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Eigentlich simpel

von Steffi Raatz

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Tucker nahm den Scanner zur Hand und betrachtete die Daten noch einmal. Dann wanderte sein skeptischer Blick auf die Schaltkreise vor ihm. Er konnte diesen blöden Fehler nicht finden. Wusste aber nicht warum.

"Verdammter Mist", fluchte er und zog die Finger abrupt zurück, als er einen Stromschlag erhielt.

"Gibt es ein Problem, Commander?" T'Pols Stimme erklang hinter ihm.

Er drehte seinen Kopf kurz zur Seite, betrachtete sie, wie sie mit hinter dem Rücken verschränkten Armen dastand und wandte sich dann wieder dem Panel vor sich zu. "Kein Problem, Sub-Commander", brummte er.

T'Pol nickte zwar, blieb jedoch weiterhin hinter ihm stehen, was ihn zunehmend irritierte.

Als er einen weiteren Stromstoß erhielt, sah er sie ärgerlich an, so als ob sie daran schuld gewesen wäre.

"Ohne Ihnen vorgreifen zu wollen, Commander Tucker, aber mir scheint, Sie haben doch ein Problem." Ihre Stimme klang so kühl wie immer.

"Ich habe kein...", zischte er zwischen zusammen gebissenen Zähnen.

T'Pol beugte sich vor, ließ den Scanner über das Panel gleiten und richtete mit zwei Handgriffen den Schaden, den der Chefingenieur der Enterprise nicht hatte richten können.

Seufzend warf Tucker sein Werkzeug auf den Boden. Die Frustration war ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. "Was veranlasst Sie, meine Arbeit zu verrichten?"

"Sie waren zu unkonzentriert. Die Reparatur wäre Ihnen unter diesen Umständen nie gelungen." Nüchtern wie immer klang die Stimme der Vulkanierin.

Tucker, der bereits am Boden saß, lehnte sich zurück gegen die Wand hinter ihm und wischte sich über die Stirn, den Blick auf die Vulkanierin gerichtet.

"Möchten Sie mir Ihr Problem anvertrauen, Commander Tucker?"

Sie überraschte ihn mit ihrer Aussage und Tucker starrte sie eine Weile ungläubig an. Hatte T'Pol ihm gerade wirklich das Angebot gemacht, dass er sich bei ihr aussprechen konnte?

"Ich... ähm..." Er legte den Kopf schief und versuchte hinter die emotionslose Fassade des Sub-Commanders zu blicken.

"Tucker?" T'Pol sah ihn abwartend an.

"Tja, ähm." Verwirrt kratzte er sich am Kopf und verzog sein Gesicht zu einem schiefen Grinsen. "Sind Sie sicher, dass Sie das hören wollen?"

"Es ist nur eine logische Schlussfolgerung, dass Sie wieder konzentrierter und effektiver arbeiten können, wenn wir Ihr Problem analysiert und eliminiert haben."

"Ah ja." Das Grinsen verschwand aus seinem Gesicht und machte Frustration Platz.

Er ließ die Schultern sacken und verschränkte die Arme vor der Brust. Warum sollte er mit T'Pol sprechen? Sie war gefühlskalt. Emotionslos. Eine Vulkanierin eben. Was verstand sie schon von seinen Problemen.

Als sie jedoch nicht wich und ihn weiterhin abwartend ansah, sich schließlich sogar setzte und ihr Padd aus der Hand legte, platzte es schließlich doch aus ihm heraus. "Na gut, na gut! Ich habe ein Problem. Zur Hölle auch."

Die Vulkanierin zog eine Augenbraue hoch, sagte aber nichts über seinen Ausbruch, was er schon mal als recht positiv bewertete.

"Und ich soll es Ihnen wirklich... ich meine", er sah sie skeptisch an. "Sie sind sich sicher?" Sie nickte nur kurz und er seufzte. "Na gut, aber ich habe Sie gewarnt."

"Dessen bin ich mir bewusst", erklärte sie trocken und brachte ihn wieder ins Stocken.

"Himmel, T'Pol, so geht das nicht. Sie bringen mich mit Ihrer trockenen Art immer aus dem Konzept. Wie soll ich etwas mit Ihnen besprechen, was meine Gefühle durcheinander bringt, wenn ich doch weiß, dass Sie mich nicht verstehen können."

"Versuchen Sie es doch einfach", erklärte sie unbeeindruckt, "eine nüchterne und kühle Betrachtung der Situation könnte Ihnen vielleicht mehr weiterhelfen, als emotionale Irrationalitäten."

Er warf den Kopf zurück und lachte auf: "Ihre Definition von Liebe ist ja wunderbar nüchtern."

"Liebe?" Er sah so etwas wie leichtes Erstaunen in ihren Augen. Doch der Moment war so kurz, dass er fast glaubte, einem Trugschluss erlegen zu sein.

