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Liebe mit Hindernissen

von Annika Z

Kapitel 1

Eigentlich wollte Chakotay nur Kashyk verabschieden, doch als er den Shuttlehangar betrat, traf ihn fast der Schlag. Dort stand Kathryn und küsste Kashyk. Und es sah nicht so aus, als wäre es ihr unangenehm. Leise zog er sich wieder zurück. Kathryn und Kashyk hatten ihn nicht bemerkt.

* * *

Chakotay und Kathryn hatten in dieser Woche beide die Nachtschicht. Darüber war Chakotay nicht gerade begeistert. Aber vielleicht ergab sich so die Gelegenheit, mit Kathryn über den Kuss zu reden.

Als er die Brücke betrat, befand sich Kathryn bereits in ihrem Bereitschaftsraum. Das war ja klar. Immer wenn es Schwierigkeiten gibt, flüchtet sie. Er konnte nicht ahnen, dass sich Kathryn in ihrem Raum schwere Vorwürfe machte.

Sie ging auf und ab und nur die Nähe zur Brücke hielt sie davon ab, das Mobiliar zu zerstören.

Wie konnte ich nur so schwach sein? Ich hab mich doch sonst immer unter Kontrolle. Andererseits habe ich es nicht mehr ausgehalten. Und meine Prinzipien habe ich auch nicht gebrochen. Warum habe ich eigentlich Gewissensbisse? Immerhin haben Chakotay und ich keine Beziehung.

Nur ihr Unterbewusstsein registrierte, dass der Türmelder ertönte. Erst beim zweiten Mal reagierte sie und bat den Besucher herein. Es war Chakotay, der nun wutentbrannt in den Bereitschaftsraum gestürmt kam. Er wartete kurz, bis sich die Türen hinter ihm geschlossen hatten, bevor er anfing zu sprechen.

„Was sollte das Kathryn? Was hatte dieser Kashyk, was ich nicht hatte? Du kanntest ihn doch kaum und vertrauen konntest du ihm auch nicht. Ist das jetzt deine neue Art? Du fängst mit jedem etwas an, der nicht aus Fleisch und Blut ist oder zu unserer Crew gehört. Was bringt dir das? Geht es dir da rum? Um das schnelle Vergnügen? Ich dachte immer, du bist ein romantischer Mensch, aber anscheinend habe ich mich getäuscht. Na ja, du bist schließlich erwachsen. Du musst wissen, was du machst. Aber ich mache das nicht länger mit. Du hast deine Chance gehabt. Ich habe lange genug gewartet. Aber du wolltest ja nie! Jetzt sieh zu, wo du bleibst!“

Während diesem Vortrag wurde Kathryn immer blasser. Schließlich setzte sie sich auf ihr Sofa um nicht umzufallen. „Chakotay …“ Mehr konnte sie nicht sagen, bevor sie wieder von Chakotay unterbrochen wurde: „Lass mich in Ruhe!“ Mit diesem Worten verließ er den Bereitschaftsraum und ließ eine verstörte Kathryn zurück.

Tom schaute Chakotay irritiert hinterher, denn seine Rede hatte die Lautstärke, die die Wände auffingen, überschritten. So wurde er ganz bequem über das neuste Schiffsgeschehen informiert. Er beschloss mit B’Elanna zu reden. Immerhin kannte sie Chakotay ziemlich gut und konnte vielleicht mit ihm reden.

* * *

„Sie hat was?“ B'Elanna sah Tom ungläubig an. „Das glaub ich nicht!“

„Es stimmt aber! Ich hab selbst gehört, wie Chakotay Janeway angeschrien hat. Unter anderem hat er sie gefragt, was Kashyk hätte, was er nicht hätte.“

„Das ist doch gar nicht ihre Art! Ich dachte, sie liebt Chakotay!“

„Das dachte ich auch! Und Chakotay wohl auch. Vielleicht solltest du mal mit ihm reden. Immerhin kennst du ihn länger und besser als ich.“

„Du hast vielleicht recht. Allerdings erst später. Immerhin hat er noch Dienst.“

Tom sah auf das Chronometer. „Jetzt nicht mehr. Und ich glaube nicht, dass er freiwillig länger auf der Brücke bleibt als notwendig.“

„Okay, ich geh gleich zu ihm.“

„Viel Glück!“

* * *

Nun stand B'Elanna vor Chakotays Quartier und betätigte wiederholt den Türmelder. Doch erneut erhielt sie keine Antwort.

