das Leben hier gewöhnt, dass ich keinen Sinn mehr darin sehe, wieder zu gehen.”
“Wo ist ‘hier’?”, erkundigt sich Kirk, da weit und breit weder ein Planet noch ein Schiff zu sehen ist.
“Nun, es ist schwer zu beschreiben und noch schwerer zu verstehen. Aber seien Sie versichert, dass es mir gut geht und ich mich hier Zuhause fühle.”
Als sie die bedrückten Gesichter der Besatzung sieht, lächelt sie leicht und erklärt: “Ich kann weiterhin der Sternenflotte dienen. Sollte sich je wieder ein Schiff hier her verirren, kann ich als Vermittlerin zwischen den beiden Parteien fungieren. Damit wäre allen geholfen.”
Dagegen kann Jim kaum widersprechen. Sosehr er es auch bedauert, ein so wervolles Mitglied seiner Besatzung zu verlieren - wenn es ihr aufrichtiger Wunsch ist zu bleiben, kann er nichts dagegen tun.
“Na gut, Lieutenant. Ich kann Sie nicht zwingen, mit uns zu kommen. Ich hoffe nur, sie haben es sich gut überlegt.”
“Habe ich, Captain. Ich wünsche Ihnen eine gute Reise.”
“Danke.”
“Mögen die Sterne mit Ihnen sein”, sagt die unbekannte Stimme, dann bricht die Verbindung ab.
Einen Moment ist es verdächtig still auf der Brücke. Alle sind verwirrt, bedrückt und ein wenig überrumpelt von der Situation.
“Sulu, nehmen Sie Kurs auf Raumbasis Delta 34”, ordert Jim.
“Aye Captain.”
“Uhura, stellen Sie mir eine Verbindung zum Raumflottenkommando her.”
“Aye. Verbindung offen.”
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