TrekNation

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Spionage?

von Franziska Bender

Teil 2

Wie oft hatten sie einander an diesem Abend geliebt? Drei- oder viermal? Er wusste es nicht genau und er wollte es auch nicht zählen. Der ganze Abend war unter dem Zeichen knisternder Erotik gestanden.

Irgendwann hatten sie Hunger gehabt. Max hatte Krabben mit einer pikanten Soße aus dem Replikator gezogen und ihn damit gefüttert. Allein die Art, wie sie ihn dabei streichelte und küsste, hatte ihn wieder erregt - nackt, mit strotzender Erektion, hatte er neben ihr am Tisch gesessen. Sie hatte einfach seinen Stuhl ein wenig nach hinten geschoben und sich auf ihn geschwungen und während sie die letzten Krabben aß, hatte sie begonnen, ihn zu reiten. Es war die Selbstverständlichkeit, mit der sie ihr Begehren äußerte, die Souveränität, mit der sie ihre Lust mit ihm teilte, die ihn stimulierte wie er vorher nie stimuliert worden war. Er konnte sich nicht erinnern, jemals so wild nach einer Frau gewesen zu sein, er konnte sich nicht erinnern, jemals so potent gewesen zu sein - nicht einmal in seinen Jugendjahren. Selbst im Moment nach einem Orgasmus, wenn er noch schwer atmete und sein schlaffer Penis aus ihr herausrutschte, wusste er schon, dass er nicht endgültig befriedigt war. Er würde nie wirklich satt sein von ihr und ihrem wundervollen Körper.



Irgendwann in dieser Nacht hatte er sie auf das Bett gelegt und ihren ganzen Körper mit den Händen und der Zunge gestreichelt. Da war sie ihm aufgefallen - eine kleine Erhebung am unteren Ende ihres Brustbeines, die sich anfühlte wie ein Chip unter der Haut. Als er dagegen drückte, hatte sie unwillig gemaunzt.

"Was hast du da?", fragte er.

"Eine Verletzung - immer noch ein bisschen druckempfindlich. Also Hände weg!"



Nun, als sie neben ihm schlief, fiel ihm dieser Satz wieder ein. Eine immer noch druckempfindliche Verletzung - sie konnte nicht alt sein, wenn sie noch schmerzte. Warum hatte sie sich nicht vom Arzt auf der Basis behandeln lassen? Wer hatte sie überhaupt behandelt und diesen Chip eingesetzt? Warum gab es keinen Eintrag in der Datenbank?

Er versuchte, das in ihm keimende Misstrauen zu ersticken. Schließlich war es ihre Angelegenheit, wo und ob sie sich medizinisch versorgen ließ und ob davon eine Datei angelegt wurde. Sie gefährdete nur ihre eigene Gesundheit, wenn sie keine Krankenakte für einen behandelnden Arzt zur Verfügung stellen konnte.

Andererseits - sie schien generell eine Abneigung gegen das Vorliegen persönlicher Daten zu haben.

"Scheint in der Familie zu liegen …", dachte er.

Doch gerade das verhinderte es, dass sein Misstrauen wieder schwieg. Wenn sie in illegale Aktivitäten verwickelt war, musste es ihr Interesse sein, möglichst wenig Daten zu hinterlassen.

Verdammt - wie kam er nur darauf? Wegen Vash und ihren illegalen Aktivitäten? Vielleicht war Max wirklich nur eine harmlose Händlerin, die eben keine Lust hatte, für jeden durchschaubar zu sein? Vielleicht hatte sie nun einmal eine Abneigung dagegen, jedes ihrer Wehwehchen für jeden Arzt in der Galaxis nachvollziehbar zu machen? Warum war er nur so misstrauisch? Der jahrzehntelang geschulte Instinkt des Offiziers? Oder eher eine Blockade, die er selbst errichtete, um sich nicht vollends in sie zu verlieben? Martha vertraute ihr - warum konnte er nicht? Warum blieb immer ein Zweifel, selbst in den Momenten, in denen sie sich ganz nahe waren?

Leise erhob er sich und ging zum Schreibtisch, auf dem sein Tricorder lag. Er wog ihn in der Hand. Sollte er es tun? Was würde ihm das Ergebnis sagen? Wollte er überhaupt mehr wissen? Warum ließ er sich nicht einfach fallen und genoss, was sich ergeben hatte? In wenigen Tage musste es sowieso zu Ende sein - oder?

Er lehnte an der Kante des Tisches. mussten sie sich wirklich trennen? Was hinderte ihn daran, die Beziehung fortzusetzen? Was hinderte ihn daran, Max wieder zu sehen, sie zu treffen, wann immer er es ermöglichen konnte? Was hinderte sie daran, ihn auf der Enterprise zu besuchen, wenn sie ein paar freie Tage hatte? Und vielleicht ... sie war eine exzellente Pilotin und sie war bestimmt auch keine schlechte Navigatorin. Es hatte immer Quereinsteiger bei Starfleet gegeben. Was hinderte sie daran, in der Flotte zu dienen?

Er schüttelte den Kopf und sagte leise zu sich selbst: "Nun spinnst du wirklich, Jean-Luc! Sie liebt ihre Unabhängigkeit. Sie würde sich nie kommandieren lassen. Starfleet-Disziplin und Max - das würde ihr nicht gefallen."

Er sah auf den Tricorder in seiner Hand - und reagierte, wie er es als Kadett gelernt hatte: Eine einmal getroffene Entscheidung war bis zum Ende durchzuziehen - auch wenn sie sich dann als falsch herausstellte.

So öffnete er den Minicomputer und gab den Code für das medizinische Scan-Programm ein. Auf Zehenspitzen trat er neben die schlafende Max und ließ das Scannermodul über ihren Körper schweben. Das Ergebnis auf dem Display ließ ihn den Kopf schütteln: Der Scanner erkannte keine Lebensform, obwohl nur 15 cm von ihm entfernt Max leise atmete und sich im Schlaf bewegte. Er prüfte noch einmal - mit demselben Ergebnis.

Er zweifelte am Tricorder, an seinen Augen und für einen Moment an seinem Verstand. Eine Androidin? Doch selbst sie würde irgendwelche Funktionszeichen liefern. Eine so perfekte Androidin, dass alle Funktionen abgeschirmt waren? Nur ein einziger Konstrukteur in der Galaxis wäre fähig gewesen, eine so perfekte Androidin zu bauen: Datas Schöpfer Dr. Soon. Doch Picard war sicher: Max war keine von Soons "Maschinen". Sie war lebendig - doch was für eine Lebensform? So exotisch, dass der Scanner eines Föderationstricorders nichts erkennen konnte? Fast unmöglich!

Die kleine Erhebung auf ihrem Brustbein fiel ihm ein - natürlich! Darunter versteckte sich ein kleines Modul, das den Scanner austrickste und Ortungen unmöglich machte. Er hatte selbst einmal ein solches Modul getragen - bei einem Einsatz auf Romulus, bei dem er als Romulaner verkleidet gewesen war. Damals hatte seine Bordärztin das Modul sogar so programmiert, dass er bei einer nicht zu eingehenden Untersuchung als Romulaner hätte durchgehen können.

Er war wieder an seinem Schreibtisch angekommen - und nun setzte er sich. Verdammt, welchen Grund konnte sie haben, ihre Lebenszeichen und damit ihre Herkunft zu verbergen?

Ohne weiter nachzudenken, schlüpfte er in seinen bequemen Ziviloverall und verließ das Quartier. Erst auf dem Flur wurde ihm vollends klar, wohin er unterwegs war - zum Shuttlehangar. Darum hatte er auch den Tricorder eingeschoben.



Der Shuttlehangar war leer - wie er es zu dieser Stunde erwartet hatte. Nur drei Schiffe standen darin - das Enterprise-Shuttle, das Schiff des Föderationsrates und ihr Max' kleines Jagdmodell. Er klappte den Tricorder auf, stellte ihn um auf einen technischen Scan und trat neben den Gleiter. Im Display des Tricorders flammte eine Schrift auf: "Kann Kraftfeld nicht durchdringen."

"Warum wundert mich das nicht?", sagte er leise.

Doch so leicht gab er nicht auf. Immerhin hatte sie mit dieser Maschine einen Annäherungsalarm bei seinem Shuttle ausgelöst. Der Bordcomputer hatte daraufhin sofort einen Scan veranlasst und da sie ohne Schilde geflogen war, musste dieser Scan einige Daten geliefert haben.

Er öffnete die Luke seines Shuttles und schwang sich auf den Pilotensitz. Ein Stimmkommando aktivierte die Bordsysteme und gab ihm Zugriff auf die gespeicherten Daten. Vor ihm erschien eine Schemazeichnung mit einer Liste der technischen Spezifikationen. Während er las, weiteten sich seine Augen.

"Für eine einfache, harmlose Händlerin bist zu gut ausgerüstet, mein Schätzchen!", dachte er grimmig.

Ein Triebwerk, das Warp 9,5 bringen konnte - damit hatte sie eine Chance, sich an seine Enterprise anzuhängen! Dazu Schildgeneratoren, die sogar einer Salve aus den Geschützen seines Schiffes standhalten konnten. Dafür war die Bewaffnung schwach - ein kleiner Laser, nur ein Minenabwurfschacht.

Im hinteren Bereich der Blaupause blinkte etwas rot - er schaute darauf und konnte es nicht fassen.

"Data sei Dank …", flüsterte er. Der Androide war der erste und einzige gewesen, dem es gelungen war, getarnte Schiffe aufzuspüren. Und aus seinen Erfahrungen damit hatte er sämtliche auf der Enterprise eingesetzten Scanner so modifiziert, dass sie sogar romulanische Tarnvorrichtungen erkennen konnten - wobei die Spezifikation für diese Modifizierung so weit von den Sicherheitsbestimmungen abwich, dass Picard für ihre Zulassung beide Augen zudrücken hatte müssen. Er hatte nie das Bedürfnis verspürt, sie gegenüber Starfleet zu vertreten und sich auf eine endlose Diskussion darum einzulassen. Hin und wieder hatte er sie unter dem Siegel der Verschwiegenheit einem Kollegen verraten, der auch an der neutralen Zone zu patrouillieren hatte, doch wussten wahrscheinlich noch nicht einmal die Romulaner, dass zumindest die Enterprise sie enttarnen konnte.