„Computer: Wo befindet sich Commander Chakotay?“

„Commander Chakotay befindet sich in seinem Quartier“, antwortete die Computerstimme monoton.

Langsam machte B'Elanna sich Sorgen. Sie gab den Überbrückungscode ein und betrat sein Quartier. Sie wurde von völliger Dunkelheit empfangen.

„Chakotay?“, fragte sie vorsichtig. Sie erhielt keine Antwort. Suchend sah sie sich in seinem Quartier um.

Auf dem Boden lagen verschiedene Padds verstreut. Seine Jacke hatte er ebenfalls auf den Böden befördert. Schließlich entdeckte sie ihn. Er saß zusammengekauert auf dem Bett und hob sich vom Licht der Sterne ab. Vorsichtig näherte sie sich ihm und legte ihm eine Hand auf die Schulter.

„Chakotay?“

Er zuckte zusammen, als er B'Elanna bemerkte. „B'Elanna. Was machst du denn hier?“

„Ich mache mir Sorgen um dich.“

„Das ist lieb von dir, aber das brauchst du nicht.“

„Aha. Dann ist es also normal, dass du erst Janeway in einer Lautstärke anschreist, dass es bis auf die Brücke zu hören ist, und dann in deinem Quartier in völliger Dunkelheit auf deinem Bett kauerst und nicht auf den Türmelder reagierst?“

„Du hast ja recht“, gab Chakotay zu. „Aber was sollte ich machen? Ich kann doch nicht tun, als wäre nichts gewesen!“

„Ich sag ja nicht, dass es falsch war. Es war sogar gut, dass du ihr deine Meinung gesagt hast. Immerhin war es nicht richtig von ihr.“

„Und wie soll es jetzt mit uns weitergehen? Immerhin müssen wir noch weiterhin zusammen arbeiten und Entscheidungen treffen.“

„So blöd es klingt: Gib ihr Zeit! Wenn ich sie richtig einschätze, dauert es nicht lange, bis sie angekrochen kommt. Sie braucht dich Chakotay!“

„Wenn du meinst …“, entgegnete er unsicher.

„Ja, ich meine.“

„Na gut. Vielleicht hast du ja recht.“

„So gefällst du mir schon besser und jetzt kommst du mit mir aufs Holodeck und spielst mit mir Velocity. Das lenkt dich ab und du baust deine Aggressionen ab.“

„OK.“

* * *

Während Chakotay von B'Elanna aufgemuntert wurde, lag Kathryn in ihrem Quartier auf dem Bett und verfluchte sich selbst.

Wie konnte ich nur so blöd sein? Natürlich würde Chakotay es erfahren. Seine Reaktion war nur natürlich. Ich kenne ihn und weiß, dass er mich liebt. Ich liebe ihn ja auch. Aber es durfte nicht sein. Diese verdammten Protokolle. Doch sie sind das einzige, was mir vom Alpha-Quadranten geblieben ist. Ich darf sie nicht einfach brechen!

Eine einzelne Träne bannte sich den Weg von ihrem Auge zu ihrem Kinn. Sie hatte den Ausdruck in seinen Augen gesehen, als er sie angeschrien hatte. Zuerst war er nur sauer gewesen. Doch nach und nach hatte sich Enttäuschung in seinen Blick gemischt. Er hatte ihr immer vertraut und sie hatte ihn enttäuscht. Sie ahnte, wie er sich fühlte. Ihr würde es nicht anders ergehen, wenn sie wüsste, dass Chakotay eine andere Frau küssen würde. Entschlossen setzte Kathryn sich auf. Sie hatte nur noch eine Chance, wie er ihr wieder vertrauen könnte: Sie musste ihm ihre wahren Gefühle gestehen. Doch wie?

* * *

Chakotay kam verschwitzt vom Holodeck. Er hatte sich angewöhnt, Sport zu treiben. Das hielt fit und lenkte ab. So musste er nicht ständig an Kathryn denken. Zwei Tage waren seit seinem „Vortrag“ vergangen und Kathryn hatte sich noch nicht bei ihm gemeldet. So sehr schien sie ihn doch nicht zu lieben. Er gab sich auch alle Mühe, sie zu ignorieren. Außerdem hatte er sich vorgenommen, sie schmoren zu lassen. Selbst wenn sie zu ihm kommen würde, würde er sie abweisen. Sie sollte ruhig erfahren, wie er sich immer gefühlt hatte, wenn sie ihn abgewiesen hatte.

