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Das zweite Leben geht weiter oder Die Melodie der Erinnerung

von Quodlibet

Prolog - Das Nachbeben

Jean-Luc Picard schickte auf der Melodie seine Seele in die Unendlichkeit des Weltraums. Er wollte allen mitteilen, was sich auf dem untergegangen Planeten Kataan zugetragen hatte, wer seine Bewohner waren, warum sie nicht mehr waren. Aber ihm fehlten die Worte. Der Schmerz des Verlustes umklammerte ihn fest. Und doch hatte er das Bedürfnis, jedem einzelnen der Sterne, die er durch das Fenster seines Quartiers erkennen konnte, die Botschaft mitzuteilen. Wieder und wieder spielte er die Melodie, die er auf der kleinen Metallflöte zu spielen geliebt hatte. Dort. Damals. Jeder einzelne Ton verband ein besonderes Gefühl, eine Erinnerung an sein anderes Leben. Sein Leben als Kamin.

Irgendwann war der letzte Ton der Melodie verklungen. Und Picard lauschte ihm noch lange nach. Seine Gedanken folgten den Tönen, bis sie sich in der Unendlichkeit verliefen. Dort, wo einstmals auch sein Dorf Ressik gelegen hatte. Sein Zuhause. Damals vor 1000 Jahren.

Er hielt die Flöte fest umklammert und drückte sie gegen die Brust. Es war wie ein Gebet, er wollte sie alle festhalten, wenigstens in seiner Erinnerung. Seine Familie: Eline, seine Frau, seine Kinder Meribor und Batai und natürlich sein geliebter Enkel Kamie. Es fühlte sich seltsam an, jetzt, in dieser Umgebung von ihnen als seiner Familie zu sprechen. Aber das Gefühl, eine wirkliche Familie zu haben, gehabt zu haben, kam ihm immer noch so real vor. Er gab sich einen inneren Ruck. Niemals spräche er anders von ihnen, als den Seinen.

Aber auch an seinen Freund Batai dachte er. Wie gut war es, einen Freund an seiner Seite zu haben. Wenn er an sie alle dachte, schmerzte ihn die Seele. Der Verlust von Eline hatte sich echt angefühlt. Die Trauer war so greifbar gewesen.

Picard machte sich bewusst, dass es dies Erleben war, dieser Schmerz, der ihn tragen musste. Er hatte einen Auftrag von ihnen bekommen. Keinen Befehl wie in der Flotte. Einen Auftrag seiner Familie, dem er mit ganzem Herzen Folge leisten wollte: Den anderen von ihnen erzählen.

Entschlossen legte er die Flöte in die kleine Kiste zurück und stellte sie auf den Tisch vor seinem Sofa. Er setzte sich, legte die Handflächen aneinander und führte die Fingerspitzen in einer nachdenkenden Geste zum Gesicht. Dabei ließ er die kleine Kiste nie aus den Augen. Er fixierte sie, dann wieder war sie verschwommen, denn seine Augen hatten sich bei der Erinnerung mit Tränen gefüllt.

Immer wieder murmelte er vor sich hin: „Ich werde allen von Euch erzählen. Ich werde es.“ Es war ein Versprechen, an sie, die gegangen waren vor so langer Zeit. An sie, die ihn so reich beschenkt hatten, wie er empfand. An sie, seine Familie. Und es war zugleich ein Satz, der ihm selber Mut machte.

Aber wie nur? Wie sollte er es tun?
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