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Tief in mir

von T'Len

Kapitel 1

Gott sei Dank. Die Kabinentür hat sich hinter mir geschlossen. Ich bin in Sicherheit. Sicher vor der Welt da draußen, sicher vor Garak, aber nicht sicher vor mir selbst. Mein Herz schlägt noch immer wie verrückt von meinem verzweifelten Lauf, aber noch mehr von der Situation zuvor, die mich wie ein verwundetes Tier fliehen ließ.

***

Der Stoff des schwarzen Cocktailkleides fühlt sich weich und kühl in meinen Fingern an. Ich streichle gedankenverloren über ihn und frage mich unwillkürlich, wie er sich auf meiner Haut anfühlen würde. Ich nehme es von seinem Bügel, bewundere seinen eleganten Schnitt, bis eine Stimme hinter mir mich aufschreckt.

„Sie würden wundervoll darin aussehen.“ Es ist Garak. Ich drehe mich um und zwinge ein Lächeln auf mein Gesicht, obwohl etwas in seiner Stimme mich frösteln lässt.

„Sehr lustig, Garak.“

„Das war kein Witz, Julian. Als ich es schneiderte, dachte ich nur an Sie.“ Ich möchte lachen, aber ich kann nicht. „Ich möchte Ihnen helfen, es anzuziehen – und vor allem, es wieder abzulegen“

Mein Herz rast. Das kann doch nicht wirklich passieren? Er macht sicherlich nur einen Scherz. Ich fühle mich wie ein gefangenes Tier und das einzige, woran ich denken kann, ist, seinen Schneiderladen so schnell wie möglich zu verlassen. „Ich muss gehen“, murmle ich und drehe mich herum.

„Sie sollten die Wahrheit nicht vor sich selbst leugnen, Julian. Etwas zu leugnen ändert nichts an seiner Existenz.“

Ich fange an zu rennen.

***

Mein Atem fliegt noch immer. Ich versuche, mich zu beruhigen - ohne großen Erfolg. Wie viel weiß er? Wie, zur Hölle, kann er es wissen?

Aber Garak ist nicht der wirkliche Grund für meine Verwirrung. Ich selbst bin es. Meine Gefühle. Meine Wünsche. Meine Bedürfnisse. Dieses Kleid rief nach mir, wie in der alten irdischen Sage die Loreley die Fischer verführte. Ich muss es einfach tragen, seinen Stoff auf meiner Haut spüren ...
Hör auf, Julian! Ich muss damit aufhören - jetzt. Warum um Gotteswillen tauchen diese Gefühle wieder auf? Warum können sie mich nicht einfach in Ruhe lassen? Ich will sie nicht. Ich brauche sie nicht. Ich bin ein Mann. Ich bin ein Mann. Ich bin ein Mann!

Aber die Wiederholung dieser Tatsache ändert nichts, Sie beendet auch nicht diesen Drang tief in mir. Garak hat recht, die Wahrheit zu leugnen, verhindert nicht ihre Existenz. Aber es war der einzige Weg für mich, in all den Jahren zu überleben, ohne verrückt zu werden. Es gibt etwas, was niemand über mich weiß - auch jetzt nicht, nachdem die genetischen Manipulationen an mir bekannt geworden sind.

Als meine Eltern meine Gene „aufwerten“ ließen, ließen sie auch mein Geschlecht ändern. Mein Vater wünschte sich einen Sohn, aber meine Mutter konnte nicht noch einmal schwanger werden - und so wurde es getan. Aber sie konnten nicht meine Psyche vollständig ändern. Tief drinnen bin ich immer noch eine Frau. Ich war es immer - obwohl meine Eltern alles taten, um es zu unterdrücken. Und ich tat es auch, für meinen eigenen Seelenfrieden. Aber manchmal ist es einfach zu viel, zu viel …
Ich stelle mir mich selbst mit langem, lockigem Haar, prallen Brüsten und schlanken Beinen vor. Mein Körper schreit nach all diesen weiblichen Attributen - und ich muss dagegen ankämpfen, jetzt und für immer.

Für die moderne Medizin ist es verhältnismäßig einfach, das Geschlecht zu verändern, aber mit meinen bereits manipulierten Genen ist es eine Unmöglichkeit. Selbst wenn ich mich wie eine Frau kleiden würde, bliebe ich immer ein Mann. Ich bin für den Rest meines Lebens in einem falschen Körper gefangen. Manchmal denke ich, diese Existenz zu beenden, wäre der einzige Ausweg für mich.

-Ende-
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