Gerade als er unter die Dusche wollte, summte der Türmelder. Wer konnte das wohl sein?
Es war Kathryn, die draußen vor der Tür stand und nun zögerlich sein Quartier betrat.

„Chakotay?“ setzte sie an, doch weiter kam sie nicht.

„Was wollen Sie, Captain? Ich bin im Moment nicht im Dienst und außerdem wollte ich gerade duschen. Ich habe also zu tun.“

„Chakotay, ich …“, setzte Kathryn noch einmal an, doch wieder wurde sie unterbrochen.

„Hab ich mich nicht klar genug ausgedrückt, Captain?“ Chakotay wurde langsam ungeduldig. Er wusste nicht, wie lange er seine Fassade noch aufrecht halten konnte. „Raus aus meinem Quartier! Wenn Sie etwas von mir möchten, fragen Sie mich, wenn ich Dienst habe!“ Vorsichtig packte er sie am Ellebogen und schob sie sanft Richtung Tür. Kathryn war zu überrascht von seinem Verhalten und ließ ihn gewähren. Schließlich fand sie sich auf dem Korridor vor seinem Quartier wieder. Wie in Trance ging sie in ihr Quartier.

* * *

Kurz nachdem sich die Tür seines Quartiers geschlossen hatte, atmete Chakotay tief durch. Viel länger hätte er die Fassade nicht mehr aufrecht halten können. Aber Strafe musste sein! Er hoffte nur, dass sie sich davon nicht entmutigen lassen würde. Schließlich schleppte er sich unter die Dusche und das warme Wasser machte ihn müde.
Zum ersten Mal seit langer Zeit konnte er schlafen, ohne an Kathryn zu denken.

* * *

Ganz anders erging es Kathryn. Sie sank erschöpft auf ihr Bett. Das konnte doch nicht sein Ernst sein. Er liebte sie doch immer noch, oder? Hatte sie es verspielt? In der Nacht wurde sie von Alpträumen geplagt, in denen auch Chakotay vorkam. Sie sah ihn zusammen mit Seven über die Gänge der Voyager schlendern. Als sie den beiden entgegenkam, wurde sie ignoriert. Doch damit war der Traum noch nicht zu Ende. Als sie die Messe betrat, bekam sie eine Unterhaltung zwischen Tom und B'Elanna mit.

„Chakotay und Seven sehen richtig glücklich aus, findest du nicht auch, B'Elanna?“

„Ja, und ich gönne es Chakotay von ganzem Herzen. Janeway hatte schließlich lange genug Zeit. Sie kann doch nicht erwarten, dass Chakotay ewig wartet.“

„Da hast du allerdings recht.“

Schweiß gebadet wachte Kathryn auf. Die Bettdecke lag auf dem Fußboden. Sie hatte nur geträumt. Doch es war so real gewesen. Da sie jetzt eh nicht mehr schlafen konnte, nahm sie sich eine Tasse Kaffee und versuchte die Berichte zu lesen, die sich seit Tagen auf ihrem Schreibtisch stapelten. Doch ihre Gedanken glitten immer wieder zu diesem Traum. Wenn sie Chakotay nicht verlieren wollte, musste sie etwas tun, womit er nicht rechnen würde.
Plötzlich kam ihr eine Idee. Im Stillen dankte sie ihren Eltern für ihre traditionelle Erziehung. Nach einigem Suchen in der Datenbank hatte sie es gefunden. Da sie allerdings in einer Stunde schon wieder Dienst hatte, beschloss sie, die Durchführung auf später zu verschieben.

* * *

Auf der Brücke ging es heute sehr ruhig zu. Was vor allem an der schlechten Laune der beiden ranghöchsten Offiziere lag. Keiner traute sich etwas zu sagen und Chakotay und Kathryn schwiegen sich ohnehin an. So zogen sich Stunden ins Unendliche. Als die Schicht endlich zu Ende war, flohen alle fast von der Brücke. Außer Tuvok natürlich, der angesichts eines solchen Verhaltens nur eine Augenbraue hob.

* * *

Gleich nach der Schicht ging Kathryn in ihr Quartier und öffnete die Datei, die sie am Morgen gefunden hatte. Sie kopierte sie auf ein Padd und ging damit aufs Holodeck, denn schließlich sollte Chakotay nichts von der geplanten Überraschung erfahren.