"Tja …", machte er. "Du hast das Pech, Max DiKaran, an ein Shuttle geraten zu sein, dass ein Data ausgerüstet hat. Und du hast das Pech, an einen Captain geraten zu sein, der die Spezifikation für eine romulanische Tarnvorrichtung erkennt, wenn er sie sieht."

Er lehnte sich zurück und atmete mit einem tiefen Seufzen aus. Die Geschichte von der harmlosen Händlerin war nun wohl endgültig geplatzt. Abgesehen davon, dass der Gebrauch von romulanischen Tarnvorrichtungen im Föderationsraum strikt verboten war und sogar mit Gefängnisstrafen geahndet wurde - seines Wissens war es seit Kirk der Föderation nicht mehr gelungen, eine zur Untersuchung zu bekommen. Die Romulaner handelten nicht mit einer Technik, die für sie so überlebensnotwendig war. Ihr Einsatz in einem Gleiter wie diesem konnte nur eines bedeuten: sehr, sehr gute Kontakte nach Romulus. Mehr als das: das Vertrauen der Romulaner.

"Bist du Romulanerin, Max?", fragte er in die Dunkelheit hinein. Allein der Gedanke schmerzte. Er erinnerte sich an seine Begegnungen mit Romulanern - an ihre Aggressivität und Verschlagenheit, an ihren Hass gegen alles, was unter der Föderationsfahne flog. Eine romulanische Spionin im Föderationsgebiet - die Vorstellung hinterließ einen sehr bitteren Geschmack auf seiner Zunge. War sie deswegen so entgegenkommend? War sie deswegen so an ihm interessiert?

Er wusste, dass die Romulaner von den Vulkaniern abstammten. Und wer, wenn nicht er wusste, wie viel Leidenschaft und tiefe Gefühle sogar in den beherrschten, disziplinierten Vulkaniern tobten? Seine Geistesverschmelzung mit Sarek hatte ihm tiefe Einblicke in ihr Wesen geboten. Wie leidenschaftlich, wie wild mussten die Gefühle eines Vulkanoiden sein, der nicht durch die Surak'sche Geistesdisziplin gebremst wurde? Sela - die Tochter seiner ehemaligen Sicherheitsoffizierin und eines Romulaners ... einmal hatte sie ihn wütend verspottet: "Ihr Terraner habt doch nicht einmal eine Ahnung von Leidenschaft! Nie wird ein terranischer Mann das Blut einer Romulanerin wirklich zum Kochen bringen und ihr Erfüllung bringen! Ihr und wir - wir sind nicht aus einem Fleisch. Wir sind Fremde und bleiben es für immer."

Max eine romulanische Spionin. Es konnte nur eine Konsequenz aus diesem Verdacht geben: Er musste die Frau, die er nur wenige Stunden davor geliebt hatte, deren Hände er noch auf seiner Haut zu spüren meinte, deren Geruch noch an ihm klebte, den zuständigen Behörden übergeben.

"Es ist Verrat, Jean-Luc!", flüsterte eine Stimme in ihm. "Sie ist freiwillig zu dir gekommen. Sie hat dir nichts getan."

Er brachte die Stimme zum Schweigen: "Rede dir nichts ein - sie kam nicht, weil sie dich begehrt oder gar liebt. Sie verfolgt einen Zweck - und du bist nur benutzt worden."

Wut schäumte in ihm hoch und trieb ihn zurück in sein Quartier. Er würde ihrem miesen Spiel ein Ende machen. Neben dem Schreibtisch blieb er einen Moment stehen und sah ihm Halbdunkel an sich entlang - der zivile Overall schien ihm für das, was nun kommen würde, unpassend. Es war keine Privatangelegenheit. Er zog ihn aus und trat nackt zum Replikator.



"Greifen die Romulaner an oder ist dir einfach nach einem nächtlichen Spaziergang?"

Max lehnte im Türrahmen zum Schlafzimmer und betrachtete ihn mit amüsiertem Blick. Er fuhr herum, sein Pulsschlag erhöhte sich - sie war so schön und wirkte so verlockend! Er hätte viel darum gegeben, sie einfach nur in die Arme nehmen und wieder mit ihr ins Bett gehen zu dürfen. Doch da war die Wut - wofür hielt sie ihn? Für eine Fliege, die geradezu begierig danach war, in ihr Netz zu geraten und hilflos flatternd darin zu sterben?

"Vielleicht warten die Romulaner noch auf einige Informationen, bevor sie angreifen?", erwiderte er kühl. "Ich könnte mir vorstellen, dass sie es zum Beispiel sehr interessant fänden, die Rolle meines Schiffes im strategischen Abwehrplan der Föderation zu kennen."

Max hatte die Veränderung in seinem Ton wohl bemerkt. Sie betrachtete ihn irritiert und etwas verunsichert.

"Ich vermute, du wirst sie ihnen nicht verraten", sagte sie neutral.

"Richtig." Er trat einen Schritt auf sie zu. "Ich werde mein Schiff und die Föderation weder an die Romulaner noch an sonst irgendjemanden verraten - egal, wie raffiniert man es einfädelt und auf welcher Ebene man mich zu verführen versucht."

Sie lächelte etwas süffisant.

"Wie schön für dein Schiff und die Föderation."

Ihre Ironie ärgerte ihn. Er griff nach ihrem Oberarm und zwang sie, ihm in die Augen zu sehen.

"Du solltest die Karten auf den Tisch legen, Max!"

Sie versuchte, den Arm aus seiner Umklammerung zu ziehen.

"Lass mich los! Du tust mir weh. Was ist denn eigentlich mit dir los?"

"Du bist eine Spionin!", fauchte er. "Dein Schiff, deine Computerdaten und nicht zuletzt das da ..." Er tippte mit dem Finger der freien Hand gegen ihr Brustbein. "Ich habe dich gescannt. Was bist du eigentlich? Romulanerin? Oder gar eine Söldnerin? Vielleicht Terranerin und zu allem noch ein Verräter? Nicht, dass es mich noch sonderlich interessieren würde - aber ich bin neugierig!"

"Jean-Luc - das ist doch verrückt!", protestierte sie.

"Ist es das? Gut möglich. Das ändert aber nichts daran, dass ich nun den Sicherheitsdienst verständigen und dich verhaften lassen werde."

Er ließ sie los und ging zum Schreibtisch, wo er das Interkom aktivieren wollte.

"Das würde ich nicht tun, Jean-Luc!"

Ihre Stimme klang drohend. Er drehte sich um - und hätte sich in diesem Moment ohrfeigen können. Wie hatte er nur so dumm sein können, ihr den Rücken zuzudrehen? Sie hatte die Gelegenheit genutzt - der Miniphaser in ihrer Hand wirkte zwar wie ein Spielzeug, doch er wusste viel zu gut, dass solche Spielzeuge tödlich sein konnten. Sie winkte mit dem Phaser.

"Geh bitte vom Interkom weg - ich möchte dich nicht verletzen müssen!"

Er bemühte sich, seiner Stimme einen festen Klang zu verleihen.

"Ich glaube nicht, dass du mich umbringen kannst."

Glaubte er es wirklich nicht? In ihren Augen stand ein stahlharter Glanz. Sie schien zu allem entschlossen zu sein, um sich zu retten.

"Verlass dich nicht darauf, Jean-Luc! Ich habe einen Auftrag zu erfüllen und ich kann mich nicht von dir abhalten lassen." Ihre Stimme klang nun flach. Sie wedelte noch einmal mit dem Phaser. "Geh vom Interkom weg! Ich warne nur noch einmal!"

Er kam mit erhobenen Händen um den Tisch.

"Max - auch wenn du mich überwältigst - du hast keine Chance, die Basis zu verlassen!"

"Das überlässt du am besten mir!", beschied sie ihn kühl. "Geh ins Schlafzimmer!"

Er ging voraus, sie folgte ihm, bis er vor dem breiten Bett stand.

"Und nun?", fragte er. "Willst du mich töten?"


***


"Jean-Luc! Jean-Luc - komm zu dir!"

Die Stimme klang wie durch dicke Watte an sein Ohr. Er hatte unerträgliche Kopfschmerzen, seine Kehle war wie ausgetrocknet und sein Magen schien sich in ein peinigendes, zusammengeschrumpeltes Etwas verwandelt zu haben.

"Müsste er nicht schon längst wieder bei Besinnung sein?", hörte er eine tiefe, vertraute Stimme besorgt fragen.

"Nicht unbedingt - wir wissen nicht genau, wie das Ding konfiguriert war, mit dem er umgelegt wurde. Auf jeden Fall muss er grausige Kopf- und Magenschmerzen haben, wenn er aufwacht", sagte die Frauenstimme.

Er fühlte Metall an seinem Hals, hörte das Zischen eines Injektors und etwas wohltuend kühles, das den Schmerz in seinem Kopf vertrieb, bis nur noch ein ausgefranster Rand von Orientierungslosigkeit blieb. Er ermutigte ihn, die Augen zu öffnen.

Rotes Haar, Porzellanteint, besorgte aquamarinblaue Augen, die nun ein Lächeln ausprobierten.

"Schön, dass Sie wieder bei uns weilen, Captain! Wie fühlen Sie sich?"

Langsam kehrte die Erinnerung zurück - er war im Schlafzimmer seines Gästequartiers auf DS16 gewesen. Max - Schmerz - Dunkelheit - und nun war er auf der Krankenstation der Enterprise, von links beugte sich seine Bordärztin Dr. Beverly Crusher über ihn, auf der anderen Seite des Biobettes stand sein Erster Offizier, Commander William T. Riker. Der bullige Riker wirkte erleichtert, aber auch etwas verlegen, wie er sich durch seinen dunklen Vollbart strich.