"Ja", er blinzelte kurz irritiert, "ich meine, man empfindet etwas für eine Frau, ist sich seinen Gefühlen absolut sicher und dann bringt eine andere Frau, mit der man nie gerechnet hätte, einen völlig aus dem Konzept."

Er sah T'Pols nachdenklichen Blick und holte tief Luft. Himmel, es war doch nicht so schwer, zu erzählen, was geschehen war. Wem sollte die Vulkanierin es erzählen? Zudem hatte er auch schon eines ihrer Geheimnisse für sich behalten, jetzt war sie an der Reihe. Sie war diejenige, die am ehesten etwas von Diskretion verstehen musste.

"Okay", begann er und sah ihr direkt in die Augen, "ich dachte ich wäre in Hoshi verliebt. Dann war ich mit Ensign Cutler in der Dekontaminierungskammer und stellte fest, dass ich sie recht attraktiv finde. Eine gewisse Spannung kam auf, aber wir waren irgendwie nur Freunde. Und gestern... wissen Sie, T'Pol, da haben wir zusammen gegessen, als Freunde. Sie hat mir sogar Tipps gegeben, wie ich Hoshi beeindrucken könnte. Wie ich ihr Herz erobern könnte. Und... na ja, ich habe es versaut. Elizabeth schien mir die einzige, die mich aus der Misere retten konnte, also bat ich sie um Hilfe. Wir gingen in mein Quartier, weil ich nicht wollte, dass irgend jemand davon Wind bekam und... also... ich weiß auch nicht... ich... ich küsste sie. Warum auch immer." Er stand auf und tigerte vor der Vulkanierin auf und ab, als wäre er ein ruheloses Raubtier. "Herrgott, ich habe sogar vorgeschlagen, dass wir ein Paar werden sollten."

"Und? Haben Sie es ernst gemeint?" Sie sah ihn fragend an.

"Nein. Zuerst jedenfalls nicht. Aber dann... ich weiß auch nicht... es war auf einmal nicht mehr nur Spaß, es war auf einmal eine Idee, die mir wirklich gut zu gefallen begann." Er raufte sich die Haare und verzog das Gesicht. "Nur sie. Sie hat mir klar zu verstehen gegeben, dass sie nicht damit klar kommen würde, wenn da mehr wie Freundschaft wäre."

T'Pol holte tief Luft und legte ihre Hand auf seinen Arm, um ihn zu beruhigen. "Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, dass Ensign Cutler und Ensign Sato befreundet sind. Eine Verbindung zwischen Ihnen könnte zu massiven Störungen der Harmonie an Bord führen."

Tucker legte den Kopf schief und sah sie erstaunt an. Das war die Lösung. Deshalb hatte sich Elizabeth so eigenartig verhalten. Nach dem Kuss.

Nach ihrer Erregung, die er nur all zu deutlich hatte spüren können, war er sehr verwundert gewesen, dass sie so abweisend auf ihn reagiert hatte.

Sicher hatte er im ersten Augenblick nicht wirklich daran gedacht, dass er sich in Elizabeth verlieben würde, aber seit sie sich geküsst hatten, ging sie ihm nicht mehr aus dem Sinn. Hatte sie Hoshi völlig aus seinen Gedanken vertrieben.

Er verzog das Gesicht, als ob er Schmerzen hätte und schlug sich mit der Hand auf die Stirn: "Ich Idiot. Was... ich meine; warum hab ich so etwas überhaupt vorgeschlagen. Sie ist mit Phlox liiert." Er schüttelte betreten den Kopf. "Ich richte mehr Unheil an einem Tag an, als gut für mich ist."

T'Pol seufzte und lehnte sich wieder zurück. "Commander Tucker, meine logische Schlussfolgerung wäre, Ensign Cutler auf ihre Gefühle anzusprechen und sie entscheiden zu lassen."

"Die Antwort kenne ich", brummte er und setzte sich wieder. "Sie wird mich nicht wollen. In der Hinsicht ist sie einfach zu gut für mich."

"Versuchen Sie es", lächelte T'Pol. Es war das erste Mal, dass Tucker die Vulkanierin lächeln sah. Vermutlich war es das erste Mal, dass überhaupt jemand sie lächeln sah. "Sie haben nichts zu verlieren."

"Ist das ein logischer Vorschlag, T'Pol?", fragte er und sah sie immer noch verblüfft an.

"Es ist einfach der simpelste Vorschlag", erwiderte sie.

"Simpel... ja..." Er dachte einen Augenblick darüber nach und nahm dann ihr Gesicht in seine Hände. Ein feuchter Kuss drückte sich auf die Lippen der Vulkanierin, ehe das Lachen von Commander Tucker in ihren empfindlichen Ohren erklang.

"Eigentlich simpel...", lachte er und richtete sich auf, direkt in Ensign Cutlers Augen blickend, die alles andere als erfreut aussah.