* * *

Nach zwei weiteren Tagen fühlte Kathryn sich sicher genug um ihre Überraschung zu präsentieren. Dafür fertigte sie eine Datei an und übermittelte diese an Chakotay. Nun hieß es warten, bis Chakotay reagierte.

* * *

Als Chakotay sein Quartier betrat, hatte er vor, sich einen gemütlichen Abend zu machen –
allein. Seit seinem Rausschmiss hatte Kathryn scheinbar kein Interesse mehr an ihm. Jedenfalls keines, das über das Berufliche hinausging. Sie hatte sich nicht gemeldet und beinahe war Chakotay enttäuscht. Wenn sie ihn wirklich lieben würde, hätte sie sich doch schon gemeldet, oder?

Aus einem unerfindlichen Grund setzte er sich vor sein Computerterminal und fand dort eine Nachricht vor. Der Absender war verschlüsselt. Er konnte nur erkennen, dass es sich um eine Audiodatei handelte. Neugierig öffnete er sie und staunte nicht schlecht, als er Kathryns Stimme vernahm: „Ich weiß, ich habe dich sehr verletzt und das tut mir leid. Ich bin einfach nicht fähig, zu sagen was ich denke. Darum mache ich es wie du. (Chakotay zog eine Augenbraue hoch, denn er wusste nicht, was ihn jetzt erwarten würde.) Nur dass ich es nicht in eine Legende verpacke, sondern in ein Lied von einem deutschen Sänger aus dem 20. Jahrhundert. Es war ursprünglich auf Deutsch, doch ich habe es für dich übersetzt.“ Nun wusste Chakotay entgültig nicht mehr, was er davon halten sollte. Warum hatte Kathryn nicht einfach den Universaltranslator aktiviert? Kurz darauf bekam er die Antwort, als er Kathryns Stimme vernahm. Er hatte Mühe sich auf den Text zu konzentrieren, denn er war von ihrer Stimme gefangen.

Ich glaub’ ich hab’ dich lieb,
das hab ich bis jetzt noch keinem gesagt.
Ich glaub’ ich hab’ dich lieb,
das zu schreiben hab’ ich niemals gewagt.
Doch du machst mir Mut, dein Blick tut mir so gut.
Ich kann fliegen, seit ich deine Augen sah.
Ich kann fliegen, und der Himmel scheint so nah.
Ich kann fliegen, es ist schöner als im Traum.
Ich kann fliegen, aber denken kann ich kaum
Ich glaub’ ich hab’ dich lieb,
in der Nacht krieg’ ich kein Auge mehr zu.
Ich glaub’ ich hab’ dich lieb,
denn in meinem Kopf bist immer nur du.
Doch du, machst mir Mut, dein Blick tut mir so gut.
Ich kann fliegen, seit ich deine Augen sah.
Ich kann fliegen, und der Himmel scheint so nah.
Ich kann fliegen, es ist schöner als im Traum.
Ich kann fliegen, aber denken kann ich kaum .


Als das Lied geendet hatte, blieb Chakotay noch minutenlang in seinem Sessel sitzen. Er war wie gefesselt von der Stimme und dem Text. Er hatte mit so ziemlich allem gerechnet, doch damit nicht. Kathryn schien ihn wirklich noch zu mögen. Für ihn gab es jetzt nur noch eine Möglichkeit.

„Computer: Wo befindet sich Captain Janeway?“

„Captain Janeway befindet sich in ihrem Quartier.“

Schnell zog er sich um und machte sich auf den Weg zum Quartier seines Captains.

* * *

Kathryn saß in ihrem Quartier und zuckte fast zusammen, als der Türmelder ertönte.

„Herein!“

Chakotay trat ein und ließ die Tür hinter sich schließen.

„Ich habe deine Nachricht erhalten, Kathryn.“

„Und?“ Kathryn war sichtlich nervös.

„Ich liebe dich immer noch. Auch wenn ich es nicht so gesagt habe. Aber irgendwer musste dich mal zur Vernunft bringen. Und ich dachte, ich wäre dafür am besten geeignet.“

„Da hast du sicher recht. Ich habe es jetzt verstanden.“ Sie machte eine kurze Pause. „Ich liebe dich auch.“

Überglücklich schlossen sie sich in die Arme und küssten sich innig. Von da an war die Voyager um zwei glückliche Menschen reicher auf ihrem langen Weg Richtung Erde.


ENDE
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