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Die Pyjama-Party

von Racussa

Kapitel 2

Während Julian immer noch verzweifelt versuchte, blutrote Girlanden aufzuhängen, die Garak repliziert hatte, streute dieser noch ein paar dekorative Rubine auf den festlich gedeckten Tisch.

Garak verschwand kurz im Schlafzimmer.

„Diese Girlanden…sind die wirklich nötig? Ich fürchte, ich habe sie gerade verknotet.“

„Ach Herzchen, das sind nanoselbstentknotende Stoffe. Ich kenne doch meinen Meisterchirurgen und Dekorationsmuffel. Du musst nur die grüne Taste am Startpaneel drücken, dann entwirrt sich das Ding. Und mithilfe der Magnete kannst du es ganz leicht an der Wand befestigen. Aber zuvor:“

Er trat aus dem Schlafzimmer.

„Was sagst du zu diesem ägyptischen Nachthemd? Ich habe es selbst mit Hieroglyphen bedruckt, aus Wertschätzung für dein Heimatland.“
Julian betrachtete den stämmigen Cardassianer in dem filigranen Leinennachthemd, das an den Säumen und um den Halsausschnitt mit bunten Zeichen bedruckt war.

Julian war zugleich entsetzt und konnte sich kaum halten vor Lachen: „Oh du Meister der flinken Nadel! Ist es dafür nicht etwas zu früh? Oder sollen wir unsere Gäste wieder ausladen?“

Garak schüttelte den Kopf, drückt Julian einen sanften Kuss auf die Hand, aus der er den ersten Girlandenmagnet nahm, bevor er ihn an die Wand warf. Der Magnet haftete sofort. Der zweite wurde ebenso geschickt in die gegenüberliegende Ecke geworfen, haftete dort und über dem Tisch entfaltete sich ein feiner Schirm aus nanitischem Gespinst.

„Schatz, es ist eine Pyjamaparty! Das habe ich dir doch geschrieben.“
Julian erblasste und kramte nach seinem persönlichen Datenbrett. Tatsächlich zeigte ein blinkendes Symbol eine ungelesene Nachricht an.
„Oh, dann sollte ich noch schnell Miles Bescheid geben…“

Garak runzelte verwundert die Stirn, was eine seltsame Hervorwölbung seiner Schädelwülste bewirkte: „Miles? Wieso musst du ihm Bescheid geben?“

„Naja, ich dachte, es wird vielleicht lustiger, wenn er und Keiko auch rüberkommen. Schließlich war er neugierig auf die…die…die“

„Vampire? Du hast aber nicht wirklich vor, unsere Gäste wie Objekte in einem Kuriositätenzoo auszustellen? Abgesehen davon, sind die beiden in einer sehr diskreten Mission unterwegs und…und…“

Garak hatte entrüstet die Hände in die Hüften gestemmt. Nun tat Julian es ihm nach: „Und Miles ist indiskret?“

Garak war verblüfft. „Nein, ich würde es nicht indiskret nennen. Vielleicht einfach?“

Julian schnaubte: „Miles ist doch nicht ‚einfach‘. Nur weil deine Vampirfreunde hunderte Jahre alt sind, heißt das nicht, dass sie klüger als Miles sind. Er kann selbst aus einem Kugelschreiber und einem Kaugummi einen Spiralwellendisruptor basteln, also ist er sicher nicht einfach.“

Garak rollte mit den Augen: „Ich wollte einen dezenten Abend mit Pamela, Erik und dir verbringen, aber es ist selbstverständlich angemessen, dass auch deine Freunde teilnehmen. Allerdings werde ich für Keiko wohl etwas Eigenes kochen müssen. Trotzdem solltest du dich jetzt umziehen. Ich richte schon mal die Rohkostplatten an. Und schreibe Miles…“

In dem Augenblick hörte man schon den Türsummer. Ein Klopfen mit Nachdruck verstärkte den Eindruck.

