TrekNation

Das ultimative Archiv deutscher Star Trek Fanfiction!

Thoughts

von Steffi Raatz

1/1

Sie stehen am Fenster. Sehen hinaus. Hinaus zu den Sternen, die vorüber ziehen, die ihnen zeigen, dass es weiter geht. Eine neue Schlacht geschlagen. Probleme bewältigt. Ein neuer Schritt nach vorn.

Und ein weiterer Schritt in ihrer Beziehung. Eine weitere Annäherung.

Sie sehen einander nicht an und dann doch. Aber nicht mit ihren Augen. Mit ihren Gedanken, mit ihrer Erinnerung.

***

Er hat ausgesprochen, was er fühlt und es ist neu für sie, dass sie auch etwas dabei empfindet. Sie weiß, dass sie sich verändert hat, dass sie sich immer noch verändert, aber mittlerweile ist es ihr egal. Egal, weil es ihm nicht egal ist. Weil sie ihm nicht egal ist.

Er will sie nicht verlieren und kampflos aufgeben schon gar nicht. Dieses Wissen gibt ihr Kraft. Gibt ihr neuen Mut, die Veränderungen zu akzeptieren, die mit ihr vorgehen. Diese Menschlichkeit, die sie immer mehr an sich bemerkt. Diese Augenblicke, wenn Gefühle sie übermannen.

Sie ist dankbar für seine Worte und zugleich ängstigen sie sie. Weil sie nicht weiß, ob sie dem schon gewachsen ist. Auch wenn sie glaubt mutig sein zu können. Diese Dinge sind noch so erschreckend neu. So verwirrend anders wie alles, woran sie bisher geglaubt hat. Aber sie fühlen sich nicht falsch an. Nicht mehr.

***

Sie waren einander nie näher und er weiß es.

Obwohl sie schon aneinander gefesselt waren, obwohl er von ihr geträumt hat, so nah waren sie einander nie. Es ist nicht nur die körperliche Nähe, während sie neben ihm steht. Es ist die psychische Nähe, die ihn einerseits irritiert und andererseits glücklich macht.

Sie irritiert ihn mit ihren Veränderungen, weil er geschworen hatte, alle Vulkanier zu hassen und er sie einfach nie hassen konnte. Nein, sie bewirkt ganz andere Gefühle bei ihm. Ungewohnte Gefühle, die er nie zulassen darf. Nicht, weil sie sein Erster Offizier ist, sondern weil ihre Kulturen es nicht zulassen würden. Weil er keine Konflikte will. Nicht, weil er Angst vor Konflikten hätte, sondern weil er damit das auf Spiel setzen würde, was sein Vater aufgebaut hat. Was viele Menschen aufgebaut haben. Menschen, die er repräsentiert.

Doch dann ist da wieder diese Nähe, diese Verbundenheit, die er seit kurzem mit ihr fühlt. Etwas, was er das ganze Jahr vorher nicht empfunden hat.

Sie gibt ihm das Gefühl, dass er ihr nicht egal ist. So wie er ihr das Gefühl geben möchte, dass sie ihm nicht egal ist. Ein Nehmen und Geben. Unbewusst und dennoch real. So real, dass es ihn zerreißt, weil er richtig handeln möchte und doch nicht kann.

Sie zu lieben, hieße Konflikte heraufzubeschwören, die zu viele Konsequenzen mit sich brächten.

Sie nicht zu lieben, hieße sie zu verlieren und sie zu verraten.

Er weiß nicht was er tun soll. Verliert sich in seinen Gedanken und wünscht sich, jemand könne ihm die Entscheidung abnehmen. Doch das kann niemand.

***

Sie könnte es. Sie weiß, dass sie ihm die Entscheidung abnehmen könnte. Die Entscheidung, ein Risiko einzugehen oder weiter wie bisher alles laufen zu lassen. Aber sie weiß nicht, ob sie ihm diese Entscheidung abnehmen kann. Ob sie schon dafür bereit ist. Stark genug ist.

Vulkanier lieben nicht. Nicht wie Menschen. Und doch glaubt sie, dass sie lieben könnte. Dass sie ihn vielleicht sogar schon liebt. Vielleicht nicht auf eine menschliche Weise, dennoch ist etwas in ihr, was sich verbunden mit ihm fühlt, was ihn wissen lassen will, dass er ihr nicht egal ist und sie ihm dankbar dafür ist, dass er zu ihr hält, obwohl sie zu einer Rasse gehört, die er immer verachtet hat.

Sie ist nicht gekränkt, weil er Ihresgleichen verachtet. Sie kann es verstehen. Und sie ist dankbar dafür, dass er sie sieht, wie er sie sieht. Nicht als Teil derer, die seinen Vater blockierten, sondern als Individuum. Als jemanden, der nichts dafür kann, was seine Regierung bestimmte.

***

Sie stehen am Fenster. Stillschweigend und betrachten weiterhin die Sterne. Nie war es stiller um sie herum, nie hat er geglaubt, dass ein derartiger Moment so intim würde sein können. Und doch scheint es, als würden sie einander in den Armen halten und sich vielleicht auch küssen. Aber dem ist nicht so. Sie stehen nur am Fenster und sehen hinaus.

Sehen, dass es vorwärts geht. Dass das Leben weiter geht und weitere Probleme kommen werden, die gelöst werden wollen.

Und weil keiner von ihnen sich einen Schritt weiter wagen will – aus Angst, zu versagen – sehen sie einander nur kurz an. Ein Blick, der ihnen beiden unter die Haut geht. Der sie bis in Mark und Knochen erschüttert. So tief, dass sie glauben, in des anderen Seele blicken zu können.

Doch sie sagen nichts. Und sie werden nichts sagen.

Weil sie Angst vor dem haben, was kommen wird.

Weil sie Angst haben zu versagen.

Und so lösen sich ihre Augen voneinander.

Er formt ein „Gute Nacht“ mit seinen Lippen, während sie nur nickt.

Stumm wendet sie sich von ihm ab und geht.

Er sieht ihr nach. Stumm wie sie, obwohl ihrer beider Gedanken so laut sind wie noch nie.

Sie müssten einander hören. Sie müssten einander verstehen.

Doch sie erkennen ihre eigenen Worte nicht.

Und so schließt sich die Tür hinter ihr und er sieht wieder hinaus zu den Sternen.

Ende
Rezensionen