"Wie lange war ich denn weg?", krächzte Jean-Luc aus trockener Kehle.

"Fast drei Tage - was diese Lady macht, macht sie anscheinend gründlich!", brummte Riker. Jahrelange Zusammenarbeit, Vertrauen und tiefe Sympathie machten ihm den fragenden Blick seines Vorgesetzten und Freundes verständlich und so antwortete er: "Captain Pothanidis wurde am Mittwochmorgen gegen 7:00 Uhr durch eine Nachricht in Ihr Quartier geschickt und fand Sie in tiefer Betäubung. Sie hat uns sofort benachrichtigt und wir sind mit Warp 9,7 nach DS16 geflogen."

Picard spürte Übelkeit in sich aufsteigen. Sein Magen krampfte sich zusammen, er würgte. Beverly Crusher hatte es vorausgesehen und schon ein Hypospray in der Hand, das sie in seinen Hals injizierte.

"Will, ich glaube, du solltest den Captain noch ein bisschen ausruhen lassen. Er muss sich schrecklich fühlen."

Picard schluckte und schüttelte den Kopf.

"Nein, Doktor - ich muss mit dem Commander reden."

Ihre Augen maßen einander - wie schon so oft zuvor. Sie gab nach: "Okay, aber nur drei Minuten! Danach wirst du schlafen!"

Sie wandte sich ab, dafür beugte sich nun Riker etwas zu ihm hinunter.

"Sie werden sich nicht mehr daran erinnern, aber Sie waren auf der Krankenstation von DS16 kurz wach und haben Captain Pothanidis gesagt, dass Sie von einer gewissen Max DiKaran angeschossen wurden. Captain Pothanidis hat diese DiKaran sofort zur Fahndung ausgeschrieben und im Rahmen dessen eine Durchsuchung ihres Quartiers vornehmen lassen." Er beugte sich noch etwas näher zu Picard und sprach so leise, dass nur noch der ihn hören konnte: "Captain, Sie haben offensichtlich eine romulanische Spionin gestellt. Die Dame hatte nicht nur einen getarnten Subraumsender in ihrem Quartier, sondern auch hochinteressante Daten. Data wertet noch aus - die Verschlüsselungen sind vom feinsten! Aber wir müssen jetzt schon annehmen, dass DiKaran Starfleet-Codes der Sicherheitsstufe Beta geknackt hat - und der Subraumsender war in Richtung Romulus ausgerichtet. Admiral Nechayev hat Code Yellow angeordnet - die Suttner, die Yorktown und wir patrouillieren an der neutralen Zone, die Invincible und die Gandhi sind als Verstärkung im Anflug. Im Moment ist es drüben zwar ruhig - aber Nechayev und Häftel trauen dem Braten nicht."

Obwohl Picard Max als Spionin verdächtigt hatte, traf ihn die Bestätigung. Irgendetwas in ihm hatte immer noch gehofft, alles möge sich als Missverständnis herausstellen. Doch dann hätte sie wohl nicht geschossen. Er atmete tief durch, verdrängte den Schmerz im Magen und stellte die Frage, die ihn die ganze Zeit beschäftigt hatte:

"Hat man DiKaran gefasst?"

Riker schüttelte den Kopf.

"Wir suchen natürlich fieberhaft. Aber ein getarnter Gleiter, der wahrscheinlich schon tief im romulanischen Raum ist? Unsere Sensoren können ihn nicht erfassen. Es ist die Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen ..."

Während er sprach, hatte Picard versucht, aufzustehen, doch ein neuer Schub von Übelkeit ließ ihn wieder ins Kissen sinken und rief Beverly auf den Plan.

"Vergiss es, Jean-Luc!", sagte sie mit ernster Miene. "Wir können frühestens morgen darüber diskutieren, ob du vielleicht eingeschränkt dienstfähig bist. Im Moment bist du es mit Sicherheit nicht." Sie hob die Augen. "Commander - der Captain braucht noch viel Ruhe!"



Tatsächlich schlief er schon fast, als Riker die Krankenstation verließ. Unruhige Träume quälten ihn - Max mit dem Phaser, doch auch im Traum verspürte er keine Angst, nur Trauer, Zorn und Verlust. Wahrscheinlich würde er sie nie wiedersehen. Er würde sie nie fragen können, warum sie mit ihm geschlafen hatte - und er würde das Gefühl, betrogen und verraten worden zu sein, mit jedem Gedanken an sie verbinden.



Als er aufwachte, erkannte er an den gedimmten Lichtern, dass die Bordnacht begonnen hatte. Ein ganz leises Surren verriet ihm außerdem, dass die Enterprise mit Impulsantrieb unterwegs war. Er drehte den Kopf und schaute aus dem Fenster - die Sternenkonstellation da draußen war für ihn so eindeutig, wie wenn ein Schild mit der Aufschrift "Achtung, 100 km zur neutralen Zone!" vor ihm gestanden hätte.

Als er den Kopf wieder ins Kissen legte, tauchte Beverly in der Tür auf. Sie lächelte ihn ermutigend an. "Wenn du dich noch so fühlst wie deine Werte sind, werden wir keine Diskussion über deine Dienstfähigkeit führen müssen."

Er nickte müde, sie legte ihm in einer freundschaftlichen Geste die Hand auf die Schulter und zog gleichzeitig einen Hocker neben das Bett.

"Sehr schlimm?", fragte sie leise.

Er wusste, dass sie nicht seinen körperlichen Zustand meinte und musterte sie fragend.

"Du wurdest nackt auf deinem Bett gefunden …", erzählte sie mit gesenkter Stimme. "Martha erwähnte, dass du dieser Max DiKaran ..." Sie suchte nach einem Wort und nahm schließlich bei einem Euphemismus Zuflucht: "… nahegekommen wärest."

"So kann man es nennen", sagte er sarkastisch. "Ich bin ihr in die Falle gegangen wie ein liebeskranker Fähnrich im ersten Academy Jahr. Wahrscheinlich lacht sich jetzt der ganze romulanische Geheimdienst samt dem Personal von DS 16 und meiner Besatzung über mich kaputt."

Beverly schüttelte den hübschen Kopf.

"Keine Sorge! Es wissen nur vier Leute, wie du gefunden wurdest - Martha, ihr Stationsarzt, Will Riker und ich. Du kannst dich darauf verlassen, dass wir den Flottentratsch nicht mit dieser Geschichte anreichern." Sie überlegte einen Moment, dann sprach sie weiter: "Mein Gefühl sagt mir zudem, dass dich diese Frau nicht lächerlich gefunden hat. Sie hat einiges für dich riskiert."

Er hob fragend eine Augenbraue.

"Klingt komisch, ich weiß", antwortete Beverly. "Tatsache ist aber, dass sie offensichtlich nicht vorhatte, dich umzubringen, im Gegenteil. Zwei Fakten sprechen dagegen. Zum ersten: sie hat vermutlich einen cardassianischen Phaser verwendet. Du weißt: Betäubungsstufen sind bei den Dingern nur bedingt vorgesehen. Außerdem strahlen die Ionenpartikel ab. Wenn sie damit selbst auf der niedrigsten Stufe, die sie gewählt hatte, auf deine Brust gezielt hätte, wärest du tot gewesen. Dein artifizielles Herz ist empfindlich gegen Ionenbeschuss. Sie hat aber auf deinen Bauch gezielt."

"Zufall!", knurrte er abweisend.

Beverly hob eine Hand: "Nein. Das glaube ich nicht. Es war alles andere als Zufall, dass du gefunden wurdest. Sie hat Captain Pothanidis benachrichtigt und in dein Quartier geschickt."

"Wie?", staunte er nun doch.

"Ja", sagte Beverly. "Sie hat um 7:30 Uhr eine Funkboje mit einer Nachricht an Martha abgesetzt. Es war nur ein Satz - Martha solle sich sofort um dich kümmern, du seist in Gefahr. Der Satz hat aber ausgereicht, die Boje anzupeilen und daher wissen wir ja auch, dass DiKaran in die neutrale Zone geflogen sein muss. Sie kann sich bestimmt denken, dass darauf Flottenparty an der Grenze angesetzt ist - und du warst ihr das Risiko, gefasst zu werden, offensichtlich wert." Sie schwieg einen Moment , dann stand sie auf: "Jean-Luc - was immer die Frau getan hat, sie wollte an dir auf keinen Fall zur Mörderin werden."

"Sollte ich dafür dankbar sein?"

In seiner Stimme triefte Sarkasmus.

Beverly schaute auf ihn hinunter, registrierte die dunklen Schatten unter seinen Augen und die Falten, die sich tief in das schmale Gesicht gegraben hatte.

"Nein, das musst du nicht", sagte sie ruhig. "Aber ich bin dankbar, dass du lebst und wieder ganz gesund wirst." Sie beugte sich über ihn und küsste seine Stirn: "Ich hätte nämlich meinen besten Freund verloren."


***


Commander William T. Riker schaute Bordcounselor Deanna Troi fragend an, worauf sie die Augen niederschlug und ein Kopfschütteln andeutete. Er meinte, in der Bewegung fast etwas wie Ungeduld und Unbehagen erkennen zu können. Mit einem leichten Ächzen versenkte er seinen schweren Körper im Sessel des kommandierenden Offiziers und bemühte sich, seine verkrampften Rückenmuskeln wieder etwas zu entspannen.