„Herein!“, sagte Garak, während Julian im Schlafzimmer verschwand.
Miles und Keiko traten ein, er in irischem Quilt, sie in einen japanischen Kimono gekleidet. Sie trug ein kleines Blumengefäß und Miles eine bedeckte Schale.

Garak lächelte bemüht, ließ sich von Keiko küssen und nickte Miles zu.
„Ich habe selbstgemachte vegane Sushi mitgebracht. Und ganz ohne Knoblauch, damit die – sind sie schon da – du weißt schon was, nicht zu Staub zerfallen.“

Garak sog tief die Luft ein.

„Die Asche wäre schlecht für das Lüftungssystem.“, versuchte Miles mit einem kleinen Scherz die Lage zu verbessern, was Garak nicht überzeugte. Mit einem freundlichen Lächeln nahm er die bedeckte Schale und stellte sie auf den Küchentresen.

Keiko trat an den Tisch und bewunderte die Dekoration: „Garak, mein Lieber, da haben Sie sich wieder einmal selbst übertroffen. Es ist ja fast kein Platz für diese Orchidee, die ich selber gezüchtet habe. Es ist eine Amberia apricosata, eine besonders schwer zu kultivierende Sorte. Es ist quasi eine Mischung aus pfirsichgelben und cardassianergrauen Blütenblättern. Dafür braucht man eines spezielle Kultur aus Katzenhaaren, abgefallen Blättern und geriebenem Bernstein, um sie zu düngen.“

Miles kam auch zum Tisch, wandte sich aber an Garak: „Ist Julian noch nicht da?“

„Tada, da bin ich schon, Freund!“, flötete Julian, der in einem kurzen Sommerpyjama in das Wohnzimmer kam. Keiko wieherte vor Lachen los und auch Miles musste sich sehr zusammenreißen.

Keiko fand als erstes wieder Worte: „Ihr seid aber noch nicht umgezogen. Sind wir zu früh? Oder habt ihr beim…Spielen…die Zeit übersehen.“

Garak antwortete, während er die Haube von den veganen Sushis hochhob: „Meine liebe Keiko, der Doktor hat leider vergessen, Ihnen mitzuteilen, dass es sich um eine Pyjama-Party handelt.“

„Julian!“, knurrte Miles. Und auch Keiko blickte verdrossen.

„Ich habe die Nachricht von Elim zu spät gelesen. Aber wahrscheinlich kommen die beiden Gespenster auch in irgendetwas bequemem, nicht wirklich in Pyjamas.

In dem Augenblick summte erneut der Türton. Garak blickte etwas besorgt zum Ehepaar O’Brien und sagte: „Ich werde Sie unseren Gästen vorstellen und durch den Abendführen. Aber bitte bedenken Sie, dass es sich um zwei hochrangige…Gäste…handelt. Julian, bitte fülle die Gläser mit Campari Kanar. Computer, öffne die Türe.“

Garak zog das ägyptisierende Nachthemd zurecht und stellte sich zwischen die O’Briens und die Türe, während Julian begann, in einem Shaker Kanar, Campari und Eis zu schütteln. Als die Türe aufging, traten Pamela und Erik ein. Beide trugen bodenlange, schwarze Umhänge mit hochgestellten Krägen. Während Erik seine blonden Haare locker herunterhängen ließ, hatte Pamela ihre zu einer Turmfrisur nach cardassianischer Manier hochgesteckt.

Instinktiv fasste Keiko Miles‘ Hand.

„Mein werter Herr Schneider, ich bedanke mich für die freundliche Einladung.“, sagte Pamela, ließ den Umhang von ihren Schultern gleiten und stand in einem Negligé aus Brokat vor der Gruppe. Sie übergab Garak eine herzförmige Schachtel. „Ich las, dass auf Cardassia Krokantpralinen ein angemessenes Gastgeschenk sind, weil sie keine als unhöflich geltenden Gemüsereste enthalten.“

Während Keiko erschrocken die zweite Hand vor den Mund legte, betrachtete Miles sehr ausführlich die Rundungen Pamelas.

