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Ingenieursehre

von Kontikinx1404

Kapitel 1

Lichtjahr um Lichtjahr zog an der U.S.S. Alphaone vorbei, während sich das Raumschiff mit Warpgeschwindigkeit dem Raumgebiet der Vereinten Föderation der Planeten näherte.
Jacqueline Jones saß hinter ihrem Schreibtisch im Bereitschaftsraum des Captains und schrieb jede Menge Berichte für ihre Vorgesetzten. Ihre erste bedeutende diplomatische
Mission war erfolgreich beendet. Trotz ihrer anfänglichen Skepsis war sie
auf dem diplomatischen Parkett nicht ausgerutscht, sondern hatte erfolgreich ein Handelsabkommen mit den Kalderanern abschließen können. Die paar Tage Aufenthalt auf deren Planeten hatten ihr richtig gut getan. Wieder die frische Luft eines Planeten zu atmen und die Enge eines Raumschiffes hinter sich zu lassen, hatte ihr zu neuer Energie verholfen. Sie warf einen Blick auf ihren Desktopviewer, nur um festzustellen, dass sie noch ein paar Berichte verfassen musste. Lustlos stützte sie den Kopf auf die rechte Hand. Scheinbar hielt die Energie, die sie auf dem Planeten getankt hatte, gerade so lange, bis sie mit dem Schreiben von Berichten begann.
Dies war einer der Momente, in dem sie es beinahe bereute, ein eigenes Kommando angenommen zu haben.
Früher als sie noch Chefingenieurin auf der Crockett war, hatte sie bei weitem weniger Schreibkram zu erledigen gehabt. Danach, während ihrer Zeit auf den Utopia Planitia Raumschiffwerften, war die Schreibarbeit schleichend immer mehr geworden.
Hier eine Notiz, da noch ein PADD und schon begann man langsam aber sicher in der Papierflut zu ertrinken. Auf der anderen Seite brachte ihr Rang auch andere Privilegien und Verpflichtungen mit sich. Es war wohl der Preis eines eigenen Kommandos, sich mit lästigen Berichten herum zu schlagen.
Genauso schleichend wie sich über die Jahre die Berichte vermehrt hatten, so schlich sich auch eine leichte Müdigkeit über Jackie, wie Jacqueline von ihren Freunden genannt wurde.
Die schlanke Frau mit den schulterlangen, braunen Haaren, lehnte sich zurück und ließ den Blick durch den Raum schweifen um ihren angestrengten Augen etwas Erholung zu gönnen. Was Jackie jetzt benötigte war eine heiße Tasse Kaffee. Sie erhob sich aus ihrem Sessel und ging die paar Schritte hinüber zu dem Replikator, der in die Wand des Bereitschaftsraums integriert war. „Computer, einen Kaffee, schwarz, extra stark“, sagte sie zu dem Gerät. Doch statt eines Kaffees im Ausgabefach ertönte nur ein Fehlerton und die Computerstimme zirpte: „Replikator außer Betrieb.“ Sofort fiel Jackie wieder ein, dass der Replikator schon ein paar Tage nicht mehr funktionierte und sie unbedingt ihrem Chefingenieur, Mr. Sesol, den Defekt melden wollte. Während der letzten Mission musste ihr das irgendwie entfallen sein, so dass sie vergessen hatte, einen Reparaturauftrag zu schreiben. Jackie wollte schon mit der Hand den Insignienkommunikator auf ihrer Uniform berühren um eine Verbindung zu Mr. Sesol herzustellen, als ihr plötzlich ein Geistesblitz kam. Sie konnte ihre Hand gerade noch stoppen, bevor sie den Kommunikator berührte. Die Aussicht, den Replikator selbst zu reparieren, ließ ihr Technikerherz höher schlagen. Als ehemalige Chefingenieurin und jetzige Kommandantin eines Technologieträgers konnte sie es bei ihrer Ingenieursehre nicht zulassen, vor einem einfachen Nahrungsreplikator zu kapitulieren.
Es konnte sicher nicht schaden für eine kurze Zeit zu ihren technischen Wurzeln zurückzukehren und sei es nur, um die Übung nicht zu verlieren. Bevor sie beginnen konnte, benötigte Jackie einen frischen Kaffee, um sich mit voller Konzentration der Reparatur zu widmen.
Daraus ergab sich natürlich ein Problem, wenn das Gerät, dass den Kaffee liefern sollte, defekt war. Aber schließlich gab es auf der Alphaone nicht nur einen Replikator auf dem ganzen Schiff. Der nächste Replikator, an dem sich Jackie ihren heiß ersehnten Kaffee besorgen könnte, befand sich schon im Besprechungsraum hinter der Brücke. Sie würde also nur kurz über die Brücke huschen, denn der Eingang zum Besprechungsraum lag direkt neben der Tür zu ihrem Bereitschaftsraum.

Mit ihrer Tasse Kaffee wieder im Bereitschaftsraum angekommen, war Jackie froh auf ihrem kurzen Weg über die Brücke von niemandem bemerkt worden zu sein. Sie wollte es auf jeden Fall vermeiden mit dämlichen Fragen belästigt zu werden. Zuerst nahm sie einen großen Schluck des schwarzen Getränkes zu sich, bevor sie die halb volle Tasse auf ihren Schreibtisch stellte. Um jetzt mit der Reparatur zu beginnen, fehlte ihr nur noch das richtige Werkzeug. Würde sie jetzt jedoch in den Maschinenraum gehen und ihn mit einem Werkzeugkoffer verlassen, würde ihr unterwegs sicher ein Besatzungsmitglied begegnen und ihr Fragen stellen. Außerdem hatte Mr. Sesol noch immer Dienst. An ihm wäre sie mit einem Werkzeugkoffer ohnehin nicht vorbei gekommen.
Aber für solche Fälle hatte Jackie vorgesorgt. Sie ging hinüber zu der kleinen Kommode die in ihrem Bereitschaftsraum neben dem Eingang stand und zog die untere Schublade auf. Heraus nahm sie einen kleinen silbernen Koffer auf dem ein goldener Schraubenschlüssel und die Worte „Erste Hilfe“ aufgedruckt waren. Das war ihr ganz persönlicher Erste Hilfe Koffer für technische Notfälle, den sie dort vor neugierigen Blicken geschützt hatte.
Dazu kam es, als sie wenige Wochen nach Kommandoübernahme von Mr. Sesol dabei erwischt worden war, wie sie eine Reparatur an der Sensorenanordnung des Schiffes vornahm. Nach einer längeren Diskussion mit ihm hatten sie sich schließlich darauf geeingt, dass sie alle Reparaturen künftig Mr. Sesol überließ. Da Jackie früher selbst Chefingenieurin gewesen war, wusste sie wie ärgerlich es war, wenn einem jemand ins Handwerk langte. . Bis auf wenige Ausnahmen hatte sie sich immer an die Abmachung gehalten, jedoch hatte sie in seltenen Fällen das Bedürfnis, aus den bestehenden Regeln und Konventionen auszubrechen. Und war es nur für kurze Zeit. Nicht dass sie Mr. Sesol nicht trauen würde oder seine Arbeit nicht Wert schätzte. Das Gegenteil war der Fall. Mit seiner Arbeit war sie sehr zufrieden, aber auch sie hatte das Verlangen, von Zeit zu Zeit eine kleine technische Herausforderung anzunehmen.
Jackies Augen leuchteten wie die eines kleinen Kindes zu Weihnachten, als sie den Werkzeugkoffer öffnete, ihr Allerheiligstes heraus nahm und damit begann, die Verkleidung des Replikators abzunehmen.
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