Er schaute sich auf der Brücke um - die Alphaschicht war nun ungefähr eine Stunde im Dienst und ging ihren Pflichten mit der üblichen Konzentration nach. An der Ops las Data mit der dem Androiden eigenen Geduld zum wer weiß wie vielten Male einen Scan der neutralen Zone ab. Neben ihm, an der Con, saß Fähnrich T'Park, eine der elegant geschwungenen vulkanischen Augenbrauen in Konzentration auf die Berechnung eines möglichst effizienten Kurses im Suchgitter leicht emporgezogen. Hinter sich an der Kommunikations- und Waffenkonsole wusste Riker Lieutenant Kim, der zarter wirkte als er war. Immer noch vermisste Riker Worf - so sehr er Kim zu schätzen gelernt hatte, so meinte er doch immer noch, dass der Klingone an seinem Platz stehen sollte.

"Alles wie immer", dachte Riker und spürte dabei wieder das kleine Unbehagen, das ihn im Verlauf der letzten Woche so oft überfallen hatte. "Es scheint so, als ob alles in Ordnung wäre", formulierte er für sich. "Doch es ist nicht alles in Ordnung." Seit sie an der Grenze patrouillierten, fehlte etwas - die ruhige Präsenz des Captains. Er war auch sonst während des normalen Dienstes nicht dauernd auf der Brücke - aber er war da, immer in der Nähe, immer das Gefühl vermittelnd, auf sein Schiff konzentriert zu sein. Oft genug trat er plötzlich aus einem der Turbolifte oder seinem Bereitschaftsraum und obwohl er von Anfang an auf die sonst übliche Meldung "Achtung - Captain auf der Brücke!" verzichtet hatte, sorgte sein energisches Auftreten und seine Ausstrahlung dafür, dass selbst für einen Fremden unübersehbar war, dass er das Kommando hatte. Riker verglich seinen Chef manchmal mit einer Spinne in ihrem Netz - auch wenn er nur ganz ruhig und friedlich im Sessel auf der Brücke saß, hatte er doch immer alle Fäden in der Hand. Er brauchte nie viele Worte, um einen Befehl zu verdeutlichen. Im Gegenteil - im Lauf der Jahre hatte sich vieles auf der Enterprise so eingeschliffen, dass ein Heben seiner Augenbraue genügte, einen Vorgang anzuschieben. Und selbst dann, wenn er kommandierte, blieb er normalerweise kurz, trocken, treffend.

Am Anfang hatte Riker ihn um seine ruhige Würde regelrecht beneidet. Er hatte jede Gelegenheit genutzt, ihn zu beobachten, um hinter das Geheimnis dieser Ausstrahlung zu kommen, die ihm schon bei der allerersten Begegnung aufgefallen war. Doch bis heute, nach 10 Jahren mit ihm, konnte er es nicht in Worte fassen, was das Picard'sche Charisma ausmachte. Er wusste nur, dass er es nicht hatte. Doch er grämte sich nicht mehr darum. Unter Picards Augen und an seinem Vorbild hatte er vor allem gelernt, dass ein Führungsstil nicht einfach adaptierbar war, sondern aus der Persönlichkeit des Führenden entstehen musste. Daraus hatte sich sein Stil entwickelt - sicher lockerer als der des Captains, aber deswegen nicht weniger effizient. Doch obwohl es immer so aussah, als ob Riker der Mannschaft näherstehen würde - gerade in diesen Tagen zeigte sich für ihn wieder, dass der Captain Kopf und Herz dieser außergewöhnlichen Crew war.

Es war nun, als wenn dieses Herz nicht mehr regelmäßig schlagen würde. Seit Tagen war der Captain nur noch selten zu sehen. Wie ein Schatten tauchte er auf, um dann wieder zu verschwinden. Nichts von seiner gewöhnlichen Präsenz, selbst die Frage "Bericht?" mit der auf der Brücke erschien, klang abgelenkt und eher nach Routine denn nach wirklichem Interesse an den Vorgängen. Er hatte sich in seinem Bereitschaftsraum verschanzt - und wann immer Riker ihn darin aufsuchen musste, hatte er das peinliche Gefühl, in eine Intimsphäre eingedrungen zu sein, in der er nicht erwünscht war.



Nun beugte er sich zu Deanna Troi und sagte leise: "Ich glaube, du solltest mit ihm reden."

Sie lächelte etwas müde: "Nein. Im Moment noch nicht. Er ist noch nicht dafür bereit."

"Hast du ihn heute schon gesehen? Ich traf ihn vorher im Turbolift. Er sieht schlecht aus - als wenn er seit Tagen weder anständig gegessen noch geschlafen hätte."

Deanna schob für einen Moment in einer vertraulichen Geste einen Finger auf seinen Arm.

"Will - ich weiß, du sorgst dich um ihn. Das tun wir alle. Aber im Moment können wir ihm nicht helfen. Er braucht Zeit und das einzige, was wir für ihn tun können: Wir können ihm diese Zeit lassen."

In diesem Moment gellte Kims aufgeregte Stimme über die Brücke: "Ich hab' was!"

Riker sprang auf und drehte sich um.

"Kann ich eine ordentliche Meldung haben?"

"Entschuldigung!", stotterte der asiatische Lieutenant. Seine Wangen röteten sich. "Ich meine, da ist eine Subraumverzerrung."

Riker wandte sich Data zu.

"Können Sie bestätigen?"

Die langen Finger des Androiden tanzten elegant über die Konsole, dann nickte er.

"Ja - unsere modifizierten Scanner melden eine Verzerrung, die zu einem kleinen Schiff passen könnte. Es fliegt mit hoher Geschwindigkeit aus der neutralen Zone in Richtung Föderationsraum."

"Wann wird es den Föderationsraum erreichen?"

"Bei gleichbleibendem Kurs und Tempo in 11,3 Minuten."

Rikers Hand schwebte schon über seinem Kommunikator, doch noch zögerte er. Er trat neben Data und schaute über seine Schulter auf die Scanner-Anzeige.

"Können wir mehr Daten über das Schiff bekommen? Könnte es das sein, das wir suchen?"
Data tippte auf einen Knopf.

"Die Warpsignatur entspricht in der Phase der, die wir aus dem Computer des Shuttles haben. Mehr kann ich allerdings ohne aktive Sensoren nicht sagen."

Riker drehte sich um und schaute Deanna an, Überraschung und Bestürzung im Blick. Sie nickte und atmete tief durch.

"Okay." Er hob die Stimme. "Wir bleiben hier - und warten. Wir halten ganz still ... aber passen Sie auf, Herrschaften!"

Mit langen Schritten ging er zur Tür des Bereitschaftsraumes. Der Melder piepste, wenige Sekunden später ertönte Picards Stimme: "Treten Sie ein."



Der Captain saß am Schreibtisch, vor ihm lagen mehrere Datenpadds und Bücher. Er schaute auf - und wieder einmal dachte Riker: "Verdammt - er sieht schlecht aus!" Er sah seinen Vorgesetzten nicht das erste mal unter Stress, doch selten hatten seine Augen dabei so müde und glanzlos gewirkt.

"Was ist, Nummer Eins?" Selbst die sonst so energische Stimme war müde und matt.

Riker straffte seinen muskulösen Körper.

"Aus der neutralen Zone kommt ein kleines Schiff auf uns zu. Die Warpsignatur passt."

Picard legte langsam das Datenpadd auf den Tisch und massierte dann mit zwei Fingern die Nasenwurzel.

"Im Moment spielen wir toter Mann", sprach Riker weiter. "Ich glaube nicht, dass die Scanner des Schiffes uns schon entdeckt haben. Aber es kann nicht mehr lange dauern."

Picard erhob sich und zog sein Uniformoberteil zurecht.

"Dann sollten wir uns wohl bemühen, diesen Gleiter abzufangen."

Als Riker hinter ihm auf die Brücke ging, dachte er wütend: "Fünf Schiffe patrouillieren an der Grenze - und diese Lady muss gerade uns in die Falle gehen! Verdammt - ich hätte nichts dagegen gehabt, wenn sie sich in Luft aufgelöst hätte und der Captain nie mehr mit ihr konfrontiert gewesen wäre!"

Picard hatte sich unterdessen in seine Sessel gesetzt.

"Taktische Darstellung!", kommandierte er.

Das Bild auf dem großen Monitor wechselte - statt der tiefen Schwärze des Alls erschien nun ein Gitter. Unten in der Mitte schwebte ein blaues Föderationssymbol, die Enterprise darstellend. Ein paar Gitterkästchen von ihr entfernt zog sich ein grün blinkendes Band über den Bildschirm, es stand für die Grenze zur neutralen Zone. Dahinter näherte sich ein roter Punkt - der gesuchte Gleiter.

"Data - wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass uns die Scanner eines solchen Gleiters beim Passieren entdecken, wenn wir auf dieser Position bleiben?"

"Solange wir weiter nur passiv scannen, halte ich die Wahrscheinlichkeit für sehr gering", antwortete der Androide prompt.

"Gut." Picard stand auf und trat zur Navigationsstation. "Wir lassen das Schiff passieren. Fähnrich T'Park, legen Sie einen Kurs an, der uns zwischen den Gleiter und die neutrale Zone bringt. Wir versperren den Rückweg." Er drehte sich um. "Lieutenant Kim, Sie werden dem Schiff einen Photonentorpedo vor den Bug setzen, wenn es Position 341 zu 22 erreicht hat - 500 km davor. Die Explosion müsste reichen, den Tarnschild für einen Moment aufzuheben. Data, sobald er fällt, koppeln Sie mit dem Traktorstrahl an."

Er blieb stehen, den Blick auf den roten Punkt gerichtet, der nun das grüne Band schon fast erreicht hatte. Nun berührte er es - und Riker hielt die Luft an und fixierte den Rücken seines Captains. Er sah, dass Picard mit den Fingern der rechten Hand auf seinen Oberschenkel trommelte, er registrierte die verspannten Nackenmuskeln und den Schweiß auf dem kahlen Kopf. Die Zeit schien stehenzubleiben, bis der kleine Punkt vollends über die Grenze kam. Riker trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. Picard war nun ganz ruhig, nur die zu Fäusten geballten Hände verrieten seine Anspannung.

