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Rache

von Steffi Raatz

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Dunkler Sand. Sand, der durch meine Finger fließt. Einsam. Schmerzhaft. So unendlich.

Es ist, als sei ein Stück von mir verschwunden. Hinweg geronnen, so wie der Sand durch meine Finger.

Was und warum? Wieso ist es geschehen?

Wieso musste es geschehen?

Was haben… nein, was werden wir tun, dass uns derartiges widerfährt?

Wie ein dumpfer Kloß in meinem Inneren breitet sich Wut und Hass aus. Hass auf jemanden, den ich nicht einmal kenne. Nicht kennen möchte. Und dennoch ist mein einziges Bestreben von diesem Augenblick an, diesen jemand zu vernichten. Ihm dasselbe beizufügen, was er mir beigefügt hat, was er Millionen Menschen beigefügt hat.

Malcolm legt seine Hand auf meine und ich sehe hinab. Sehe auf meine zu Fäusten geballten Hände. Ein dünnes feines Rinnsal blut läuft über meine Knöchel, perlt langsam über meinen Handrücken und tropft wie in Zeitlupe hinab auf den Boden. Auf die Erde, die ich noch eben durch meine Finger gleiten ließ. Tote Erde. Schwarz, verkohlt. So wie meine Seele. So wie der Hass in mir. Die unbändige Wut, deren Stärke mich selbst überrascht.

Ich bin nie ein Mensch gewesen, der anderen Leid zufügen konnte und doch ist der Drang zu verletzen, zu vernichten so extrem in mir, so übermächtig, dass ich Malcolm am Kragen packe, ihn vernichtend ansehe und von mir stoße.

"Verschwinde!"

Ich sehe nicht in sein entsetztes und zugleich besorgtes Gesicht, während er Halt sucht. Ich will es nicht sehen.

Mitleid.

Mitleid ist das letzte, was ich will. Es ist das letzte, was all diese Menschen wollten. Sie gehören gerächt. Keine Ehre, keine Reden, nichts kann sie wieder lebendig machen. Doch eines kann ich, sie rächen. Alle.

Meine Schwester. Verdammt, ich weiß, was alle denken, was Malcolm denkt. Sie denken, es betrifft mich wegen ihr. Ja, es belastet mich. Es macht mich traurig. Doch das hier war ein Ort zu dem ich gern kam. Den ich mit ihr besuchte. Die Menschen hier waren nett. Es war ein freundlicher Ort… war!

Meine Füße wirbeln dunklen Staub auf, während ich noch dichter an den Abgrund heran gehe. Kleine Kieselsteine purzeln und hüpfen vor meinen Stiefeln. Poltern und klickern den Abgrund hinunter.

Dorthinunter.

Wo einst eine Familie wohnte.

Wo Kinder spielten.

Alte Menschen im Park saßen.

Wo nichts mehr ist.

Nichts.

Absolut nichts außer gähnender Leere.

Und ich hasse diesen Anblick. Diese Leere, die sich in mein Inneres zu schleichen scheint.

Die mich ebenfalls einzunehmen versucht.

Und ich hasse mit einem Male alles.

Die Welt.

Die Xindi.

Das Leben.

Mich.

Warum? So trübe und dunkel war noch nie eine Frage. So schmerzhaft noch nie ein Gedanke.

Was, wenn wir nie ins All geflogen wären? Wäre es nie passiert?

Würden alle noch leben?

Vielleicht ist es unsere Schuld. Meine, Jonathans…

Wir… ich meine wir, wir haben doch das Programm angetrieben. Einmal mehr, als es zu scheitern drohte. Wir haben gedrängt. Wir haben gekämpft.

Wofür? Wofür gottverdammt? Für das hier? Für die totale Vernichtung?

Was haben wir erreicht?

Ein bevorstehender Krieg mit den Klingonen.

Einen temporalen Krieg.

Verluste.

Beinahe Vernichtungen.

Assimilierung.

Vielleicht ist das das Zeichen zum Wachwerden? Ändern wir einfach die temporale Linie. Verändern wir die Zeit.

Was macht es schon?

Wir können das.

Einfach nicht mehr ins All fliegen. Einfach aufhören.

Und diesen Xindi nicht in den Arsch treten? Nein.

Das ist nicht die Lösung.

Das ist nicht meine Lösung.

Ich will diese Bastarde tot sehen.

Ich will sie leiden sehen, wie sie mich leiden lassen.

Malcolms Hand legt sich fürsorglich auf meine Schulter und ich zucke zusammen, weil ich nicht mit einer Berührung gerechnet habe.

Verdammt. Ich bin stark.

Ich bin kalt.

Ich bin standhaft.

Und ich hasse. Tief und leidenschaftlich.

"Lass mich!", kommt es geflucht über meine Lippen, doch Malcolm lässt nicht los. Er dreht mich gewaltsam herum und legt seine andere Hand auf meine andere Schulter.

"Hör zu, Trip, das ist keine Lösung. Lass uns zurückgehen."

Verwirrung. Für einen kurzen Augenblick maßlose Verwirrung.

Dann lachen. Schallendes Lachen. Bitteres Lachen.

"Nein, ich werde nicht springen, Malcolm. Keine Sorge."

Seine Miene hellt sich sichtlich auf. Erleichterung.

"Ich werde diese Bastarde zur Rechenschaft ziehen und wenn es das Letzte ist, was ich tun werde!" Meine Hände wieder zu Fäusten geballt, die Augen zusammen gekniffen, sehe ich an ihm vorbei und seine Erleichterung wandelt sich in Angst.

Er hat Angst, den Mann vor sich nicht zu kennen.

Er kennt den Mann vor sich nicht.

Nicht mehr.

Denn ich kenne mich auch nicht.

Nicht mehr.

Aber was wird schon so sein wie früher nach alle dem.

Nichts.

Und ich lasse ihn stehen. Gehe zurück. Nur noch Schwärze in mir. Die Schwärze der Vernichtung, des Hasses.

Nichts anderes in mir.

Nur noch ein Ziel – Rache.

Ende
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