Als ihre flache Handfläche auf seiner Wange ein brennendes Gefühl hinterließ, verflog das Lachen sofort und nur ein ungläubiger Blick blieb zurück.

T'Pol stand auf und zog die rechte Augenbrauen hoch. Dann drehte sie sich um und verschwand langsam aus dem Maschinenraum.

"Was...?" Tucker sah sein Gegenüber zwischen Verzweiflung und Wut an.

"Dich kann man keine fünf Minuten allein lassen, oder? Erst Hoshi, dann ich, wie viele Frauen willst du auf diesem Schiff noch auf deiner Strichliste haben?!" Ihre Stimme klang erbost, während sie ihn mit zusammengekniffenen Augen ansah.

Tucker hob abwehrend die Hände. Immer noch mit völlig ungläubigem Blick. "Elizabeth, halt! Ich wollte nicht... das war nicht..."

"...wie es aussah?" Sie zog die Stirn kraus und versuchte ruhig zu bleiben.

"Himmel, das klingt so abgedroschen, ich weiß, aber ich war verwirrt, wusste nicht mehr weiter. Und da hat T'Pol sich angeboten, mir zu zuhören." Er wusste, das klang noch unglaubwürdiger wie alles andere zuvor. Es war eigentlich auch unglaublich. Aber es war nun mal auch die Wahrheit.

Sie legte den Kopf schief und seufzte. "Und weshalb warst du so verwirrt, dass du ausgerechnet T'Pol als Zuhörerin brauchtest? Warum hast du nicht mit mir gesprochen. Du weißt doch, wir sind Freunde. Wir können..."

"Über alles reden?" Er sah sie matt lächelnd an. "Nein, Lizzie, das können wir nicht. Nicht über das Thema Liebe."

"Wie verzweifelt musst du sein, um dir von T'Pol Ratschläge in Sachen Liebe geben zu lassen", schüttelte Elizabeth ungläubig den Kopf.

"Sehr verzweifelt!", erwiderte er und legte seine Hand an ihre Wange. Jetzt oder nie. Er wusste, es würde keinen passenderen Augenblick mehr geben.

Er beugte sich langsam zu ihr vor und berührte ihre Lippen zart mit seinen. Es war ein Hauch. Eine Berührung. So zart und zerbrechlich. Und es waren seine Gefühle. Seine Gefühle für die Frau, die ihm gegenüber stand.

Mit offenem Mund sah sie ihn an, wusste nichts mehr zu sagen. Erst ein zweiter, weniger zärtlicher, dafür viel leidenschaftlicherer Kuss, holte sie aus ihrer Starre.

"Charlie!", keuchte sie außer Atem und registrierte die Blicke der anderen Crewmitglieder im Maschinenraum, um sich herum.

Er lächelte und strich ihr mit den Fingern eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Ich bin verzweifelt wegen dir, Lizzie. Weißt du, T'Pol meinte, ich solle dir einfach alles sagen, das wäre die simpelste Lösung. Ich hoffe, sie hat Recht."

Cutler sah ihn einen Augenblick erstaunt an, dann kam es leise, fast flüsternd von ihr: "Und was sollst du mir sagen?"

Er sah ihr tief in die Augen und seufzte. "Zum Beispiel, dass du mich verrückt machst. Dass du dich in meine Gedanken und mein Herz geschlichen hast, obwohl ich es nie für möglich gehalten hatte."

"Charlie, das..." Sie sah betreten zu Boden.

Seine Hand legte sich unter ihr Kinn und hob ihr Gesicht an, so dass sie ihm in die Augen sehen konnte. "Erinnerst du dich an mein Angebot, dass wir ein Paar werden sollten?"

"Ja, das war ein übler Scherz."

Er spürte das Zittern ihres Körpers und sah ihr tief in die Augen. "Lizzie, das war es ganz zu Anfang, doch jetzt ist es mein größter Wunsch. Ein Wunsch, den nur du mir erfüllen kannst. Erfüllst du ihn mir?"

Tränen schimmerten in ihren Augen, dann stahl sich ein unsicheres Lächeln auf ihre Lippen. "Weißt du, ich habe Phlox gesagt, dass ich nicht mehr mit ihm zusammen sein kann." Ihre Stimme bebte. "Ich war eigentlich hier, weil ich es dir sagen wollte."

"Ich deute das mal als ja", lachte Tucker auf, zog sie in seine Arme und vergrub sein Gesicht in ihren zerzausten Haaren. Es war eigentlich so simpel gewesen und er hatte solche Angst davor gehabt. Er schickte der Vulkanierin in Gedanken seinen Dank und verschloss der bezaubernden Frau in seinen Armen den Mund mit einem Kuss, in den er all sein Begehren, seine Leidenschaft und seine Empfindungen legte.

ENDE
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