"Energie, Fähnrich T'Park!"

Picards Stimme klang fest, aber gepresst. Die Vulkanierin verstand und tippte auf einen Knopf, die Enterprise löste sich aus ihrer Lauerstellung und sprang eine Position zwischen den Gleiter und die Grenze.

"Normaldarstellung – Maximalvergrößerung!", befahl Picard. "Data, sind Sie bereit?" Der Androide bestätigte. "Lieutenant Kim - feuern, wenn bereit!"

Ein paar Sekunden später schoss der Torpedo aus der vorderen Luke des Antriebssegments in das immer noch leer erscheinende All hinein. Riker kniff die Augen zusammen, als er mit einem blendenden Lichtblitz explodierte. Als er sie wieder öffnete, erkannte er den kleinen, blauen Gleiter und das silbrige Leuchten eines Traktorstrahls, der nach ihm tastete, fast zärtlich über ihn glitt, sich dann teilte und ihn festhielt.

"Der Traktorstrahl hat angekoppelt!", teilte Data mit.

Picard trat zurück und ließ sich in seinen Sessel sinken. Sein Blick suchte den seines Ersten Offiziers. Riker verstand ohne Worte.

"Lieutenant Kim - öffnen Sie eine Frequenz!", befahl er.

"Frequenz ist offen", kam sofort die Bestätigung.

"Hier spricht Commander William T. Riker von der USS Enterprise. Pilot, Sie stehen unter dem dringenden Verdacht der Spionage zu Lasten der Föderation. Außerdem verwenden Sie einen romulanischen Tarnschild, der laut dem Vertrag von Algeron im Föderationsraum verboten ist. Desweiteren werden Sie verdächtigt, einen tätlichen Angriff auf einen Offizier der Föderation begangen zu haben. Sie sind verhaftet. Leisten Sie keinen weiteren Widerstand. Wir werden Sie jetzt an Bord beamen." Mit einer Bewegung bedeutete er Kim, die Frequenz zu schließen. "Transporterraum 3 - machen Sie sich bereit, den Piloten an Bord zu beamen! Sicherheit - eine Eskorte in Transporterraum 3!" Er schaute wieder auf Picard. "Weitere Befehle, Sir?"

"Nehmen Sie den Gleiter an Bord. Setzen Sie danach Kurs auf die nächste Starbase und unterrichten Sie Admiral Nechayev, dass wir Jagdglück hatten." Picard stand auf und ging in Richtung seines Bereitschaftsraumes. "Sie haben die Brücke, Nummer Eins."

"Captain?"

Picard blieb stehen und schaute über die Schulter.

"Ja?"

"Wie soll ich mit der Pilotin verfahren? Arrestieren?"

Picard schüttelte den Kopf.

"Das dürfen wir nicht. Wir haben es mit einer Untersuchungsgefangenen zu tun - also gesichertes Gästequartier." Er verzog den Mund zu einem zynischen Lächeln: "Ich überlasse es Ihnen, unseren Gast zu begrüßen. Verlesen Sie ihr ihre Rechte, wenn sie eine Aussage zu machen hat, nehmen sie die zu Protokoll."


***


Jean-Luc lag ausgestreckt auf seinem Bett, einen Arm über die Augen gelegt. Seit Stunden hämmerte hinter seiner Stirn ein starker Schmerz, der ihm trotz der Müdigkeit immer wieder den Schlaf vertrieb. Es würde ihm doch nichts anderes übrigbleiben, als zur Krankenstation zu gehen und um ein Schmerzmittel zu bitten - obwohl er sich keinesfalls darauf freute, von Beverly untersucht zu werden. Eigentlich wollte er niemanden sehen und hören. Doch der Kopfschmerz war zu schlimm, so stand er auf und wollte aus dem Bett krabbeln, als das Interkom zirpte.

"Brücke an Captain."

Er drückte mit einem Seufzen auf den Kopf an der Konsole neben seinem Bett.

"Picard hier!"

"Ein Subraumgespräch - Admiral Nechayev für Sie!"

"Stellen Sie durch!"

Er stand auf und ging hinüber in den Wohnraum, unterwegs sammelte er den Bademantel vom Stuhl und schlüpfte hinein. "Das scheint wirklich dein Glückstag zu sein, Jean-Luc!", dachte er zynisch. "Kopfschmerzen und Nechayev - fehlt eigentlich nur noch, dass Geordi einen Warpkernbruch zu melden hat!"

Auf dem Monitor neben seinem Schreibtisch leuchtete das Föderationssymbol. Es verblasste und zeigte nun die strengen Züge seiner Vorgesetzten. Picard war mit Cardassianern, Romulanern und wütenden Klingonen konfrontiert gewesen - doch die Abhärtung änderte nichts daran, dass ihn jedes mal beim Anblick des blonden Admirals ein profundes Unbehagen überfiel.

Sie musterte ihn aus eisblauen Augen und kam wie immer ohne Umschweife zur Sache. "Ich habe Ihren Bericht gelesen und mich mit dem Hauptquartier in Verbindung gesetzt. Großadmiral Yamagochi befiehlt, dass die Enterprise diese Spionin schnellstmöglich zur Erde bringt. Die Enterprise ist bis auf Widerruf direkt unter seinem Kommando."

"Ich lasse sofort einen neuen Kurs setzen", bestätigte er und überlegte dabei: War das nun besser oder schlimmer als ein Warpkernbruch?

Nechayev ließ ihm wenig Zeit für Gedankenspiele. Ihr Blick glitt an ihm entlang, ein dünnes Lächeln spielte um ihre Lippen. "Sie sehen schlecht aus, Picard. Urlaubsaffären scheinen Ihnen nicht zu bekommen. Aber auf dem Flug zur Erde können Sie sich ja erholen - und immerhin bleiben Sie für ein paar Wochen von mir verschont! Viel Glück! Nechayev - Ende!"


***


"Darf ich einen Moment stören, Captain?"

Counselor Deanna Troi stand in der Tür zum Privatquartier ihres Vorgesetzten. Er legte das Buch, in dem er gelesen hatte, zur Seite und stand auf.

"Sie stören nicht, Deanna", sagte er höflich. "Kommen Sie rein und nehmen Sie Platz." Er trat zum Replikator. "Möchten Sie etwas trinken? Tee?"

"Gerne!", nickte sie lächelnd und setzte sich anmutig in den Sessel. Sie schielte auf das Buch. "Das Prinzip Verantwortung" von Hans Jonas, einem irdischen Philosophen des 20. Jahrhunderts.

Picard kam mit zwei Tassen und setzte sich wieder aufs Sofa.

Deanna beobachtete aus den Augenwinkeln, wie er einen Schluck Tee nahm. Wenn die Situation nicht so ernst gewesen wäre, hätte sie gelächelt - Picards steife Haltung zeigte ihr deutlich genug, dass er sich unbehaglich fühlte. Er befürchtete wieder einmal mit einem Gespräch über seine Gefühle konfrontiert zu werden. Sie konnte es ihm aber nicht ersparen und so begann sie direkt.

"Captain - Frau DiKaran hat mich vorher zu sich bitten lassen." Sie stockte einen Moment und suchte nach den richtigen Worten. "Nach fast einer Woche bei uns wunderte mich das nicht. Ich hatte schon bei unserer ersten Begegnung gemerkt, dass sie noch etwas sagen wollte. Jetzt hatte sie eine Frage - sie wollte wissen, ob Sie in Ordnung sind." Sie nahm einen Schluck Tee. "Captain, ich habe mit einem "Ja" darauf wohl nicht gegen irgendwelche Sicherheitsvorschriften verstoßen, oder?"

Er schüttelte wortlos den Kopf.

"Ich spürte, dass die Sorge um Ihr Wohlergehen echt war und ich habe auch in der Bitte, die Frau DiKaran dann äußerte, keine bösen Absichten bemerkt. Darum leite ich sie weiter. Frau DiKaran bat darum, Sie zu sprechen."

Picard hob den Kopf - und wieder einmal bewunderte Deanna seine Disziplin. Als ausgebildete Empathin spürte die in ihm tobenden Emotionen - doch sein Gesicht war ruhig wie seine Stimme.

"Was haben Sie geantwortet?"

"Dass ich es Ihnen ausrichten würde."

Eine Weile schwiegen beide, dann begann Deanna vorsichtig.

"Captain, ich möchte mich nicht in Ihre persönlichen Angelegenheiten einmischen. Aber ich spüre, dass Sie sehr belastet sind. Vielleicht würde es Ihnen helfen, mit mir darüber zu reden."

Er seufzte kaum hörbar, dann zwang er sich ein Lächeln ab.

"Danke, Deanna. Ich weiß Ihr Angebot zu schätzen."

Sie kannte ihn zu lange - sie hatte nicht erwartet, dass er es spontan annehmen würde. Er wollte allein sein - doch bevor sie ihn wieder allein ließ, hatte sie ihm noch etwas zu sagen.

"Captain - Max DiKaran verheimlicht etwas. Ich spüre das sehr deutlich. Doch ich empfange auch andere Gefühle von ihr - wenn sie von Ihnen spricht, empfange ich Wärme, Sympathie, Achtung, Scham und Traurigkeit. Weder Sie noch ich kennen die Motive, die sie zu einer Spionin gemacht haben. Aber ich bin mir vollkommen sicher, dass die Beziehung zu Ihnen kein Bestandteil eines Planes war und DiKaran sich sehr überwinden musste, Sie anzugreifen. Wenn ich Ihnen als Ihre Beraterin einen Rat geben darf: sprechen Sie mit ihr! Vielleicht erleichtert es Ihnen, mit der ganzen Sache klarzukommen." Sie stand auf und ging in Richtung der Tür. "Aber vorher sollten Sie vielleicht etwas schlafen! Sie sehen wirklich müde aus!"