„Und da ich hörte, dass Sie und Ihr Partner sich gerne über Literatur unterhalten, habe ich Ihnen dieses Bändchen mit schwedischen Liebesgedichten mitgebracht.“, sagte Erik, ließ ebenfalls den Umhang zu Boden fallen und übergab Garak ein ledergebundes Bändchen.

Garak beherrschte sich, angesichts des nackten Vampirs nicht zu erröten, nahm aber beide Geschenke entgegen. Er fasste sich und sagte: „Vielen Dank in meinem und Julians Namen: Darf ich Ihnen unsere besten Freunde vorstellen: Dr. Keiko Ishikawa Ogawariana O’Brien und ihr Mann, Miles, der Chefingenieurdieser Station während des Krieges. Und dort mit dem Shaker, das ist mein Mann, Doktor Julian Bashir, der beste Arzt dieser Station und Leiter des Krankendienstes.“

„Es ist mir eine Freude!“, sagte Erik und reichte der verdutzten Keiko die Hand, um ihre aufzugreifen und zu küssen. Dann gab er auch Miles und Julian die Hand.

Pamela deutete eine Verbeugung an.

„Und das sind unsere Vampire, Erik aus Schweden und Pamela Swynford de Beaufort.“, meinte Julian und schüttelte fröhlich den Shaker.

Pamela reichte ihm die Hand, dann ging sie zu Keiko und Miles. Während Miles sie unverhohlen in ihrem Negligé bewunderte, hielt Keiko sich etwas verängstigt zurück.

„Ich finde es immer nett.“, sagte Pamela mit todernster Miene, „Wenn man den Namen des Essens erfährt. Es war sehr aufmerksam von Ihnen, Garak, zwei Menschen auszuwählen.“ Sie schnupperte demonstrativ. „Eine japanische Lotusnote und ein Single Malt-Ire. Gute Wahl.“

Keiko öffnete entsetzt den Mund, als Erik blitzschnell vor sie trat und ihr fürsorglich die riesige Hand auf die Schulter legte: „Meine Gefährtin hat einen etwas seltsamen, französischen Humor.“

Garak seufzte erleichtert. „Darf ich dann zu Tisch bitten? Julian, Herzchen, könntest Du bitte die Aperitifs servieren?“

Garak bot zuerst Pamela einen Sessel an, dann platzierte er Miles gegenüber, daneben Keiko und ihr gegenüber Erik. Julian, der zu jedem Platz ein Glas des blutroten Getränks gestellt hatte, nahm am Tischhaupt Platz. Garak setzte sich ihm gegenüber, zwischen Erik und Keiko. Er hob das Glas.

„Auf einen geistreichen Abend.“

„Ohne Knoblauch!“, fügte Miles grinsend hinzu und trank als erster.


Keiko versuchte auch, sich zu lockern und blickte auf Erik: "Ich bin höchst gespannt. In Japan gibt es ja keine Vampirerzählungen, ich hoffe, sie können ein paar Geheimnisse für mich lüften."


Miles knurrte eifersüchtig und blickte auf seinen Tischnachbarn: "Naja, sonst können Sie ja nichts mehr lüften. Sie sind sehr...risanisch gekleidet, wenn ich das sagen darf."


Garak riß das Wort an sich: "Oh, lassen Sie uns doch diese herrlichen Rohkostteller probieren. Und dann essen wir Keikos aseptische Sushi."


Julian grinste: "Vegan, nicht aseptisch, mein scherenschwingender Gatte!"


Allgemeines Gelächter brach nun das etwas bedrückte Klima auf.


Pamela nippte von ihrem Cocktail und sagte: "Ich freue mich auf das Essen und auf den Nachtisch!" und nickte Keiko ermunternd zu. "Und ich liebe antiseptisch-vegane Sushi."

Nun zum richtigen Geburtstagstermin, mit etwas Verspätung aber um so herzlicherem Glückwunsch.
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