TrekNation

Das ultimative Archiv deutscher Star Trek Fanfiction!

Süßes Salz

von Mia

Kapitel 1

Er betrachtete sie verträumt. Ihre umwerfenden strahlenden Augen, die es vermochten genauso hell vor Wut wie auch vor Fröhlichkeit aufzublitzen. Die weichen, geschwungenen Wimpern, die er noch nie tränenbenetzt gesehen hatte. Die winzig kleinen Fältchen um die Augen, die immer dann zum Vorschien kamen, wenn sie lachte. Dann, wenn ihr wunderschöner Mund sich öffnete, die Mundwinkel sich langsam nach oben bewegten und die strahlenden gleichmäßigen Zahnreihen preisgaben. Das markante Kinn, das sich immer dann in den Vordergrund schob, wenn es Entschlossenheit und Kraft demonstrieren wollte. Die perfekten Augenbrauen unter der glatten Stirn, die sich von der Waagerechten in die Schräglage begeben und sich dabei soweit zusammenziehen konnten, dass sie sich fast in der Mitte berührten. Nicht drohend, sondern mit einem Ausdruck voller Mitgefühl. Manchmal auch voller Tadel. Die seidig glänzenden Haare, die ewig dazu verführten, seine Hände tief darin zu vergraben, um dabei die vorwitzigen und eh schon widerspenstigen Haarsträhnen noch mehr in Unordnung zu bringen. Das so vertraute Gesicht, das viel zu selten den Ausdruck zeigte, den er so sehr liebte. Verletzlichkeit, Schwäche, Vertrauen. Ihr Mund bewegte sich, formte Worte, die Lippen öffneten und schlossen sich immerzu. Seine Augen verschlangen die Bewegungen, die Töne aber erreichten kaum sein Ohr.

"Verstanden, Commander?"

Chakotay zuckte zusammen. ‚Erwischt‘, dachte er, und konnte sich ein schiefes Grinsen nicht verkneifen.

"Commander, Sie haben mir ja gar nicht zugehört?"

Da, da war es wieder, dieses unglaubliche Zusammenziehen der Augenbrauen. Sie war so wunderschön, selbst mit einem Tadel in ihrem Blick. "Nein, Captain, ich habe kein Wort mitbekommen", gestand er.

"Darf ich Sie dann fragen, wo Sie mit Ihren Gedanken waren? Mit Sicherheit nicht bei unserer Besprechung der wöchentlichen Aufgaben für die Crew."

Er wusste, sie versuchte scharf zu klingen, konnte aber doch einen amüsierten Unterton in ihrer Stimme nicht verbergen. "Ich habe gerade daran gedacht, Ihr Gesicht in meine Hände zu nehmen, und Ihre Lippen mit einem sanften Kuss zu verschließen."

"Chakotay?!"

Natürlich, es brauchte etwas mehr, um sie völlig sprachlos zu machen, wie er gehofft hatte, aber ihr vor Verwunderung offen stehender Mund entschädigte ihn. Damit ließ er sich aber nicht fangen. "Wenn Sie wollen, könne wir stattdessen aber auch mit den Berichten fortfahren." Er wandte sich zur Seite und griff nach seinem Padd auf dem Tisch. Aus den Augenwinkeln bemerkte er, dass sie einen Schritt auf ihn zu ging, offensichtlich unentschlossen, was sie jetzt tun sollte.

"Chakotay, Sie können mich nicht minutenlang mit diesem Blick ansehen, der es mir fast unmöglich macht, mich auf meine eigenen Worte zu konzentrieren. Mir dann gestehen, dass Sie kein Wort meiner Rede verstanden haben, und dann -", sichtlich verzweifelt suchte sie nach den richtigen Worten, "- mir das sagen, was Sie eben gesagt haben, um sich dann Ihrem Padd zuzuwenden."

Er setzte seinen schönsten Unschuldsblick auf und sah ihr direkt in die Augen. "Kann ich nicht?" Oh, er liebte es, sie zappeln zu lassen.

Sie neigte den Kopf leicht zur Seite und sah ihn an, als ob sie in seinem Gesichtsausdruck nach einer Antwort für sein Verhalten suchen würde. "Sie wollen also mein Gesicht berühren, um mich dann zu küssen, ja?" Sie zögerte einen Moment. Zögerte? "Tun Sie es!"

Nun war er an der Reihe sie mit offenem Mund anzustarren. Was hatte sie eben gesagt? Niemals hätte er geglaubt, dass sie wirklich ja sagen würde. Ob sie es ernst meinte, oder versuchte sie nur ihn auf den Arm zu nehmen?

Sie trat einen weiteren Schritt auf ihn zu. "Nun, Chakotay?" Sie lächelte ihn an. "Wir können stattdessen natürlich auch mit den Berichten fortfahren."

Noch einer Aufforderung bedurfte er nicht. Er nahm ihr Gesicht zart, aber entschlossen in beide Hände, fuhr dabei sanft mit dem Daumen über ihre Lippen, wartete, bis sie die Augen schloss, und zog sie dann ganz nah an sich heran.

Kurz bevor sich ihre Lippen trafen, bemerkte er auf ihren Wimpern ein verdächtiges Glitzern, und bei dem ersten, langersehnten Kuss schmeckte er neben der umwerfenden Süße ihres Mundes eine einzige, salzige Träne.



Ende
Rezensionen