***


Trotz ihres freundlichen Wunsches hatte Picard eine weitere schlaflose Nacht verbracht. Er war froh gewesen, als der Chronometer den kommenden Morgen ankündigte und hatte das Bett gerne verlassen, um sich anzuziehen und einen Tee zu trinken. Obwohl er fast die ganze Nacht nachgedacht hatte, war er immer noch nicht zu einer Entscheidung gekommen - und er hasste seine eigene Unfähigkeit, eine klare, eindeutige Konsequenz in dieser Sache zu finden. Es schien zu jedem Argument, das ihm für oder wider eines Gespräches mit ihr einfiel, ein Gegenargument zu geben.

"Sie wollte mich nicht verletzen - aber sie ist eine Spionin."

"Es war eine Privatangelegenheit zwischen ihr und mir. Ich sollte sie privat beenden. - Woher weiß ich, dass es nicht Teil eines Planes war? Nur aus Trois Gefühlen?"

"Die einzige Möglichkeit, Klarheit zu bekommen: ich muss mit ihr reden! - Sie zu verhören, ist Aufgabe des Geheimdienstes. Ich kann mich nicht einmischen."

"Sie ist eine Feindin der Föderation. Alles, woran ich glaube, wofür ich ein Leben lang gekämpft habe, ist für sie nicht nur bedeutungslos, sondern schlimmer: Sie ist dagegen. Sie will zerstören, woran ich glaube. Warum sollte ich mit ihr reden? - Weil ich es nicht glaube. Weil ich immer noch denke, dass hinter diesem Lächeln und ihrer Zärtlichkeit keine kalte Mörderin stecken kann. Weil ich mich immer noch nach ihr sehne, weil ich alles dafür geben würde, einfach nur mit ihr zusammen sein zu dürfen." Er musste sich einer Erkenntnis stellen: Es war mehr als sexuelle Anziehung gewesen, der in an ihr angezogen hatte. Sie hatte nicht nur seine Leidenschaft angestachelt, sondern darüber hinaus sein Herz berührt.



Als Dr. Beverly Crusher zum Frühstück zu ihm kam, saß er vor dem gedeckten Tisch, die Teetasse in der Hand. Sie beugte sich über ihn und küsste ihn freundschaftlich auf die Wange, bevor sie ihn besorgt musterte.

"Du hast wieder zu wenig geschlafen. Ich sorge mich um dich, mein Freund."

Er zuckte mit den Schultern, bot ihr mit einer Handbewegung Platz an und goss Tee in ihre Tasse.

"Wirst du Urlaub machen, wenn wir auf der Erde angekommen sind? Es würde dir guttun! Du brauchst Erholung und Abstand ..."

"Abstand …", wiederholte er leise, um sie dann anzuschauen. "Beverly, lass uns kurz unsere Uniform vergessen. Ich brauche deinen Rat als Freundin. Sie will mich sprechen ..."

Obwohl er den Namen nicht ausgesprochen hatte, gab es für Beverly Crusher keinen Zweifel, von wem die Rede war.

"Und? Was möchtest du?"

Er zuckte noch einmal mit den Schultern.

"Ich weiß es nicht."

"Du weißt es nicht?", wiederholte sie erstaunt. "Das sieht dir nicht ähnlich. Du weißt sonst immer recht genau, was du willst."

Er lächelte müde.

"Nicht unbedingt in Gefühlsdingen. Wie du mir schon des öfteren gesagt hast: Ich neige zur Verdrängung."

"Dieses Problem lässt sich aber nicht verdrängen. Sie ist hier - auf deinem Schiff."

Er nickte und schenkte sich Tee nach. Versonnen schaute er den Dampfwölkchen nach, die aus seiner Tasse aufstiegen.

Beverly legte ihm die Hand auf die Schulter, ihre Augen trafen sich.

"Es ist seltsam, Jean-Luc. Auf der einen Seite würde ich diese Max für das, was sie dir angetan hat, am liebsten schütteln. Auf der anderen Seite - ich bin eine Frau und vielleicht in solchen Dingen gefühlsbetonter. Ich kenne dich - du bist nicht der Mann, der sich durch ein hübsches Gesicht und einen attraktiven Körper so aus der Spur werfen lässt. Sie muss etwas Besonders sein - sonst würdest du sie nicht lieben!"

"Lieben?", echote er. "Ich weiß nicht, ob man das so nennen kann. Ich kenne sie kaum. Ich weiß nichts von ihr. Ich weiß noch nicht einmal, was sie eigentlich ist! Vielleicht ist sie Romulanerin?"

"Wäre das ein Grund, sie nicht zu lieben? Seit wann neigst du denn zur Xenophobie? Im Übrigen: Wäre es dir nicht am angenehmsten, wenn sie Romulanerin wäre? Dann könnte man ihr keinen Verrat vorwerfen."

Er nickte.

"Wenn sie Romulanerin ist, würde man sie bei einem Gefangenenaustausch auf ihren Heimatplaneten zurückschicken."

"Und du würdest sie nie wiedersehen!", vollendete Beverly den Satz für ihn. "Darum solltest du jetzt mit ihr reden. Du wirst nämlich auf jeden Fall die Erinnerung an sie behalten - und vielleicht ist sie weniger bitter, wenn du jetzt mit ihr redest?"


***


Für die beiden Sicherheitsoffiziere, die vor der Tür des Gästequartiers auf Deck 14 des Antriebssegmentes standen, war wohl nichts von den Gefühlen zu bemerken, die Picard auf seinen Weg über den Flur bewegten. Seine Haltung war straff wie immer, der Schritt energisch und zielbewusst, das schmale Gesicht zeigte nicht mehr als den üblichen Ernst.

Die beiden Männer standen stramm, als er vor der Tür angekommen war, er dankte mit einem knappen Nicken und trat vollends in den Bereich des Türscanners, der seine Ankunft mit einem Piepsen nach innen meldete.

"Herein!", ertönte eine Stimme und das eine Wort reichte, seinen Herzschlag vollends zu einem Trommelwirbel zu beschleunigen. Er zupfte noch einmal sein Uniformoberteil zurecht, dann betrat er mit festen Schritten den Raum und ließ die Tür hinter sich zu gleiten.

Max stand vor der kleinen Sesselgruppe, ein Datenpadd in der Hand, dass sie nun auf den Tisch legte. Sie trug ein einfaches, blaues Shirt, das locker an ihrem Körper entlang fiel und eine Handbreit über den Knien endete. Der dünne Stoff zeichnete die Formen darunter nach - die weiche Linie der Hüfte, den Ansatz eines Oberschenkels.

Eigentlich hatte er erwartet, in ihrem Gesicht Spuren von Stress, Aufregung, Anstrengung oder vielleicht auch etwas wie Angst zu finden. Doch nichts davon - sie wirkte ausgeruht und zufrieden. In ihrer Miene erkannte er einzig freudige Überraschung.

"Du wolltest mich sprechen?", begann er.

"Ja. Danke, dass du gekommen bist."

Mit einer Handbewegung bot sie ihm Platz auf dem Sofa an, er setzte sich steif in die linke Ecke auf die Kante. Sie sank in die rechte Ecke.

"Wie soll ich dich ansprechen?", fragte er.

"Ich höre auf Max - bleiben wir also dabei."

Sie musterte ihn eindringlich, ihre Augen wurden traurig.

"Du siehst müde, Jean-Luc."

Er straffte den Rücken.

"Wir sind hier nicht bei einem Teeplausch unter guten Freunden. Du wolltest mir etwas sagen. Tue es und lass mich dann wieder meinen Dienstpflichten nachgehen."

Er hatte betont kühl und brüsk gesprochen, doch sie zeigte keine Spur von Verärgerung. Offensichtlich war sie darauf gefasst gewesen und entsprechend vorbereitet. So atmete sie nur einmal tief durch - und er sah, wie sich ihre Brüste unter dem dünnen Stoff hoben und wieder senkten. Sein Mund wurde trocken. Seine Augen, seine Hände, jede Pore seiner Haut erinnerten sich nur zu gut daran, wie sich dieser feste Busen angefühlt hatte. Einmal hatte sie seinen Penis zwischen die Hügel gebettet und mit beiden Händen das pralle Fleisch dagegen gepresst. Allein die Erinnerung daran genügte, das vertraute Prickeln in seinen Lenden auszulösen. Würde er je wieder aufhören, sie so zu begehren? Würden die Träume enden, die ihn nachts mit einer steinharten, schmerzenden Erektion aufwachen ließen? Wie lange würde er sich noch danach sehnen, sie zu umarmen, ihre Haut zu schmecken, in sie einzudringen, ihr Stöhnen zu hören, ihre Erregung zu fühlen und schließlich in ihr Erlösung zu finden?

Sie beugte sich etwas nach vorne, der Ausschnitt des Shirts rutschte und ließ ihn etwas von der runden, milchweißen Schulter erkennen. "Ich sollte gehen!", dachte er - doch die einzige Bewegung, zu der fähig war, war ein Übereinanderschlagen der Beine, um die sich unter seiner Hose abzeichnende Erregung zu verbergen.

"Ich wünschte, ich könnte dir eine Erklärung für alles geben, Jean-Luc", sagte sie nun. "Doch es ist nicht möglich. Das einzige, was ich dir sagen kann: Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht verletzen - weder psychisch noch physisch." Er schwieg, sie atmete tief durch und sprach weiter. "Und da ist noch etwas, was ich dir sagen wollte. Du warst nicht Bestandteil meiner Mission. Du und vor allem meine Gefühle für dich waren im Gegenteil das Unvorhergesehene. Ich habe mich in dich verliebt - und wenn ich gewusst hätte, was ich dir und mir damit antue, wäre ich an dem Abend im Maxim geflohen, bevor du mich das erste mal angefasst hast - da hätte ich es noch geschafft ..."

Sie stockte und suchte seinen Blick.

