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Die blutige Handtasche

von Racussa

Das Ermittlerduo

Ein Blick in 'Deannas schwierigster Fall' ist nützlich, aber nicht nötig.
Beverly versuchte so ruhig als möglich mit den Wachposten zu sprechen: „Ich muss unseren Gefangenen sehen und einige wichtige Transdermalhybridothalamialscans durchführen. Möglicherweise hilft uns das bei der Suche nach dem rhinogenetischen Stern, um den die geheime Operationsbasis der Ostlegion der Jem’Hadar rotiert.“

Die beiden Wächter nickten verwirrt, gaben den zwanzigstelligen Sicherheitscode ein und ließen Beverly in die Zelle ein. Kaum hatte sich die Türe hinter ihr geschlossen, als ihr ein Blick auf den Tricorder verriet, dass für ihre verrückte Aktion nur noch drei Minuten Zeit waren. Wenn doch Deanna hier wäre, um ihr zu sagen, ob sie Captain Picards Andeutung richtig verstanden hatte. Es nützte nichts, sie hatte keine Zeit.

Erstaunt richtete sich der Bewohner der Zelle auf. Bisher hatte er entspannt auf der Liege gelegen, doch jetzt ging sein erster Griff zu seiner toupierten Frisur, die er zurechtbog.

Mit einem unschuldigen Lächeln, das kaum seine Überraschung überspielen konnte, wandte er sich an die Ärztin: „Doktor Crusher? Was für eine Überraschung. Und heute allein? Halten sie das für eine gute Idee; ich denke, wir sollten die sehr diffizile Konstellation, die Counselor Troi mit uns beiden aufgebaut…“

„Deanna ist entführt worden. Und Sie sind der Einzige, der sie suchen darf! Wir haben nur zwei Minuten Zeit. Das…“ sie gab ihm einen kleinen Anhänger „ist ein Einwegtransporter, der Sie auf den Planeten beamen wird, wo Deanna verschwand. Wir müssen den Orbit verlassen, aber ich werde sie irgendwie abholen. Sie müssen mit den Frauen dort unten Deannas Verschwinden aufklären und uns dann auf der Notfallfrequenz Alphazetaypsilonomikron um Hilfe rufen.“ Sie drückte dem Verdutzten den Einwegtransportanhänger in die Hand und streifte ihm ein Vanadiumarmband um. „Über das Armband können sie genau einmal diese Notfallfrequenz senden. Überlegen Sie sich gut, wann der richtige Zeitpunkt ist!“ Dann gab sie ihm eine Halskette „Das ist ein mobiler Holoprojektor. Damit Sie die Ermittlungen nicht allein durchführen müssen, haben Sie hier eine kompetente Beraterin. Das wird auch den Kontakt zu den Frauen auf dem Planeten erleichtern! Ich bete, dass sie mit Frauen gut verhandeln können…ohne Wunschpunsch!“

„Sie fordern mich, einen Kriegsverbrecher, auf, von Ihrem Schiff zu flüchten und auf einem unbekannten Planeten mit einer unbekannten Frau eine Entführung aufzuklären?“

Ein leichtes Zittern ging durch das Schiff. Die Warpblase wurde langsam desoxyliert. Beverly wischte Schweiß von der Stirn und blickte Weyoun tief in seine violetten Augen: „Wir fanden eine Handtasche und ungewöhnliches Blut. Hoffentlich ist es nur eine Entführung und kein Mord! Wir sehen uns, nach dem Notruf, und nur, wenn sie wissen, was mit Deanna geschehen ist. Wenn Sie das Rätsel lösen, setze ich mich für Ihre Rehabilitierung ein; wenn nicht, sage ich, Sie hätten mich überwältigt und wären geflohen!“

„Aber…“, erwiderte Weyoun, doch Beverly aktivierte den Einwegtransporter. Keine Sekunde zu früh, denn mit einem leichten Ruck setzte der Warpflug ein.

