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II. Trip: Verleugnung

von Steffi Raatz

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An manchen Tagen frage ich mich, ob du mich überhaupt wahrnimmst. Es sind Tage wie heute, an denen du vor mir stehst und ich das Gefühl habe, ich rede an dir vorbei. Ich weiß nicht, was genau geschehen ist und wann es passierte, aber die Freundschaft, das Vertrauen, welches uns lange Zeit verband, es ist verschwunden.

Mit Traurigkeit denke ich an unsere gemeinsamen Abendessen zurück, an diese vertraute Zweisamkeit, die sich mit der Zeit einstellte. Diese tiefen Gefühle von Vertrauen und Verbundenheit, die ich so geschätzt habe, weil wir über alles reden konnten. Wirklich über alles.

Heute sehen wir einander nicht einmal mehr in die Augen. Sitzen uns nur schweigend gegenüber und schaufeln unser Essen in uns hinein. Ich frage mich wirklich, warum wir überhaupt noch gemeinsam Essen. Der Tisch, der uns trennt, könnte ebenso gut ein ganzer Raum sein.

Ich weiß, dass wir unsere Schwierigkeiten hatten. Dass nicht immer alles so lief, wie wir es uns vorstellten, doch ich hatte stets das Gefühl, dass wir trotzdem ein eingespieltes Team waren. Freunde halt, die nichts auseinander bringen könnte.

Sicher muss ich zugeben, dass unsere Freundschaft auch ihre Ecken und Kanten hatte, dass ich manches Mal nicht wusste, ob ich dich einfach nur wild schütteln oder gar küssen sollte.

Aber ich habe weder das eine, noch das andere getan, weil ich Angst hatte, es würde unsere Freundschaft zerstören.

Nicht, dass ich dich nicht gern geküsst hätte. Es waren verlockende Lippen, die sich mir darboten. Aber mir war schon immer klar, dass mehr als eine Freundschaft nicht zwischen uns hätte funktionieren können.

Sicher, ich habe in T'Pol jemanden gefunden, dem ich vertrauen kann, doch es ist bei weitem nicht das gleiche. Sie ist kühl und logisch. Sie denkt geradlinig. Dass ich darüber nachdenke, warum unsere Freundschaft sich schier in Luft auflöste, während ich doch genau das versucht hatte zu vermeiden, verursachte bei ihr nur ein Zucken mit den Augenbrauen. Sie hat nicht einmal geblinzelt.

Einmal habe ich sie gefragt, ob sie nicht Angst hätte, dass man über uns reden könnte, doch sie hat mich nur mit ihren großen Augen angesehen und etwas über das eingeschränkte Denken bei Menschen erklärt. Als ich endlich begriff, dass sie meinte, es wäre ihr egal, lag ich bereits wieder in meinem eigenen Bett und begann einzuschlafen.

T'Pol hat magische Hände. Verdammt, ich konnte noch nie besser schlafen und wenn ich es nicht wüsste, könnte ich schwören, dass sie unsere Zusammenkünfte mag. Es ist einfach, sich in ihrer Gegenwart zu entspannen. Jetzt jedenfalls.

Doch die wirkliche Entspannung fand ich nur an einem Ort, bei einer Person, bei dir. Und wieder schwirrst du mir im Kopf herum und ich frage mich immer zu, was ich falsch gemacht haben muss, dass du mich so ignorierst.

Oder ist es deine Zuneigung zu Jonathan?

Hast du Angst, ich könnte es nicht verstehen? Hast du Angst davor, wie ich reagieren würde?

Manchmal glaube ich, du denkst, dass ich nichts davon mitbekommen habe. Ich habe dich zwar nicht aus seinem Quartier kommen sehen, aber der dünne Morgenmantel und deine zerwühlten Haare, wenn du morgens in dein Quartier schlüpfst und glaubst unbeobachtet zu sein, sagen genug aus.

Und auch heute sitze ich in der Mannschaftsmesse, trinke eine kalte Milch und sehe, wie Jon den Raum betritt. Irgendwie zufrieden und doch mit einem Hauch von Besorgnis auf seinen Gesichtszügen.

Ich frage mich, was ihn beschäftigt. Dass er mit einem untergebenen Crewmitglied ins Bett steigt? Dass er ahnt, dass ich es weiß? Oder ist es etwas Belangloses?

Ich nehme mir vor, ihn zu fragen. Doch es bleibt beim Vorsatz. Wie so vieles. Denn er setzt sich nicht zu mir. Bleibt an einem der anderen Tische und starrt in seine Tasse.

Du ignorierst mich, er ignoriert mich. Ist es das, was du wolltest. Das, was ich wollte? Vielleicht aber liegt es auch daran, dass ich mich mit T'Pol treffe.

Ich weiß, dass Jon sie mag. Mag er sie vielleicht mehr als er zugeben würde? Ist es das? Er meidet mich wegen ihr und du mich wegen ihm? Ist es dieses Dreieck, was uns zerreißt? Was Freundschaften zerbricht. Irreparabel?

Aber warum können wir nicht darüber reden? Weder er, noch du oder ich?

Weil keiner sich traut den Anfang zu machen. Die Antwort ist einfach.

Und während ich mich auf meinem Stuhl zurücklehne und überlege, was ich dir sagen will, steht Jon auf und verlässt ohne ein Wort den Raum.

Eiskalt ignoriert. Er tut einfach so als ob ich nicht da wäre.

Und ich hasse dich dafür, auch wenn ich es nicht will.

Die Freundschaft zu Jon ist so viel tiefer, so viel älter als alles andere. Sie basiert auf Vertrauen, auf Selbstlosigkeit und Verstehen. Nichts anderes in meinem Leben hat mich mehr begleitet und geführt. Und du bist dabei, es mir zu nehmen. Einfach so. Weil du dich in sein Leben geschlichen hast. Klammheimlich.

Meine Wut auf dich wird immer unerträglicher. Von einer Minute zur nächsten.

Und ich wünsche mir, dass er an eine andere denkt, wenn er mit dir zusammen ist. Bei T'Pol. In ihren Armen.

Ich wünsche es so sehr. Hoffe, dass du fällst für das, was du mir antust.

Weil ich es abstoßend finde. Weil ich dich hasse und du mir egal bist.

Und glaube nicht, ich würde dich auffangen. Glaube nicht, ich würde dich aufrichten, wenn du am Boden liegst.

Eigentlich will ich gar nicht mehr verstehen, warum du es tust. Warum du ihn mir entziehst. Es würde nichts ändern.

Nichts kann es mehr ändern. Weil ich begriffen habe, dass unsere Freundschaft nur Lug und Betrug war. Weil ich begriffen habe, dass du mit meinen Gefühlen gespielt hast. Und weil ich jetzt weiß, wie sehr man jemanden verabscheuen kann.

Ich brauche dich nicht. Ich habe dich nie gebraucht.

Und mein Kopf fällt in meine Hände, während Tränen sie benetzen. Weil ich nicht zugeben kann, dass ich mir selbst etwas vormache. Weil der Schmerz in meinem Inneren unerträglich zu sein scheint.

Fühle mich zerrissen. Wegen dir.

Soll ich dich lieben oder hassen.

Ich weiß es nicht. Nur eins:

Ich brauche dich.

Ende

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