TrekNation

Das ultimative Archiv deutscher Star Trek Fanfiction!

Bis zum nächsten Mal

von Beverly

Kapitel 1

Bunt.

Das war das Erste, was ihm durch den Kopf geschossen war, als er Malcolm gesehen hatte. Der Bluterguss rund um Malcolms Auge war momentan noch dunkel, fast schwarz. Im Laufe der nächsten Tage, würde er aufhellen, sich in beinahe widerlich farbenfroher Vielfalt ausbreiten, bunt werden, bis er dann langsam zu einem kränklichen gelb verblassen würde. Dann würde er endlich ganz verschwinden.

Jonathan wusste das.

Leider.

Denn er hatte dieses Farbenspiel schon viel zu oft im Gesicht seines Geliebten gesehen. Ebenso auf seinen Armen. Und verteilt auf dem ganzen Körper.

Mit einem tiefen Seufzen stützte Jon sich auf einem Arm neben Malcolm auf dem Bett ab. Vorsichtig legte er eine Hand auf Malcolms Brust, erleichtert, als er den kräftigen, gleichmäßigen Schlag des Herzens spürte.

Obwohl Phlox ihm versichert hatte, dass Malcolm nicht ernsthaft verletzt, sondern jetzt lediglich leicht sediert war, damit er ruhig schlafen konnte, musste Jon sich einfach vergewissern, dass Malcolm WIRKLICH in Ordnung war. Die Hand auf Malcolms Herz half. Unbewusst schloss sich seine Rechte um die reglos auf dem Bett liegende Hand des Engländers.

"Oh Malcolm“, seufzte er leise. "Ich hasse es, dich hier so liegen zu sehen."

In seinem Kopf konnte er die leicht spöttische Antwort seines Briten hören. 'Ich bin auch nicht gerade glücklich darüber, wenn eine Mission in der Krankenstation endet, Jon.' Ein Lächeln stahl sich für einen Moment auf Jons Züge. Doch dann erinnerte er sich wieder daran, was dazu geführt hatte, dass Malcolm überhaupt diese Verletzung hatte und er wurde wieder ernst.

Ein Missverständnis. Nichts als ein dummes Missverständnis. Sie waren zu einem Erstkontakt auf einen Planeten der Minshara Klasse geflogen. Eine Mission, die eigentlich ein Spaziergang hätte sein sollen. Und es im Großen und Ganzen auch war.

Bis zu dem Moment, in dem Malcolm eine Bewegung falsch gedeutet hatte. In einer reflexartigen Geste hatte er sich vor Jon gestellt und war in Abwehrstellung gegangen. Eine Geste, auf die der andere Mann – ebenfalls ein Sicherheitsbeamter – ebenso reflexartig reagiert hatte.

Er hatte sich vor seinen Präsidenten gestellt, hatte ausgeholt und Malcolm mit einem einzigen Schlag niedergestreckt.

Jon hatte sich, ohne zu zögern dazwischen geworfen, hatte den anderen Mann in wenigen Sekunden in einem sicheren Würgegriff vor sich auf den Boden gezwungen und ihn festgehalten.

Es hatte drei Sicherheitsbeamte und alle Überredungskünste von Trip gekostet, damit er ihn wieder losließ.

Die Entschuldigungen hinterher waren langatmig, ausführlich und – soweit es Jon betraf, der nichts lieber wollte, als endlich mit Malcolm allein zu sein - ziemlich Nerven aufreibend. Beide Wortführer entschuldigten sich lang und breit für ihre jeweiligen Sicherheitsbeamten, die sich ihrerseits wieder untereinander entschuldigten.

Die weiteren Verhandlungen waren reibungslos verlaufen. Beide Parteien hatten erst Formalitäten und anschließend Nettigkeiten ausgetauscht.

Nun waren sie zurück an Bord der Enterprise, in Jons Quartier, in Jons Bett. Mit Porthos, der friedlich am Fußende in seinem Korb lag und schnarchte.

Mit einem leisen Seufzer löschte Jon das Licht und legte sich hin.

Er hasste es, seinen Geliebten verletzt zu sehen. Doch er konnte nichts daran ändern. Das wusste er. Malcolm war wie er war. Die Sicherheit anderer würde ihm immer über die eigene gehen. Es war eine Eigenschaft, die ihn zu einem ausgezeichneten Sicherheitsoffizier machte. Doch für Jon war es manchmal die reinste Hölle.

Über die Alternative wollte er gar nicht erst nachdenken. Er zog Malcolm ein klein wenig näher zu sich heran und schloss die Augen.

Wenn er ehrlich war, wollte er ihn eigentlich auch gar nicht ändern. Jon hauchte einen Kuss auf Malcolms Schulter, bevor er sich langsam von dem regelmäßigen Herzschlag seines Geliebten einlullen ließ. Das blaue Auge würde bunt werden, dann gelb und dann würde es verblassen.

Bis zum nächsten Mal.


Ende
Rezensionen