Er wollte es nicht - etwas in ihm wehrte sich verzweifelt dagegen, doch es kam nicht gegen sie an. Es war, als ob eine Welle über ihn gegangen wäre, die alle Widerstände, die er so mühsam aufgebaut hatte, fortgeschwemmt hätte. Da waren ihre Augen - tiefblau, mit einem warmen Leuchten erfüllt. Und da war ihr Mund - weich und rot und verlockend. Und war ihre Stimme.

"Ich würde alles dafür geben, dir unter anderen Umständen begegnet zu sein."

War sie zu ihm gerückt oder hatte er sie an sich gezogen? Er wusste es nicht. Er wollte es auch gar nicht wissen. Er wusste nur, dass es guttat, sie endlich wieder im Arm zu halten und die Lippen, die durch seine Träume gegeistert waren, zu küssen. Er wusste nur, dass Wohltat war, nach hinten zu sinken und sie mit sich zu ziehen, die Hände unter ihr Shirt zu schieben und ihre glatte Haut und den Druck ihres Körpers gegen den seinen zu fühlen.

Ihre Münder hatten sich schon bei der ersten Berührung aneinander gesaugt, ihre Hände zerrten am Kragen seiner Uniform, während er an ihrem Shirt riss, bis es mit einem Ruck nachgab. Nun hatte sie auch seinen Uniformpullover offen, ihre suchende Hände fanden schweißfeuchte Haut über festen Muskeln, zupften an seinen Brusthaaren und glitten tiefer, über den flachen Bauch zum Bund seiner Hose, in der sein blutgefüllter, steifer Schwanz fast den Verschluss sprengte. Ohne sich aus dem Kuss zu lösen, schlängelte sie sich mit einer Bewegung aus dem zerfetzten Shirt und schob den Stoff über seinem Oberkörper vollends zur Seite. Ihre nackte Haut berührte die seine, zwei heiße, harte Nippel pressten sich gegen ihn und brachten ihn um den allerletzten Rest Beherrschung. Er wusste nur noch eines: Er wollte sie, koste es, was es wolle. Sie war sein Schicksal.

Sie hatte inzwischen seine Hose geöffnet, ihre Hand wühlte sich durch den Stoff und fand seinen vor Erregung zuckenden Penis. Er stöhnte, als sie die Finger mit festem Griff darum schloss.

"Oh, Jean-Luc - ich habe dich so vermisst! Komm zu mir! Ich brauche dich – bitte!", drängte sie heiser.

Nun gab es wirklich kein Halten mehr. Er drückte sie an den Schultern nach hinten, bis sie auf dem Rücken lag. Seine Knie waren butterweich, als er aufstand und die Hose gerade so weit nach unten schob, dass sein Schwanz freikam. Dann war er über ihr, seine Eichel rutschte über ihre feuchte, geschwollene Klitoris, ein Stöhnen und Zittern auslösend. Sie legte ein Bein auf die Lehne des Sofas und das andere um ihn, sie drängte ihm das Becken entgegen, mit bebender Hand dirigierte sie seine Männlichkeit in Position und schrie auf, als er mit einem Pumpen tief in sie eindrang.

Alles in ihm konzentrierte sich auf dieses einzigartige, wundervolle Gefühl, von ihr umschlossen, mit ihr verbunden zu sein, alles Denken war ausgeschaltet, dem drängenden Pochen der Lust gewichen, dem Rhythmus, mit dem sie ihm entgegenkam und seine Stöße beantwortete. Jedes mal, wenn er bis zum Anschlag in sie drang, presste sich die zarte, feuchte, heiße Haut zwischen ihren Beinen an seine Hoden, ein Beben schüttelte ihren ganzen Körper und erhöhte seine Erregung bis fast zur Unerträglichkeit. Und dann schrie sie - ein einziger, kehliger, animalischer Schrei. Ihre Hände krallten sich in seine Hinterbacken, für ein paar Sekunden war sie atemlos. Er drängte sich noch einmal in sie - und dann riß ihn ein Orgasmus fort.


***


"Yamagochi an Picard."

Die befehlsgewohnte Stimme des Großadmirals riss ihn aus seinen Erinnerungen. Er spürte kühlen Wind über seine schweißfeuchte Stirn streichen, die Bilder vor seinem inneren Auge wichen dem Anblick der Bucht von San Francisco. Er angelte den Kommunikator aus der Hosentasche und drückte darauf.

"Picard hier."

"Ich möchte unser Gespräch fortsetzen. Lassen Sie sich zu meinem Haus beamen - die Koordinaten sind bekannt."

"Ich bin in Zivil, Sir!"

Yamagochi knurrte: "Ziehen Sie sich um - ich erwarte Sie. Yamagochi - Ende."



Kaum eine Viertelstunde später materialisierte er in einem japanischen Garten auf einem kiesbestreuten Weg. Nur einige Schritte entfernt, erkannte er ein einstöckiges, schlichtes Holzhaus mit einem moosbewachsenen Dach, das weit auf eine umlaufende Veranda heruntergezogen war. Er hob kurz den Kopf und schaute zur Sonne - sie stand tief im Westen, nicht sehr weit von der Position entfernt, in der er sie zuletzt gesehen hatte. Yamagochi hatte sich als in nächster Nähe des Starfleet-Hauptquartiers sein kleines Stück Japan eingerichtet, schloss Jean-Luc.

Es war still im Garten - nur das entfernte Glucksen eines Baches und das Zwitschern der Vögel war zu hören. Seine Schritte knirschten auf dem Kies, als er auf das Haus zuging, in dem nun eine der mit Reispapier bespannten Türen zur Seite geschoben wurde. Yamagochi erschien auf der Veranda - eine kleine, rundliche Gestalt in der schwarz-grauen Standarduniform. Nur die mit einem goldenen Rand eingefassten vier Pins an seinem Kragen wiesen auf seinen Rang hin.

"Da sind Sie ja endlich, Picard", grüßte er mit der ihm eigenen Ungeduld. "Ziehen Sie die Schuhe aus und kommen Sie rein."



Auf Socken betrat Jean-Luc einen mit elastisch federnden Reisstrohmatten ausgelegten Raum. Mitten darin stand ein niedriger Tisch, auf dem eine schlichte Teekanne und vier elegante Schalen warteten. Am Tisch knieten zwei Männer - da war eine dunkelbraune, mit goldenen Ornamenten verzierte Robe, darüber schauten ihn ruhige, schwarze Augen unter geschwungen Brauen an: Sotak, der vulkanische Botschafter auf Terra. Ihm gegenüber ein gänzlich haarloser Kopf, hellwache, meergrüne Augen, ein einfacher grüner Overall - der Deltaner Raji Galivi, amtierender Präsident des Föderationsrates.

Picard deutete eine Verbeugung an.

"Mister President, Exzellenz ..."

Raji Galivi lächelte.

"Wir haben uns lange nicht gesehen, Captain."

Yamagochi war nun auch wieder am Tisch.

"Setzen Sie sich, Picard."

Während er in die Knie ging, schenkte Yamagochi Grüntee in die Schalen. Ohne aufzusehen, begann er zu reden.

"Sie wundern sich wahrscheinlich über die illustre Versammlung? Tja - Ehre, wem Ehre gebührt. Und Ihnen gebührt die Ehre, in einen Fettnapf von intergalaktischem Ausmaß getreten zu sein - um nicht gar zu sagen: sich darin gesuhlt zu haben. Wenn Sie sich schon einmal auf eine Affäre einlassen, dann geraten Sie entweder gleich an die Borg-Queen oder ..."

"Kensai!", unterbrach der Präsident mit einem Lächeln. "Ich denke, dem Captain ist die Angelegenheit peinlich genug. Wir sollten nicht noch in der Wunde stochern." Er nahm einen Schluck Tee und wandte sich dann Picard zu, der zu seinem Ärger spürte, dass seine Ohren erröteten. "Lieber Picard - dem Botschafter und mir war es ein Bedürfnis, Sie persönlich zu sprechen. Wir waren tief betroffen, als wir Ihr Rücktrittsgesuch und die Begründung dazu gelesen haben und was mich angeht - mich plagt das schlechte Gewissen. Ich bin mit daran schuld, dass Sie in eine so belastende Situation geraten sind. Ich habe in dieser Runde, an diesem Tisch, den Befehl zur absoluten Geheimhaltung gegeben." Er nahm noch einen Schluck Tee, dann sprach er weiter. "Abgesehen davon, dass ich Ihr Rücktrittsgesuch nicht annehmen will - ich kann es nicht. Nicht unter diesen Umständen. Sie werden uns weiter dienen müssen."

Er schaute den Botschafter an, der den Faden aufnahm.

"Ich bin mit dem Präsidenten der Meinung, dass es unlogisch wäre, die Geheimhaltung aufzuheben. Die Schwierigkeiten, die sich für uns daraus ergeben könnten, stehen in keinem Verhältnis zu den Vorteilen. So sehr ich als Vulkanier Unwahrheiten verabscheue - die politischen Umstände zwingen uns dazu."

"Deswegen wird es auch nicht zu dem von Ihnen gefürchteten Prozess und zur Bloßstellung Ihrer Privatsphäre kommen", fügte Galivi hinzu.

"Damit ist dieses blödsinnige Rücktrittsgesuch dann wohl auch vom Tisch!", polterte Yamagochi. "Wenn wir jedes mal, wenn ein Offizier im falschen Bett landet, seinen Rücktritt annehmen müssten, wäre inzwischen wohl kein Terraner mehr in der Flotte!"

Galivi lächelte: "Ich vermute, dass sich auch die Deltaner schwer täten. Doch das ist nicht unser Thema."

Jean-Luc schaute ihn nicht an - seine Augen hingen an der Papierwand hinter Sotak. Er meinte, dahinter eine Bewegung erkennen zu können - einen dunklen Schemen, jemand, der ihrem Gespräch lauschte. Doch niemand außer ihm schien es zu bemerken - oder wusste das Trio am Tisch etwa davon? Ja - eindeutig. Yamagochi hatte nämlich seinen Blick registriert und leistete sich nun ein kleines, fast schadenfrohes Grinsen.