Mithilfe eines medizinischen Replikators sprühte sie eine weyounförmige Figur auf das Bett und legte dann die Decke darüber. Sie ging zu den Biosensoren des Raumes und überbrückte mit ihrer medizinischen Sondergenehmigung die Anzeigen. Schließlich befahl sie: „Computer, dimme das Licht um 78,98% und reduziere die Innentemperatur auf 5,6° C. Mische der Luft 40 mol Pentanal hinzu.“

Durch Eintippen des Sicherheitscodes öffnete Beverly die Türe und trat hinaus zu den beiden Wachen. Als diese hinter ihr in den Raum schauen wollten, zentrierte sie die Aufmerksamkeit der Wachen auf ihren medizinischen Tricorder, der unverständliche Zeichen ausgab: „Diese Tür wird von mir aus medizinischen Gründen versiegelt. Ich weiß nicht wie, aber der Gefangene hat sich mit testolanischer Hepatitis angesteckt. Diese Krankheit wird gewöhnlich nur durch Körperkontakt übertragen, also halten Sie sich von ihm fern. Ich gehe jetzt eine Therapie replizieren und komme dann wieder, um ihn zu impfen. Lassen Sie niemanden in den Raum, bis ich wieder zurück bin. Und gehen Sie auch selbst nicht hinein, wenn es nach Benzochlorohexanal riecht.“

„Nach was?“, fragte eine der Wachen, während die andere sich nervös kratzte.

„So etwas wie Flieder!“, sagte Beverly barsch, bevor sie die Tür mit einem Computerbefehl medizinisch versiegelte und ging.

Auf dem Weg zur Krankenstation gingen ihr tausend Gedanken durch den Kopf: Was war mit Deanna passiert? Was hatte es mit dem Blut auf sich. Und dann: Was habe ich da gerade getan? Ich habe einem Kriegsverbrecher die Flucht ermöglicht, nur um eine Freundin zu retten? Naja, Flucht...es ist ja weit und breit kein Dominion-Schiff, das ihn retten könnte. Dieser Sektor ist völlig in der Hand der Allianz. Aber was kann er unten erfahren. Ich hoffe, dass sie ihm helfen kann. Ich habe alle Daten über die diplomatische Mission von Angel I, über die Bitten um Hilfstruppen, über die Verhandlungsstrategie von Deanna mitgegeben.

Sie stand vor der Türe und nickte Schwester Ogawa zu, als sie an der Begrüßungsstation vorbei direkt in ihr privates Büro ging, die Türe schloss und die Scheiben in den Undurchsichtigkeitsmodus umschaltete.

Dann rieb Beverly sich die Schläfen. Da niemand ihre medizinischen Befehle außer Kraft setzen konnte, würde das Verschwinden von Weyoun nicht allzu schnell auffallen. Schließlich war es auch nur Deanna, die ihn besuchte und befragte. Aber die Anwesenheit dieses neunmalklugen Hercule beunruhigte Beverly. Er hatte sich bis jetzt nur mit dem Captain unterhalten, blieb sogar den Betreuungseinrichtungen fern.

Und dann, dachte sie, muss ich mich irgendwie auch bei Wesley entschuldigen. Ich hätte sie ihm nicht einfach so wegnehmen dürfen, aber mir ist in der kurzen Zeit nichts anderes eingefallen. Es durfte ja niemand von der Sternenflotte sein, niemand von unseren zivilen Gästen, deren Verschwinden sofort aufgefallen wäre und trotzdem jemand, der klug und geschickt ist, der auf Weyoun aufpasst und zur Lösung des Falles beiträgt. Wenn ich nicht bei Deanna zuletzt Wesleys Geständnis gehört hätte, wüsste ich ja gar nicht, dass er Geordis Programm auf seinen Heimcomputer kopiert hatte. Ich hoffe und bete, dass das gut geht! Oh, bitte, Deanna, sei noch am Leben.
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