Picard ärgerte sich noch mehr. Er hatte sich von diesem Gespräch Aufschluss versprochen - doch nun schien alles noch mysteriöser zu werden. Er war erleichtert, dass es nicht zu einem Prozess kommen würde. Der Gedanke daran, zu seinem Kommando auf die Enterprise, in den Kreis von Menschen, die ihm zu einer Art Familie geworden waren, zurückzukehren, machte ihn froh, dennoch wollte er sich mit den dürren Auskünften nicht zufriedengeben. Er schaute vom Admiral hinüber zum vulkanischen Botschafter und dann auf den charmant-lächelnden Deltaner.

"Warum decken wir eine Spionin?", fragte er direkt.

Galivis Augen trafen Yamagochis, Picard meinte, ein kleines Lächeln darin erkennen zu können.

"Sie werden die Spionin austauschen? Ist einer unserer Agenten verbrannt?", hakte Jean-Luc nach.

"So könnte man es nennen ..." Nun lächelte Raji Galivi wieder ganz breit. Er stand auf, mit ihm erhob sich auch der Vulkanier. "Ich glaube, das Weitere können wir dem Großadmiral überlassen."

Picard und Yamagochi waren auch auf den Beinen, Picard nahm die Hand, die ihm Galivi entgegenstreckte. Der Deltaner wurde wieder ernst.

"Ich hoffe, dass dieser Alptraum für Sie noch heute ein gutes Ende findet. Bleiben Sie uns gewogen, Picard - wir bauen auf Sie und das, was nach Ihnen kommt! Die Föderation braucht Menschen wie Sie - heute und in Zukunft!"

Der Vulkanier neigte den Kopf und hob eine Hand zum traditionellen Gruß seines Volkes.

"Glück und langes Leben, Captain! - Großadmiral ..."

"Ich bringe Sie raus ..."

Das Trio bewegte sich zur Veranda, Picard blieb mitten im Raum stehen und strich sich mit der Hand über die müden Augen. Also - zurück auf die Enterprise ... und im Lauf der Zeit würde er vergessen. Er hatte so vieles vergessen müssen, er würde es auch in diesem Fall bewältigen ...

Doch Max? Was würde aus ihr? Gehörte sie nach Romulus? War sie tatsächlich auf diesem staubigen, trockenen, kargen Planeten mit seinen freudlosen, düsteren Städten zuhause? Er konnte sich nicht vorstellen, dass dort jemand lachte - und sie lachte doch so gerne! Er konnte sich nicht vorstellen, dass dort jemand auf sie wartete, der sie zärtlich streichelte und leidenschaftlich liebte. Wie lebte sie unter Romulanern?

"Ich werde dich vermissen, Max", dachte er. "Trotz allem - du wirst mir fehlen."



Yamagochi kam zurück und baute sich vor ihm auf.

"Tja, Picard - da wir nun unter uns sind, kann ich Ihnen das Geheimnis ja anvertrauen: Sie haben unseren Agenten auf Romulus verbrannt. Wir haben ihn jahrelang aufgebaut und Sie haben ihn in wenigen Tagen erledigt. Wenn er nicht so clever gewesen wäre, wäre die ganze Chose geplatzt und wir hätten jetzt einen Toten zu beklagen."

Mit zwei raschen Schritten war er an der Wand, hinter der Picard vorher den Schatten bemerkt hatte. Er schob eine Tür auf und rief in den Raum hinein: "Kommst du?"

Picard hörte leise Schritte im Nebenraum, Yamagochi wandte sich ihm wieder zu.

"Wenn ich die Traditionen meiner Familie und meines Volkes hochhalten würde, müsste ich Sie nun wählen lassen: Entweder Sie stellen die Ehre meiner Familie wieder her oder ich köpfe Sie mit dem Schwert ..."

Hinter ihm trat nun eine schmale Gestalt durch die Tür. Sie stand auf dunklen Socken, darüber der schwarz-graue Overall, den auch Picard und Yamagochi trugen, doch im Gegensatz zu ihren roten Krägen trug sie das blau der Wissenschaftsoffiziere mit einem halben und einem vollen Pin.

Jean-Luc meinte, seinen Augen nicht mehr trauen zu können. Wie durch Watte hörte er Yamagochis spöttische Stimme.

"Holen wir also die offizielle Vorstellung nach - Captain Picard, ich freue mich, Sie vollends mit meiner Stieftochter, Lieutenant Commander Dr. Friederike Maximiliane Hartels-Yamagochi bekannt machen zu dürfen."

Da waren ihre leuchtend blauen Augen und das Lächeln, Hände, die sich ihm entgegenstreckten und die rauchige Altstimme.

"Entschuldige, Jean-Luc! Ich durfte dir nichts sagen! Ich musste mich erst von diesem Auftrag entbinden lassen - und das konnte nur der Präsident."

Er nahm ihre Hände und schluckte.

"Ich war ein Vollidiot!", sagte er inbrünstig.

"Hm!", nickte sie. "Du bist auf alle Ideen gekommen, du hast meine Tarnung platzen lassen wie einen Luftballon. Nur auf eine Idee bist du nicht gekommen: dass wir auf einer Seite stehen könnten. Eigentlich bin ich fast mit dir beleidigt. Du hast mich nämlich unterschätzt! Glaubst du wirklich, ich wäre euch so leicht in die Falle gegangen, wenn ich das nicht gewollt hätte? Wenn ich eine romulanische Spionin wäre, wäre ich bestimmt nicht mit einer Ionenspur, die einem Kadetten im ersten Semester aufgefallen wäre, durch die neutrale Zone gegondelt! Ich hatte schon die halbe Spitzohren-Flotte an der Warpgondel hängen und jede Menge Bammel, dass die mich vor euch erwischen!"

"Ich war wirklich ein Vollidiot!", wiederholte er.

"Hm. Du hast mich so endgültig verbrannt, dass Starfleet Intelligence fürderhin auf meine Dienste verzichten muss. Wahrscheinlich weiß jeder Hurkler in der Galaxis inzwischen, dass ich zu dem Verein gehört haben muss. Ergo bin ich zurück in die Wissenschaftssektion versetzt." Sie zupfte am Kragen ihrer Uniform: "Ich kann nur beten, dass ich einen Captain finde, der eine Exo-Soziologin ab und zu mal ans Steuer lässt."

"Wenn du so fliegst wie du auf DS 16 angedockt hast, hast du bei mir keine Chancen!", sagte er ruhig - aber mit Herzklopfen und Schmetterlingen im Magen. Sie war Starfleet-Offizier! Und sie war für den normalen Borddienst zu haben! Sie könnte auf der Enterprise dienen - ob Yamagochi es zulassen würde? "Aber - verrätst du oder der Großadmiral, wie du zu dem romulanischen Tarnmodul gekommen bist?"

Max grinste den Großadmiral an, dann ihn: "Der gute Spion sorgt für sich selbst zuerst. Ich hab's geklaut - kurz und einfach: Ich hab' auf Galandorn Prime zufällig einen romulanischen Kampfgleiter gefunden. Der war eh beschädigt und der Pilot war gerade nicht da. Da habe ich gedacht, dass ich mit dem Ding viel mehr anfangen kann als er. Zu deiner Beruhigung: Es ist jetzt auf der Erde, im Labor. Ich werd's nicht wieder verwenden - obwohl es sehr nützlich ist. Ich vermute, die Romis hätten es gerne wieder und waren darum schließlich so scharf darauf, mich in die Finger zu bekommen."

"Oh Gott - ich war wirklich ein Vollidiot!", sagte er das dritte mal.

"Gegen den Zustand der Verblödung hilft mittelfristig Heiraten!", warf der Großadmiral ein. "Es könnte unter diesen 'anderen Umständen' sowieso ganz angebracht sein."

Max drehte den Kopf zu ihm.

"Kensai, meinst du nicht, dass du das Jean-Luc und mir überlassen solltest?"

"Nein, meine ich nicht. Es geht nicht mehr nur um euch!", knurrte der Admiral. "Ihr habt Verantwortung."

"Kensai - wir leben nicht mehr im japanischen Mittelalter! Du kannst das Samurai-Schwert wieder einpacken! Jean-Luc hat mich nicht verführt - ich war an der Verführung sehr beteiligt! Ich hatte sogar ausgesprochen Spaß daran - und wenn ich mich richtig erinnere, habe ich auch eine gewisse Eigeninitiative dabei entwickelt! In so fern ist Jean-Luc nicht der allein Verantwortliche!"

Sie legte eine Hand auf Picards Schulter und trat noch einen Schritt näher zu ihm. Er konnte ihre Wärme spüren und legte einen Arm um ihre Taille. Für einen Moment schmiegte sie sich an ihn, dann löste er sich sanft aus der Umarmung.

"Max - wenn ich mich richtig an japanische Traditionen erinnere, stand die Todesstrafe durch das Schwert nicht auf Verführung der Tochter eines Samurais, sondern darauf, sie geschwängert zu haben ..."

Sie lächelte strahlend und küsste seine Nasenspitze: "Ja. Ich hätte vielleicht dabei bleiben sollen, mein Quartier nur mit sterilisierten Tribbles zu teilen." Dann wandte sie sich lächelnd dem Großadmiral zu: "Ich hab's dir doch gesagt, Kensai! Er ist kein Trottel! Er hat sich nur ein bisschen angestellt. Aber sonst - ich bin sicher, du wirst in sieben Monaten einen ebenso hübschen wie intelligenten Enkel bekommen. Ich kann nur keine Garantien dafür übernehmen, dass er Haare haben wird. Aber das macht nichts - ich liebe nämlich neuerdings Glatzen!"


ENDE
Wenn Euch Franziskas Geschichten gefallen, gibt es Nachschub im Buchhandel: 'Klaviertrio' und 'In einer Sommernacht', beide im Heyne Verlag erschienen.
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